Die Ärztekammer Niederösterreich warnt vor dem Einsatz nichtärztlicher Hilfskräfte in der Akutmedizin.
Die Ärztekammer Niederösterreich warnt vor dem Einsatz nichtärztlicher Hilfskräfte in der Akutmedizin.

Mit großer Verwunderung reagiert der Präsident der NÖ Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner, MSc, auf die Einrichtung von „Acute Community Nurses“ durch Notruf NÖ: „Wie wir aus den Medien erfahren haben, werden ab sofort von Notruf NÖ Fachhochschulabsolventen zu Akut- und Notfällen geschickt. Ich warne davor, denn Akutmedizin gehört in ärztliche Hand! Völlig unverständlich ist auch, dass die Ärztekammer als Vertreterin der Ärzteschaft zu keinem Zeitpunkt in dieses Projekt eingebunden war oder zumindest darüber informiert wurde. Selbst die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vor Ort wussten nicht über das Projekt Bescheid. Gerade während der Corona-Krisenzeit hatten wir ein sehr gutes und enges Verhältnis zu Notruf NÖ. Umso unverständlicher ist nun das einseitige Vorgehen.“

Laut der Website von Notruf NÖ läuft das Projekt der Acute Community Nurses seit 18. Mai 2020 in Niederösterreich im Bezirk Bruck an der Leitha. Notruf NÖ möchte die selbst geortete „Lücke in der Versorgung zwischen niedergelassenem Bereich und mobiler Pflege hin zur klinischen Versorgung“ schließen, indem sie die ärztliche „Betreuung bei akuten gesundheitlichen Problemen“ durch nicht ärztliches Personal ersetzt.

Um in Österreich ärztlich tätig werden zu dürfen, muss man ein zumindest sechsjähriges Medizinstudium und eine entweder dreieinhalbjährige Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder eine sechsjährige Ausbildung zum Facharzt absolviert haben. „Erst dann darf man selbstständig als Ärztin oder Arzt arbeiten. Offensichtlich möchte das Land NÖ diese hohen Qualitätsstandards nun unterwandern, indem es Absolventen einer Fachhochschule zu Menschen mit akuten medizinischen Problemen schickt. Über diese Entwicklung sind wir nicht nur äußerst überrascht, sondern auch besorgt. Eine akutmedizinische Behandlung erfordert viel Erfahrung und Wissen, welches man in jahrelangem Lernen und Arbeiten am Patienten erlangt.“, berichtet Vizepräsident Dr. Gerrit Loibl, MSc, der auch das Referat für Notfall- und Rettungsdienste, Katastrophenmedizin und Bereitschaftsdienst in der Ärztekammer leitet.

Auch die Kurienobmänner und Vizepräsidenten OA Dr. Ronald Gallob und MR Dr. Dietmar Baumgartner stehen dem Pilotprojekt mit großer Sorge gegenüber: „Ärztliche Leistung kann niemals durch nichtärztliche, paramedizinische Leistung ersetzt werden. Auch wenn es für Ökonomen auf den ersten Blick verlockend klingen mag, warnen wir davor, sich bei der Gesundheit der Bevölkerung vorrangig vom Spargedanken leiten zu lassen. Die Folgen könnten für kranke Menschen sehr schmerzlich sein.“ Die Letztverantwortung im medizinischen Bereich kann nur bei Ärztinnen und Ärzten liegen und kann keinesfalls delegiert werden.

Quelle: NÖ-Ärztekammer

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www.arztnoe.at  

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