Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: Pascal Maitre
Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître.“ Foto: Pascal Maitre

Der madagassische Schöpfergott „Zanahary“ war schlecht auf Baobab zu sprechen. Anfangs noch liebte er – der Legende nach – den Baobab mehr als alle anderen Bäume, weswegen er ihm den besten Platz im Wald zuteilte. Nur war dieser dem Affenbrotbaum zu feucht, deshalb nörgelte er ständig. So lange bis dem Gott der Geduldsfaden riss und er den Baum schnappte, um ihn mit göttlichem Schwung Richtung Horizont zu werfen. Dort blieb er den Kopf voran in der Erde stecken.  Eine von zahlreichen mythischen Geschichten, die sich um den Baobab ranken. Sie erklärt seine typische Wuchsform mit dem weitläufigen, gen Himmel gereckten Wurzelwerk.

Der Baobab ist der ungewöhnlichste Baum Madagaskars. Er wird bis zu elf Meter dick und 30 Meter hoch. Sein Inneres besteht aus Fasern, die besonders viel Wasser speichern können. Während der langen Trockenzeiten verliert er seine Blätter und lebt dann von den Wasserreserven. Seine Blüten öffnen sich nur nachts. Von den acht Arten der Affenbrotbäume, die weltweit existieren, sind sieben auf Madagaskar heimisch. Sechs davon sind auf der Insel endemisch – das heißt, sie kommen nirgendwo sonst vor. Mehrere Baobab-Arten sind stark gefährdet.

Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: Pascal Maitre
Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: Pascal Maitre

Der Fotograf Pascal Maître unternahm 27 Reisen nach Madagaskar in die magische Welt der Baobabs. Seine Bilder sind so einzigartig wie die Bäume selbst, die vielen Madagassen heilig sind und um die sich zahlreiche mythische Geschichten ranken. Um die Blüten zu erleben, die sich nur nachts öffnen, verbrachte der Fotograf eine Nacht in der Krone eines über 25 Meter hohen Baumes:

In jener Nacht schlief ich hoch oben in diesem Baum, zwischen Himmel und Erde. Als ich aufwachte,“ erzählt Maître, „fand ich mich unter Tausenden von Sternen und sich öffnenden Blüten wieder. Ein unvergessliches Erlebnis.“

Für die Menschen in Madagaskar ist der Baobab ein Geschenk. Er liefert Klebstoff, Kleidung und Material zum Dachdecken. Die Blätter werden für Medikamente verwendet; aus den Vitamin-C-reichen Früchten werden sogar Süßigkeiten hergestellt. Ein Baobab kann tausende Liter Wasser speichern. Die kostbare Flüssigkeit hält sich über die Trockenzeit hinweg. Dieses Wasser wird nicht nur getrunken, sondern auch für rituelle Zwecke verwendet. Hebammen benutzen bei Geburten nur Wasser eines Baobabs. Hohle Bäume bieten Menschen wie Tieren Lebensraum. Die Asche der Rinde wird als Dünger und zur Herstellung von Seife verwendet. Die jungen Triebe und Blätter werden gegessen, die Samen für Kaffee geröstet.

Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: Pascal Maitre
Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: Pascal Maitre

Ältere Bäume sind in der Regel hohl und bieten sowohl Menschen als auch Tieren Lebensraum. Die Madagassen nennen einen alten Baobab die „alte Großmutter“, weil der Stamm ganz mit Furchen überzogen ist. Oft trotzt ein solcher Baum allein auf weiter Flur den Unbilden der Zeit.

In Westafrika gilt der Baobab als Symbol der Weisheit und als wichtiges Kommunikationsmittel zwischen der Unterwelt, der Erde und dem Himmel. Bei den „Ratssitzungen des Baobabs“ wird über die Taten der Vergangenheit und der Zukunft gesprochen.

Im Nationalpark von Tsimanampesotse steht der älteste Baobab Madagaskars, eine Adansonia rubrostipa. Sie ist nach Messungen mit der Radiokarbonmethode rund 1.600 Jahre alt und damit der zweitälteste Baobab der Welt. Der älteste Affenbrotbaum steht in Südafrika und ist 1.800 Jahre alt.

Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: NHM Wien, Kurt Kracher
Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: NHM Wien, Kurt Kracher

Das Zentrum der Ausstellung im NHM / Naturhistorischen Museum Wien bildet eine begehbare Baobab-Konstruktion mit einem Durchmesser von ca. 4 Metern. Hier können Besucherinnen und Besucher die gewaltigen Dimensionen des bis zu 30 Meter hohen Affenbrotbaums erfassen.

Der Fotograf Pascal Maître arbeitet für renommierte Magazine wie GEO, Stern, Le Figaro, Paris Match, L’Express und National Geographic. Vor allem durch seine Arbeiten über Afrika und Madagaskar ist er zum Inbegriff eines Farbfotografen geworden. Im NHM Wien war er zuletzt mit der Ausstellung „Amazing Africa. Tradition, Umwelt, Konflikte“ von 04.10. bis 11.11.2012 zu Gast.

Die tief empfundene Liebe zu den Bewohnern Afrikas hat ihn veranlasst, über einen langen Zeitraum hinweg die Baobabs in den Blick zu nehmen – jene majestätischen Bäume, die das Gesicht der Insel Madagaskar prägen. Die Arbeiten von Pascal Maître bringen in ihrer Schönheit die Faszination dieser einzigartigen, mythischen Bäume perfekt zur Geltung.

Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: NHM Wien, Kurt Kracher
Ausstellungsansicht „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maître. “ Foto: NHM Wien, Kurt Kracher

Das NHM Wien bietet zu dieser Ausstellung ein öffentliches Programm mit Führungen und Kinderprogramm an.

Was: Ausstellung „BAOBAB. Der Zauberbaum. Fotografien von Pascal Maitre.“

Wann: von 7. März bis 3. Juni 2018

Wo: NHM / Naturhistorisches Museum Wien, Maria-Theresien-Platz 1, 1010 Wien

www.nhm-wien.ac.at

 

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