Ginger Baker bei einem Konzert 2011 in Innsbruck. Foto: Svíčková
Ginger Baker bei einem Konzert 2011 in Innsbruck. Foto: Svíčková

Peter Edward „Ginger“ Baker (* 19. August 1939, † 6. Oktober 2019) galt als DAS Vorbild ganzer Schlagzeuger-Generationen. Das rote Stroh auf seinem Hausdach brachte ihm schon sehr früh den Spitznamen „Ginger(ein gängiger britischer Spottname für Rothaarige) ein. Als „Ginger Baker“ wurde Peter Edward Baker in den 1960er Jahren weltberühmt.

Der 1939 in eine Südlondoner Arbeiterfamilie hineingeborene Peter Edward Baker war ein gutes Stück älter als der Rest der psychedelischen Rockszene, in der er in den 1960ern zur lebenden Berühmtheit wurde. Im Gegensatz zu den Baby-Boomern um ihn herum hatte er die Bombardements durch die Deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg bewusst miterlebt. Sein Vater war aus dem Krieg nicht mehr zurückgekehrt.

Als Teenager entdeckte der in kleinkriminelle Gangs involvierte Tunichtgut seine Liebe zum Jazz und bald darauf sein Naturtalent als Schlagzeuger. Phil Seamen, damals Londons gefragtester Jazz-Trommler, gab ihm Unterricht und eröffnete ihm dabei zwei seiner künftig größten Obsessionen: Die Rhythmen Afrikas und das alle Seelenschmerzen betäubende Heroin.

Einerseits war er gefürchtet als der große Griesgram unter den britischen Rockstars, andererseits wiederum wurde er als der technisch versierteste Rock-Drummer der ersten Generation angehimmelt und verehrt. Mit seinen innovativen Rhythmen – beeinflusst von Afro und Jazz – hat sich Ginger Baker in das Popgedächtnis eingebrannt.

Die mittleren Sixties waren eine schwere Zeit für den britischen Jazz. Im Windschatten der Beatles übernahmen Gitarrenbands die Club-Szene, und Englands bekannteste Big Bands verloren über Nacht ihren Lebensunterhalt. Der flexible Baker fand Beschäftigung bei Alexis Korners Blues Incorporated, dann neben Bassist Jack Bruce und Saxophonist Dick Heckstall-Smith bei der Graham Bond Organization, mit dessen Namensgeber, Organist und Sänger er die Leidenschaft für harte Opiate teilte. Die Band zerbrach bald unter Handgreiflichkeiten zwischen dem streitbaren Drummer und dem sturen Bassisten.

Ironischerweise fand Baker sich in seiner nächsten Band erneut mit Jack Bruce vereint, diesmal als Trio zusammen mit dem bei den Yardbirds und John Mayall zu Prominenz gelangten Gitarrenwunder Eric Clapton. Die Band gab sich den überheblichen Namen Cream (in Sinne einer Crème de la Crème der Musikszene). Die Band Cream, 1966 gegründet, bestand zwar nur knapp drei Jahre, jedoch das, was sie musisch herausgebracht hatten, gilt bis in unsere heutigen Tage als schier end- und zeitlos.Das Trio galt damals ohnehin als die erste Supergroup des Rock. Ihr Album „Wheels of Fire“ aus dem Jahre 1968 verkaufte sich als das erste Doppelalbum der Geschichte über eine Million Mal. Vier Alben nahm die Band auf, nach knapp drei Jahren war man allerdings derart zerstritten – vor allem Bruce und Baker konnten nicht miteinander – sodass Schluss war.

Baker, der gerne mit zwei Basstrommeln spielte, legte mit seinen hochkomplexen Beats und Schlagzeug-Soli das Fundament für die instrumentalen Exzesse des Progressive Rock. Später sollte er zu Recht beklagen, dass er für seine Grooves in Klassikern wie „Sunshine Of Your Love“ oder „Tales Of Brave Ulysses“ – im Gegensatz zu Bruce und Texter Pete Brown – keine Tantiemen erhielt. Selbst bei einer späten Reunion 2005 flogen noch die Fetzen, denn Baker blieb ein ewig Rast- und Ruheloser, wenngleich am Ende von Arthritis und Herzproblemen geplagter Virtuose.

Doch seine offenbare Unerträglichkeit als Mensch ändert nichts daran, dass er sich früher, intensiver und glaubhafter als irgendein anderer Musiker seines Umfelds mit den afrikanischen Wurzeln seiner Musik befasste. In einem Interview erinnerte sich Ginger Baker an „das wohl größte Kompliment“, das ihm Bebop-Legende Max Roach nach einem Konzert im New Yorker Club Iridium im Jahr 1997 gemacht hatte: „Jesus, Ginger spielt wie ein Nigger.“

Am 6. Oktober 2019 verstarb Ginger Baker 80-jährig in einem Spital in England.

Quelle: oepb

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