ORF CD-Cover Erwin Steinhauer liest Peter Hammerschlag. Scan: oepb
ORF CD-Cover Erwin Steinhauer liest Peter Hammerschlag. Scan: oepb

Peter Hermann Hammerschlag (* 27. Juni 1902 in Wien, 17. Juli 1942 nach Auschwitz verschleppt (†) und seit dem als verschollen geltend) war eine der zentralen Figuren der Wiener Kleinkunstszene der Zwischenkriegszeit. Seine ersten Gedichte verfasste er bereits als Schüler.

Für Schüler schrieb er nach der Matura erfolgreiche Revuen. Nach seiner Bekanntschaft mit dem Berliner Kabarett prägte er in den Jahren 1931 bis 1935 als Hausautor und gewandter Conférencier die von Stella Kadmon gegründete Wiener Kleinkunstbühne „Der liebe Augustin“ entscheidend mit.

Er bestach durch seine witzig-selbstironische, teilweise groteske wie einfühlsame Betrachtung des eigenen Metiers und der alltäglich menschlich-allzumenschlichen Schwächen. So meinte er 1937 über seinen hoffnungslos in die Tänzerin Galina Sazarina verliebten Freund Friedrich Torberg: „Torbergs Liebe zur Tänzerin Sazarina jedenfalls ist geprägt von seiner fatalen Veranlagung, immer alles allein aufleiden zu wollen!“

Und Friedrich Torberg meinte über Peter Hammerschlag, „…dass dieser zu den originellsten Begabten, die im Wien der Ersten Republik, genauer in den Jahren 1928 bis 1938, zwischen Kabarett und Literatur hin und her pendelten, zählte. Wäre er zwei oder drei Jahrzehnte früher auf die Welt gekommen, er hätte sich in der Groteskedichtung des deutschen Sprachraums, irgendwo zwischen Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz einen sicheren Platz erworben.“

Friedrich Torberg (* 1908 in Wien, † 1979 in Wien) galt als Nachlassverwalter Hammerschlags. Als solcher brachte er 30 Jahre nach dessen Verschwinden 1972 zu Ehren von Peter Hammerschlag einen Gedichte-Band mit dem Titel „Der Mond schlug grad halb acht“ im Zsolnay-Verlag heraus.

Peter Hammerschlag war ein österreichischer Dichter, Schriftsteller, Grafiker und Kabarettist. Anhand dieser Hör-CD bleibt sein Leben und Wirken lebendig. Foto: ORF
Peter Hammerschlag war ein österreichischer Dichter, Schriftsteller,
Grafiker und Kabarettist. Anhand dieser Hör-CD bleibt sein Leben und Wirken
lebendig. Foto: ORF

Peter Hammerschlag war der Sohn eines anerkannten jüdischen Mediziners der Universität Wien. Er wurde, nachdem ihn ein Freund, der Komponist Alexander Steinbrecher in seiner Wohnung versteckt hielt, nach Verlassen von eben dieser im Jahre 1942 aufgegriffen, deportiert und im Konzentrationslager Auschwitz in Polen verliert sich seine Spur. Seine Eltern kamen im gleichen Jahr in Theresienstadt in der Tschechoslowakei ums Leben.

Erwin Steinhauer über Peter Hammerschlag

Peter Hammerschlag Lyrik lesen? Genügt nicht! Man muss sie denken und fühlen. Also spielen. Jedes Gedicht ist eine eigene Spielsituation. Kleine gereimte Dramolette. Wie spielt man ein Eskimo-Baby? Wie einen Seehund? Wie ein Rosenschweinchen? Menschlich! Wie ein kleines Mädchen! Wie Alois, den Lustmörder! Wie Olga, die Maitresse? Hammerschlag ist berührend naiv. Wunderbar erotisch. Befreiend böse. Für mich. Ich hätte ihn gerne gekannt. Ungnade der späten Geburt.

Erwin Steinhauer kam 1951 in Wien zur Welt. Nach einer unauffällig glücklichen, aber kurzen Kindheit und Jugend, erfolgte früh die mittlere Reife, ein Lehramts- und Doktoratsstudium der Geschichte und Germanistik, welches spät, aber doch abgebrochen wurde, um im Jahre 1974 die Kabarettgruppe Keif gemeinsam mit Dr. Erich Demmer zu gründen. Danach Musical im Theater an der Wien, Kabartett simpl, den Beruf bei Lore Lorentz am Düsseldorfer Kommödchen erlernt. 1980 wieder in Wien, erneut am Keller begonnen bei Stella Kadmon und Emmy Werner im Theater der Courage. Ab 1982 Burgtheater und Soloprogramme mit Arthur Lauber, Theater in der Josefstadt, sowie Salzburger Festspiele. Einem großen Fernsehpublikum ist Erwin Steinhauer seit erfolgreichen Serien wie „Der Sonne entgegen“, „Der Salzbaron“, oder „Trautmann“ ein Begriff. Aber auch in „Single Bells“, „Ein Mann der Krise“, „Lovers“, „Das Siegel“, sowie „Brüder I-III“ sticht Erwin Seinhauer immer wieder aufs Neue heraus.

Das oepb meint dazu:

Diese Hör-CD ist nicht nur eine Würdigung des ORF an Peter Hammerschlag und seine zeitlosen Erzählungen – Erwin Steinhauer besticht – einmal mehr – in der für ihn so typischen Art und Weise eines Vortragenden. Pointiert gewitzt führt Steinhauer durch das Hammerschlag´sche Programm und erinnert somit würdevoll an einen großen Österreicher, der für viele längst vergessen schien. Gerade Steinhauer, der zuletzt wieder als Stimme im Theater in der Josefstadt im Karl Kraus-Stück „Die letzten Tage der Menschheit“ brillierte, ist für diese Aufgabe die perfekte Besetzung. Erwin Steinhauer verkörpert mit jeder Phase seines Körpers eine vor langer Zeit schon versunkene Epoche Österreichs. Sein Auftreten, seine würdevolle Haltung, sowie seine perfekte Vortrags- und Erzählform machen ihn seit je her aus. Und somit sind – und bleiben – die Gedanken und Erinnerungen an längst von uns gegangene große Österreichische Künstler unvergänglich.

Aus dem Inhalt:

Wiegenlied für ein Eskimo-Baby / Ein Tiger öffnet dir sein Herz / Seehund schreibt seinem Mädel / Legende vom Dialekt / Blauer, blauer Federstiel / Stählerne Nacht / Liebeslied an ein Proletarier-Mädchen / Die Zerrissene / Peter Altenberg allein / Greta Garbo / Der Chef macht einen Wirbel / Altes Pärchen / Der Gehenkte / Herzbrüderlein Popo / Die ungarische Schöpfungsgeschichte … und noch viele andere mehr;

Erwin Steinhauer liest Peter Hammerschlag
Live-Mitschnitt der Lesung aus dem Funkhaus in Wien
Hör-CD des ORF 541 aus der Edition Radio Literatur
ISBN: 9-004629-309828

Direkt zu bestellen bitte hier;

Lesen Sie weitere Rezensionen aus dem ORF-Shop bei uns bitte hier

 

 

 

 

 

Back to Top