Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz zählt – neben München, Nürnberg, Hamburg und Berlin – zu jenen so genannten 5 Patenstädten des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler, die ihm besonders am Herzen gelegen waren.
In seiner Rede vom 12. März 1938 vom Rathausbalkon des Linzer Hauptplatzes untermauerte er die Bedeutung seiner Jugendstadt und des „Gaues Oberdonau“ – Oberösterreich – für das Dritte Reich. Adolf Hitler hatte mit Linz viel vor und sein Parade-Architekt Albert Speer hätte die Pläne in Taten umsetzen sollen. Doch die Geschichte wollte es anders.
Heute ist sich die Stadt Linz dieser Rolle in der NS-Zeit sehr wohl bewusst und befasst sich seit über 10 Jahren mit der akribischen Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der jüngeren Vergangenheit der österreichischen Geschichte. Im Zuge von zahlreichen Büchern und Publikationen, zu beziehen im Archiv der Stadt Linz, Tel.: 0732 / 7070-2973, gibt es bis dato einen umfangreichen Einblick in diese Epoche. Was aber in Linz nach wie vor und bis in die heutige Zeit allgegenwärtig ist, sind die so genannten „Hitler-Bauten“, die fast in jedem Stadtteil ein prägendes Bild abgeben.
Die Ausstellung „HITLERBAUTEN IN LINZ“ – Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte, 1938 bis zur Gegenwart zeigt nun das NORDICO Stadtmuseum Linz. Auf zwei Etagen wird anhand zahlreicher Fotos, kleinerer Film-Dokumente, diverser Publikationen und Zeitzeugen-Interviews auf die Entstehung und auch Instandhaltung nach dem Ende des 2. Weltkrieges hingewiesen.
Linz war bis zum Anschluss an Hitler-Deutschland in den März-Tagen des Jahres 1938 eine kleine Stadt mit einem barocken Stadtkern. Die Stadt kam anno 1880 auf 56.000 Einwohner. Der damalige Leitspruch: „Linz an der Tramway“, kam nicht von ungefähr, hatte doch die Stadt sehr viele Grün-Flächen zu bieten und links und rechts entlang des Weges der Landstraße stadtauswärts zu war mit städtischem Charakter sehr bald Endstation. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit dem Spatenstich am 13. Mai 1938 zu den „Reichswerken Hermann Göring“, spätere VÖEST Alpine. Zwei ganze Dörfer – St. Peter und Zizlau – wurden für die Göring-Werke geopfert und in Grund und Boden gestampft, sowie deren Bewohner binnen kürzester Zeit ab- und umgesiedelt. Der Bau schritt zügig voran und für die zahlreich zuströmenden Arbeiter musste schleunigst Wohnraum geschaffen werden.
Hausten zahlreiche Linzer in den kärglichen und armseligen 1930er Jahren in Baracken, so entstand durch den Bauboom ein völlig neues Wohngefühl der damaligen Jahre. Ein Bad in der Wohnung beispielsweise war absolutes Neuland für die Familien in der damaligen Zeit. Bis ins Jahr 1945 und dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurden in Linz 11.000 dieser Wohnungen gebaut, nachdem man 1938 damit begonnen hatte. Linz hatte 1945 194.000 Einwohner. 22 Luftangriffe mit teilweise verheerenden Ausmaßen für die Zivil-Bevölkerung fügten der Stadt bis Kriegsende klaffende Stadtbild-Wunden zu. Selbst heutzutage, 67 Jahre nach Kriegsende, tauchen im Zuge von Aushubarbeiten immer wieder scharfe Bomben-Relikte dieser Zeit auf.
Die vor dem Jahr 1945 begonnenen und nicht fertig gestellten Wohnbauten wurden nun nach Kriegsende gemäß alter Pläne und Muster vollendet. In der Aufbaueuphorie der Nachkriegsjahrzehnte wurde über die „Hitler-Bauten“ und ihre eigentliche Entstehung kaum gesprochen, wenngleich fast jeder Linzer jemand kannte (oder kennt), der in diesen NS-Wohnbauten gelebt hatte (oder noch lebt). Über die Wohnbauten wird – wenn überhaupt – stets im Privaten, jedoch nicht in der Öffentlichkeit diskutiert.
Deutlich erkennbar sind diese Siedlungen unter anderem an den zahlreichen Grünflächen und ihren prägnanten Baukörpern, in denen das Leben der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ ihren Platz finden sollte. Bis in die heutige Zeit werden diese Bauten in den Stadtteilen Auhof, Harbach und Hartmayrsiedlung in Urfahr, der Neuen Heimat, am Bindermichl und Spallerhof, sowie im Bereich des Froschberges als jene Hitler-Bauten bezeichnet, die noch allgegenwärtig, bewohnt und prägnant für das Stadtbild sind.
Die NORDICO-Ausstellung zeigt die über 70jährige Geschichte dieses Wohnraumes in Linz anhand der Entstehungsbedingungen und der Bautätigkeit, sowie der Propaganda des „sozialen Wohnbaus“ zwischen 1938 und 1945. Sie blickt auch auf den individuellen Umgang mit dem baulichen Erbe aus der Zeit des Nationalsozialismus, sowie die Rezeption der Bauten in der alltäglichen Praxis. In der Ausstellung werden unterschiedliche mediale Zugänge wie Kunst und Fotografie zu den Hitler-Bauten präsentiert.
Quelle: oepb
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Was: „HITLERBAUTEN IN LINZ“ – Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte, 1938 bis zur Gegenwart
Wann: 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013
Wo: NORDICO Stadtmuseum Linz
Schüler haben im Klassenverband freien Eintritt, ebenso Senioren immer dienstags ab 15 Uhr.
Zur Ausstellung erschien auch ein diesbezügliches Buch „Hitler-Bauten in Linz“ in Deutsch und Englisch im Verlag
Anton Pustet, Salzburg. Erhältlich im nordico.shop und im Buchhandel.
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