Matchkarte Manchester United vs. FK Austria Wien (1 : 5) vom 7. August 1991 im Linzer Stadion. Sammlung: oepb

Das Achtelfinal-Hinspiel in der UEFA Europa League zwischen dem Linzer ASK  und Manchester United  am kommenden Donnerstag, 12. März 2020 wirft seine Schatten voraus. Die Begegnung im Linzer Stadion ist nicht nur restlos ausverkauft, es ist dies bereits der zweite Auftritt von „The Reds“ aus Manchester in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. An die erste Begegnung werden sich die „Roten Teufel“ jedoch nicht mehr allzu gerne zurückerinnern, setzte es doch vor knapp 30 Jahren eine gehörige sportliche Watschen für die stolzen Briten.

Austria ist groß, aber United ist unschlagbar

Die Wiener Austria war schon immer eine große Mannschaft und Herbert Prohaska ist ein berühmter Mann. Aber die Österreicher sind zurückgegangen und die Engländer sind zu stark.“, so ein Zitat von Pascal Papadopolus, des seinerzeitigen Managers von Athinaikos Athen. Die Griechen trafen im damals noch existierenden Europapokal der Pokalsieger im Herbst 1991 in der ersten Runde auf den regierenden Europapokalsieger Manchester United und Papadopolus weilte als Spion im Linzer Stadion vor Ort.

Mit dem Ableben im Jahre 1997 von LIVA Vorstandsdirektor Karl Gerbel (rechts) war es auch mit den Linzer Konzert- und Fußball-Großveranstaltungen vorbei. Links im Bild: UEFA-Manager Robert Tichy. Foto: © oepb

Karl Gerbel macht´s möglich

Karl Gerbel, der damalige Chef der LIVA / Linzer Veranstaltungs Gesellschaft war ein viel beschäftigter Manager. Unter seiner Regie trat Michael Jackson am 6. September 1988 im Linzer Stadion vor über 40.000 Zuschauern auf. Im Juni 1989 folgten Pink Floyd vor abermals ausverkaufter Gugl. Auch in Sachen Fußballsport bewies Gerbel eine geschickte Hand.

Es gelang ihm, als der „Eiserne Vorhang“ noch dicht war, im Dezember 1987 Dynamo Kiew mit seinem Superstar Oleg Blochin nach Linz zu einem dreitägigen Hallenturnier zu lotsen. Dass sich daraus dann die Geschichte entwickelte und Blochin in Oberösterreich beim SK Vorwärts Steyr anheuerte, dieser Grundstein wurde im Winter 1987/88 in Linz gelegt. Zwei Jahre später gelang es Karl Gerbel Real Madrid nach Linz zu holen. Die freundschaftliche Begegnung stieg als Hauptspiel gegen den FC Tirol am 24. August 1989 vor über 25.000 Zuschauern.

Real begeisterte das Publikum und siegte gegen die Innsbrucker mit 3 : 0. Im Vorspiel trennten sich in einem Linzer Stadt-Derby der 2. Division zuzuzählen der SK VÖEST Linz vom LASK mit einem 2 : 2. Bereits da waren 20.000 Besucher dabei.

Und ein Jahr später, am 25. Juli 1990 abermals ein fußballerischer Leckerbissen für die Stahlstadt Linz. Der FK Austria Wien demolierte Ernst Happels FC Tirol anhand des Supercups mit 5 : 1. Auch da fand als Vorspiel das Linzer Derby, beide Vereine immer noch der 2. Liga angehörend, statt, die VÖEST schlug in einem mitreißenden Match den LASK mit 3 : 1.

Über 12.000 Zuschauer waren von den dargebotenen 180 Fußballminuten hellauf begeistert.

Valdas Ivanauskas (Bildmitte, Austria Wien) gegen Paul Ince (rechts), sowie Mark Hughes (Nr. 7), beide Manchester United. Foto: privat

Linz wird zum Fußball-Nabel Österreichs

„Zuerst der Bundesliga-Aufstieg des SK VÖEST, nun Manchester gegen die Austria – Linz ist im Fußball wieder erstklassig!“ so Herbert „Schneckerl“ Prohaska, seines Zeichens Trainer des FK Austria Wien im Juli 1991 im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich des bevorstehenden Fußball-Festes im Linzer Stadion.

Karl Gerbel war es gelungen, Manchester United an die Donau zu lotsen. Darüber hinaus beging die Wiener Austria (15. März 1911) in jenem Jahr ihren 80. Geburtstag. Pikanterie am Rande war, dass der FAK diesen Test umso ernster nahm, da im Europacup in der 1. Runde im Herbst 1991 mit Arsenal London ein schwerer Brocken auf den Österreichischen Meister wartete.

Und United gewann 1990/91 den Europapokal der Pokalsieger. Linz freute sich in jedem Fall auf dieses Spiel.

Mittwoch, 7. August 1991, Linzer Stadion auf der Gugl, 19 Uhr

Da liefen sie also auf, die Roten Teufel von Manchester United um ihren Superstar Mark Hughes am Linzer Stadionrasen. Und auch aus Wien waren zahlreiche Fans und Schlachtenbummler gekommen. So entwickelte sich optisch auch ein schönes Bild, da die Veilchen-Anhänger im Stehplatz-Sektor 10 hinter dem Tor der Gugl versammelt waren, die United-Fans im Sektor 12. Man stand quasi Schulter an Schulter, ohne nennenswerte Probleme, sieht man einmal von der stimmgewaltigen Unterstützung für die jeweils eigenen Farben ab.

Die ManUnited-Fans bezogen im 12er Sektor des Linzer Stadions in der Stehplatz-Kurve ihre Stellung. Foto: © oepb

Die Gugl erlebte eine violette Gala

Auch, wenn es sich nur um ein freundschaftliches Testspiel handelte, so sah man von Anbeginn an, dass der FAK dieses Match sehr ernst nahm. Allen voran der damals noch mit leicht rötlichen Haaren agierende Andreas Ogris spielte seine spritzige Schnelligkeit immer wieder perfekt aus. Seine Solos waren sehenswert und der quirlige Wiener bereitete der United-Abwehr immer wieder große Sorgen. Es war schier unglaublich, dass dem „Ogerl“ an jenem Abend kein Tor gelang. Diese besorgten jedoch sehr eindrucksvoll seine Mitspieler: 1 : 0 Valdas Ivanauskas (16. Minute), 2 : 0 Arminas Narbekovas (28. Minute), 3 : 0 Manfred Kern (39. Minute), 3 : 1 Brian McClair (44. Minute), 4 : 1 Manfred Schmid (89. Minute), sowie das 5 : 1 durch Christian Prosenik in der Schlussminute.

Nicht mehr Zuschauer

Leider war es uns nicht gelungen, auch heuer ein interessantes Vorspiel auf die Beine zu stellen. Das Fehlen eines Lokalmatadors, beispielsweise der bärenstarke Bundesliga-Aufsteiger SK VÖEST, kostete uns zahlreiche Besucher. Dennoch kann ich mit den erreichten 12.000 Zuschauern zufrieden sein.“, zog LIVA-Organisator Karl Gerbel nach dem Spiel Bilanz.

Manchester United ist nicht der SK VÖEST

… rief ein im Lager der Linzer Werkssportler stehende Anhänger nach dem Match Austria-Coach Herbert Prohaska zu. Dieser lächelte und nickte zustimmend. Der SK VÖEST Linz hatte 14 Tage zuvor als Aufsteiger den regierenden Meister aus Wien mit 2 : 1 bezwungen.

Unmittelbar daneben im Sektor 10 die “Wiener Violetten”. Auch damals schon mittendrin dabei, Wudle und seine Atzgersdorfer. Foto: © oepb

5 : 1 ist schön, aber nicht gut

Genau genommen bin ich gar nicht so froh, dass wir dieses Match so hoch gewonnen haben. Ich wollte nur, dass meine Burschen vor dem schweren Gang nach London zu Arsenal den Respekt vor englischen Mannschaften ablegen. Das ist zwar gelungen, aber es wird jetzt unsere Aufgabe sein, dass wir das Team am Boden der Tatsachen behalten.“, so Herbert Prohaska nach dem Spiel.

Arsenal zerlegt die Austria

Der Schneckerl sollte insofern Recht behalten, da seine Wiener Violetten in London gehörig unter die Räder kamen. „Die Kanoniere“ von Arsenal machten ihrem Namen alle Ehre und ließen Österreichs Vertreter in der 1. Runde im Europapokal der Landesmeister beim Hinspiel nicht den Funken einer Chance.  1 : 6, so lautete die Schlappe aus Wiener Sicht. Dass das Rückspiel im Wiener Stadion dann mit 1 : 0 gewonnen werden konnte, diente lediglich einer kleinen Revanche.

Nach dem 5 : 1 von Christian Prosenik (nicht im Bild) ist Manchester United samt Keeper Peter Schmeichel am Boden zerstört. Foto: privat

Der Schatten des Krieges

Da in Jugoslawien im August 1991 der Bürgerkrieg einsetzte, kam Linz makaberer Weise nochmals in die Gunst eines Gastspieles einer Mannschaft von der britischen Insel. Am 17. September 1991 bat Hajduk Split Tottenham Hotspur zum Europapokal-Hinspiel auf der Gugl. Diesmal waren 7.000 Zuschauer anwesend, das Spiel stand jedoch die meiste Zeit unter dem Motto „STOP THE WAR IN CROATIA“. Dass Hajduk mit 1 : 0 gewann, fiel an jenem Abend kaum ins Gewicht. Und auch die Zuschauer gingen sich nicht weiter auf die Nerven, die anwesenden Engländer, sowie die Kroaten, verhielten sich mustergültig.

Der Jubilar ließ sich zum 80. Geburtstag nicht lange bitten. Mit 5 : 1 kanonierte der FAK die ManUnited aus dem Linzer Gugl-Oval. Foto: © oepb

Jürgen Werner / Aus Stahl-Blau wird tiefes Schwarz

Jürgen Werner I, der damals, im Herbst 1991, als aktiver Mittelfeld-Regisseur in seiner 11. und letzten Saison für den SK VÖEST am Rasen stand, hätte sich wohl nie im Traum gedacht, dass er nun, 29 Jahre später, als Vize-Präsident des LASK einmal ein Match gegen Manchester United erleben wird. Bei ihm verhält es sich in etwa so, wie bei Rudi Assauer. Dieser war jahrelang für Borussia Dortmund aktiv und machte später den FC Schalke 04 als Manager salonfähig. Werner gelang es, den am Boden liegenden LASK in bis heute schwindelerregende Sphären zu entführen. Noch nie in seiner 112jährigen Vereinsgeschichte überwinterte der Linzer ASK im Europapokal. Heuer war es erstmals soweit. Und nach 55 Jahren hat der LASK auch heuer wieder echte Chancen, die heimische Meisterschaft – nach seinem ersten (und bislang einzigen) Double-Erfolg 1964/65 – zu gewinnen.

Aus der Niederlage lernen

Die Person des Jürgen Werner wurde in Linz und Oberösterreich jahrelang angefeindet. Man haftete ihm die Liquidierung des FC Linz (vormals SK VÖEST) an. Er hätte damals Mitte der 1990er Jahre jene Manager-Weitsicht haben müssen, aus der hervorgegangen wäre, dass dieser Verein eben nicht vor die Hunde geht. Und dennoch tat er es, der Verein.

Jürgen Werner war im Mai 1997 nach Bekanntgabe der „Verschmelzung der Kräfte“ in Linz zwar am Boden zerstört, weil es sich eigener Aussage nach beim SK VÖEST / FC Linz um seinen Verein gehandelt habe, dennoch wuchs er im Laufe der Jahre am Widerstand und etablierte seine Ideen und Vorstellungen. Die wenigsten wissen heute noch, dass Werner gemeinsam mit anderen Vordenkern an einem Bundesliga-Projekt 2000 beteiligt war. Dabei ging es um einen Verein aus jedem Bundesland und zwei Teams aus Wien – ohne Ab- und Aufsteiger. Diese 10 Mannschaften hätten sich untereinander die Meisterschaft ausgemacht. Man wollte mit dieser Idee den heimischen Nachwuchs fördern und den jungen Spielern die Chance geben, sich zu etablieren. Wenn das eigene Team nicht absteigen kann, werden die Vereinsverantwortlichen auch nicht nervös und verpflichten somit keine abgehalfterten „Stars“ aus dem Ausland, die ohnehin kaum besser sind, als der eigene Nachwuchs, so war der Gedankensprung damals. Nun, jenes Projekt, das 1996 vorgestellt wurde, kam nie zur Realisierung.

Für den damals 33-jährigen Jürgen Werner (Bildmitte) als junger Manager der größte Coup. Der mexikanische Weltstar Hugo Sanchez (mit Gattin Isabel) kommt im September 1995 nach Oberösterreich und gibt beim FC Linz ein achtmonatiges Gastspiel. Foto: © oepb

Mit dem LASK noch nicht am Ziel

Wer den ehrgeizigen Jürgen Werner kennt, der wird ermessen können, dass er mit dem LASK noch nicht am Zenit ist. Wer seinen Werdegang ebenso verfolgt hat, kann dies auch verstehen. Als Jung-Manager des FC Linz in den Jahren 1993 bis 1997 belächelt und von seinem einstigen Präsidenten und Fusionsvorantreiber Franz Grad despektierlich als „der Bua“ apostrophiert, ging Werner im Laufe der Jahre her, und wuchs förmlich über sich hinaus. Als er beim LASK einstieg, lag der Klub am Boden und war in der dritten Leistungsstufe angelangt. Heute kann er, der Erz-Koksler des SK VÖEST lachen, denn der LASK-Siegeszug ist noch nicht zu Ende. Man darf gespannt sein, wie sich dieses Team nun auch gegen die schiere Übermacht von Manchester United schlagen wird.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

www.bundesliga.at

www.austria.wien

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