Rekonstruktion der reichen Hallstätterin um 600 v. Chr. Foto: © NHM Wien
Rekonstruktion der reichen Hallstätterin um 600 v. Chr. Foto: © NHM Wien

Das Naturhistorischen Museum Wien – kurz NHM – ermöglicht wissenschaftlich interessierten Schülerinnen und Schülern aktive Beteiligung an aktueller Forschung. Im August 2020 ist ein besonders vielfältiges Projekt zur Visualisierung von Kleidung in der Urgeschichte entstanden.

„Wir haben in den letzten Wochen unheimlich viel gelernt hier in der Prähistorischen Abteilung des Museums und konnten aber auch viel von uns einbringen. So sind witzige Animationen und Filme entstanden – das hat uns viel Freude bereitet!“, beschreiben Felicitas Doubrava und Selina Hanser von der HTL Spengergasse das Praktikum, das sie im Rahmen der von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft geförderten Talentepraktika von Mitte Juli bis Ende August 2020 am NHM Wien absolvierten. Zusammen mit Wissenschafter*innen der Prähistorischen Abteilung haben Schüler*innen der HTL Spengergasse (Klasse für Mediendesign) und der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt archäologische Funde anhand kreativer Animationen und Grafiken zum Leben erweckt.

Schülerinnen des Gymnasiums Stubenbastei (GRG Wien 1) haben zusätzlich textliche Verfeinerungen der Geschichten beigesteuert. Daraus entstanden sind zwei Kurzfilme, die sich auf die Ergebnisse verschiedener Forschungsprojekte am Museum stützen: zwei prähistorische Grabfunde und Rekonstruktionen von Frauenkleidungen. Die bronzezeitliche Frauenkleidung, die im Film „In memoriam Lady von Franzhausen“ präsentiert wird, beruht auf einem archäologischen Fund aus Franzhausen in Niederösterreich, um 2.000 v. Chr. Die Klapperblechfibeln aus dem Gräberfeld Hallstatt und die Stoffe aus dem Salzbergwerk Hallstatt sind der Ausgangspunkt für die Rekonstruktion einer reichen Hallstätterin um 600 v. Chr., die im Film „Die Diva-Ente aus Hallstatt und das Scheppergirl“ an einer animierten Menge urgeschichtlicher Zeitgenossen vorbeischreitet.

„Bei dem Projekt sind es nicht die Wissenschafter*innen, die die Bedeutung der Funde an ein breiteres Publikum vermitteln sollen, sondern die Jugendlichen, die ihre Sichtweise der Dinge mit einbringen. So haben die letzten Wochen auch uns Wissenschafter*innen einen neuen Blick auf die Urgeschichte erlaubt.“, erzählt Dr. Karina Grömer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Prähistorischen Abteilung am NHM Wien, die die Schülerinnen und Schüler während des Praktikums inhaltlich begleitet hat.

Wir hätten nie gedacht, dass Jahrtausende alte Funde so lebendig wirken können! Wenn man sich mit der Geschichte und den Ausgrabungen beschäftigt, kann man sehr viel über unsere Vergangenheit lernen, entdeckt aber auch Parallelen zur heutigen Zeit – das haben wir versucht, in den Kurzfilmen mit einem Augenzwinkern zu zeigen.“, resümiert Zora Mund vom Gymnasium Stubenbastei die Erfahrung der letzten Wochen.

Am Naturhistorischen Museum Wien wird – ausgehend von den Funden aus dem Salzbergwerk Hallstatt – interdisziplinäre Textilforschung betrieben. Dabei steht nicht nur die Analyse der Gewebereste selbst im Vordergrund, sondern auch die Beschäftigung mit textilen Gerätschaften, Siedlungsbefunden sowie Grabfunden. Textilien gehören zu jenen archäologischen Hinterlassenschaften, die relativ selten sind, da sie nur unter besonderen Bedingungen bis heute überdauern. Vor allem der Fundort Hallstatt bietet durch die Erhaltung von Textilien im Salz eine wertvolle Quelle für unser Wissen zum Aussehen prähistorischer Gewänder.

Im Zuge der „FFG Talentepraktika“ können Schülerinnen und Schüler Praxiserfahrung in der Wissenschaft sammeln und in den Sommermonaten vier Wochen in einer Forschungseinrichtung mitarbeiten. Anmeldungen sind möglich unter:

Die Filme:

„In memoriam Lady von Franzhausen“

Der Film behandelt eine 4.000 Jahre alte Frauenbestattung, die in den 1990er Jahren vom Bundesdenkmalamt in Franzhausen/Niederösterreich ausgegraben wurde. In dem Grab dieser sehr reichen Frau wurden die Überreste besonderer Kleidung entdeckt, herausstechend dabei ist eine bogenförmige Kopfzierde, in der auch ein Stück Stoff gefunden wurde. Bei der Rekonstruktion der Kleidung fällt auf, dass dieses besondere Gewand mit sehr aufrechter Körperhaltung getragen werden muss und daher einen sehr würdevollen Eindruck vermittelt. Im Film wurden von den Schüler*innen Stop-Motion, Grafik-Animationen und gefilmte Sequenzen verarbeitet.

„Die Diva-Ente aus Hallstatt und das Scheppergirl“

Ausgangspunkt ist der Fund einer großen prunkvollen Klapperblechfibel aus der Zeit um 600 v. Chr., die im Gräberfeld Hallstatt entdeckt wurde und die im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt ist. Eine mögliche hallstattzeitliche Frauenkleidung wurde von Archäolog*innen rekonstruiert, die Jugendlichen erzählen mit Animation, Grafik und Spielszenen sowie Texten eine Geschichte zu diesem Fund. Dabei wird vor allem thematisiert, dass dieser Schmuck beim Tragen sehr laut ist und wie das wohl heutzutage in öffentlichen Räumlichkeiten wirken würde.

Die Schüler*innen:

Michaela Almstaedter, Die Graphische
Anna Krigovsky, Die Graphische
Felicitas Doubrava, HTL Spengergasse
Gerald Grömer, HTL Spengergasse
Selina Hanser, HTL Spengergasse
Sophie Klein, HTL Spengergasse
Ella Korbei, Gymnasium Stubenbastei
Zora Mund, Gymnasium Stubenbastei
Lina Oyrer, Gymnasium Stubenbastei

Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien

Lesen Sie noch mehr Interessantes und Lehrreiches von und über das Naturhistorische Museum bei uns bitte hier;

www.nhm-wien.ac.at

 

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