schwarzerhalsDynamo Dresden – da war doch was? Ja, genau, 1984/85, Europapokal der Pokalsieger, 3. Runde. Der SC RAPID Wien bekam die Sachsen, die damals noch hinter dem Eisernen Vorhang der DDR thronten, zugelost und es sollten zwei unvergessene Fußballabende werden. Das Hinspiel im Rudolf Harbig-Stadion zu Dresden ging mit 3 : 0 an Dynamo, das Rückspiel gewann RAPID in einem wahren Rausch in Grün-Weiß mit 5 : 0 und kam somit eine Runde weiter. Seit dieser Zeit gab es zahlreiche Kontakte der RAPID-Fans nach Dresden. Und als am 15. November 1989 Österreich im Zuge der WM-Qualifikation in Wien auf die DDR (3 : 0) traf, waren unter den 60.000 Besuchern zahlreiche Schlachtenbummler aus dem Deutschen Osten. Einige Tage zuvor fiel in Berlin bekanntlich die Mauer und auch unzählige Dresdner kamen nach Wien zu diesem Länderspiel in den Prater gereist.

Dynamo Dresden, auch der ,Stolz des Ostens´ genannt, ist genaugenommen ein Verein, den man liebt, oder eben haßt. Ein Mittelding gibt es nicht. Man kann nur für oder gegen Dynamo sein. In diesem Buch kommen die Fans zu Wort. Leute, die hinter den Kulissen stehen. Menschen, die Woche für Woche ihr schwer verdientes Geld in die Liebe zu diesem Verein investieren, die quer durch die Lande tingeln, um Schwarz-Gelb in der Republik zu unterstützen. Zuschauer und wahre Anhänger, die aber auch nicht davor zurückschrecken, einmal die Fäuste sprechen zu lassen, wenn sich jemand gegen Dynamo stellt. Gern gesehenes Feindbild ist die Polizei am Spieltag.

Dresden hat sich aufgrund seiner Fanszene aber auch eines bewahrt, einen gewissen Kult einer Fanbewegung eben, die schier nicht zu bändigen ist. Dieser bunte Haufen, dieser Dschungel an Undurchdringlichkeit, Undurchschaubarkeit und Unberechenbarkeit von Menschen, die Woche für Woche leidenschaftlich zum Fußball pilgern und in kein Schema passen, Fans eben und Leute von nebenan, die auch den Fußball noch leben und ihn nicht verkommerzialisieren wollen, denen Dynamo mehr als nur am Herzen liegt und die weder Merchandising, noch Sitzplätze, noch VIP-Tribünen und ,Kaiser Franzln´ brauchen. Sie stehen zu ihrem Team und halten ihre Farben getreu in den Wind, so rauh dieser auch pfeift.

Der Autor Veit Pätzug recherchierte zwei Jahre lang an diesem Buch und möchte damit keineswegs die gesamte Fan-Szene von Dynamo Dresden repräsentativ so sehen. Er wollte aber auch eben den Menschen hinter den Umzäungen die Möglichkeit geben, einmal vor diese zu treten und ihre Träume, Wünsche und Vorstellungen breitgetreten wissen. Abgesehen davon zog ihn immer schon die Szene in ihren Bann. Er ist Jahrgang 1972 und somit Zeitzeuge im DDR-Fußball, als es immer wieder gegen das Liebkind der beiden Erich´s – Honeker und Mielke – und deren fußballerisches Aushängeschild BFC Dynamo Berlin, den politischen Serienmeister ging, als auch als am Donnerstag, 9. November 1989 die Mauer fiel und Dynamo dann im wieder im vereinten Deutschland in der 1. Bundesliga mitspielte. Später dann ging es sportlich runter bis in die Oberliga Nord/Ost, aus der man wie Phönix aus der Asche Jahr für Jahr zurückkehrte, ehe man im Sommer 2004 wieder in der 2. Bundesliga ankam. Veit Pätzug sorgt aber auch dafür, daß sich die zu Wort kommenden kein Blatt vor den Mund nehmen müssen und frei aus dem fußballerischen Leben plaudern können, so derb das auch nun für Aussenstehende klingen mag. Der Leser ist quasi live dabei, wenn eine Meute im ,DDR-Freundschaftszugs´ nach Moskau fährt, oder aber auch in Rumänien, Jugoslawien und Ungarn eintrifft, um dort ratzfatz Schabernack zu treiben. Entmachtete VOPO´s – Volkspolizisten – müssen tatenlos zusehen, wie sich die verfeindeten Lager kraft der frisch erlangten und gewonnenen Freiheit befetzen und bekriegen.

Fußballfans aus Dresden eben – der Ruf eilt den Herrschaften nicht von ungefähr voraus und sie beschönigen auch nichts. Es wird Tacheles gesprochen und die Dinge werden beim Namen genannt. Punkt und aus.

Das Buch ,Schwarzer Hals Gelbe Zähne´ liest sich wie ein Kriminalroman und ist absolut nicht nur für die Fans des runden Leders geeignet. Es soll auch Aufklärungsbedarf für jene Leute sein, die es immer noch nicht verstehen können, warum man zu einem Auswärtsspiel schon mal 800 Kilometer Anfahrtsweg auf sich nimmt, sich mit den gegnerischen Fans klopfen will und denen dann, wenn man sie bezwungen hat, die Fan-Utensilien abnimmt. Die Welt der Fußballfans eben.

“Zwei Apfelsinen im Jahr, zum Parteitag Bananen, alle schreien Hurra! Der Kommunismus ist da.”
“Wir sind in der DDR, SGD – der neue Herr, ,Zyklon B´ – dem BFC, Sachsenbauer an der Spree!”
Dynamo Schlachtgesänge zur DDR-Oberliga-Zeit.

“Schwarzer Hals Gelbe Zähne. Fußballfans von Dynamo Dresden”
von Veit Pätzug
ISBN 3-9810516-0-2
erschienen in der Reihe ,dresdner edition´

SDV Verlags GmbH Dresden, Tharandter Str. 31-33, 01159 Dresden
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