Zum heutigen Ableben von Toni Stricker; Lebhafte Erinnerungen an einen Geigenvirtuosen, der in seiner Musik unvergleichbar und somit unvergesslich bleiben wird. Aus Anlass seines 90. Geburtstages im Jahre 2020 erschien diese CD;

Es muss das Bestreben jedes kreativen Musikers sein, seiner Musik immer wieder Impulse für eine Weiterentwicklung zu geben. In meinem Fall bieten mir dazu sowohl die vielen Facetten meines Lebensraumes, als auch die des mir sehr nahe stehenden Jazz ungeahnte Möglichkeiten. Diese in eine meinen subjektiven Empfindungen entsprechende musikalische Ausdrucksform zu bringen, sollte das Ziel dieser Produktion sein.“ schreibt Geigen-Legende Toni Stricker im Vorwort zu seiner neuen CD, die zum 90. Geburtstag 2020 erschienen ist.

Und dies ist ihm, gemeinsam mit Musikerfreunden und -kollegen, die in Österreich zu den besten ihres Faches zählen, auch ganz hervorragend gelungen.

Hans Salomon und Richard Österreicher, die beiden schon legendären Granden, mit denen Toni Stricker seit den faszinierenden alten Wiener Jazzzeiten der 1950er Jahre viel gemeinsam Musiziertes und Erlebtes verbindet, dem Gitarristen Michael Hintersteininger und dem Bassisten Frank Tepel – minimal und doch phänomenal. Weiters Erwin Schmidt mit seinem wunderbaren, sensiblen und musikantischen Atmen, sowie den einfallsreichen personifizierten Rhythmus Patrice Heral. Ihnen allen gilt Toni Strickers Dank, ebenso wie dem Tonmeister Christian Sodl für sein Feeling und seine Unermüdlichkeit, der langjährigen Mitarbeiterin Traude Gruber für die nicht immer ganz einfache Koordination, Christiane Goller und ihrem RadioKulturhaus-Team für die Ermöglichung dieser Produktion und – last but not lest – Thomastik Infeld für die Unterstützung.

Toni Strickers Klangreisen sind das Ergebnis einer ungebrochenen Freude, ja Leidenschaft am Musizieren. In ihm offenbart sich die Seele Pannoniens im Ganzen mit jazzigen Tönen. Einzigartig! Toni Strickers Musik erzählt Geschichten und lässt Bilder entstehen, er entlockt seiner Geige unverwechselbare Klänge. Er absolvierte das Musikkonservatorium, jazzte als Erwachsener mit Hans Salomon und Joe Zawinul, komponierte Filmmusik und nahm unzählige Platten und CDs auf.

Sechs oder sieben Geigen besitzt er heute. Die für ihn wichtigste davon ist jene tschechische Baudisch, die er – passend zu ihrem Baujahr 1786 – liebevoll „meine oide Dame“ nennt. Eine andere Geige besitzt er seit seiner Studienzeit am Wiener Konservatorium. Damals war er rasch vom klassischen Bereich in „die Abteilung Jazz“ gewechselt und war dadurch sehr schnell mit Joe Zawinul, Kurt Sowinetz und vielen anderen auf Du und Du.

Dabei ist die enge Burgenlandverbindung Toni Stricker keineswegs in die Wege gelegt worden, wurde der spätere Musiker doch am 4. April 1930 in Wien als Sohn einer musikalischen Familie geboren, in der er früh kroatische Volkslieder und Wiener Musik kennenlernte. Mit sechs Jahren bekam er ersten Geigenunterricht, mit 16 verließ er das Gymnasium, um eine siebenjährige klassische Ausbildung am Konservatorium Wien zu absolvieren. Der Jungmusiker stieg 1953 in die Jazzband Vera Auer ein, wo er prominente Mitstreiter wie Joe Zawinul, Hans Salomon oder Attila Zoller hatte. Als Swing-Geiger spielte Stricker mit seinem ersten eigenen Quintett und musizierte etwa bei Fatty Georges „Saloon” und im Wiener Volksgarten.

Stricker nahm ganze Serien von LPs auf und verdiente sich als Komponist von Wienerliedern und Tanzmusik erste Sporen, wurde Konzertmeister im Theater an der Wien (bis 1974) und begann eine Reihe von hochkarätigen Kooperationen: Er komponierte, spielte und arrangierte für Größen wie Peter Alexander, Hans Moser, Paul Hörbiger, Helmut Qualtinger, Andre Heller, Erika Pluhar und Shirley Bassey. 1976 beendete er seine Tätigkeit als Auftragsmusiker und fing einen neuen Lebensabschnitt an, mit dem er bis heute identifiziert wird: Stricker kehrte ins Burgenland und damit „zu meinem Wurzeln“ zurück, wie er es in seiner Biografie selbst beschreibt: Sein Haus in Sauerbrunn liegt nahe dem Geburtshaus des Vaters.

Das oepb meint dazu:

Der Jazz stand Geigen-Legende Toni Stricker immer schon sehr nahe. Wer seine Musik und das klangliche Gemisch mit dem Jazz mag, der wird seine neue CD lieben. Einfach zurücklehnen und genießen. Stricker ist ein Meister seiner Geige und holt stets alles aus ihr heraus. Die Vermischung – beinahe müsste man Fusion dazu sagen – aus der pannonischen Tiefebene mit dem Jazz ist und bleibt ein wahrlich feiner Hörgenuss! Absolut empfehlenswert.  

Toni Stricker Perspective / Pannonien und Jazz
Violine: Toni Stricker Saxofon: Hans Salamon
Mundharmonika: Richard Österreicher
Klavier: Erwin Schmidt
Gitarre: Michael Hintersteininger
Bass. Frank Tepel
Schlagzeug: Patrice Heral
Artikel-Nr.: 2006320

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