FUSSBALL - BL, A.Wien vs RapidAls absolute Werbung für den Fußballsport könnte man das gestrige 305. Große Wiener Stadt-Derby bezeichnen, denn den 12.500 Besuchern in der ausverkauften Generali-Arena wurde alles geboten, was ein gutes Fußballspiel benötigt: herrliche Spielzüge, rasante Szenen, zahlreiche Zweikämpfe und last but not least vier Voll-Treffer, freundschaftlich aufgeteilt á zwei Stück für jede Partei.

Bildtext: Die Austria hatte gestern gegen RAPID zwar meist die Nase vorne, am Ende reichte es aber „nur“ zu einem Remis: v.l.: Deni Alar (RAPID), Emir Dilaver (Austria), Schiedsrichter Alexander Harkam. Foto: GEPA
Zweifacher Derby-Torschütze der Austria, Tomas Jun. Foto: GEPA
Zweifacher Derby-Torschütze der Austria, Tomas Jun. Foto: GEPA

Die Austria hatte am Weg zum Gewinn der 24. Meisterschaft die wahrlich historische Chance, sämtliche vier Derbys während einer Spielzeit (bis dato gab es 2012/13 ein 3 : 0, ein 2 : 0 und ein 2 : 1) für sich entscheiden zu können. RAPID wiederum, unter der Woche im ÖFB-Cup gegen Regionalligist FC Pasching mit 0 : 1 geprügelt und einmal mehr vorzeitig aus dem Pokal ausgeschieden, wollte mit dem neuen alten Trainer Zoran Barisic eine Reaktion zeigen und dem violetten Stadtrivalen einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen.

Grün-Weiß fightete von Anbeginn, bereits nach wenigen Sekunden foulte Marcel Sabitzer Emir Dilaver. Ein Selbstläufer für Violett sollte es demnach nicht werden. Tomas Jun, tschechischer Stürmer in den violetten Reihen, fand in der 5. Minute die Möglichkeit zum 1 : 0 vor. Philipp Hosiner lief sich links frei, passte gekonnt zur Mitte und Jun zog den Ball knapp über die linke Torecke hinaus. Die Austria drückte weiter aufs Tempo. RAPID hielt mit sämtlichen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen und zeigte eine kämpferisch annehmbare Leistung. Jedoch Jan Novota im Tore RAPIDS schien ein Unsicherheitsfaktor zu sein, da der baumlange Slowake die Bälle meist wegfaustete und nur selten in Händen halten konnte. In der 28. Minute dann das heiß ersehnte 1 : 0: Alexander Grünwald – der ein überdurchschnittlich gutes Spiel ablieferte – legte geschickt auf Jun vor, dieser versetzte mit einem Haken nach innen Michael Schimpelsberger, erwischte gleichzeitig Novota am falschen Fuß – somit Tor für die Veilchen. RAPID mühte sich nun noch mehr, hat aber ausser Kampfgeist nur wenig spielerische Mittel zur Verfügung. Auffallend waren auch die vielen Fehlpässe im Hütteldorfer Spiel. Anders die Truppe von FAK-Trainer Peter Stöger, die weiterhin Angriff um Angriff folgen ließen. Hosiner wirbelt im SCR-Strafraum umher, verheddert sich aber mehrmals im grünen Abwehrbein-Gewirr. 60 : 40 Prozent Ballbesitz und 7 : 2 Torschüsse für Violett in der ersten Hälfte sprachen Bände und ließen auf ein violettes Feuerwerk in Halbzeit Zwei hoffen.

Veni, vidi und beinahe vici ... Teilerfolg für RAPIDs Neo-Trainer Zoran Barisic. Foto: GEPA
Veni, vidi und beinahe vici … Teilerfolg für RAPIDs Neo-Trainer Zoran Barisic. Foto: GEPA

Was Zoki Barsisic seiner Truppe in der Kabinenansprache mitteilte, wollte er im Anschluss in der Pressekonferenz nicht verraten, Fakt war jedoch, dass RAPID nun noch bissiger in der zweiten Hälfte agierte und das Spiel der Austria noch früher zu zerstören versuchte. In dieser Phase, man stand in der 52. Spielminute, plätscherte das violette Spiel so dahin, kam es zum Ausgleich: Ballgestocher am violetten Fünfer, Christopher Trimmel bringt von rechts das Leder vorbei an Markus Suttner, Deni Alar kommt aus kürzester Distanz zum Schuss und Ausgleich (53. Minute). RAPID scorte mit der ersten wirklichen Torchance gleich einen Treffer. Drei Minuten später fand Jun erneut eine Chance vor, nachdem Schimpelsberger weggerutscht war. Der Ball ging über das Tor. Wiederum eine Minute später dann das 2 : 1. Grünwald schlenzte einen wahren Zuckerpass auf die linke Seite hinüber auf Jun, besagter Schimpelsberger konnte nicht mehr eingreifen und es stand 2 : 1. Tomas Jun, dem in seiner violetten Laufbahn seit 2009 bis dato drei Treffer gegen RAPID gelungen waren, traf zum ersten Mal zweimal gegen den SCR in einem Spiel. Sollte dieses 2 : 1 reichen, setzte die Austria nach, oder bäumte sich der am Boden liegende Rivale nochmals auf? Zeit blieb genug, das Spiel stand in der 58. Minute. Grün-Weiße Aufregung in Minute 59. Michael Schimpelsberger verdrehte sich unglücklich das Knie und blieb am Boden liegen. Er wurde mit Verdacht des Risses der linken Achillessehne unter aufmunterndem Applaus des Austria-Anhanges mit der Bahre vom Platz getragen. Ob dies im umgekehrten Fall auch in Wien-Hütteldorf passiert wäre, darf bezweifelt werden. Wie dem auch sei, für ihn kam der erst 19jährige Louis Schaub ins Spiel.

Marko Stankovic gegen den hölzern wirkenden RAPID-Keeper Jan Novota. Foto: GEPA
Marko Stankovic gegen den hölzern wirkenden RAPID-Keeper Jan Novota. Foto: GEPA

Die Austria ließ unverständlicherweise RAPID nun mehr kommen, die Grünen nützten dies und glichen in der 66. Minute mit der zweiten Torchance neuerlich aus. FAK-Keeper Heinz Lindner und Kaja Rogulj attackierten den ballführenden Alar, der mit einem Fersler auf Sabitzer weiterleitet. Dieser findet ein freies Tor vor und verwertet trocken zum 2 : 2. Der FAK war nun wütend. Ein Hosiner-Tor galt wegen Abseits nicht. Angriff auf Angriff rollte auf den RAPID-Kasten. Aber irgendwie stand die grüne Abwehr gut, man hatte stets ein Bein dazwischen und blockte mehr und mehr die violetten Angriffe ab. Im Gegenzug blieb man allerdings gefährlich. Der Brasilianer Gerson Ferreira setzte von der Mittelauflage zu einem Solo an, umtänzelte zahlreiche Violette, brachte jedoch seinen Passball nicht mehr an. Und in der vierminütigen Nachspielzeit hätte Schaub sogar noch die Möglichkeit zum 2 : 3 vorgefunden, Lindner konnte den platzierten Schuss jedoch mit Bravour bändigen.

Somit blieb es beim 2 : 2, was beim aktuellen Tabellenstand der Dinge der Austria immer noch sechs Punkte Vorsprung auf Salzburg beschert. RAPID sicherte Platz 3 mit diesem Remis gegenüber Sturm Graz um zwei Punkte ab.

Krämpfe knapp vor Schluss machten sich bei der violetten Arbeitsbiene Markus Suttner bemerkbar. Foto: GEPA
Krämpfe knapp vor Schluss machten sich bei der violetten Arbeitsbiene Markus Suttner bemerkbar. Foto: GEPA

Weitere Spieldaten:

Torschüsse: 11 : 9, Eckbälle: 4 : 3,
Flanken: 22 : 15 Ballkontakte: 53% : 47%, gewonnene Zweikämpfe: 52% : 48% Fouls: 11 : 20, Abseits: 6 : 0.

Die Stimmen zum Spiel:

Stefan Kulovits (der erstmals RAPID-Kapitän war): „Wir lagen zweimal im Rückstand und konnten immer wieder ausgleichen. Die Moral bei uns stimmte. Wer Kapitän ist, ist nicht so wichtig, entscheidend ist, 100 Prozent für RAPID zu geben.“

Deni Alar (RAPID): „Wir waren bemüht, konnten der Austria Paroli bieten und hielten gut dagegen. Auch, wenn Schaub die Chance auf das 2 : 3 vorfand, so geht aus meiner Sicht das Remis durchaus in Ordnung.“

Zoran Barisic (RAPID-Trainer): „Wir haben nur sehr schwer ins Spiel gefunden und hatten überhaupt keinen guten Start, die Austria spielte breit und hoch. Unsere Raumaufteilung wurde besser, dennoch blieb meine Mannschaft nervös. In der zweiten Hälfte war es gut, da gelangen uns auch beide Treffer. Es zählt jetzt nur das, was vor uns liegt, die Vergangenheit interessiert uns nicht mehr. Ich bin glücklich und zufrieden mit dem Remis.“

Tomas Jun (zweifacher FAK-Torschütze): „Leider konnte ich nur 50 Prozent meiner Chancen nutzen und hätte mehr daraus machen können, aber das ist eben Fußball.“

Peter Stöger (FAK-Trainer): „Aus meiner Sicht war es ein gutes Derby, bei dem wir uns den Sieg verdient gehabt hätten. Wir haben noch immer 6 Punkte Vorsprung auf Salzburg. Zu meiner aktiven Zeit hatte ich in den Meister-Saisonen nie sechs Spieltage vor Schluss 6 Punkte Vorsprung. Die Mannschaft ist zwar enttäuscht und frustriert, aber wir werden sie wieder aufrichten. Unser Spiel war gut und wir hatten RAPID stets im Griff. Derzeit ist es aber so, dass die Gegner jede ihrer Torchance nützen können. RAPID hatte zwei Chancen und machte zwei Tore. Gegen den Wofsberger AC war es ähnlich. Wir arbeiten aber weiter und können uns sehr wohl einschätzen. In den kommenden Runden geht es gegen Teams aus der zweiten Tabellenhälfte. Ich gehe davon aus, dass wir jetzt unsere nötigen Siege wieder einfahren werden.“

Weitere Fotos vom Spiel:

www.austria80.com/Fotos201213MS30RapidH.htm

www.oe-news.at/index.php?austria-erreicht-im-305-wr-derby-nur-ein-22-10

 

www.fk-austria.at

www.bundesliga.at

 

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