14. Jänner 2013
Die aktuelle Auswertung der Deutschland/Österreich/Schweiz-Online-Hunger-Umfrage nach 2.014 Teilnehmern ergab: 71 Prozent der Menschen kennen ihren echten, den körperlichen Hunger. Dieses Ergebnis bestätigt eine repräsentative Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung GfK, bei der 76 Prozent der Befragten angaben, ihren echten Hunger zu kennen. Beide Umfragen widersprechen damit der Vermutung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE, viele Menschen hätten den Zugang zum Hungergefühl verloren.
„Die Doppelauswertung online und durch die GfK legt nahe, dass die meisten Menschen ihren echten Hunger kennen.“, erklärt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop, Initiator der Umfrage auf www.echte-esser.de Und das sei begrüßenswert, „… denn nur zu essen, wenn man wirklich Hunger hat, das könnte der Schlüssel zum Wunschgewicht sein.“
Es sollte daher wieder zur Selbstverständlichkeit werden, nur bei Hunger zu essen, „… genauso wie der Mensch schlafen geht, wenn er müde ist.“, so Uwe Knop. Das sei auch deshalb im Sinne der Volksgesundheit, weil die Wissenschaft wachsende Erkenntnis gewinnt, dass der echte Hunger zum körperlich-biologischen Wunschgewicht führe.
Echter Hunger – Schlüssel zum Wunschgewicht?
Denn in puncto Gewichtsreduktion gilt fernab jeglichen Diätwahns: Wer sich zu schwer fühlt, sollte zuerst sein Leben nach Situationen durchleuchten, in denen man kompensatorisch isst – also ohne Hunger, sondern aus psychischen Gründen, zu neu-deutsch: Emotional Eating. Die persönliche Psychoanalyse laute dann: Warum esse ich? Aus Langeweile oder Einsamkeit, aus Routine, Frust oder Stress? „Eliminieren Sie anschließend die Gründe Ihres frisch entlarvten, hungerfreien Essens. Essen Sie stattdessen nur noch bei echtem Hunger und einige überflüssige Kilos verschwinden sicher von ganz allein.“, empfiehlt Uwe Knop. Denn dieser kompensatorische Nahrungsverzehr um negative Gefühle temporär tot zu futtern und herunterzuschlucken sei ein großes Problem bei Adipositas (Fettleibigkeit). So konnte Ende 2011 die University of California zeigen, dass mehr Achtsamkeit für die eigenen Körpersignale wie Hunger, Sattheit und Genuss dabei hilft, überflüssiges Gewicht langfristig zu verlieren – und das ohne spezielle Diäten.
Diesbezügliche Erkenntnisse lieferten Forscher aus Florenz bereits im Feber 2010: Übergewichtige, die nur dann essen, wenn sie echten Hunger verspüren, können langfristig abnehmen. Durch das Training des echten Hungergefühls verloren sie auch noch mehrere Jahre nach der Studie kontinuierlich an Gewicht. „Statt sich einer Diät mit unsicheren Erfolgschancen zu unterziehen, könnte in Zukunft das Training des eigenen Hungergefühls ein Schlüssel zum nachhaltigen Abnehmen sein.“, lautete das Studienfazit des unabhängigen aid-Infodiensts aus Bonn. Dem entsprechen auch die Forschungsergebnisse von
US-Psychologen, dass natürlich Schlanke fast nur dann essen, wenn sie echten Hunger haben. Und Prof. Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung rät, sich vor dem Essen zu fragen: „Habe ich jetzt wirklich Hunger?“ Nur wer diese Frage ehrlich mit JA beantwortet, sollte essen – und kann so sicher auch die Empfehlung von Prof. Peter Glanzmann, Psychologisches Institut der Universität in Mainz, umsetzen: „Lernen, das Hungergefühl als Lebenszeichen zu genießen.“
Der Genuss sollte auch Uwe Knop zufolge nicht zu kurz kommen, denn „Essen zur Hungerstillung ist Genuss zur Lebenserhaltung. Essen Sie also am besten nur dann, wenn Sie echten Hunger haben und zwar nur das, worauf Sie Lust haben, was Ihnen richtig lecker schmeckt und was Sie gut vertragen.“ Es sei weniger wichtig, was man isst, sondern das man beim Essen ein gutes Gefühl hat. Und je größer der Hunger, desto stärker spürt man das gute Gefühl beim Genuss einer köstlichen Mahlzeit.
Quo vadis Hungergefühl?
Die Geschichte hinter der ersten Dreiländer-D/A/CH-Bürgerbefragung ist folgende: Neben der DGE sprechen zahlreiche Ernährungsexperten den Menschen in Industrieländern die Fähigkeit ab, auf ihr Hungergefühl zu vertrauen. Doch diese allgemeine „Ess-Entmündigung“ ist nicht mehr, als eine vage Vermutung – denn es liegen keine aktuellen Daten vor, die den „Auslöser der Hungerwahrnehmung“ hierzulande verlässlich widerspiegeln. Ungeachtet dessen aber wird häufig behauptet, wir hätten den Zugang zum Hungergefühl verloren – und könnten beim Essen nicht mehr auf unseren Körper, also auf unser hungergesteuertes Essverhalten vertrauen.
Nur essen, wenn man echten Hunger hat
Dabei stimmt selbst die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE der These des Autors Uwe Knop „nur essen, worauf man Lust hat, wenn man echten Hunger hat“ im Kern zu: „Ganz grundsätzlich und für gesunde Menschen stimmt seine These vermutlich.“, so Antje Gahl, Sprecherin der DGE. Aber leider hätten viele Menschen den Zugang zum Hungergefühl verloren, spekuliert die DGE anhand einer Quelle, die ein Viertel Jahrhundert alt ist. „Warum aber bieten die staatlichen Ernährungsaufklärer den Bürgern keine Hilfestellung, diesen vermeintlich verlorenen Zugang zum Hungergefühl wieder zu entdecken?“, fragt sich Uwe Knop. Stattdessen werden pseudowissenschaftliche Ernährungsregeln und -pyramiden unters Volk gebracht, die rationales Essen wie „5 mal am Tag Obst und Gemüse“ fördern sollen, die aber kaum jemand beachte. Der Ernährungswissenschaftler empfiehlt daher ein Umdenken hinsichtlich der Verwendung staatlicher Fördergelder in Richtung „Mehr Achtsamkeit für das Hungergefühl“. Das entspräche auch dem Bedürfnis von 61 Prozent der 2.014 Umfrageteilnehmer, die sich Infomaterial oder praktische Übungen zum echten Hunger wünschen.
Kontakt:
Uwe Knop, Diplom-Oecotrophologe