Wie heute Mittag bekannt geworden war, verstarb am gestrigen 28. Mai 2013 nach schwerer Krankheit der langjährige Präsident der Österreichischen Fußball-Bundesliga Hans Reitinger (Foto: GEPA) im Alter von 86 Jahren. Der Verstorbene war Ehrenpräsident der Österreichischen Fußball-Bundesliga und des Österreichischen Fußball-Bundes und ein absoluter Pionier des Fußballsports hierzulande.
Hans Reitinger, dessen Amtszeit in der Bundesliga im Jahre 1974 begonnen hatte, war federführend an der Neugestaltung des Fußball-Oberhauses beteiligt. Aus der seinerzeitigen Staatsliga wurde die 1. Division, die Nationalliga wurde als 2. Division etabliert. Die 1. Division umfasste in ihrem ersten Bestandsjahr 1974/75 10 Vereine, die 2. Division stellte 16 Teams österreichweit. Unvergessen seine Antritts-Pressekonferenz im Juni 1974 im Haus des ÖFB, Mariahilferstrasse 99 im 6. Wiener Gemeindebezirk, als er wild gestikulierend die zahlreich anwesend gewesene Journalisten-Schar auf die immensen Vorteile der neugeschaffenen Bundesliga hinwies. Er sollte insofern recht behalten, da das seinerzeitige System Österreich immerhin zweimal – 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien – zu einer Fußball-Weltmeisterschaft gebracht hatte. Auch die Reformen 1982 mit Aufstockung auf 16 Teams der 1. Division, sowie jene Umgestaltung 1985 mit Play-Off-System (12er Liga in 1. und 2. Liga) – bestehend aus Grunddurchgang im Herbst und Oberem-, Mittlerem- und Abstiegs-Play-Off im Frühjahr – trug er mit, ebenso die Rückführung zur 10er Liga im Jahre 1993.
Im gleichen Jahr schuf er mit den Liga-Sekretären Reinhard Nachbagauer und Karl Wieseneder den sogenannten Bundesliga-Fan-Cup samt Fan-Cup-Komitee, das einzig und alleine aus gewählten Fan-Vertretern der Bundesliga-Vereine bestand. Ihm waren die Anliegen der Anhänger sehr wichtig, also holte er sie hinter dem Ofen hervor und rückte sie ins Licht. Somit saßen gemeinsam Austrianer, RAPIDler, LASKler und VÖESTler, GAKler und Sturm Graz-Anhänger an einem Tisch und feilten an Lösungsvorschlägen betreffend gemeinsamer Aktivitäten im Bereich des Erlaubten für ihre jeweiligen Teams. Mit der Schaffung der regelmäßig erschienenen FAN-Post – von Fans, für Fans – wurde auch ein Print-Sprachrohr für die Anhänger etabliert.
Ebenso höchst erfreut war Hans Reitinger, als Mitte der 1970er Jahre die Pickerl-Aufkleber der Bundesliga-Spieler – heute sagt man wohl Panini-Sticker dazu – aufkamen. Dazu meinte er, dass er jedwede Aktion für die Jugend begrüsse und auch unterstütze.
Als er nach einer 22jährigen Amtszeit 1996 den Stuhl für seinen Nachfolger frei machte, übergab er ein „bestelltes Haus“. Die Nationalmannschaft war nach 1978 und 1982 auch 1990 in Italien bei einer Fußball-WM-Endrunde, im Jahre 1996 zeichnete sich langsam aber sicher eine neuerliche Qualifikation für 1998 und Frankreich ab. Die Bundesliga-Vereine Austria Wien (1978 gegen RSC Anderlecht), RAPID Wien (1985 gegen FC Everton und 1996 gegen Paris Saint Germain), sowie Austria Salzburg (1994 gegen Inter Mailand) standen in Final-Spielen im Europa-Cup, wenngleich leider nie erfolgreich, sondern stets als Verlierer.
Auch international genoss er höchstes Ansehen. So wurde er 2007 vom damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson in Anerkennung seiner Verdienste um den europäischen Fußball mit dem UEFA-Verdienstorden in Rubin ausgezeichnet. Als Mitbegründer der TOTO-Jugendliga setzte Hans Reitinger ein Zeichen für die Nachwuchsförderung, die ihm bereits in den 1980er Jahren ein Herzensanliegen gewesen ist.
Die Österreichische Fußball-Bundesliga und der Österreichische Fußball-Bund zeigen sich vom Ableben Hans Reitingers tief betroffen:
„Hans Reitingers Herz schlug für den Österreichischen Fußball – dies stellte er mit seinem Engagement sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene unter Beweis. Sein Name wird für immer mit der Österreichischen Fußball-Bundesliga untrennbar verbunden bleiben. Vor allem menschlich stellt das Ableben von Hans Reitinger für die Bundesliga-Familie und seine Freunde einen schmerzhaften Verlust dar. Mein tiefstes Mitgefühl gilt in diesen schweren Momenten der Familie.“, so Bundesliga-Vorstand Georg Pangl.
„Mit Hans Reitinger verliert der österreichische Fußball einen seiner besten Funktionäre, vor allem aber auch eine seiner größten Persönlichkeiten. Er war über Jahrzehnte hinweg ein Vorreiter, der sowohl im Fußball als auch menschlich eine große Lücke hinterlässt.“, würdigt ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig den Verstorbenen.