GEPA Pictures 118. Spieltag / 3. Dezember 2013 / tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile / Generali-Arena, 6.855 Zuschauer.

Beinahe auf den Tag genau vor 30 Jahren – am 30. November 1983 rang eine entfesselnd aufspielende Austria-Mannschaft die Konkurrenz von Sturm aus Graz nieder und fegte wie ein Orkan mit 7 : 1 (Pausenstand 3 : 0) über die Schwarz-Weißen Steirer hinweg – brachte der Bundesliga-Terminkalender gestern Abend abermals und erneut diese Spiel-Paarung mit sich. Die Protagonisten von einst sind nun im Violetten Legendenklub vereint und verfolgen stets und getreu die spielerischen Agenden ihrer Kinder. Der tolle Erfolg damals in einem bitterkalten Franz Horr-Stadion bescherte der Austria nicht nur einen ihrer höchsten Siege in der Bundesliga-Historie, er brachte quasi im Vorbeigehen und Drüberstreuen auch den Titel des Herbstmeisters mit sich. Beide Vereine waren einst um diese Zeit auch noch im Europapokal engagiert: die Austria gegen Inter Mailand – nach dem 2 : 1-Erfolg von Wien folgte einige Tage später das 1 : 1 in Mailand, und Sturm gegen Lokomotive Leipzig (2 : 0 in Graz, 0 : 1 im Bruno Plache-Stadion). Dieser Umstand und jene Konstellation, dass es vor dem Spiel um den „Titel ohne Mittel“ des Herbstmeisters zwischen dem FAK und Sturm Graz ging, lockte für damalige Verhältnisse die gute Kulisse von 7.000 Besuchern an.

Bildtext: Anbei der Bildbeweis: Michael Madl (halb verdeckt, davor Philipp Hosiner/Nr. 16) kann den Kopfball von Christian Ramsebner (violette Dress, Hintergrund rechts) nur mehr ins eigene Tor ablenken. Benedikt Pliquett hat keine Abwehr-Möglichkeit mehr. Foto: GEPA

Daniel Royer (links im Bild gegen Martin Ehrenreich) scorte gestern Abend seinen 4. Meisterschaftstreffer für die Wiener Violetten. Foto: GEPA
Daniel Royer (links im Bild gegen Martin Ehrenreich) scorte gestern Abend seinen 4. Meisterschaftstreffer für die Wiener Violetten. Foto: GEPA

Gestern Abend wiederum, und damit zurück zur Gegenwart, pilgerte eine ähnlich große Zuschauerzahl in die nunmehrige Generali-Arena, allerdings mit dem Umstand behaftet, dass es sich dabei um den bisherigen Besucher-Saison-Minusrekord der Austria handelte. Dafür waren mehrere Argumente ausschlaggebend: der erste Grund dafür sicherlich war die absolut besucher-unfreundliche Anstoß-Zeit von 20.30 Uhr wochentags. Als Österreicher sollte man sich mit deutschen Verhältnissen nie messen (in Gelsenkirchen kamen gestern zum DFB-Achtelfinal-Spiel gegen Hoffenheim 51.000 Besucher, der Saarbrücker Ludwigspark war gegen Dortmund ebenso zur gleichen Zeit mit knapp 31.000 Zuschauern ausverkauft, während dessen in Hamburg gegen Köln um 19 Uhr 57.000 Leute da waren und an der Alten Försterei bei Union Berlin gegen Kaiserslautern auch das Ausverkauft-Schild mit knapp 22.000 Stadion-Pilgern an den Eingangs-Toren angeschlagen worden war.) Beim deutschen Nachbarn hat der Fußball seit jeher einen viel größeren Stellenwert, es gehört quasi zum guten Ton, zum eigenen Team zu stehen und auch zu gehen, egal was passiert. Hierzulande hat man zwar seine Mannschaft, man sudert und schimpft allerdings gerne im Verborgenen, oder am Stammtisch, und geht nur in den seltensten Fällen aktiv in die Stadien. Dies wurde im Laufe der Zeit zwar schon besser und man konnte mehr und mehr Anhänger an sich binden, dennoch ist immer noch sehr viel Luft nach oben. Wenn es dann noch bitter kalt und spät am Abend ist, hat man natürlich eine noch bessere Ausrede, nicht vor Ort dabei zu sein. Familien mit Kindern fielen gestern überhaupt fast gänzlich aus. Die Austria kennt dieses Phänomen seit Jahrzehnten. Man tat sich durch all die Jahre stets schwer, trotz dem Gewinn von Serien-Meistertiteln, beispielsweise in den 1980er Jahren, ein Stammpublikum zu finden, zu binden und auch zu halten. „Die „echten“ Austrianer sitzen im Cafe in der Innenstadt und fachsimpeln über „ihren“ Verein, während dessen sich die aktive Kicker-Schar drunten im Prater anhand eines Meisterschaftsspieles vor leeren Rängen abmühen.“ – so einst der legendäre Schriftsteller und Feuillotonist Friedrich Torberg über den geneigten Austria-Anhänger. Doch nun genug. Die Beginnzeit legt die Liga in Kooperation mit den Vereinen fest, die wiederum beugen sich dem Diktat der TV-Anstalten, da diese im Gegenzug wiederum mit satten Geldern Teile der Vereins-Budgets auffetten. Gelder, die durch etwaige Zuschauer-Einnahmen in den seltensten Fällen erzielt werden können. Nun denn …

Der 19jährige Thomas Murg (Nr. 18) lieferte gestern Abend erneut eine große Talentprobe ab. Dieser junge Spieler kann der Austria noch sehr viel Freude bereiten. Foto: GEPA
Der 19jährige Thomas Murg (Nr. 18) lieferte gestern Abend erneut eine große Talentprobe ab. Dieser junge Spieler kann der Austria noch sehr viel Freude bereiten. Foto: GEPA

Zum Spiel:

Nach drei Siegen in Serie (3 : 0 in Wiener Neustadt, 1 : 0 gegen den Wolfsberger AC und 5 : 0 in Innsbruck, folgte in der Champions-League ein tolles 1 : 1 in Porto). In dieser Tonart ging es aus violetter Sicht leider nicht weiter, da man in Grödig gegen den Aufsteiger die zweite Niederlage gegen eben diesen einstecken musste. Dies war insofern schade und auch bedauerlich, da man weiter verlorenes Terrain vom Herbst hätte gut machen können. Wie dem auch sei und was wäre wenn – ein neues Spiel brachte gestern Abend auch ein neues Glück mit sich. Die Austria eröffnete die Begegnung und riss sofort das Heft an sich. Ein Sturm, selbst verweht beim letzten 2 : 3 zu Hause gegen Wiener Neustadt, kam – vorerst – nicht auf. Aus der ersten sehenswert vorgetragenen Aktion in der 14. Minute folgte die Führung der Heimischen. Markus Suttner marschierte in Richtung Gehäuse von Benedikt Pliquett. Dieser wehrte den strammen Schuss noch über die Latte ab. Der darauf vorgetragene Eckball von Florian Mader segelte hoch in den Strafraum, Christian Ramsebner gab der Kugel den entscheidenden Effet mit und der Unglücksrabe Michael Madl lenkte den Ball in die eigenen Maschen ab. Dessen Austria-Vergangenheit liegt allerdings bereits drei Jahre zurück, sodass man meinen könnte, er tat dies gerne für sein altes Team. Zwei Minuten später prüfte Roman Kienast mit einem Heber die Fang-Qualitäten des Sturm-Keepers. Es zieht sich aber auch wie ein roter Faden durch diesen Herbst – nach der Führung riss der violette Spielfaden einmal mehr und der Gegner schickte sich zu winden an. In der plötzlichen Oberwasser-Tätigkeit der Grazer geschah auch prompt der Ausgleich. Hatte zuvor in der 19. Spielminute Robert Beric mit seinem Kopfball neben das Tor noch Pech, scheiterte der Genannte nach einer Patrick Wolf-Flanke in der 26. Minute abermals – FAK-Keeper Heinz Lindner konnte den Ball kurz wegschlagen – war jedoch sein Kollege Daniel Beichler zur Stelle und staubte trocken ab. Dieser jubelte vor der violetten Ost-Tribüne in Augen des Schiedsrichters Mag. Markus Hametner allerdings derart ungestüm und das Publikum provozierend, sodass er dafür just mit der Gelben Karte bestückt wurde.

Das Spiel plätscherte nun gemächlich vor sich hin und als jeder mit einem Remis zur Pause rechnete, riss Daniel Royer der Geduldsfaden. Mader spielte einen Pass wundervoll ins Loch auf den späteren Torschützen und dieser tunnelte mit einer herrlichen Gurke (er spielte den Ball durch die Beine) den herauseilenden Pliquett zum 2 : 1 für Violett.

Nach einem rasch ob der niedrigen Temperaturen verkasematukelten Pausen-Tee kam Sturm nun kräftiger in die Gänge der zweiten Spielhälfte. Die Austria stand tief und ließ sich von den Grazer die Schneid abkaufen. Einen Beric-Schuss blockte Manuel Ortlechner ab, in der 47. Minute knallte Daniel Offenbacher den Ball über das Tor. Im Gegenzug marschierte der junge Thomas Murg – gegen Sturm ob seiner GAK-Vergangenheit besonders motiviert – an Pliquett, aber auch an einer Einschussmöglichkeit, da der Winkel zu spitz geworden war – vorbei. In Minute 56 entschärfte der Grazer Torhüter einen Mader-Schuss, acht Minuten später ballert Beichler auf der Gegenseite doch klar über das Tor. In der 70. Spielminute dann doch und neuerlich die pompöse Tor-Hymne der Austria: Martin Ehrenreich verliert im Mittelfeld an der Seitenaus-Linie den Ball, Royer lässt weiterlaufen auf Philipp Hosiner und dieser schickte die Austria-Familie zum 3 : 1 ins Himmelreich – Pliquett war zwar noch am Ball, doch dieser vom Torschützenkönig der Vorsaison abgefeuerte kullerte völlig alleine gelassen, jedoch sehr beachtet, gemütlich hinter die Torlinie. Es hatte den Anschein, dass Hosiner mit seinem 9. Saisontreffer wieder das Glück hold geworden war, denn bei ähnlich gezeigten guten Leistungen, beispielsweise noch vor einem Monat, wäre der Ball vermutlich bockig und zickig auf der Linie liegen geblieben und nicht weiter in die Herrlichkeit des gegnerischen Tores abgewandert.

Der 4. violette Heimsieg in diesem Herbst zeichnete sich immer weiter ab, war aber bei weitem noch nicht in trockenen Tüchern. Noch 20 Minuten zu spielen. In der 82. Minute umkurvte Murg im Gäste-Strafraum alle, seine sehenswerte Bogen-Lampe klatschte jedoch von der linken Torstange wieder ins Spielfeld zurück. Und in der vierminütigen Nachspielzeit konnte Sturm noch zum 2 : 3 verkürzten. Eckball von David Schloffer – er kam für Florian Kainz – und Manuel Weber (eingetauscht für Offenbacher) steigt in seinem 200. Bundesligaspiel am allerhöchsten. Anschlusstreffer in Minute 91 zum 2 : 3, jedoch zu spät.

Die Austria konnte mit diesem Arbeitssieg bis zu den heutigen anderen Spielen der 18. Runde vorerst auf Tabellenplatz 3 kraxeln. Weitere gute Leistungen in diese Richtungen werden auch die gestern Abend Daheimgebliebenen in Zukunft neuerlich honorieren, damit Erwin Gruber, Stadion-Plaudertasche am Verteilerkreis, alsbald freudestrahlend wieder verkünden kann: „Meine Damen und Herren, liebe Austria-Familie, die Generali-Arena ist ausverkauft!“

Trainer-Stimmen zum Spiel:

Darko Milanic (Sturm-Coach): „Wir sahen ein interessantes Spiel mit fünf Toren, davon allerdings leider nur zwei von uns. Wir haben viel zu oft im Mittelfeld den Ball verloren, das dann zu Toren gegen uns führt hat. Das kann man gegen eine spielstarke Mannschaft wie die Austria nur schwer wieder wettmachen. Dennoch kämpften wir bis zum Schluss, wurden aber leider mit keinem Punkt belohnt. Wir müssen hart an uns weiter arbeiten. Die beiden letzten Niederlagen mit jeweils 2 : 3 sind geschehen, unser Blick ist nach vorne gerichtet.“

Nenad Bjelica (FAK-Feldherr): „Ich sah ein ausgeglichenes Spiel mit guten Chancen auf beiden Seiten. Man kann im Fußball zwar nicht sagen, dass wir den Sieg verdient gehabt hätten, aber ich glaube, heute war dem schon so, da wir aus meiner Sicht ein paar Torchancen mehr hatten als der Gegner. Meine Mannschaft hat gut gearbeitet und wollte den Erfolg. Sturm zählt für mich mit seiner Tradition und seinem starken Anhang zu den absoluten Top-Vereinen in Österreich. Selbst in der tollen Meistersaison im Vorjahr gewannen die Grazer hier. Wir wussten, dass es gegen Sturm immer immens schwer ist.

Weitere interessante Fakten zu diesem Spiel:

Abseits: 2 : 3

Ballbesitz: 51 : 49 Prozent

Eckbälle: 3 : 6

Fouls: 17 : 11

Passgenauigkeit: 78 : 74 Prozent

Schüsse gesamt: 17 : 19

Zweikämpfe gewonnen: 49 : 51 Prozent

www.fk-austria.at

www.bundesliga.at

www.sksturm.at

Weitere Fotos zum Spiel bitte hier:

www.oe-news.at/index.php?04122013-austria-gewinnt-gegen-sturm-mit-32-21

www.austria80.com/Fotos201314MS18SturmH.htm

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