Innsbruck, immer wieder Innsbruck …
25. Spieltag / 1. März 2014 / tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile / Generali-Arena, 8.477 Zuschauer
Im Laufe der Geschichte trafen die Wiener Violetten bisher 148mal auf Wacker Innsbruck. Und bei näherer Betrachtung des Spielortes Generali-Arena, vormals Franz Horr-Stadion und wiederum zuvor WFV-Verbandsplatz stößt man stets auch auf eine Innsbrucker Elf. Der jahrzehntelange Sekretär der Austria, Norbert Lopper, schilderte vor einiger Zeit sehr lebhaft, wie es dazu kam, dass die Austria in Favoriten sesshaft wurde: „Wir fanden in WFV-Präsident Franz Horr einen Förderer, dass wir in Favoriten heimisch werden sollten. Der Verbandsplatz lag jedoch im Argen. Unkraut wucherte überall, der Rasen war nicht bespielbar, die Zuschauer-Ränge von der Natur fast zurückerobert und so weiter. Kurzum, es schien uns ein Unmögliches zu sein, das erste Heimspiel im August 1973 in Favoriten auszutragen. Der Gegner in der 1. Runde war der regierende Meister Wacker Innsbruck. Also gingen wir kurzerhand ins Wiener Stadion, hatten dort aber lediglich 7.000 Besucher zu verzeichnen. Sehr gerne hätten wir diese Premiere gegen Innsbruck bereits am Horr-Platz ausgetragen. Dank zahlreicher aktiver Mithilfe konnten wir dann aber eine Woche später unsere Heimpremiere im 10. Bezirk feiern, gegen die Vienna hatten wir ein fast ausverkauftes Haus mit 11.000 Zuschauern.“
Bildtext: Veni vidi vici – seht her, ich kann es noch. Jeder im Stadion, wenn er der Austria nahe stand, freute sich mit Tomas Jun, der endlich wieder das Runde ins Eckige befördern konnte. Foto: GEPA
Neuerlich heimisch und bis heute stand- und sesshaft wurde die Austria am zwischenzeitlichen Horr-Platz dann endgültig im Frühjahr 1982. Am 11. Mai traf man anhand des Cupfinales auf Wacker Innsbruck. 6.000 Besucher avancierten zu Zeit-Zeugen eines Krimis: 0 : 1 zur Pause aus Wiener Sicht, 3 : 1 der Endstand, gleichbedeutend damals mit dem 18. Pokalsieg der Veilchen. Auch in der Meisterschaft fegte man über die Tiroler hinweg. Zum Saison-Auftakt im August des gleichen Jahres waren 8.000 Anhänger erschienen, die einen 6 : 1-Triumph serviert bekamen, dreifacher Torschütze war Alfred Fredl Drabits. Im August 2007 gab es neuerlich ein 6 : 1, darüber hinaus standen gegen Innsbruck oft trefferreiche Spiele in Wien an. Und die Statistik lügt bekanntlich nicht:
Dass es diesmal jedoch für längere Zeit der letzte Auftritt einer Tiroler Mannschaft am Verteilerkreis sein könnte, lag in dem Umstand, dass die wacker kämpfenden Wackerianer ihr Fell zwar so teuer wie möglich verkauften, am Ende jedoch aufgrund von Unachtsamkeiten und Fehlern erneut mit leeren Händen dastanden. Als Tabellenletzter, mit im Moment 5 Zählern Rückstand auf das rettende Ufer, wird es für die Schwarz-Grünen derzeit immer schwerer, die Klasse zu halten.
Zum Spiel:
Die Austria bat ihren neuen Trainer Herbert Gager zur Heim-Premiere vor den Vorhang. Dies rief die gute Kulisse von knapp 8.500 Besuchern auf den Plan. Die sportlich Verantwortlichen bei den Violetten ersuchten allerdings auch um Geduld, legten gleichzeitig aber auch Zuversicht für die Zukunft an den Tag. So entwickelte sich ein munteres Bundesliga-Spiel, das von allen Akteuren schnell geführt wurde und auch stets hin und her wog. Im Anschluss an die Partie sprach man von einem „dreckigen Sieg“, der kurze Zeit später niemanden mehr interessieren würde. Dass dieser Sieg der Austria gelang, der erste volle Erfolg nach einem 3 : 2-Erfolg gegen Sturm Graz vom 3. Dezember 2013 übrigens, lag daran, dass die Violetten alles daran setzen, diese 3 Punkte in Wien zu behalten. Es war zwar nicht immer ein schönes Spiel und der spielverwöhnte FAK-Anhänger möchte die Seinen stets brillieren sehen, am Ende lagen sich aber alle in den Armen, dass die Durststrecke des nicht mehr gewinnen könnens nun überwunden scheint.
Seine persönliche Strecke des Durstes überwand der Tscheche Tomas Jun. Der stets umtriebige Publikums-Liebling drückte dem Spiel seinen Stempel auf. Er war, so wie man ihn kennt, überall und nirgendwo zu finden, rackerte, spielte, lief und … scorte. Sehenswert sein Treffer zum 1 : 0: Anhand eines satten Weitschusses sauste sein Ball unhaltbar für Ex-Austria-Schlußmann Szablocs Safar – der, wie eigentlich immer, wenn er mit Innsbruck in Wien bei der Austria weilt, vom violetten Anhang frenetisch begrüßt wurde – in die Maschen. Der Torschütze sollte damit Geschichte schreiben, denn es war dies der 6.000 Meisterschafts-Treffer der Austria insgesamt, gezählt seit dem Jahre 1911. Die Heimischen ließen jedoch dieser Führung in der 21. Minute keine weiteren Treffer mehr folgen und so geschah in der 34. Minute der Ausgleich – auch in die Kategorie „Tor des Monats“ einreihbar: Junior Felicio Marques fasste sich ein Herz und donnerte das Leder aus über 30 Metern unhaltbar für Heinz Lindner unter die Latte des Veilchen-Heiligtums. Mit 1 : 1 wurden die Seiten gewechselt.
Als sich Innsbruck aufgrund einer Gelb-Roten-Karte für Armin Hamzic in der 55. Spielminute selbst numerisch diffamierte, sollte die Partie für die Austria weiter am Laufen bleiben. Und dennoch tat sich der regierende Meister schwer, eine Führung gegen 10 Innsbrucker herauszuschießen. Es war jedoch der Tag des Tomas Jun. Ein Pass von seinem Mitspieler Markus Suttner verfehlte Miroslav Milosevic im 16-Meter-Raum, Jun war mitgeeilt, stand goldrichtig und musste nur mehr abstauben. 2 : 1 nach 76 Spielminuten.
Entgegen anderen Partien stand die violette Abwehr diesmal felsenfest und wollte diesen Sieg unbedingt. Dass die Planbarkeit dafür auch eintrat, lag am Tabellenletzten, der sich mehr und mehr seinem Schicksal ergab. Und so freute sich nach Spielschluss das gesamte Stadion mit dem Prager Tomas Jun, der, so hofft man nun, sein Tief endgültig überwunden hat. Bescheiden, still und leise, wie er nun einmal ist, stellte er den Sieg und seine Treffer in den Dienst der Mannschaft und meinte auf gut wienerisch lediglich „dass es wurscht ist, wer trifft, Hauptsache die Austria gewinnt.“
Für Herbert Gager und seine violetten Mannen heißt es nun, am kommenden Samstag, 8. März 2014 um 19 Uhr, Generali-Arena, gegen den noch immer Sensations-Aufsteiger des SV Grödig – im Herbst setzte es zwei bittere Niederlagen – nachzulegen, um das erklärte Saisonziel Europacup-Platz weiter im Auge zu behalten. Für die Innsbrucker gingen vor zwei Tagen in Wien zwar noch nicht die sportlichen Lichter aus, in der nächsten Runde gegen RAPID am 9. März 2014 um 16.30 Uhr im Tivoli-Stadion steht man allerdings bereits vor einem Muss-Sieg und diese sind bekanntlich am allerschwersten.