Wer schläft, sündigt nicht - so heißt es. Und nach einem kurzweiligen Schlaferl ist der Körper und Geist wieder fit für neue Herausforderungen. Foto: oepb.at
Wer schläft, sündigt nicht – so heißt es. Und nach einem kurzweiligen Schlaferl ist der Körper und Geist wieder fit für neue Herausforderungen. Foto: oepb.at

Fehlender Schlaf kann nicht nur unkonzentriert, matt und gereizt machen, viele werden auch krank davon. Wie viel Schlaf ein jeder einzelne benötigt, ist unterschiedlich. Und nun die tolle Nachricht: Powernapping füllt die Reserven wieder auf.

Wer nachts nicht ausreichend Schlaf vorfindet, der hilft sich schon mal tagsüber mit einem kleinen Nickerchen aus, um wieder munter zu werden. Französische Forscher sprechen sich nun vermehrt für den Mittagsschlaf aus – dieser regeneriert das Immunsystem und senkt den Stresspegel.

Botenstoffe in Urin und Speichel
Unsere Daten legen nahe, dass ein 30minütiges Nickerchen die negativen Auswirkungen von wenig Schlaf wieder aufheben können.“, berichtet Brice Faraut, PhD, von der Université Paris Descartes-Sorbonne Paris Cité. Dies betreffe vor allem die durch den Schlafmangel in die Schieflage geratenen Botenstoffe im Körper. In dieser Studie wurde bei elf Männern im Alter von 25 bis 32 Jahren der Effekt eines Nickerchens auf das Immunsystem und den Stresspegel untersucht. Dafür setzten die Forscher die Teilnehmer zwei unterschiedlichen Schlafsettings aus – mit einem Erholungstag dazwischen. Beide Male durfte nachts nur zwei Stunden geschlafen werden, einmal jedoch konnte man sich zusätzlich am nächsten Morgen und Nachmittag für jeweils eine halbe Stunde hinlegen. Was sich dabei im Körper tat, maßen die Forscher anhand von bestimmten Biomarkern im Speichel und Urin – darunter Interleukin-6, Katecholamine, Norepinephrine, Noradrenalin und Dopamin.

Stresshormone sinken
Das interessante Ergebnis: Nach einer wahrlich kurzen Nacht war bei den Probanden die Konzentration des Stresshormons Noradrenalin um das 2,5fache angestiegen. Das Nickerchen ließ diese Werte jedoch wieder sinken. Noradrenalin spielt eine große Rolle bei der Stressreaktion: Es erhöht die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Blutzucker. Auch das Immunsystem profitierte vom kurzen Schlaf. Es normalisierte die Interleukin-6-Werte. Dieser Botenstoff unterstützt das Immunsystem. “Ein kurzes Nickerchen kann möglicherweise die schädlichen Folgen eines Schlafentzug mindern, da es sowohl dem Immunsystem als auch dem neuroendokrinen System hilft, sich zu erholen.“, erklärt Brice Faraut. Die Forscher hoffen nun, dass diese Untersuchung jenen Menschen helfen kann, die anfällig für Schlafmangel sind.

Schlafbedarf variiert
Wie viel Schlaf jemand braucht, ist unterschiedlich. Ein speziell zusammengestelltes Expertengremium veröffentlichte im Auftrag der National Sleep Foundation neue Empfehlungen zur optimalen Schlafdauer. Diese variieren je nach Alter:

Neugeborene (0 bis 3 Monate): 14 bis 17 Stunden
• Kleinkinder (4 bis 11 Monate): 12 bis 15 Stunden
• Kleinkinder (1 bis 2 Jahre): 11 bis 14 Stunden
• Kinder im Vorschulalter (3 bis 5 Jahre): 10 bis 13 Stunden
• Kinder im Schulalter (6 bis 13 Jahre): 9 bis 11 Stunden
• Teenager (14 bis 17 Jahre): 8 bis 10 Stunden
• Junge Erwachsene (18 bis 25 Jahre): 7 bis 9 Stunden
• Erwachsene (26 bis 64 Jahre): 7 bis 9 Stunden
Ältere Erwachsene (65+ Jahre): 7 bis 8 Stunden

Diese Vorgaben beruhen auf den Ergebnissen einer Metaanalyse von 320 Studien. In diesen waren die gesundheitlichen Folgen von zu viel oder aber zu wenig Schlaf für gesunde Menschen untersucht worden.

Viele Fragen bleiben offen
Diese Empfehlungen sind vorab einmal ein guter Anhaltspunkt. Der Schlaf an sich gibt den Wissenschaftlern aber noch einige Rätsel auf. „Wir müssen noch eine Menge über die Funktion des Schlafes lernen.“, meint Dr. Lydia DonCarlos, Neuroendokrinologin von der Loyola University und Mitglied des Expertengremiums. „Wir wissen, dass Schlafen erholsam und wichtig für das Gedächtnis ist. Aber obwohl wir ein Drittel des Lebens mit Schlafen verbringen, kennen wir die genauen Funktionen des Schlafens nicht.“, ergänzt sie.

www.netdoktor.de

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