Die Fußball-Fan-Gemeinde im benachbarten Deutschland ist seit je her groß. Und die Euphorie in Sachen „rundes Leder“ war nach dem gewonnenen vierten Weltmeister-Titel 2014 naturgemäß ungebrochen groß. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass anhand eines tollen Buches an Stadien gedacht wird, die ausgedient haben, vor sich hin dämmern, oder die es schlichtweg einfach nicht mehr gibt.
Jeder Fußball-Fan hat sein Team.
Mit dieser Mannschaft reist er, wenn er es ehrlich meint, überall hin. Und sollte dann noch immer Zeit bleiben, besucht man auch Spiele und Begegnungen, die zwar mit der eigenen Mannschaft nichts zu tun haben, aber eben mit dem Hintergedanken „Grounds zu machen“ verbunden sind. „Grounds“, demnach Stadien, so viele wie möglich zu besuchen, das ist der Sinn des „Groundhoppens“.
Und da jeder dieser Spezies einmal klein angefangen hat, fabrizierte man das Groundhopping vorerst im eigenen Land, ehe es weiter und hinaus in die große weite Welt des Fußballsports ging – nach aller Herren Länder.
Buch-Autor und Fußballhistoriker Werner Skrentny – aus seiner Feder stammen zum Beispiel die Biografie über den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch, als auch „Das große Buch der deutschen Fußballstadien“ – machte sich einmal mehr auf und begab sich im 80 Millionen Einwohner Land Deutschland auf Spurensuche nach längst vergessenen Stadien – heute würde man Arenen dazu sagen – und Spielstätten, die große und weniger große Spiele, aber auch „Die großen Künstler am Ball“ live erlebt hatten.
Den Gladbacher Bökelberg zum Beispiel – in dem am Beginn der 1970er Jahre die so genannte „Fohlen-Elf“ von Borussia Mönchengladbach nicht nur ihre Geburtsstunde, sondern auch zahlreiche Sternstunden feiern konnte – gibt es nicht mehr. Oder aber das Stadion am Rothenbaum in Hamburg, d i e Adresse des ruhmreichen Hamburger Sport-Vereins. Platzstürmende Hooligans beendeten 1989 im Zuge eines Pokalspieles gegen den MSV Duisburg die jahrzehntelange Geschichte dieser Spielstätte. Heute lebt der Rothenbaum nur mehr in der Erinnerung, oder aber im HSV-Museum im Volksparkstadion auf. Das Stadion der Weltjugend in Berlin-Ost, das zeitweilig als die größte Sportanlage der DDR galt. Von 1950 bis 1989 wurden dort 15 DDR-Pokal-Endspiele ausgetragen. Auch die Nationalmannschaft der Deutschen Demokratischen Republik trug dort im Laufe der Geschichte 13 Länderspiele aus, wobei jeweils zwischen 25.000 und 65.000 Besucher das weite Rund bevölkerten.
Das Georg Melches-Stadion – die Heimstätte von Rot-Weiss Essen, hat sich im Laufe der Zeit nicht nur von der West-Kurve verabschiedet, sondern wurde einfach Stück für Stück demoliert, bei laufendem Spielbetrieb wohlgemerkt – ist weg, das Rheinstadion zu Düsseldorf wurde im Jahre 2002 nach dem Auszug der Fortuna einfach gesprengt, das Parkstadion des FC Schalke 04 in Gelsenkirchen wurde Stück für Stück abgetragen, das Waldstadion der Frankfurter Eintracht ist Geschichte, und, und, und …
Auf 176 Din A4-Seiten wird diesen ehemaligen Stadien gedacht, denn viele sind aus Schutt und Asche wieder auferstanden, viele jedoch schlummern vor sich hin, sind dem Verfall preisgegeben, oder lassen sich einfach von Mutter Natur aus sattem Grün die alten Steh-Terrassen zurückerobern. Ja, es weht ein Hauch von Melancholie bei der Lektüre diese Buches mit: „Weißt Du noch, damals, als wir dort und dort den haushohen Favoriten in die Schranken gewiesen hatten …“, etc., so die sprudelnden Gedankengänge der Fans und Anhänger in Anlehnung an den Beginn ihrer Fußball-Fan-Zeit.
Aus den zahlreichen Autoren-Recherchen entstand diese Hommage an nicht mehr existente und verschwundene Kult-Stätten des Deutschen Fußballsports. Alphabetisch gegliedert vom Aachener Tivoli bis hin zum Westsachsenstadion in Zwickau kommen hier knapp 100 ehemalige Spielstätten noch einmal zu Ruhm, Ehre und Glanz, wird in der Erzählform noch einmal das Flutlicht angemacht und drängeln sich noch einmal tausende und abertausende Zuschauermassen Kopf an Kopf bei den zahllosen Fußballspielen in Deutschland West und Ost.
Autor und Verlag gelang der sehenswerte Doppelpass anhand zahlloser Fotos und Bilder von einst und jetzt und somit der Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart in der deutschen Sport- und Stadionlandschaft!
Wehmütig blickt man zurück, hält inne und erinnert sich! Und um im Groundhopper-Jargon zu bleiben: „Hast Du diesen Ground eigentlich gemacht? – Nein, leider, der wurde mir quasi unter den Füßen weg gesprengt …“
Quelle: oepb
Es war einmal ein STADION
Verschwundene Kultstätten des Fußballs
von Werner Skrentny
176 Seiten, Format Din A4, Hardcover, gebunden
ISBN 978-3-7307-0192-8
zum Preis von € 24,90
Zur Direkt-Bestellung bitte hier klicken:
www.werkstatt-verlag.de
Video von der Sprengung des Düsseldorfer Rheinstadions anno 2002.
Der höchster Sieg in der Geschichte der Deutschen Bundesliga wurde hier eingefahren: VfL Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund, 12 : 0, am 29. April 1978.
Bitte beachten Sie auch diese WERKSTATT VERLAG Rezensionen bei uns: