Der 1. SSC unter Trainer Hans Hofstetter (ganz links ) und Josef Pepi Argauer (ganz rechts) mischte einst die Staatsliga in Österreich auf. Bild: Kantine Simmering/oepb
Der 1. SSC unter Trainer Hans Hofstätter (ganz links ) und Josef „Pepi“ Argauer (ganz rechts) mischte einst die Staatsliga in Österreich auf. Bild: Kantine Simmering/oepb

Wenn in der österreichischen Bundeshauptstadt Wien ein Bruder-Kampf ansteht, wird oft vom „großen Wiener Derby“ in Anlehnung an AUSTRIA versus RAPID gesprochen. Das so genannte „kleine Wiener Derby“ zwischen dem Sportklub und First Vienna – bei genauerer Betrachtung ein kompletter Humbug, denn beide Vereine bringen ein jeder für sich mehr Geschichte und Tradition mit, als 8 Klubs der höchsten österreichischen Spielklasse zusammen – wird in jüngerer Vergangenheit nun auch gerne als „Derby of Love“ tituliert. Gerade der nicht auf den Mund gefallene Sportklub-Anhang präsentierte am 22. August 2014, just zum 120. Geburtstag der Vienna, auf der Hohen Warte beim 0 : 0 ein Transparent mit der aussagekräftigen Aufschrift: „Wurscht ob Juve oder Roma – am liebsten zur Vienna-Oma!“

Nur einen Katzensprung ist es von der Hasenleiten…
Nur einen Katzensprung ist es von der Hasenleiten…

Wenn allerdings im Unterhaus, beispielsweise der Wiener Liga, ein echtes Derby zweier Teams aus einem Bezirk ansteht, welche Bezeichnung verwendet man dann dafür? Wie dem auch sei, in Simmering, im 11. Wiener Gemeindebezirk, wurden wieder einmal die Klingen gekreuzt. Der 1. Simmeringer SC von 1901 lud den SC Ostbahn XI von 1921 zum Meisterschaftsspiel der 7. Runde in der Wiener Stadtliga. Für Traditionalisten und Freunde des Wiener Fußballsports ein wahrer Klassiker zum mit der Zunge schnalzen. Leider steht man jedoch mit dieser weltanschaulichen Einstellung ziemlich auf verlorenem Posten, denn es wohnten keine 150 Zuseher dieser Partie bei. Und um frei nach Theo Lingen zu bleiben: „Traurig, traurig, traurig!“, denn der Ostbahnplatz in der Hasenleiten ist von der „Had“ auf der Simmeringer Hauptstraße keine 5 Minuten entfernt. Es ist aber weiters zu beobachten, dass das Ostbahn-Völkchen nicht unbedingt zu den reisefreudigsten Anhängern, wenngleich im Vereinsnamen festgehalten Eisenbahnfreunde von einst sein zu wollen, zählt.

 … auf die Simmeringer Had. Beide Fotos: oepb
… auf die Simmeringer Had. Beide Fotos: oepb

Simmering gegen Ostbahn, das ist auch ein Derby der Karriere gemachten Fußballer von einst. Begannen auf der Had die viel versprechenden Laufbahnen eines Ernst Dokupil, Franz Dumser, Rudolf „Rudi“ Flögel, Hans Horvath, Eduard „Edi“ Krieger, Anton „Toni“ Polster, August „Gustl“ Starek, Ferdinand Swatosch und dergleichen, so ist mit Ostbahn XI auf alle Zeiten der Name Herbert „Schneckerl“ Prohaska eng verwoben, zog doch der Österreichische- und Austria Wien-Jahrhundert-Fußballer anno 1972 vom Ostbahn-Platz aus, um seine Welt-Karriere zu starten.

Und so ließ es sich auch die ortsansässige Polit-Prominenz in Form von Bezirksvorsteherin Eva-Maria Hatzl nicht nehmen, den Ehrenanstoß für dieses echte und einzigartige Bezirk-Derby vorzunehmen.

Vor dem Spiel ist ein Besuch in der 1.SSC-Kantine zwecks lukullischem Genuss wärmstens empfohlen. Bild: oepb
Vor dem Spiel ist ein Besuch in der 1.SSC-Kantine zwecks lukullischem Genuss wärmstens empfohlen. Bild: oepb

In der ersten Hälfte dampfte die Ostbahn vermehrt und wild entschlossen ordentlich schnaubend und vehement in die Simmeringer Hälfte vor und die in Blau angetretenen Gäste konnten vermehrte Spielanteile für sich verbuchen, ohne zählbaren Erfolg. Die schwarz-roten Heimischen, gesponsert im übrigen von den ÖBB, trugen den einen oder anderen Angriff gekonnt vor, die ostbahnische Koloss-Abwehr stand jedoch gut und alle Ampeln entlang der Strecke in Richtung Tor waren auf Rot geschaltet. Das 0 : 0 zur Pause ging demnach auch so völlig in Ordnung.

In der zweiten Spielhälfte war dann Musik drinnen in der Partie. Der 1. SSC wollte unbedingt den Derby-Erfolg, das sah man der jungen Truppe an. Der Gastgeber setzte sich mehr und mehr in der Ostbahn-Hälfte fest und die spätere Führung war nur mehr eine Frage der Zeit. Nach einer Stunde Spielzeit war es dann soweit, Sasa Dimitrijevic traf zum zwischenzeitlich auch verdienten 1 : 0. In der 63. Minute dann helle Aufregung im Spiel: Mario Senegacnik (Ostbahn XI) foulte auf sehr derbe Art und Weise den Simmeringer Burhan Cobanoglu, der mit Verdacht auf mehrfachen Bänderriss ins Spital gebracht werden musste. Senegacnik erhielt für dieses grobe und unverständliche Einsteigen lediglich Gelb, ein Platzverweis wäre an dieser Stelle wohl angebrachter gewesen.

 Es ist alles angerichtet zum Simmeringer-Traditions-Derby. Foto: oepb
Es ist alles angerichtet zum Simmeringer-Traditions-Derby. Foto: oepb

Simmering verfiel allerdings nicht in kollektive Schock-Starre und suchte nun die Entscheidung. Die passierte auch in der 76. Minute: es war abermals Sasa Dimitrijevic, der das vorentscheidende 2 : 0 scorte. Die Heimischen wollten im Anschluss den leider nur sehr wenigen Zuschauern nun ein bisserl etwas bieten und ließen noch einige schöne Spielzüge mit Doppelpass und „Gurkerln“ folgen, ein sichtbarer Tor-Erfolg kam jedoch dabei nicht mehr heraus. Und so ging der Sieg des 1. Simmeringer SC auch völlig in Ordnung und die in den letzten Jahren sportlich und auch finanziell am Boden liegenden Simmeringer bewegen sich nun in der Wiener Stadliga nicht nur in den schwarzen Zahlen, sondern stehen mit 10 Punkten aus 7 Partien auch sportlich mit der Tedenenz nach oben sehr gut da. Nächste Woche am 3. Oktober 2015 geht es in den Prater zu ASK Elektra. Ostbahn XI bleibt bei 8 Punkten und der hinteren Tabellenregion stehen.

www.simmeringer-sc.at

Zur absoluten Feier und Abrundung dieses gelungenen Derby-Tages und wohl auch in Anlehnung an das unschöne und auch unnötige Foul an Burhan Cobanoglu fegten die Simmeringer Unter23 die Alterskollegen von Ostbahn XI mit 17 : 0 von der Had.

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