Buch Cover David gegen Goliath_Die österreichische Pokalgeschichte_Reinhard PillweinDer Österreichische Fußball-Pokal, der hierzulande gerne auf den Namen „Cup hört, verfügt bei weitem nicht über jenen Stellenwert, den er beispielsweise in England trägt. Verglichen mit der derzeit herrschenden Euphorie um die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft und auch der Österreichischen Fußball-Bundesliga führt jener Bewerb seit Jahrzehnten ein Stiefmütterchen-Dasein. Dies ist mehr als nur schade, denn die Sinnhaftigkeit dieser Vergleichskämpfe liegt doch darin, dass Teams aus völlig unterschiedlichen Ebenen und Ligen, die auf sportlich qualifiziertem Weg normalerweise nie zueinander finden würden, eben nach dem Los-Entscheid im Cup aufeinander treffen. Und wenn dann auch noch der „David“ Heimrecht hat, der „Goliath“ auf des Gegners Platz antanzen muss, das David-Stadion natürlich bummvoll und ausverkauft ist und sich der Goliath anpatzt, dann … ja dann lebt der Cup und wird seinem Erfindergeist gerecht.

Der Wiener Hobby-Autor und Fußball-Fan Reinhard Pillwein ging der österreichischen Pokalgeschichte nach und auf den Grund: „Der ÖFB-Cup führt im Vergleich zur Bundesliga ein Schattendasein, wird weder von den Vereinen noch von der Mehrzahl der Fans ernst genommen. Dies ist alles im Großen und Ganzen nicht neu. In einer Mischung aus Größenwahn und Einfältigkeit wurde der regional ausgetragene Wiener Pokal und allen voran seine Besucherzahlen stets an der ältesten und berühmtesten Pokalkonkurrenz der Welt, dem englischen FA-Cup, gemessen und dabei regelrecht niedergeschrieben. An dieser unrealistischen Betrachtungsweise hat sich bis heute nichts geändert, mit dem kleinen Unterschied, dass man dem heutigen Österreichischen Cup gerne den deutschen DFB-Pokal vorhält.“

Diese hier vorgestellte Chronik beschäftigt sich mehr als nur ausführlich mit der österreichischen Pokalgeschichte, beginnend von den Gründerjahren 1897 bis ins Jahre 1949. Dieser Almanach ist in jener Form das erste und bisher einige Werk, das sich ausschließlich und detailgetreu mit diesem Fußballbewerb in all seiner Entstehung und all seine Facetten auseinandersetzt. All jene Pokal-Bewerbe, sei es national und/oder regional, werden beschrieben. Thematisiert wird beginnend neben dem Challenge Cup – dieser war der einzige Fußballwettbewerb, der Vereine der getrennten Fußballverbände Österreichs und Ungarns in der k.u.k Donaumonarchie verband – und den österreichischen Pokalbewerben natürlich auch der deutsche Tschammer-Pokal. In den Jahren 1938 bis 1945 – Österreich existierte in der heute bekannte Form nicht und zählte zum Großdeutschen Reich – spielten österreichische Vereine erfolgreich im quer zur deutschen Meisterschaft ausgetragenen Tschammer-Pokal, benannt nach Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten mit. RAPID gewann den deutschen Pokal 1938, die Vienna 1943. Nach Beendigung des Zweite Weltkrieges gab es ab 1946/47 wieder einen Gesamtösterreichischen Cup-Bewerb.

Bonjour Tristesse herrscht in diesem Buch nie vor, denn der Autor notiert neben den simplen Endresultaten und Aufstellungen auch immer wieder umfangreiche Erzählungen und Geschichten zu den einzelnen Jahren, die er geschickt mit herrlichen alten Fotos unterstreicht. Es leben mitunter Wiener Sportplätze wieder auf, die leider völlig von der Bildfläche verschwunden und versunken sind. Aber auch nicht mehr existente Fußball-Vereine, die im Zuge von Fusionen oder Auflösungen liquidiert wurden, feiern eine Renaissance. Ein lebendiges Kapitel Wiener und österreichischer Fußball-Geschichte ist somit entstanden und man darf gespannt sein, ob es einen zweiten Cup-Band, eben von 1949 bis in die heutige Zeit von Reinhard Pillwein dereinst geben wird.

Welcher von den beiden Clubs aus diesem Wettkampfe als Sieger hervorgehend würde – diese Frage hatte die sportlichen Gemüther unserer Stadt in Aufregung versetzt, und zwar derart, daß sie in der letzten Woche vor dem Match des Tagesgespräch in fußballsportlichen Kreisen bildete. Galt es doch diesmal, nicht nur die Ehren des Sieges zu erringen, sondern auch das Recht zu erwirken, an der Schlussrunde in den Kämpfen um den Challenge Cup theilzunehmen.“ – Neues Wiener Abendblatt, 28. November 1898

Sofort nach dem Wettspiele bewegte sich eine lange Kolonne von Automobilen der Stadt zu. Als einer der voran befindlichen Wagen die Kreuzung an der Märzstraße und dem Gürtel in langsamen Tempo passierte, lenkte der dort postierte berittene Wachmann sein Pferd zu dem Automobil und fragte den Lenker: „Bitte, kommen die Herren vom Cup? Können Sie mir sagen, wer gewonnen hat?“ Auch zwei seiner dort zu Fuß patrouillierenen Kollegen gesellten sich zu ihm und harrten der Antwort. „Ja, wir waren draußen, das Resultat ist Zwei zu Eins …“ Bevor die Herren im Auto noch weitersprechen konnten, sagte der Berittene: „Natürlich für Rapid?“ – „Nein, für Amateure!“ Eine kleine Pause, dann schob der Berittene seine Kappe etwas zur Seite, kraulte sich schwerer Miene auf dem Kopf und sagte in gedehntem Tonfall: Ui jeh, ui jeh …“ Und seine Kameraden zu Fuß gingen, sich sichtlich verdutzt anblickend, stumm von dannen …“Sport-Tagblatt, 10. März 1921

David gegen Goliath
Die österreichische Pokalgeschichte zwischen 1897 und 1949
von Reinhard Pillwein
180 Seiten, Format Din A4, gebunden, Bilderdruck, Karton-Umschlag
mit zahlreichen original schwarz-weiß Fotos aus diesen Jahren
zum Preis von € 39,90
ISBN 978-3-902744-39-5
www.verlagshaus-hernals.at

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Bitte beachten Sie auch jene Rezension von Autor Reinhard Pillwein bei uns:

 

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