Keith Emerson performing in den 1970er Jahren. Bild: Carl Lender
Keith Emerson performing in den 1970er Jahren. Bild: Carl Lender

Ein herausragender Musiker und Vertreter des „Progressiv Rock“, einer Musikrichtung, die Mitte der 1960er Jahre entstand, ist völlig unerwartet aus dem Leben geschieden. Der britische in der nordenglischen Kleinstadt Todmorden, West Yorkshire im Jahre 1944 geborene Keyboarder Keith Emerson, Mitbegründer der legendären Band „Emerson, Lake and Palmer“ ist in der Nacht zum Freitag in seinem Haus im kalifornischen Santa Monica verstorben. Er galt als einer der besten Keyboarder des Rock’n Roll. Die Polizei geht von Suizid durch Erschießen aus.

Als Keith Emerson an der südenglischen Küste aufwuchs, galt er fast schon als Wunderkind am Klavier. Emerson hatte schon in seiner Jugend eine klassische Musikausbildung absolviert und experimentierte früh am Moog-Synthesizer. Als Teenager hörte er das erste Mal eine Hammond Orgel. Und von da an probierte er immer wieder neue, vor allem elektronische Klänge aus. Er lernte erst einmal die großen Klassiker. Dies hörte man später auch noch aus seinem Spiel heraus. 1969 traf Emerson in San Francisco den Sänger, Gitarristen und Bassisten Greg Lake – „… und die Chemie zwischen uns Beiden stimmte sofort!“, meinte Lake später anhand eines launigen Interviews. Keith Emerson und Greg Lake holten sich noch Schlagzeuger Carl Palmer in ihre Band – und „Emerson, Lake and Palmer“ waren geboren und avancierten in den 1970er Jahren zu Giganten des Progressiven Rock. Die Band brachte insgesamt neun Alben heraus, die sich millionenfach verkauften.

Aber auch als unnachahmlicher Solokünstler am Synthesizer, sowie als Komponist von Klavier- und Filmmusik machte sich der nun Verstorbene bereits zu Lebzeiten einen guten Namen. Bevor Emerson mit der Band mehrere große Hits feierte, spielte er bei The Nice, die Rock mit Jazz kombinierten.

Einer ihrer wohl bekanntesten und berühmtesten Hits der Band „Emerson, Lake and Palmer“ war und ist „Lucky Man“ – mit einem der ersten Synthesizer-Soli der Rockgeschichte – gespielt von Keith Emerson. Glaubt man Emerson, war das Solo fast schon ein Zufallsprodukt: „Ich ging zum Moog-Synthesizer, probierte ein paar Klangfolgen aus, schaute in den Kontrollraum des Studios – und Greg und der Toningeninieur nickten begeistert. Eigentlich waren es nur ein paar Ideen, aber sie sagten: Nein, das ist das Solo!“

Erinnerungen an ein Konzert in der Wiener Stadthalle
“Es war 1970, ich war 14 Jahre alt und mein erstes Konzert war „Emerson, Lake and Palmer“ in der Stadthalle D. Es war heiß, es war voll, es war klasse. Wir hockten auf dem Boden, die Plastikbecher mit Bier kreisten, in der Halle lag in dicken Schwaden Haschischduft. Überall konnte man es lesen: Mit fünfzig Technikern, mehreren Bussen und Sattelschleppern, im Privatjet und mit zwanzig Tonnen Gepäck reist die dreiköpfige Gruppe an. Und wirklich, wenn man die Wiener Stadthalle betrat, sah man so einiges: zwei Türme im Saal, einer für die Beleuchtung, der andere für das Aussteuern der Klangmischungen. Die mitgeführte Bühne, zwanzig Meter breit, neun Meter hoch und acht Meter tief, ist mit mehreren verschließbaren Plastikvorhängen garniert, von einer hundert Scheinwerfer starken Beleuchterbrücke überwölbt und außerdem von einer Art Geröllhalde umgeben. Zu Füßen der Bühne stapeln sich die Kisten, Kasten und Behältnisse, aus denen die Roadies die Elektronik herausgeschält haben. Denn das war damals klar: dieser technische Aufwand übersteigt hier alles, was bislang geboten werden konnte. Die Lautsprechersäulen sind noch höher, die Mischpulte noch komplizierter, die Phonozahlen noch gesundheitsschädlicher geworden. Aber was vielleicht nicht mehr viele wissen: HELP sollte die größte Rockband aller Zeiten ursprünglich heißen. Dann starb Jimi Hendrix nahm sein H und seine Gitarre mit ins Grab. Und die drei Hinterbliebenen nannten sich von da an ELP Emerson, Lake and Palmer. Keith Emerson war Organist der Gruppe Nice, der Bassist Greg Lake kam von King Crimson und Carl Palmer von Atomic Rooster und spielte Schlagzeug. Auch ohne Jimi Hendrix waren die drei von ihrer über alles überragenden Größe und Können überzeugt.“

Emerson, Lake and Palmer“ gingen wie Pink Floyd und Genesis weg von den kurzen Rocksongs und schufen lange, komplexe Klangerzählungen. Und Keith Emerson umgab sich auf der Bühne mit mannshohen Synthesizern und fünf oder sechs Klaviaturen. Er selbst beschreibt den typischen „Emerson, Lake and Palmer“-Sound als eklektisch: Sie hätten sich aus allen möglichen Quellen bedient, von der akustischen Gitarre bis zum vollen Orchester umfasse der Sound die ganze Bandbreite der Musik. Und da kam Emerson wieder seine klassische Ausbildung gelegen – zum Beispiel beim Nutrocker, einer Hommage an Tschaikowskis Nussknacker.

Nach der unerwarteten Auflösung der Band im Jahr 1978 hatten sich die Musiker in den 1990er Jahren wieder vereint. Seit 2004 hatte Emerson seine eigene Gruppe, die Keith Emerson Band. Er machte sich auch als Solokünstler am Synthesizer, sowie mit mehreren Klavierwerken und Filmmusik einen Namen. Sein so plötzlicher Tod hinterlässt eine mannshohe Lücke in der Musik-Welt. Ein großer und einzigartiger Künstler ist nicht mehr …

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