10. August 2010
Anlässlich des 500. Meisterschaftsspieles des FK Austria Wien im Franz Horr-Stadion zu Wien-Favoriten am Sonntag, 8. August 2010 wurde eine diesbezügliche Sonderausstellung im FAK-Museum eröffnet. Eben diese wurde von der violetten Galionsfigur Herbert Prohaska, der just an jenem Tag seinen 55. Geburtstag feierte, vorgenommen. Die Ausstellung zeigt die Entstehung des Fußballs in Favoriten im Allgemeinen und die Niederlassung der Austria in diesem Bezirk im Besonderen.
Favoriten, einer der einwohnerstärksten Bezirke Wiens hat mit seinen knapp 175.000 Bewohnern eine beinahe ähnlich große Bevölkerungsdichte wie beispielsweise die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz. Hier wurde neben der harten Arbeit in der Ankerbrot-Fabrik oder aber der Wienerberger Ziegelei auch immer schon Fußball gespielt.
Die so genannten „Ziegel Böhm“ – gemeint waren damit im Volksmund die tschechischen Ziegelei-Arbeiter – taten sich zusammen, gründeten Vereine und jagten in der kargen Freizeit dem runden Leder hinterher. Der spätere WFV (Wiener Fußball-Verband)-Platz wurde Mitte der 1920er Jahre vom tschechischen Geselligkeitsverein Ceske Srdce – Tschechisches Herz – gebaut. Viele tschechische Teams, allen voran der SK Slovan, sollten dort ihre sportliche Heimat finden. Der Sportplatz lag damals weit ab von jedwedem Verkehrsmittel, die Besucher mussten weite Fußmärsche auf sich nehmen, um zu den Spielen zu gelangen. Irgendwann wurde den Tschechen der Platz zu groß und kam auch zu teuer, also trat man 1949 einen Teil davon an die Gemeinde Wien ab. In späterer Folge fanden dort Speedway-Rennen auf einer breiten Schlackenbahn statt. 1961 übernahm der WFV das gesamte Areal und 1973 auch noch das dazugehörige Grundstück.
Im Sommer 1973 sah man sich seitens der Austria leid, heimspielmäßig immer wieder durch die Bezirke zu tingeln und über kein eigenes Stadion zu verfügen. Also ging der emsige Sekretär – heute würde man Manager dazu sagen – Norbert Lopper her, suchte den Kontakt zum WFV und bat, auf dem Areal Fuß fassen zu können. Beim damaligen WFV-Präsidenten Franz Horr fand Lopper Gehör und man einigte sich, auf der Verbandsanlage in Wien X heimisch zu werden. Doch die Zeit drängte, stand doch die Saison 1973/74 vor der Tür. Die Auslosung bescherte dem FAK in der 1. Runde Wacker Innsbruck. Das Spiel wurde im Stadion (heutiges Ernst Happel-Stadion) ausgetragen. In Runde 2 trat man in Eisenstadt an und am 26. August 1973 war es also soweit – der FAK trug sein erstes offizielles Spiel am WFV-Verbandsplatz aus. Zuvor mussten jedoch noch zahlreiche Hände Hand anlegen, um das Gras zu schneiden – nicht nur am Spielfeld, sondern auch auf den Rängen, Zäune zu errichten und das gesamte Areal zu adaptieren. Norbert Lopper war gemäß eigenen Aussagen Tag und Nacht im Einsatz. 11.000 Zuschauer wohnten dem ersten Spiel bei, die Austria schlug die Vienna mit 4 : 1.
Am 6. Jänner 1974 verstirbt der WFV-Präsident Franz Horr, der als großer Freund und Gönner der Austria bekannt war. Am 22. Jänner 1974 wird der Beschluss gefasst, die WFV-Sportanlage als Verbandsplatz in „Franz Horr-Stadion“ umzubenennen.
Es sollten jedoch noch weitere 9 Jahre ins Land ziehen, ehe der FAK endgültig in Favoriten angekommen war. Heimspiele wurden in der Zwischenzeit im Stadion, am Sportclub-Platz, der Hohen Warte, in der Südstadt und in Schwechat, ja, sogar im Weststadion (heutiges Ing. Gerhard Hanappi-Stadion und Heimstätte des Lokalrivalen SC RAPID) ausgetragen, ehe man am 12. Mai 1982 wieder in Favoriten ankam und vor 6.000 Besuchern einen 3 : 1-Pokalfinal-Erfolg über Wacker Innsbruck feierte.
Seit diesem Tag im Mai des Jahres 1982 hat die Austria eine sportliche Heimat gefunden. Das Franz Horr-Stadion wurde im Laufe der Jahre mehr und mehr umgebaut und avancierte zu einem wahren Schmuckkasterl.
Und so schließt sich der Kreis. Matthias Sindelar, der wohl größte Austrianer aller Zeiten, kam aus Favoriten und die Austria wurde im Laufe der Jahre in Favoriten ansässig. Heute ist der Klub vom Verteilerkreis nicht mehr wegzudenken und von weitem sieht man auf der Stadtautobahn noch vor der Ausfahrt „Favoriten“ bereits die Flutlichtmasten gen Himmel ragen.
500 Meisterschaftsspiele wurden also seit 1973 ausgetragen, die Bilanz kann sich sehen lassen: 343 Siegen stehen lediglich 69 Niederlagen gegenüber. 88mal trennten man sich Remis. Die imposante Tordifferenz beträgt 1.107 : 399.
Die Sonderausstellung im FAK-Museum läuft den ganzen Herbst.