Die einen waren als nunmehriger Aufsteiger mit ihrer Stadt 22 Jahre lang komplett weg vom Fenster und stellten in dieser Epoche keinen Bundesliga-Verein mehr, die anderen kassierten just auf den Tag genau vor 25 Jahren – detto bei einem Aufsteiger – als regierender Meister angereist sogleich Auftakt-Niederlage: 24. Juli 1991 – FC STAHL Linz (vormals SK VÖEST) gegen FK Austria Wien 2 : 1 (1 : 0). Niederösterreichische Aufstiegs-Euphorie, gepaart mit einem Trainer-Fuchs Karl Daxbacher, der bei näherer Betrachtung aufgrund seiner in Summe 22 Dienstjahre bei der Austria violett bis auf die Knochen ist – man war gewarnt im Team um Thorsten Fink vor dem SKN St. Pölten. Und dennoch, es sollte der vierte Erfolg im vierten Saison-Pflichtspiel beim FAK her.
1. Spieltag tipico-Bundesliga / Sonntag, 24. Juli 2016, 16.30 Uhr / NV-Arena, 7.425 Besucher, Schiedsrichter Manuel Schüttengruber
Verstopfte Zufahrtstraßen um die NV-Arena zu St. Pölten. Das herrliche Badewetter lud auch zahlreiche Sonnen-Anbeter an die Seen rund um das im Jahre 2012 eröffnete Stadion. Mit dem FK Austria Wien gesellte sich auch gleich ein Kracher zum Aufsteiger, der seinerseits wiederum mit einem starken und stimmgewaltigen Anhang anreiste. Die Euphorie rund um den SKN St. Pölten hatte alle angesteckt und man ist förmlich ausgehungert nach Erstliga-Fußball in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Es war alles angerichtet und man fieberte dem Anpfiff entgegen.
Karl Daxbacher vertraute größtenteils jener Mannschaft, die im Vorjahr überaus dominant den Aufstieg realisiert hatte. Mit dem Holländer Kai Heerings stand lediglich ein Neuzugang in der Startformation. Und auch FAK-Trainer Thorsten Fink änderte seine Elf gegenüber dem 4 : 1-Auswärts- und Aufstiegserfolg gegen Kukesi in der Europa-League-Qualifikation am vergangenen Donnerstag nur an einer einzigen Position: David De Paula verteidigte für den angeschlagenen Jens Stryger Larsen.
Es war durchaus ansehnlich, was der Aufsteiger zu bieten hatte, jedoch gefährlich wurden die Blau-Gelben erst in der Schlussviertelstunde. Bis dahin war die Austria jederzeit Herr der Lage und auch das Ballbesitz-Verhältnis von 31 : 69 Prozent sprach eine deutliche Sprache.
Larry Kayode kam in der 16. Minute zu einer guten Aktion und auch Raphael Holzhauser schien nach seinem herrlichen Weitschusstor gegen Kukesi sich den Wunsch des Trainers, doch auch torgefährlicher zu werden, zu Herzen genommen zu haben – ebenso ein Weitschuss, mit dem linken Pratzerl vorgetragen, prallte von der Torlatte ins Aus. Dies waren die besten Aktionen vor der Halbzeit, sowie das 0 : 1 in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Holzhauser-Eckball von rechts, Petar Filipovic mit dem Kopf weiter auf Kayode, der aus kürzester Distanz zur violetten Führung einköpfeln konnte.
Euphorie, „Hurra, Hurra, die Wiener die sind da!“, Fantismus, Freudenfeuer, dem Aufsteiger und vermeintlich Kleinen zu zeigen, wer der Herr im Hause ist – es gibt zahlreiche teilweise verständliche Gründe, warum Ultras Rauchbomben entzünden. So auch gestern zu Beginn in Hälfte Zwei. Die dadurch verursachte sechsminütige Nachspielzeit sollte in diesem Falle der Austria noch zugute kommen.
Nachdem „The Fog / Nebel des Grauens“ verzogen war, zog Tarkan Serbest aus gut 20 Metern ab und verfehlte dabei das St. Pöltner Heiligtum nur knapp. Danach flaute die Partie ab, man entscheid sich auf beiden Seiten auf Sommerfußball. Bei den schwülen Temperaturen war es den Aktiven kaum zu verübeln.
Dann die 80. Minute im Spiel: Manuel Hartl stand goldrichtig im 5-Meter-Raum und verwertete eine Vorlage von Kevin Luckassen zum 1 : 1. Dieser Kopfballtreffer beflügelte den Aufsteiger dermaßen, sodass Luckassen mit einem Weitschuss beinahe das 2 : 1 gelungen wäre. Sein strammer Schuss knallte an die Latte. Kurz darauf hätte Lukas Thürauer ebenso die Führung erzielen können – sein Schuss ging weit über das Tor von Veilchen-Kapitän Robert Almer.
Die reguläre Spielzeit war vorüber, man stand in der Nachspielzeit, die mit 6 Minuten anberaumt war. SKN-Schlussmann Christoph Riegler – der kurz zuvor einen gefährlichen Ball sehr gut zunichte machen konnte – stürmte bei einem steilen Zuspiel auf Kayode aus seinem Tor. Er konnte allerdings nicht klären, Ismael Tajouri war schneller und hob den Ball, der von einem St. Pöltner auch noch abgefälscht wurde, ins leere Tor zum 1 : 2-Endstand.
Nach dem Spiel haderte man auf Seiten der St. Pöltner ob der Niederlage, die aufgrund von Nervosität und Aufsteiger-Lehrgeld zustande kam, mit dem Schicksal. Die Austria, die zuletzt in der Meister-Saison 2012/13 den Auftakt bei einem Aufsteiger zu bestreiten hatte, nahm natürlich den Erfolg gerne mit. Ob der damalige 1 : 0-Sieg beim Wolfsberger AC, Torschütze Tomas Jun, ein gutes Omen für diese Spielzeit sein wird – man wird es sehen.