„Die Frostkatastrophe im Frühjahr lässt für heuer nur eine kleine Weinmenge erwarten, obwohl in manchen Gebieten der Traubenbehang gut ist. Nach massiven Spätfrösten Ende April hat das instabile und schwüle Wetter ab Ende Mai leider auch zu massiven Hagelunwettern geführt. Davon waren besonders stark die Steiermark, das Südburgenland, aber auch die Weinbaugebiete rund um den Neusiedlersee und das nördliche Niederösterreich auf einer Fläche von über 1.200 Hektar betroffen. Laut Österreichischer Hagelversicherung beträgt der Gesamtschaden im Weinbau alleine durch Hagel bis dato 2,5 Mio. Euro. Nun hoffen die Winzer auf einen trockenen schönen September, um die vorhandenen Trauben rasch und möglichst gesund zur Vollreife zu bringen. Dann können wir wieder einen qualitativ ausgezeichneten Weinjahrgang erwarten.“, informierte Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager über die Erwartungen für das Weinjahr 2016.
Regionen, Erntemengen und Erwartungen
Zieht man die heurigen Witterungsereignisse in Betracht, erscheint es wenig verwunderlich, dass beim Weinjahrgang 2016 mengenmäßig von einem kleinen Jahrgang ausgegangen werden muss. Besonders die Steiermark, die von den zitierten Frostereignissen am stärksten betroffen war, erwartet eine Erntemenge von rund 25 Prozent eines Normaljahres. Das Burgenland, das ebenfalls vom Frost massiv betroffen war, hofft auf rund 50 Prozent einer Normalernte. In Niederösterreich ist die Situation sehr differenziert zu betrachten. Einige Gebiete, wie die westliche Wachau und Teilgebiete in vielen anderen Weinbauregionen Niederösterreichs, vielfach auch tiefe Weingartenlagen, wurden vom Frost massiv geschädigt. In den übrigen Gebieten werden zum Teil sehr gute Erträge erwartet. In Summe kann daher in Niederösterreich von einer mengenmäßig durchschnittlichen Weinernte ausgegangen werden. Aus den Schätzungen in den einzelnen Gebieten ist heuer von einer insgesamt kleinen Weinernte in der Höhe von rund 1,8 Mio. hl auszugehen. Johannes Schmuckenschlager: „Dies ist umso bedauerlicher, als ja der Jahrgang 2016 die mittlerweile fünfte aufeinanderfolgende Weinernte mit unterdurchschnittlicher Menge ist.“
Witterungsverlauf 2016: Spätfröste, Hagel, viel Niederschlag
2016 ist der Weinbau optimistisch in die Vegetationsphase gestartet. Leider gab es vom 26. bis 29. April Frostnächte mit katastrophalen Folgen für zahlreiche Landwirte in der Steiermark und Ostösterreich. Auch die Weinbauern waren von den Schäden stark betroffen, denn der relativ frühe Austrieb der Weinreben traf auf ungewöhnlich starke Nachtfröste, weswegen speziell in der Steiermark, aber auch im Burgenland und in manchen Regionen Niederösterreichs massivste Frostschäden zu beklagen waren. Die Nebenaugen, die in der Folge in den geschädigten Anlagen austrieben, haben naturgemäß nur einen geringen Fruchtansatz gezeigt. Ein schwüles Klima während des späten Frühjahrs und der Sommermonate war gekennzeichnet durch einerseits hohe Temperaturen, oft über der 30 Grad-Celsius-Grenze, aber gleichzeitig immer wieder unterbrochen von teils heftigen Niederschlägen. Dies hat die Vegetationsentwicklung sowohl in den geschädigten als auch in den nicht geschädigten Weinanlagen rasch vorangetrieben. Aufgrund des zeitweise „tropenartigen“ Treibhausklimas waren aber auch die Winzer besonders gefordert, Krankheiten, wie echten und falschen Mehltau hintanzuhalten, den massiven Grünbewuchs unter den Rebstöcken im Zaum zu halten und die massiv wachsende Laubwand der Rebstöcke zu kultivieren.
Joahanes Schmuckenschlager weiter: „Nachdem die Weingartenböden mehr als ausreichend mit Wasser versorgt sind und sich die Weingärten derzeit in üppigem Wachstum zeigen, hoffen die Winzer nun noch auf trockene und sonnige Wochen, damit die Trauben vollreif werden können. Unter diesen Voraussetzungen erwarten unsere Winzer wieder einen qualitativ hervorragenden Weinjahrgang.“
Erntebeginn: Mitte September
Abgesehen von Most- und Sturmtrauben wird die heurige Weinernte im Burgenland wohl Mitte September so richtig beginnen. In Niederösterreich wird vermutlich Ende September mit der Haupternte begonnen werden.
Frostschäden: Hilfe aus Katastrophenfonds
Obwohl Frost im Weinbau ein versicherungsfähiges Risiko darstellt, haben sich Bund und die betroffenen Länder bereits frühzeitig darauf verständigt, neben anderen betroffenen Kulturen auch Weinbaubetrieben, die aufgrund des Frostschadens in ihrer Existenz gefährdet sind, aus dem Katastrophenfonds unter die Arme zu greifen. Weinbaubetriebe, die im heurigen Jahr aufgrund des Frostereignisses weniger als 2.000 Liter pro ha Wein ernten, können eine Entschädigung nach dieser Sonderrichtlinie beantragen. Entscheidend dabei ist natürlich auch die sonstige bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche und ein eventuelles außerlandwirtschaftliches Einkommen. Frostversicherten Betrieben, die unter diese Ertragsgrenze fallen, soll die verbleibende Differenz zur Existenzsicherung ebenfalls ausgeglichen werden.