Eine neue Publikation und eine Online-Ausstellung beleuchten die wenig bekannte Geschichte von Ferdinand Lucas Bauer (* 20. Jänner 1760 in Niederösterreich, † 17. März 1826 in Wien), einem der besten Naturmaler der Welt.Die „Painting by Numbers“-Website mit 300 kaum bekannten Arbeiten des österreichischen Naturmalers, Zeichners und Botanikers ist seit 16. November 2017 weltweit online abrufbar.
Der international anerkannte österreichische Zeichner gilt als einer der bedeutendsten botanischen Künstler aller Zeiten. Obwohl als „Leonardo der Naturmalerei“ bezeichnet, ist der Zeichner, der vor 200 Jahren als erster Österreicher in Australien tätig war, in seiner Heimat sehr wenig bekannt.
Das Naturhistorische Museum Wien / kurz NHM besitzt mehr als 2.000 seiner Bleistiftskizzen und Zeichnungen, die als früheste exakte Bilder der einzigartigen Flora und Fauna Australiens gelten, die nach Europa gelangten. Dargestellt sind nicht nur Pflanzen des Kontinents, sondern auch Meeres-, Säugetiere und Vögel.
Ferdinand Bauer begleitete Kapitän Mathew Flinders von 1801 bis 1803 auf der ersten Umsegelung Australiens.
1805 kehrte Bauer nach England zurück, im Gepäck 11 Kisten mit Zeichnungen von über 1.700 australischen Pflanzen und über 300 Tieren. Heute wie damals zeichnen sie sich durch ihre außerordentliche Detailtreue und -genauigkeit aus. Bauer sammelte auch Pflanzen und Tiere, zahlreiche Vögel und zum Beispiel auch das erste Schnabeltier, und schuf ein beachtliches Herbarium, das er von Australien mitbrachte. Nach seinem Tod im Jahr 1826 erwarb Kaiser Franz I. den Groβteil seiner Zeichnungen, sowie seine botanischen und zoologischen Sammlungen. Diese wurden dem Naturhistorischen Museum Wien anlässlich seiner Gründung 1869 übergeben und tragen bis heute federführend zum Verständnis eines Großteils der bemerkenswerten Biodiversität der Neuen Welt bei.
In einer Zusammenarbeit der State Library of New South Wales mit dem NHM Wien, den Bodleian Libraries Oxford, den Royal Botanic Gardens in Kiew, dem Natural History Museum London und der Linnean Society in London bringt der britische Botaniker Prof. David Mabberley (*1948) eine Publikation mit dem Titel „Painting by numbers: the Life and Art of Ferdinand Bauer“ heraus, die die beeindruckende Mal-Technik Bauers beleuchtet: „Sein Kopf arbeitete so schnell, dass er Farbtönen Nummern zuordnen konnte.
Nach seiner Ankunft in Australien hatte Bauer gedanklich rund 1.000 Farbschattierungen gesammelt, nach denen er dann – im Atelier – seine Bilder anhand von gedanklichen Farbpaletten fertigstellte.“
Seit 16. November 2017 ist die Website „Painting by numbers“ (zu finden unter: Painting by Numbers ) online: Besucherinnen und Besucher können in Details von Ferdinand Bauers Naturbildern eintauchen, mit seinen Farbpaletten experimentieren und erfahren, wie der Maler aus Beobachtungen in der freien Natur detaillierte Studien in naturgetreuen Farben gestaltete.
Mit den neuesten Web-Technologien ist es erstmals möglich, die kommentierten Vorzeichnungen von Bauer mit den fertigen Aquarellen zu vergleichen. Mittels eigener Funktion kann nach unterschiedlichen Suchkriterien vorgegangen werden: Klickt man beispielsweise einen speziellen Grün-Ton an, erscheinen jene Bilder, für die Bauer den speziellen Farbton verwendet hat. Mittels Animation wird aus Bleistiftzeichnungen mit Nummernangaben im „Malen nach Zahlen“-Schema ein eindrucksvoll buntes Bild. Interviews mit Buchautor David Mabberly bieten die Möglichkeit, tiefer in das Werk des Zeichners einzutauchen.
Richard Neville, Mitchell Librarian und Director Education & Scolarship der State Library New South Wales, lobt das Projekt „dessen Herzstück eine Zusammenarbeit zwischen dem Naturhistorischen Museum Wien und seinen Sammlungen von Bauer-Zeichnungen im Archiv für Wissenschaftsgeschichte ist. Die Früchte der Kooperation zwischen der Direktorin des Archivs, Prof. Dr. Christa Riedl-Dorn, und Prof. David Mabberley sind in der Publikation und Website ersichtlich. Die Bestände von Ferdinand Bauer im NHM Wien werden in einem größeren Kontext visualisiert und in ihrer Gesamtheit präsentiert“.
Die bestehenden Kooperationen zwischen mehreren Ländern und Instituten, sowie das internationale Netzwerk nationaler Herbarien ermöglichen es erstmals, das Vermächtnis Ferdinand Bauers mit seinen außergewöhnlichen wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten in seiner Gesamtheit abzubilden. Ein weiterer Ausbau der Website ist geplant.
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