Aufstellung17. November 2010

Es war ein gutes Spiel, das Österreich heute Abend im Wiener Ernst Happel-Stadion den erschienenen 16.200 Besuchern bot, wenngleich es am Ende leider nur Lob vom Gegner, aber eben keinen Sieg für Rot-Weiß-Rot gab. Doch dazu ein wenig später …

Es hat etwas mystisches, Mitte November in den Wiener Prater zu pilgern, wenn der ÖFB zu einem Länderspiel ruft. Der Verfasser denkt heute noch mit Freude an den November 1989 zurück, als knapp 60.000 Zuschauer, darunter einige viele aus der DDR – kurz davor war die Mauer gefallen – zum letzten WM-Qualifikationsspiel kamen und Österreich Dank dreier Tore von Toni Polster die DDR aus dem Stadion schoss. Man traf sich am Praterstern und pilgerte mit den Massen quer durch den Wurschtel-Prater hindurch in Richtung Krieau. Dort erspähte man im Dunkeln schon von weitem das Licht des riesigen Ovals, in dem damals erneut eine Sternstunde österreichischer Fußballgeschichte geschrieben wurde.

Ernst Happel-StadionZurück zur Gegenwart. Es war wieder November und es war wieder ein Länderspiel. Heutzutage reist man mit dem Auto an und ärgert sich über den üppigen Verkehr des Abends quer durch Wien. Das Stadion liegt zwar immer noch an der gleichen Stelle wie dereinst, bloß hat sich die Stadt in Richtung Prater, Handelskai und Freudenau ausgebreitet – und mit ihr die Rush Hour.

Enttäuschend war der Besuch, rechnete man doch von Seiten des ÖFB mit über 20.000 Zuschauern. Es war immerhin der Europameister von 2004 und der derzeit 11.platzierte der FIFA-Fußball-Weltrangliste zu Gast. Und die letzten Resultate der ÖFB-Auswahl waren schließlich auch nicht schlecht, sprechen 7 erzielte Punkte aus 3 Spielen eine mehr als deutliche Sprache. Überaus erfreulich verlief dann auch die erste Spielhälfte. Der abgespielte Radetzkymarsch beim Einmarsch beider Teams sorgte dermaßen für einen Angriffswirbel der Österreicher, dass es einfach nur schön anzusehen war, was Rot-Weiß-Rot am Rasen bot. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass nach dem Anstoß der Österreicher gleich mit der ersten Aktion nach 20 Sekunden Stefan Maierhofer in Strafraumnähe gefoult wurde. Marko Arnautovic scheiterte jedoch an der Mauer. In der 3. Spielminute wurde Maierhofer im Strafraum bedrängt und gefoult. Der Schweizer Schiedsrichter Sascha Kever entschied sofort auf Elfmeter. Florian Klein wollte sich die Chance für sein erstes Teamtor nicht entgehen lassen und gemäß Teamchef Dietmar Constantini war er auch sofort für die Ausführung des Strafstosses bereit. Leider fiel sein Schuss zu schwach und unplatziert aus, dass Keeper Alexandros Tzorvas parieren konnte. Daraus ließ man sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und sorgte weiter für Druck nach vorne. Die Stimmung im Stadion war sehr gut und die junge Österreichische Nationalmannschaft bemühte sich ordentlich, guten Fußball zu bieten und einem echten Heimteam gerecht zu werden. Anders ist es wiederum nicht zu erklären, dass die Griechen erst in der 7. Spielminute erstmals österreichisches Terrain in Form von Überschreitung der Mittellinie betraten. Der Griechen-Teamchef Fernando Santos meinte nach Spielschluss, dass seine Mannschaft sehr lange gebraucht hatte, um ins Spiel zu finden und dass ihn die ÖFB-Auswahl sehr positiv überrascht hatte.

GR-Trainer Santos, linksEinmal mehr ein unermüdlicher Rackerer war Stefan Maierhofer. Entgegen den letzten Länderspielen ohne Backenbart aufgelaufen, dafür mit großem Tatendrang, sorgte der „Lange“ stets für Unruhe im Strafraum der Griechen. In der 16. Minute setzte Marko Arnautovic einen satten Schuss links neben das Tor. Es fiel weiter auf, dass die Achse Arnautovic, Zlatko Junuzovic und Kapitän Christian Fuchs sehr gut harmonisierte. In der 36. Minute brandete Jubel im Lager der Österreicher auf. Maierhofer stieg bei einem Kopfball hoch und machte sich seine 2 Meter Lebensgröße zu Nutze. Der Ball landete vor den ausgestreckten Händen des griechischen Torhüters in den Maschen. Warum der Schweizer Schiedsrichter das Tor aberkannt hatte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Es hätte 1 : 0 für Österreich lauten müssen. In der Halbzeit-Pause trauerte man den vergebenen Möglichkeiten nach, denn Österreich hätte in Summe 2 : 0 führen müssen und die Griechen sorgten dafür, dass ÖFB-Keeper Jürgen Macho ohne Arbeit bleib. Genau genommen gaben die Griechen in der ersten Spielhälfte keinen einzigen echten Torschuss ab.

Nach Wiederbeginn klingelte es in der 48. Minute – jedoch leider im falschen Gehäuse. Christian Gratzei löste Jürgen Macho im Tor ab und musste sogleich hinter sich greifen. Eine Flanke von links kam hoch in den Strafraum und Georgios Samaras stieg am Elfmeterpunkt hoch und köpfte völlig unbedrängt ein. Didi Constantini meinte nach Spielschluss dazu, dass der Fußball von Fehlern lebt und erfahrene Teams eben weniger davon machen. Österreich ließ sich jedoch von diesem Rückstand, der unverdient war, nicht aus dem Konzept bringen und spielte weiter aggressiv nach vorne. Es wurden einige sehenswerte Kombinationen abgeliefert, aber eben leider kein Tor erzielt. Arnautovic und Junuzovic vergaben mehrmals. In der 67. Minute wurde es Christian Fuchs zu bunt und nach einem kurzen Solo hämmerte er munter darauf los. Sein Geschoss landete unhaltbar für Tzorvas zum hoch verdienten Ausgleich im Tor der Gäste. Dies war das erste tor im Team für fuchs im 36. Länderspiel. Kurz darauf hatte Fuchs anhand eines Freistosses Pech im Abschluss. Österreich war in dieser Phase dem zweiten Tor näher, als die Gäste, wenngleich diesen dieses gelang. Griechenland befreite sich mit einigen Aktionen und nach 80 Minuten fiel das 1 : 2. Zuvor konnte Gratzei noch einen satten Schuss von Kapitän Georgios Karagounis abwehren, kurz darauf verwertete jedoch Georgios Fotakis eine Zuspiel von Georgios Samaras zum letztlichen Siegestreffer dieser freundschaftlichen Begegnung.

Die eingewechselten Paul Scharner und Mark Janko fanden noch Ausgleichsmöglichkeiten vor, die allesamt jedoch leider vergeben wurden. Somit setzte es zum Abschluss dieses Länderspiel-Jahres für das ÖFB-Team eine saublöde Niederlage, die nicht hätte sein müssen. Dennoch ist positiv zu erwähnen, dass das Team wieder vermehrt diesen Ausdruck auch verdient, dass Harmonie in der Truppe herrscht und dass über alle dem ein Teamchef steht, der seine Burschen nicht nur erreicht, sondern in Form von Dietmar Constantini auch der beste Mann ist, den sich derzeit diese Nationalmannschaft nur wünschen kann. Bei weiterer akribischer Arbeit und Ruhe für die Nationalmannschaft werden wir uns im kommenden Jahr 2011 bestimmt wieder über tolle Siege und große Spiele in Rot-Weiß-Rot erfreuen können. Und wie sagte schon dereinst der berühmte Ernst Happel, bei dem unter anderem auch Constantini über die Schultern blicken durfte: „Da wird was draus…“

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