1868, zwei Jahre vor seinem Tod, zog sich Alexandre Dumas auf ein Landgut zurück, um ein Werk zu beginnen, das für ihn wichtiger war als die meisten seiner bisherigen Arbeiten.
Es sollte ein kulinarisches Jahrhundertwerk werden, eine Enzyklopädie der Kochkunst, des Genusses und der Bekömmlichkeit … „um damit, sozusagen in einer ruhigen Stunde, mein literarisches Gesamtwerk von vier- oder fünfhundert Bänden zu krönen!“
Dumas’ lexikalisches Kochbuch – das erste Wörterbuch der Weltküche überhaupt – erschien 1873 als sein letztes Werk. Er selbst meinte zum Aufbau seines epochalen Klassikers, er wolle „alle Rezepte nehmen, denen auf den besten Tischen die Bürgerrechte verliehen worden sind“. Und dazu: „Die unerhörtesten und sprühendsten Anekdoten zur Küche der Völker sollten hier Eingang finden und ich würde die Anatomie aller essbaren Tiere und Pflanzen besprechen, von denen es sich zu sprechen auszahlt.“
Über die Qualität der rund 1.300 auch heute (meist) kochbaren Rezepte meinte Wolfram Siebeck in „Die Zeit“, bei „Alexandre Dumas ist das meiste bereits erwähnt, was wir heute als zeitgenössisch betrachten“.
Das oepb hat sich dieses wunderbaren Wälzers angenommen und meint dazu:
Ein wahrhaft mächtiges Werk ist dieses Kochbuch des Alexandre Dumas, das bereits vor fast 150 Jahren in Frankreich erstmals veröffentlicht wurde. Bereits die erste Seite ziert ein wundervolles und sehr außergewöhnliches Bild von einem eher unbekannten französischen Künstler, Herr Ak Franck Lefort „Le Boeuf a la Mode“.
Doch kennt man eigentlich diesen Alexandre Dumas? Wir dürfen nun für unsere geneigten Leser kurz erläutern, wer dieser Herr eigentlich war:
Dumas wird immer mit dem Zusatz „père“, also Vater, bezeichnet, um ihn von seinem Sohn, dem Verfasser der „Kameliendame“ zu unterscheiden. Es ist eben dieser „Dumas-Vater“ , der Berühmtere von beiden, welcher auch den „Grand Dictionnaire de Cuisine“, die Vorlage für diese Übersetzung, schuf.
Alexandre Dumas wurde am 24. Juli 1802 als Sohn des unter Napoleon in Ungnade gefallenen Generals Dumas in dem kleinen Städtchen Villers-Cotterets unweit von Paris geboren. Sein Vater starb jung und hinterließ der Witwe und dem vierjährigen Sohn nichts, denn der große Kaiser hatte ihn aus dem Dienst entlassen und war nie bereit, die Hinterbliebenen eines eigensinnigen Offiziers zu unterstützen.
Der junge Alexandre trieb sich am liebsten mit Jägern und Wilderern in den nahegelegenen Wäldern rund um seine Geburtsstadt herum und lernte dabei bereits sehr früh, wie man einen Rehbock oder einen Eber erlegt oder wie man Fallen stellt.
Er gilt als Begründer der Schreib-Manufaktur, der durch seine Werke ein schier unermessliches Vermögen erwirtschaftete und dann doch völlig verarmt und einsam starb.
Dumas schrieb nicht weniger als siebzig Romane, darunter den „Grafen von Monte Christo“ und die „Drei Musketiere“, hundert Dramen und ein paar Dutzend Reiseberichte und historische Werke. Sein „Großes Wörterbuch der Kochkuns“, das letzte Manuskript, das uns dieser produktive Autor hinterließ, ist auch mehr oder weniger eine praktische Anleitung als Enzyklopädie. Als solche legt dieses Werk auch viel Wert auf Anekdote und Ausschmückung und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln. Die Herausgeber und Übersetzer haben ein kleines Glossar dazugestellt.
Das Buch ist überaus elegant geworden. Man erfährt sehr viel über die historische Entwicklung von Speisen und dem Ursprung der Zutaten, die, sofern man gerne kocht und isst, die eigene Kochkreativität förmlich anregen. Und dies alles ist mit den unerhörtesten und sprühendsten Anekdoten in Dumas‘ brillantem Stil voll Witz und Phantasie verfasst.
Alexandre Dumas Wörterbuch ist nicht nur ein reines Kochbuch, sondern eine alphabetisch sortierte Rezeptsammlung, die gleichsam eine „Sittenschilderung“ der Koch- und Essgewohnheiten des 19. Jahrhunderts darstellt. Immerhin wird der „Grand Dictionnaire“, wie er liebevoll genannt wird, heute unter die großen Standartwerke der französischen Kochliteratur gereiht und gilt durchaus nicht nur als Werk von kulturhistorischer Bedeutung, sondern auch als praktisches Kochbuch.
Darum sollte man auch der Übersetzerin Veronika Baiculescu überaus dankbar sein, dass sie in akribischer Feinarbeit dieses gigantische Werk sehr elegant übertragen hat.
Dumas selbst schrieb für „Leute mit Geschmack“, seine Rezepte sollten „von erfahrenen Meistern umgesetzt werden“, sein Anspruch, mit „Wissenswertem und Esprit aufzuwarten“ ist ihm bestens geglückt. So ist das liebevoll und wunderschön ausgestattete Prachtwerk nicht nur von historischer Bedeutung sondern auch praktisch ganz wunderbar anwendbar. Alexandre Dumas beschert dem Nach-Leser – und hoffentlich damit auch Nach-Kocher – mit dieser Lektüre viele genüssliche und genussvolle Stunden.
Fazit: Durch die Lektüre dieser echten Kochkunst-Enzyklopädie wird man mit Reichtum an Informationen, Geschichten und Rezepten – die allesamt mit sehr viel Freude und Vergnügen niedergeschrieben wurden – wahrhaftig belohnt. Wer dieses Wörterbuch hat, der kocht auch gerne – und wer gerne kocht und isst, der möchte es auch nicht mehr missen.
Das große Wörterbuch der Kochkunst von Alexandre Dumas – aus dem Französischen übersetzt von Veronika Berger, mit Illustrationen von Linda Wolfsgruber 680 Seiten, Halbleinen, mit Lesebändchen Format: 15 x 24 Erschienen bei Mandelbaum Zum Preis von € 48,00 www.mandelbaum.at ISBN: 978-3-85476-855-5 Direkt zu bestellen bitte hier: Bitte beachten Sie auch diese Mandelbaum-Rezensionen von und bei uns: