Nach intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen eines fossilen Pliosaurier-Zahns – der Sensationsfund des NHM Wien-Paläontologen Alexander Lukeneder erfolgte im Sommer 2018 – ist der Zahn ab sofort im Saal 8 des Naturhistorischen Museums Wien zu sehen.
Seit drei Jahren findet zwischen Traun- und Attersee in der Langbathzone (Nördliche Kalkalpen) eine wissenschaftliche Grabung des NHM Wien statt, bei der die Klimaentwicklung und die Evolution von Organismengruppen in der frühen Kreidezeit untersucht wird.
Im Sommer 2018 entdeckte Alexander Lukeneder bei den rein händischen Arbeiten am Felsen eine Besonderheit, die sich nach Monaten der Präparation und der Untersuchungen im Labor als Reptilienzahn herausstellte.
Er ist 1,5 cm groß und stammt aus Gesteinsschichten, die vor 132 Millionen Jahren in der frühen Kreidezeit abgelagert wurden. „Der 1,5 cm große Saurierzahn ist die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen, also in diesem Fall der Zahn im Gesteinshaufen!“, freut sich NHM Wien-Wissenschafter Alexander Lukeneder.
Bei dem Fund handelt es sich um den Erstnachweis aus dem nördlichen sowie westlichen Alpenraum und den erst zweiten Pliosaurier-Nachweis aus dem Hauterivium (einer zeitlichen Stufe der unteren Kreidezeit) weltweit. „Ob der Seltenheit und besonderen Form des Fundes gestaltete sich die Suche nach dem „Besitzer“ des Zahnes extrem kompliziert,“ resümiert Lukeneder. Gemeinsam mit seinem Kollegen Nikolay Zverkov von der Russischen Akademie der Wissenschaften konnte er den Zahn als den eines Pliosauriers identifizieren.
Die Pliosaurier zählen zur Gruppe der Flossenechsen, der so genannten Sauropterygia. Pliosaurier waren im Meer lebende Reptilien aus dem Mesozoikum, dem Erdmittelalter. Der Name für diese rein marine Gruppe stammt aus dem Griechischen mit pleion „mehr“ und sauros „Echsen“. Dieser Name sollte nach der Entdeckung im 19. Jahrhundert die Zwischenstellung von Krokodilen und anderen Meeressauriern widerspiegeln. Sie gelten als Spitzenpredatoren dieser Zeit und waren auf der Jagd nach andern Meeressauriern, Ur-Haien und Ammoniten. Der bekannteste Vertreter dieser Meeresreptilien ist der bis zu 10 Meter große Liopleurodon. „Diese Gruppe der Pliosaurier trägt 60-100 spitze, krokodilartige Zähne im Maul eines bis zu 2-3 Meter langen Schädels.“, erklärt Lukeneder. „Pliosaurier haben einen kurzen Hals, aber einen sehr langen Schädel. Im Aussehen sind sie vergleichbar mit Mosausauriern wie in den Jurassic World Filmen.“
Zur Erforschung wurden moderne Methoden der Mikrotomographie sowie der Rasterelektronen-mikroskopie angewendet, um das Fossil exakt beschreiben zu können. Die Mikrotomographie des Zahnes wurde am Naturhistorischen Museum Wien durch Gerhard Weber und Martin Dockner vom Vienna Micro-CT Lab der Universität Wien durchgeführt.
Ab sofort ist der Zahn in einer kleinen Sonderpräsentation im Saal 8 des NHM Wien an der Längswand zu sehen. Ergänzt wird die Präsentation mit Informationen zur Entdeckung und zur Erforschung des Zahnes, sowie mit multimedialen Inhalten und Animationen des Pliosauriers und seines Lebensumfeldes im Meer.
Quelle: NHM Wien
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