Ein interessantes Detail der Menschheitsgeschichte ist ja, dass viele Rockmusiker Fußballfans sind. Rod Stewart hat bei Celtic Glasgow einen Sitzplatz auf Lebenszeit. Elton John war jahrelang Klubchef beim FC Watford, schreibt in seiner Autobiographie sogar, der Verein habe sein Leben gerettet. Robbie Williams kaufte 2006 einen Großteil der Anteile seines Lieblingsvereins Port Vale, was den Klub aber nicht von der Pleite sechs Jahre später bewahrte. Die Metallfacharbeiter von Iron Maiden machten Trikotwerbung bei West Ham United. Liam Gallagher von Oasis hat sich mal eine Niederlage von Manchester City in Madrid so sehr zu Herzen genommen, dass er aus dem Bernabeu-Stadion getragen werden musste. Na gut, wem ist das nicht auch schon passiert?
Wen man nicht im Stadion haben sollte, wenn es für den eigenen Verein um etwas geht, ist Mick Jagger, der praktisch die fleischgewordene Anti-These zu Udo Latteks legendärem blauen Glückspullover ist. 1998 war His Mickness zugegen, als England im Achtelfinale der WM gegen Argentinien ausschied. Natürlich im Elfmeterschießen. Bei der WM 2010 riss Jumping Mick Flash gleich drei Teams ins Verderben: Zusammen mit Bill Clinton wohnte er der Niederlage der US-Boys gegen Ghana bei, war Zeuge des Viertelfinal-Aus von Brasilien gegen die Niederlande (wobei er sogar noch ein Selecao-Trikot trug) und war auch beim 1 : 4 der Three Lions gegen Deutschland im Stadion.
2014 biederte er sich bei einem Konzert in Lissabon beim Publikum an, als er sagte, Portugal könne Weltmeister werden. Es folgte ein blamables Ausscheiden in der Vorrunde. Überflüssig zu erwähnen, dass er auch beim historischen 1 : 7 der Brasilianer gegen Deutschland dabei war und die Gastgeber anfeuerte.
Einen sehr viel positiveren Einfluss auf die Geschichte der Vereine, in deren Nähe sie kamen, hatten offenbar die Beatles. Als 1963 die Beatle-Mania losbrach, wurde der FC Everton Englischer Meister, ein Jahr später der FC Liverpool. Am 25. Juni 1966 traten John, Paul, George und Ringo in der Essener Grugahalle auf. Die Aussicht darauf muss Rot-Weiss Essen so sehr beflügelt haben, dass sie souverän durch die Aufstiegsrunde zur Bundesliga zogen. Das 0 : 1 gegen den FC St. Pauli einen Tag nach den zweiten Beatles-Gigs fiel nicht mehr ins Gewicht.
Bleibt nur die Frage: Wie kriege ich Paul McCartney nach Bochum?
Über Frank Goosen
Der weit über die Grenzen des deutschen Ruhrgebiets hinausreichend bekannte und beliebte Autor, Kabarettist und Feuilletonist Frank Goosen ist langjähriger, bekennender und leidgeprüfter – ob der schier übermächtigen Konkurrenz aus Dortmund und Schalke – Anhänger des VfL Bochum von 1848. Als solcher steht er nach wie vor treu ergeben zu den einstmals „Unabsteigbaren“, schließlich zählten die Blau-Weißen aus der Herbert Grönemeyer-Stadt Bochum von 1971 bis 1993 ununterbrochen zur höchsten deutschen Spielklasse. Nach Jahren des Paternoster-Daseins – „Wir steigen auf, wir steigen ab – und zwischendurch Europacup“ – in Anlehnung an die Aufstiege, die bis in den UEFA-Cup führten, um sich im Jahr darauf erneut in der 2. Spielklasse wieder zu finden, müsste es nun „Die Unaufsteigbaren“ heißen, denn seit knapp 10 Jahren kennt man an der Castroper Straße die 1. Deutsche Bundesliga nur mehr vom Hörensagen. Aber genau genommen machen gerade solche Vereine mit ihrem treuen Gefolge die Fußballwelt bunt und interessant, denn zu permanent siegreichen Teams zu stehen, das kann doch schließlich jeder.
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