Eine internationale Studie unter Beteiligung des Naturhistorischen Museums in Wien zeigt die dramatische Auswirkung des Menschen auf die Süßwassersysteme der Erde. Im Bild der Volvi See in Griechenland. Foto: © NHM Wien

Die derzeitige Krise der Biodiversität gehört zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht, meist als direkte oder indirekte Folge menschlichen Handelns. Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Übernutzung und Umweltverschmutzung sind die Hauptursachen für den Niedergang der Artenvielfalt. Um das Tempo des Aussterbens zu untersuchen und die Erholungsphase vorherzusagen, verglich ein internationales Team von Evolutionsbiolog*innen, Paläontolog*innen, Geolog*innen und Modellierer*innen unter der Leitung der Justus-Liebig-Universität Gießen die heutige Krise mit dem letzten globalen Massensterben vor 66 Millionen Jahren. 

Damals vernichtete ein gigantischer Asteroideneinschlag nicht nur die Dinosaurier, sondern auch 76% aller anderen Arten. Das Forscherteam, dem auch Paläontologen des Naturhistorischen Museums Wien angehören, konzentrierte sich dabei auf das heute besonders bedrohte Leben in Süßwasserseen. 

Das Team sammelte einen großen Datensatz von tausenden fossilen und lebenden Schneckenarten Europas aus den letzten 200 Millionen Jahren. Mit diesen Daten konnten die Wissenschaftler*innen nun erstmals zeigen, wie schnell neue Arten entstehen und wie lange die Erholungsphasen nach großen Aussterbeereignissen dauern. Das Aussterben vor 66 Millionen Jahren war wesentlich stärker als bisher vermutet und hätte fast das Ende für das Leben im Süßwasser bedeutet. Wesentlich erschreckender ist aber, dass diese Krise von der vorhergesagten zukünftigen Aussterbewelle noch drastisch übertroffen wird. Die prognostizierte Aussterberate ist um drei Größenordnungen höher als während des Asteroiden-Einschlags. Bereits 2120 ist wahrscheinlich ein Drittel der heute lebenden Süßwasserarten verschwunden. „Das Tempo, mit dem wir heute Arten verlieren, ist beispiellos und wurde in der Vergangenheit noch nicht einmal bei größten Aussterbungskrisen erreicht.“, sagt der Hauptautor der Studie, Thomas A. Neubauer von der Justus-Liebig-Universität Gießen. 

Nach dem Asteroiden-Impakt brauchten die Ökosysteme fast 5 Millionen Jahre, um sich wieder einigermaßen zu erholen. Erst nach unvorstellbaren 12 Millionen Jahren war das Gleichgewicht zwischen Entstehen und Verschwinden von Arten wieder erreicht. „Wir denken in geologisch gesehen lächerlich kurzen Zeitspannen und dabei wird unser Handeln noch für Millionen von Jahren das Leben auf der Erde beeinflussen – selbst wenn es dann schon längst keine Menschen mehr geben wird.“, so Mathias Harzhauser, Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. 

Veröffentlichung der Studie:
Zeitschrift Communications Earth & Environment

Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien

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