Das 298. Wiener Stadtderby wirft seine langen Schatten voraus und beinahe eine ganze Stadt fiebert diesem ewigen jungen Bruderkampf entgegen. Gespielt wird am kommenden Sonntag, 21. August 2011 um 16 Uhr im Prater-Oval Ernst Happel-Stadion.
Gerade rechtzeitig wird auch aus Anlass der 100jährigen Fußball-Bundesliga-Geschichte in Österreich am Mittwoch, 17. August 2011 um 19 Uhr in der Buchhandlung Frick, 1010 Wien, Kärntner Straße 30 ein diesbezügliches Buchwerk präsentiert mit dem Titel und Thema: „Alles Derby! 100 Jahre RAPID gegen AUSTRIA“.
Wenn man den Erzählungen längst vergangener Tage Glauben schenken kann, dann trafen sich dereinst die beiden Spitzen-Funktionäre beider Vereine, Hugo Meisl (Amateure, später Austria) und Dionys Schönecker (SK RAPID), in der Mitte Wiens, im heute noch existenten „Cafe Westend“ beim Westbahnhof, um die Geschicke des Fußballsports in Österreich zu besprechen und voranzutreiben. Der eine, Meisl, kam aus der Leopoldstadt, der andere, Schönecker, aus Hütteldorf mit der Tramway angereist. Die beiden waren stets Konkurrenten und um das Wohl ihrer Teams, aber auch um die stete Entwicklung des Fußballsports hierzulande – auf nationaler und internationaler Ebene – bedacht.
Im Jahre 1911/12 wurde in Österreich die erste offizielle Meisterschaft gespielt und seit dieser Zeit waren beide Vereine immer in der höchsten Spielklasse aktiv. 297mal kreuzte man bis dato die Klingen und es ging oft heiß her, wenn eine Stadt getrennt wird in Violett und Grün. Die Austria war als so genannter bürgerlicher Verein in ganz Wien beheimatet und trug auch im Laufe der Zeit ihre Heimspiele beinahe in jedem Bezirk der Stadt aus. Die „Grünen“, gegründet als „1. Wiener Arbeiter Fußballklub“, taten dies seit je her in ihrem Bezirk, draussen vor den Toren der Stadt, in Hütteldorf. Am 1. März 1925 pilgerten beispielsweise 50.000 Menschen in die 30.000 Zuschauer fassende Sportanlage nach Ober-St. Veit, in die Auhofstraße. Die Violetten waren damals dort zu Hause. Die RAPID´ler überquerten somit lediglich „die Wien“, um ihre Lieblinge unterstützen zu können.
Jahre und Jahrzehnte später war der 2. Bezirk die Heimat der Wiener Violetten. Derbys stiegen am WAC-Platz in der Rustenschacherallee, als auch im Stadion, welches erstmals 1931 zur Arbeiter-Olympiade seinen Dienst aufnahm. Wenn Derbys im Stadion stiegen, dann war der FAK im Regelfall der Veranstalter und „die RAPID“ kam als Gastverein.
Aufgrund der zwischenzeitlich allerorts breitgetretenen Aktionen vom 22. Mai 2011 – Teile des harten Kerns des BLOCK WEST von RAPID stürmten beim letzten Derby den Platz, um ihren Unmut ob der ihrer Ansicht nach wenig sportlichen Höhepunkte ihres Teams zu äußern, es folgte eine Platzsperre und der Auftrag, Derbys, wenn RAPID als Veranstalter auftritt, ausnahmslos im Stadion durchzuführen – tritt nun der doch etwas kurios scheinende Umstand auf den Plan, dass der FAK als Gastverein zurück zu seinen Wurzeln in den Prater kommt.
Die Austria trug bis ins Jahr 2006 Teile ihrer Heimspiele in der größten Spielstätte Österreichs, dem Wiener Stadion, aus. Für das nun anstehende Derby kehrt man also als Gast in den Prater zurück und trifft im „Ernst Happel-Stadion“ (1925-1992, jahrelanger RAPID-Spieler) auf den ewigen Rivalen.
Die Austria-Fans beginnen am kommenden Sonnntag ihren Fußmarsch in der Schlachthausgasse, die RAPID´ler werden aus Protest über Stadionsperre und –verbote dem Derby nach wie vor dem Vernehmen nach sehr schweigsam beiwohnen. Dennoch darf und wird man gespannt sein, ob es Wien gelingen wird, wie in früheren Jahren, das Oval komplett zu füllen. Ein volles Haus beim Spiel der größten Vereine hierzulande, was kann es wahrlich Schöneres geben ….?