Knock, knock on UEFA Europa League-Door. Und – wer steht dort vor der Tür? Es ist die Wiener Austria, die bittet um Einlass für eben hier.
„Hurra, Hurra, die Veilchen die sind da!“, scandierte der lautstarke Anhang auf der Ost-Tribüne kurz vor Spielbeginn. Und da es noch nicht ganz 19 Uhr war – der weißrussische Schiedsrichter Alexey Kulbakov wollte das Play-Off-Hinspiel der UEFA Europa League 2011/12 pünktlich anpfeiffen – erhoben sich die knapp 9.200 Besucher in der Generali-Arena noch einmal, um ihren violetten Lieblingen am Rasen neben dem gehörigen Respekt und der Anerkennung und den notwendigen Beistand zu wünschen, ehe es dann doch Punkt 19 Uhr losging.
Und das Spiel war von Anbeginn an wiederum eine Augenweide in Violett. Der FAK begann dort, wo er letzten Samstag beim 5 : 0-Sieg gegen Kapfenberg aufgehört hatte. Das Tor der Rumänen wurde in Beschlag genommen und die Gäste in ihrer Hälfte eingeschnürt. Das Rezept gegen die baumlangen rumänischen Kerle in der Hintermannschaft waren wenig hohe Bälle, sondern vermehrtes Kurzpass-Spiel und technische Raffinessen. Eine gute Kombination von Michael Liendl und Markus Suttner beendete Goalgetter Roland Linz mit einem Abstauber-Tor bereits nach 6 Minuten zum 1 : 0. Und die Austria machte weiter Druck.
Man war auf Wiener Seite gewarnt, eliminierte Gaz Metan eine Runde zuvor die Mainz 05er. Der Ex-Violette Julian Baumgartlinger, zwischenzeitlich in Diensten des Deutschen Bundesligisten, gab FAK-Coach Karl Daxbacher wertvolle Tipps für dieses Spiel und war selbst zuversichtlich, dass seine alten Kollegen diese Hürde nehmen könnten.
Es dauerte bis zur 13. Minute, ehe Gaz Metan erstmals in Richtung des Austria Tores kam. Diese „Drang-Periode“ hielt zirka 10 Minuten an, basierte jedoch auch auf dem Umstand, dass die Wiener die Rumänen schalten und walten ließen, um sich selbst im Backofen Generali-Arena die Kräfte besser einteilen zu können. Der Nummer 18, Nicandro Breeveld, gelang in dieser Zeit aus dem Nichts der völlig unverdiente Ausgleich. Vorangegangen war ein ungeahndetes Foul an Thomas Jun. Der Tscheche wurde einfach an die Bande geschubst, Schiedsrichter Kulbakov ließ weiterlaufen und Breevald´s Bogenlampe senkte sich aus halblinker Position über den wohl eine Ahnung zu weit vor seinem Tor stehenden Pascal Grünwald in die Maschen. Das nun folgende gellende Pfeifkonzert des Publikums galt dem weißrussischen Schiedsrichter-Trio, ob des nicht gepfiffenen Fouls, das dem Ausgleich vorangegangen war. Gespielt waren zu jenem Zeitpunkt knapp 25 Minuten. Die Austria ließ sich jedoch nicht beirren und suchte weiter ihr Heil in der Offensive. Angriff um Angriff rollte in Richtung Tor vor der West-Tribüne samt Keeper Razvan Plesca, der vermehrt mit weggefausteten Bällen auf sich aufmerksam machte.
Die Rumänen stand dicht in ihrer Hälfte und Abwehr, die 45. Minute zog ins Land. Ein Eckball von Zlatko Junuzovic kam scharf zur Mitte und aus einem Herumgestocher im Strafraum verwertete Nacer Barazite gekonnt und absolut richtig stehend zum 2 : 1. Dem frenetischen Jubel des Veilchen-Anhangs folgten vermehrte „Barazite“-Sprechchöre, die beide Mannschaften in die Kabine begleiteten. Schiedsrichter Kulbakov bat zur Pause.
Die Austria war heiß und scharf auf Halbzeit Zwei, dem Jubel des Publikums für die Heimischen, folgten Pfiffe beim Einlaufen der Gastmannschaft.
Das psychologisch wichtige 2 : 1 unmittelbar vor der Pause tat dem Spiel sehr gut. Die Austria war weiterhin spielbestimmend, es fehlte aber an geeigneten Mitteln, um dem rumänischen Abwehr-Bollwerk beizukommen. Und dann die 61. Spielminute: Die Abendsonne sandte ihre letzten wärmenden Strahlen über den Verteilerkreis nach Favoriten, glühendes Abendrot setzte ein und die violette Nummer 39, Nacer Barazite – in diesem Bewerb bereits mit 7 Toren erfolgreich für den FAK – setzte zu einem überaus sehenswerten Sommernachts-Solo an. Barazite überlief und umspielte drei Gegenspieler und schob das Leder gekonnt und zielsicher zum 3 : 1 in die Maschen. „Standing Ovations“ in der Arena waren die Folge.
Das Spiel war somit entschieden, von rumänischer Seite folgte nichts mehr an diesem Abend.
Als Karl Daxbacher seinen Matchwinner nach 68 Minuten vom Feld holte – für Barazite kam Marko Stankovic ins Spiel – erhob sich die komplette Generali-Arena und der Applaus für den Holländer, der derzeit in Höchstform agiert, wollte partout nicht abebben. Der später für Thomas Jun eingewechselte Dario Tadic hätte noch das 4 : 1 am Fuß gehabt, nach 93 Minuten ward die Gala in Viola beendet. Die Austria bestritt erfolgreich ihr Hinspiel im Play-off, für nächste Woche beim Rückspiel in Rumänien darf man durchaus positive Schlüsse ziehen. Die Tür zur diesjährigen UEFA Europa League 2011/12 steht geöffnet da, der FAK muss nur mehr durchstolzieren …
Stimmen zum Spiel:
FAK-Trainer Karl Daxbacher: „Der Sieg war hoch verdient, weil wir das stärkere Team waren. Glücklicherweise konnten wir den Abwehrriegel knacken. Jetzt sind wir Favorit für das Rückspiel.“
Zweifacher Torschütze Nacer Barazite: „Die Tore sind toll für mich, weil es wichtige Treffer waren. Unser Ziel ist die Gruppenphase. Und da sieht es jetzt ganz gut aus.“
Markus Suttner: „Wir haben gesehen, dass die Rumänen nicht überragend sind. Wenn wir nächste Woche auch so spielen, sollte uns nichts mehr passieren.“
Weitere Fotos zu diesem Spiel:
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