Zum Cover-Bild: Wegen eines von der Regierung erlassenen Uniformverbots bei öffentlichen Kundgebungen marschierten die Nationalsozialisten 1931 in Wien mit nacktem Oberkörper auf oder trugen weiße Hemden.

In diesem Buch sollen die Jahre zwischen den beiden großen (Welt)Kriegen des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der damaligen Dichter, Denker, Musiker und Wissenschaftler erzählt werden: Hat der Großbürger Arthur Schnitzler nicht gesehen, was da droht? Musste der ehemalige Revolutionär Franz Werfel nicht erkennen, wohin die Reise ging? Hätte sich Stefan Zweig auch den aktuellen Ereignissen und nicht nur historischen Biografien widmen müssen, er, der frühzeitig erkannte, was sich da zusammenbraute?

In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen, als der Faschismus und schließlich der Nationalsozialismus die Macht in großen Teilen Europas übernahm, wurden auch die Dichter und Denker in den Strudel der Ereignisse gezogen. Dieses Buch beschreibt, wie die kleinen Schritte aussahen, die zur großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts führten und wie sie von den wichtigsten Autoren, Komponisten, Philosophen, Wissenschaftlern und Publizisten ihrer Zeit wahrgenommen wurden.

Der Weg von der Demokratie zur Diktatur

Die Republik hatten 1919 fast alle begrüßt: Die Hoffnungen für die neue Zeit waren groß. Aber bald wurden Arthur Schnitzlers Aufführungen von rechtem Mob gestürmt, Stefan Zweig war antisemitischen Repressionen ausgesetzt und aus München kamen Meldungen, ein gewisser Adolf Hitler ziehe mit einer Schlägerbande durch die Stadt. Manche Autoren lavierten sich geschickt durch Weimarer Republik, Faschismus und NS-Zeit. Andere erkannten früh die Gefahr und konnten dennoch nichts anderes tun, als die Flucht zu ergreifen. Autor und Publizist Herbert Lackner begleitet Albert Einstein, Bertolt Brecht, Franz Werfel, Alma Mahler, Elias Canetti, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Oskar Kokoschka, Joseph Roth, Karl Kraus, Robert Stolz, Sigmund Freud und viele andere durch die dramatischen Zwischenkriegsjahre.

oepb-Rezension:

Wie es zu diesem Buch und in weiterer Folge der Trilogie der Bücher kam:

Vor über fünf Jahren traf der frühere profil-Chefredakteur und zuvor langjährige Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung Herbert Lackner in der Sommervilla von Bundespräsident Heinz Fischer den Wiener Galeristen John Sailer. Die beiden sprachen über die aktuelle Flüchtlingskrise und vertieften sich dabei im Gespräch über die Flucht der Juden vor dem Nazi-Regime der 1930er Jahre in Europa. Sailers Eltern hatten 1940 mit dem letzten Schiff Europa in Richtung USA verlassen. Nach diesem Treffen ging Herbert Lackner her und schrieb drei lesenswerte Bücher über die Flucht der Dichter und Denker.

  • Warum hunderte Künstler und Denker, die vor dem Nazi-Regime fliehen mussten, bei ihrer Rückkehr nicht mehr willkommen waren.
  • Zur Kulturgeschichte der dramatischen Jahre zwischen 1914 und 1955.

Paramilitärische Verbände bekriegten sich und jeder glaubte auf der richtigen Seite zu stehen. Daneben regierten der Hunger und die Armut. Erstaunlich dabei der kometenhafte Aufstieg Adolf Hitlers. Sein Antisemitismus hatte dabei einen langen Vorlauf in anderen (auch christlichen) Parteien. Herbert Lackner begleitet Alma Mahler, Franz Werfel, Karl Farkas, Albert Einstein, Thomas Mann, Robert Stolz, Hannah Arendt, Bruno Kreisky, Bertolt Brecht, Alfred Polgar und viele andere mehr bei deren Flucht und Rückkehr.

Wenn Journalisten als Autoren „getarnt“ Bücher schreiben, dann sind diese vor allem in sprachlicher Hinsicht stets lesenswert. Herbert Lackners Buch ist ein überaus informatives geschichtlich fundiertes Werk, das auch durch die viele Auszüge aus Quellentexten besticht. Dazu gesellt sich eine umfangreiche Literaturliste, die zum Weiterlesen anregt.

Ein außergewöhnliches, gutes, hochinteressantes zeitgeschichtliches Buch. Genau recherchiert und glasklar ausgedrückt. Für jede Altersgruppe absolut geeignet und empfehlenswert! Getreu dem leider immer wieder aktuellen Motto: „Wehret den Anfängen!“

Als die Nacht sich senkte
Europas Dichter und Denker zwischen den Kriegen – am Vorabend von Faschismus und NS-Barbarei
von Herbert Lackner
224 Seiten, gebunden mit zahlreichen s/w Abbildungen
Zum Preis von € 22,95
ISBN 978-3-8000-7729-8
Erschienen bei ueberreuter
www.ueberreuter.at

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