„Träume von Linz an der Donau – trage ich heimlich bei mir. Ich kann Linz nicht vergessen, kann mich nicht trennen von hier. Träume von Linz und der Donau – lassen erklingen mein Herz, denk an die schönen Stunden, denk an den Pöstlingberg.“, so der Beginn des Volksliedes „Mühlviertler Land“ – Träume von Linz an der Donau aus dem Jahre 1973, komponiert und getextet von Werner Brüggemann.
LINZ, die Stahlstadt an der Donau, die immer schon so ganz anders war als alle anderen Städte Österreichs. Man liebte sie, man hasste aber auch diese Stadt … ob der Luftverschmutzung, der Schwerindustrie und der, wie es immer wieder hieß, sinkenden Lebensqualität. In Linz begann es nicht … „In Linz da stinkts!“, so der stets ohnehin alles besser wissende Volksmund nicht in Linz ansässiger Mitbürger. Und gerade deswegen war Linz einfach DIE Stadt für´s Leben. Wer schon als Kind wusste, dass man – beispielsweise in Steyregg, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung der Chemie Linz AG und der VOEST-ALPINE wehte – die weiße Wäsche nicht draußen vor dem Haus trocknen lassen sollte, weil in späterer Folge ein Grauschleicher diese vormals weißen Hemden umgarnte, oder aber wer ab und zu bei Nacht im Stadtteil Franckviertel wohnhaft die Fenster geschlossen lassen musste, um im Schlaf nicht von einem bestialischen Geruch geweckt zu werden, weil des nächstens hin und wieder gerne Industrie-Abgase ungefiltert in den Nachthimmel entfleuchten, der war LinzerIn mit Leib und Seele. Als Außenstehender ist das nur sehr schwer bis so rein gar nicht zu verstehen. Wer aber seine Kindheit und Jugend in den 1970er und 1980er Jahren in Linz an der Donau zugebracht hat, der weiß, dass es hier bereits damals schön und lebenswert war, dass die Stadt trotz rauchender Fabriksschlote ungeheures Flair mit all den darin zahlreich adrett herumstöckelnden – frei nach Johann Wolfgang von Goethe – „schönen Linzerinnen“ besaß, dass zwar nur zwei Tramway-Linien (in Linz sagt man „Bim“ dazu) verkehrten, dafür aber unzählige Busverbindungen in die entlegensten Winkel der Stadt unterwegs waren, dass es abseits der längste Einkaufsmeile Österreichs, der Landstraße (nach der Wiener Mariahilferstraße wohlgemerkt) ein pulsierendes Nachtleben mit all seinen Kleinkriminellen und Strizzis gab und dass über Jahrzehnte hindurch mit dem LASK (gegründet am 25. Juli 1908 als LSK) und dem SK VÖEST Linz (gegründet als ASK Eisen & Stahl am 30. Juni 1946) zwei g´standene Fußballvereine auftraten, die in der höchsten österreichischen Spielklasse Kopf an Kopf einmal mehr, einmal weniger reüssierten. Und – Linz besaß am Froschberg mit dem Linzer Stadion auf der Gugl natürlich das schönste Stadion Österreichs!
Standort-Frage nach dem Krieg
Linz verfügte bereits zur Zeit der Ersten Republik (1918-1938) über ein eigenes Stadion, das „Arbeiterstadion“. Dieses befand sich im Bereich der Prinz Eugen-Straße / Semmelweisstraße und war vor allem dem tatkräftigen Einsatz der „Arbeitersportler“ zu verdanken. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) und die Industrialisierung führten jedoch zum Aus für diesen Standort, denn mit dem letzten Fliegerbomben-Angriff auf Linz am 25. April 1945 wurde dieses Stadion völlig zerstört. Der Krieg war beendet – am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht – und Linz an der Donau lag als so genannte „Patenstadt des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler“ nach 22 verheerenden Luftangriffen der Alliierten in Schutt und in Trümmern. Es stand aber nicht nur der Hafenausbau am alten Stadion-Standort Semmelweisstraße bevor, die emsigen LinzerInnen gingen nun her und bauten ebenso binnen kürzester Zeit die ebenfalls völlig zerbombten ehemaligen „Reichswerke Hermann Göring Oberdonau“ wieder auf. Ihr förmlich aus Ruinen auferstandenes neues Stahl- und Eisenwerk Werk benannten sie schlichtweg „VÖEST“ – was so viel bedeutet wie „Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke“. In diese allgemeine Aufbau- und Aufbruchsstimmung hinein wurde auch im Linzer Gemeinderat laut über die Erschaffung eines neuen Stadions nachgedacht. Bereits 1946 war die Linzer Stadtverwaltung auf der Suche nach einem geeigneten und günstigen Standort. Das war jedoch gar nicht so einfach, da durch Linz die Demarkationslinie verlief. Die Linzer Innenstadt war beispielsweise amerikanisch, jenseits der Donau im Stadtteil Urfahr „regierten“ die Russen. Der damalige Bürgermeister Dr. Ernst Koref begrüßte diese Stadionbau-Absichten. So verabschiedete er ein Planungskonzept für eine geeignete Mehrzwecksportstätte. Jenes Areal, das 1946 für den Stadionbau am Linzer Bauernberg als gut erachtet wurde, war zerbombt, aus der riesigen Lehmgrube der nebenan befindlichen und für den Wiederaufbau so wichtigen Froschberg-Ziegelei ragten noch die Barackenreste des Reichsarbeitsdienstes …
Pläne und Durchführung
Der ursprüngliche Plan von Architekt Curt Kühne sah ein großzügig gestaltetes Sportzentrum auf dem vorgesehenen ehemaligen Ziegelei-Areal vor. Es sollten ein Stadion mit einer überdachten Zuschauertribüne, ein Schwimmstadion mit Wettkampfbecken, Sprungbecken, Zuschauertribüne und Schwimmbecken samt Liegewiese, ein Sportgebäude mit Turnhalle und eine Tennisanlage errichtet werden. In der breiten Bevölkerung fand die politische Absicht, gerade jetzt ein Mehrzweckstadion bauen zu wollen, wenig Resonanz, mussten sich doch in der Zeit der Nachkriegs-Not zahllose Menschen um ihr eigenes Schicksal und das ihrer teilweise vermissten Angehörigen kümmern. Die Schwierigkeiten in den Jahren der ersten Bau-Etappe waren gewaltig. Aber im Laufe der Wochen, Monate und Jahre änderte sich des Volkes Meinung. Die Arbeiten auf dem Areal der ehemaligen Froschberg-Ziegelei – an diese Ziegelei erinnert heute noch die Ziegeleistraße, die kommend vom Hauptbahnhof und der sogenannten Waldegg-Spinne hinauf auf den Froschberg und zur LINZ AG (vormals ESG) Bus-Station „Stadion der Stadt Linz“ führt – gingen für Nachkriegs-Verhältnisse flott voran und nicht zuletzt dank des persönlichen Einsatzes von Bürgermeister Dr. Ernst Koref gelang es, die finanziellen Engpässe zu meistern. Architekt Otto Lehmann war inzwischen mit den Plänen für ein „reines“ Stadion in abgespeckter Form betraut worden. Es regierte Geldknappheit und Mangel an geeignetem Baumaterial. Sechs lange Jahre sollte dieses Mammutprojekt andauern, aber es wurde fertiggestellt.
Stadion-Eröffnung am 28. Juni 1952
Die feierliche Eröffnung des Linzer Stadions auf der Gugl erfolgte im Rahmen eines Schul- und Sportfestes am Samstag, 28. Juni 1952. Das Stadion verfügte über 21.000 Stehplätze (ursprünglich geplant waren 18.000) im Nordostbogen und an der Westseite, sowie über 4.500 Sitzplätze (geplant waren 4.000) als Haupttribüne im Süden. Das komplette Areal war so ausgerichtet, dass eine Seite hinter dem Tor im Osten offen blieb. Das Oval sah demnach aus der Vogelperspektive wie ein riesengroßes Hufeisen aus. Das Hauptspielfeld wurde in einem Ausmaß von 105×70 Metern geschaffen und von einer 400 Meter-Laufbahn eingeschlossen. Ebenso wurden die dazugehörigen Leichtathletik-Anlagen für Weit-, Hoch- und Stabhochsprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen, Speer- und Hammerwurf geschaffen. Unter der nicht überdachten Sitzplatztribüne befanden sich die Garderoben, die Dusch- und Waschräume, Veranstaltungsräume, sowie eine Trainingshalle für den Winter. Die ursprünglich geplanten Ausführungen von Curt Kühne wurden auf einen späteren, nicht näher genannten Zeitpunkt verschoben. Eine Lehmgrube musste also einem Oval weichen und ein echter Meilenstein in der Geschichte des Linzer Sportstättenbaus war damit gesetzt. Da bei der Entscheidung zugunsten des Stadionbaus – übrigens ähnlich wie in Wien bei der Erschaffung des Praterstadions im Jahre 1931 – besonders an die Jugend gedacht wurde, sei hier noch ein Eröffnungs-Zitat von Bürgermeister Ernst Koref erwähnt: „Die Not des Krieges, Bombardierungen, Hunger und viele andere Erscheinungen unserer jüngsten Vergangenheit haben die Jugend in eine fast nicht zu beruhigende Nervosität hineingesteigert, die sich in ihrem überreizten inneren Verhalten kennzeichnet. Man darf die Jugend heute nicht geistig und nervlich überspannen, sondern muss ihr gerade durch körperliche Übungen einen entsprechenden Ausgleich schaffen!“
LASK nicht sofort Hausherr
Das Stadion der Stadt Linz war vor 70 Jahren also da und wurde feierlich seiner Bestimmung übergeben. Es war aber nicht so, dass der „Platzhirsch“ und Staatsliga A-Teilnehmer Linzer Athletik Sport Klub das Areal sofort für sich vereinnahmte. Ganz im Gegenteil, die „Schwarz-Weißen“ blieben der eigenen Anlage LASK-Platz in der Paul-Hahn-Straße, die seit 24. September 1921 ihre Heimstätte war, treu. Erst am 26. Oktober 1952 übersiedelte man erstmals hinauf auf „Gugls-Höhen“. 4.000 Zuschauer erlebten ein 1 : 2 gegen den SC Wacker Wien. Am 9. November 1952 verfolgten 4.500 Besucher einen 7 : 1-Kantersieg über den Grazer SC. Wenn man bedenkt, dass es am LASK-Platz am 5. Oktober 1952 und einem 3 :1-Erfolg über den SK Sturm Graz 8.000 Sportplatzbesucher gab, stellt man fest, dass der geneigte LASK-Anhänger die Gugl nur sehr langsam akzeptieren wollte. Am 15. März 1953 wurde dann erstmals die 10.000 Zuschauer-Marke geknackt. Der LASK empfing nach drei Auswärtsspielen in Serie den FC Wien, gewann mit 2 : 0 und hatte einen fünfstelligen Besuch aufzuweisen. Deren sogar 17.000 Stadion-Pilger erschienen am 12. April 1953, der SK Rapid Wien entführte beim 3 : 0-Triumph über den LASK beide Punkte aus Linz. Wie sehr jedoch das Präsidium des LASK mit dem hauseigenen LASK-Platz verwurzelt war, bewies die Tatsache, dass der Linzer Juwelier Otto Jungbauer in seiner Eigenschaft als Vizepräsident Initiator einer Flutlichtanlage am LASK-Platz war, zu deren Präsentation er am 24. Mai 1961 die englische Profitruppe West Bromwich Albion einlud. Der LASK verloren denkbar knapp mit 2 : 3, an die 10.000 Besucher waren bei dieser Gala-Nacht live vor Ort dabei. Zu jener Zeit war andernorts an ein Gugl-Flutlicht in Linz freilich noch nicht zu denken.
Die Gugl platzt aus allen Nähten
Der LASK näherte sich in diesen frühen 1960er Jahren langsam aber sicher seinem sportlichen Zenit und so war es dann auch, dass am Samstag, 31. März 1962 offiziell 33.000 Besucher die Drehkreuze an der Ziegelei- und Roseggerstraße beim Meisterschaftsspiel gegen den Wiener Sport-Club ins Stadion-Innere passierten, welches mit einem 3 : 3-Remis geendet hatte. Die Dunkelziffer war höher, denn wahre Menschtrauben hingen in den Bäumen um das Areal, oder standen und saßen auf dem Stadiondach im Bereich des Stehplatzeingangs. Beide Vereine waren damals Top-Adressen in Österreich und just zu diesem Match kamen im Laufe der Stadion-Historie die meisten Zuschauer ins Linzer Stadion. Bei einem Fußballspiel wohlgemerkt. Am Dienstag, 6. September 1988 strömten über 40.000 Musik-Freunde in das Areal, als kein Geringerer als „The King of Pop“ Michael Jackson sein Open Air-Konzert zum Besten gab. Diese beiden Termine haben sich, was die menschliche Auslastung der Gugl anlangt, in die Geschichtsbücher eingebrannt.
LASK, SV Stickstoff und SK VÖEST Linz
Der LASK teilte sich die Gugl im Laufe der Zeit mit zwei Rivalen. War es zuerst die Werksmannschaft des SV Stickstoff Linz – kurz SVS genannt – die in den Saisons 1960/61 bis 1963/64 den „Landstraßlern“ im österreichischen Oberhaus wie eine Gewandlaus im Pelz saß, so übernahm ab dem Sommer 1969 die zweite Werksmannschaft, der SK VÖEST Linz diese Rolle. Mit sichtlich mehr Erfolg behaftet als die SVS-Truppe, denn die VÖESTler boten bis zur Liquidierung des blau-weißen Linzer Werksfußballs am 21. Mai 1997 dem LASK jahrelang die sportliche Stirn.
Adaptierungen und Erweiterungen
Im Laufe der Zeit wurde die Gugl immer mehr erweitert und umgerüstet. So schuf man in den Jahren 1960 bis 1965 zur Schonung des Hauptspielfeldes drei erforderliche Nebenplätze – einer davon hinter dem „offenen“ Ost-Tor im 90 Grad-Winkel dazu, die zwei weiteren parallel zum Hauptspielfeld, allerdings nach hinten versetzt und neben dem Stadion angelegt. Im Jahre 1967 wurde mit dem Stahl der VÖEST-Alpine Montan AG die Flutlichtanlage montiert und im Jahre 1971 kam die längst fällige Überdachung durch die VÖEST-Alpine für die 4.500 Sitzplätze auf der Haupttribüne hinzu. Im Sommer 1974 wurde der Zaun im Stehplatzbereich geschaffen, denn als am 1. Juni 1974 der SK VÖEST Linz anlässlich eines 2 : 0-Heimsieges über den First Vienna FC Österreichischer Fußballmeister wurde, strömten hunderte junge Fans vorzeitig auf den Rasen, was beinahe zu einem Spielabbruch geführt hatte. Im Europapokal zog der SK VÖEST den spanischen Meister und gegen den CF Barcelona zogen am 18. September 1974 26.000 Besucher ins Linzer Stadion, welches nun eine Umzäunung aufzuweisen hatte. Mit dem Zubau der Linzer Sporthalle vor dem Stadion 1974 und der Tennishallle 1976 war der Ausbau des Sportzentrums auf der Gugl für den damaligen Bürgermeister Franz Hillinger abgeschlossen.
Der ÖFB entdeckt die Linzer Gugl
Was heute kaum noch bekannt sein dürfte, ist jener Umstand, dass es fußballtechnisch in Linz sehr wohl begann. Der ÖFB bestritt jahrzehntelang seine Heim-Länderspiele stets und nur in Wien. Bis man im Winter 1967/68 in der Mariahilferstraße 99 im „Haus des Österreichischen Fußballsport“ die Idee gebar, doch auch einmal mit einem Ländermatch in die Bundesländer gehen zu können. Linz war mit seinem begeisterungsfähigen Publikum in seiner den hohen Ansprüchen entsprechenden 16-jährigen Gugl geradezu prädestiniert dafür. Demnach fiel die Wahl auf die oberösterreichische Landeshauptstadt. Und Linz war stets ein guter Boden für die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigt dies:
- Am 1. Mai 1968 trat die Nationalelf in ihrem 350. Ländermatch der Geschichte erstmals heimspieltechnisch außerhalb von Wien, in diesem Falle in Linz an. Anhand eines Freundschaftsspieles gegen Rumänien gab es vor 32.000 Besuchern ein 1 : 1 (Pausenstand: 0 : 1), wobei August Starek und Josef Hickersberger zu ihrem Team-Debüt kamen. Für Österreich traf der Innsbrucker Helmut Siber und als Lokalmatadoren vom LASK waren Gerhard Sturmberger und Helmut Köglberger mit von der Partie. In diesen Jahren war der LASK in Österreich eine sehr gute Adresse. Drei Jahre zuvor holte man als erster Nicht-Wiener-Verein das Double, also die Meisterschaft und den Cup-Sieg nach Oberösterreich. Linz war also heiß auf die Nationalelf und das Stadion war restlos überfüllt. Dem Slogan „In Linz beginnt´s“ wurde man damals absolut gerecht. Erst später folgten weitere ÖFB-Auftritte in Graz, Salzburg und Innsbruck. Klagenfurt kam erst anhand des Baus der EM-Arena für 2008 hinzu. In dieser Tonart ging es in Linz aber vorerst weiter.
- Am 10. Oktober 1971 gewann die Nationalelf im Rahmen der EM-Qualifikation für 1972 in Linz gegen Irland mit 6 : 0 (Pausenstand: 3 : 0). Vor 20.000 Zuschauern scorten zweimal Kurt Jara, einmal Hans Pirkner und dreimal Thomas Parits. Diesmal feierte Torhüter Adolf Antrich in Linz sein Team-Debüt. Aus Linzer Sicht war Gerhard Sturmberger (LASK) dabei sowie Rudolf Horvath (SK VÖEST).
- Die Schweiz war im Rahmen eines Freundschaftsspieles am 22. September 1976 in Linz zu Gast. Österreich gewann mit 3 : 1 (Pausenstand: 0 : 0). Herbert Oberhofer kam erstmals zu Team-Ehren und ÖFB-Pressechef Ludwig Stecewicz meinte vor dem Match, mit 15.000 Besuchern zufrieden zu sein. Allein im Vorverkauf gingen allerdings bereits 16.000 Karten weg, beim Anstoß war die Gugl mit 22.000 Besuchern äußerst gut gefüllt. Viele Anrainer riefen empört nach der Polizei, da zahlreiche Stadion-Pilger durch die umliegenden Gärten turnten, um sich somit Gratis-Zutritt in die damals noch sehr weitläufig wirkende Beton-Schüssel zu verschaffen. Helmut Köglberger vom LASK war dabei und traf zum zwischenzeitlichen 2 : 0. Willi Kreuz, damals für Feyenoord Rotterdam unter Vertrag und zwei Jahre später vom SK VÖEST verpflichtet, erzielte das dritte Tor aus einem Elfmeter. Ein lustiges Detail am Rande: Josef Schuligoj, Hauptkassier des SK VÖEST wurde mit seinem Team vom ÖFB für den Kartenverkauf und die darauffolgende Abrechnung gechartert, wunderte sich über die seiner Ansicht nach gelebte Blauäugigkeit beim Fußball-Verband. Kein einziger Polizist war zu sehen, als im kleine Kassen-Kämmerlein im Bereich des Stehplatz-Eingangs zur Abrechnung geschritten wurde. Da lagen Münzen und Scheine unzähligen Ausmaßes auf dem Tisch und niemand bewachte die gut 1,1 Million Schilling ausmachende Einnahme-Quelle. „Die beim ÖFB glauben wahrscheinlich, wir haben ohnehin einen gut funktionierenden Werksschutz. Bloß ist der, wie der Name schon sagt, im Werk und nicht hier. Also bildeten wir mit unseren SK VÖEST-Ordnern einen Kordon, damit niemand auf dumme Gedanken kommt.“, so der SK VÖEST-Hauptkassier Josef Schuligoj. Die Begeisterung damals war dermaßen groß, dass Leuchtraketen in den Nachthimmel geschossen wurden und drei leere Bierflaschen auf der Laufbahn im Stadioninnenraum gelandet sind – Gott Lob ohne Konsequenzen für die Austragung des Spiels. Der ORF strahlte seinerzeit keine Direktübertragung aus Linz aus, man nahm die fehlende Farbtüchtigkeit der Flutlichtanlage zum Anlass dazu.
- Es folgte ein Team-Probespiel gegen SG Eintracht Frankfurt. Am 25. Mai 1978 gewann die ÖFB-Auswahl unmittelbar vor der Abreise zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Argentinien gegen die Hessen mit 2 : 0 (Pausenstand: 1 : 0) 17.000 (!!!) begeisterte Besucher bejubelten Treffer von Willi Kreuz und Herbert Prohaska. Die SK VÖEST-Spieler Erwin Fuchsbichler und Gerhard Breitenberger kamen spielerisch zum Zug und standen gleichzeitig im Aufgebot für Südamerika. Teamchef Helmut Senekowitsch war mit der Leistung der Nationalmannschaft zufrieden, da voll gespielt wurde. Und auch Dettmar Cramer, Coach der Eintracht, zollte den Österreichern Lob: „Die Mannschaft ist für eine Überraschung in Argentinien gut. Ich muss vor allem ihre hervorragende Kondition anerkennen.“ Tags darauf hob der gesamte ÖFB-Tross aus Wien-Schwechat in Richtung Südamerika ab. Der 7. Platz am Ende bedeutete für die ÖFB-Auswahl ein sehr gutes Ergebnis, das Österreich vor allen Dingen nach dem 3 : 2-Erfolg in Cordoba über den regierenden Weltmeister Deutschland in große Euphorie versetzte.
- Am 17. Juni 1981 war Finnland im Zuge der WM-Qualifikation für 1982 zu Gast in Linz. Diesmal bevölkerten 26.000 lautstarke Stadion-Pilger die Linzer Gugl und bejubelten einen 5 : 1-Erfolg (Pausenstand: 2 : 0). Es trafen zweimal Herbert Prohaska (zum 1 : 0 mit einem sehenswerten Seitfallzieher), Hans Krankl, Kurt Welzl und Gernot Jurtin für Österreich. Willi Kreuz, zu dieser Zeit Publikumsliebling beim SK VÖEST Linz, absolvierte sein 56. und gleichzeitig letztes Länderspiel für Österreich. Mit Hans-Dieter Mirnegg stand ein weiterer Ex-SK VÖEST-Spieler im ÖFB-Aufgebot.
- Am 16. Oktober 1985 wurde das Stadion im Rahmen eines Freundschaftsspieles gegen Jugoslawien nach einer einjährigen Umbauarbeit bei laufendem Betrieb wieder eingeweiht. ÖFB-Präsident Beppo Mauhart meinte unter anderem dazu: „In Linz beginnt´s. Ein Satz, der sehr treffend die dieser Stadt innewohnende Dynamik und Aufgeschlossenheit charakterisiert. In Linz beginnt´s aber auch für den österreichischen Fußball. Unsere Nationalmannschaft steht vor einem Neubeginn. Obwohl es nicht leicht sein wird, den Weg zurück zur Europaspitze zu finden, bin ich zuversichtlich, dass mit diesem Länderspiel ein guter Start gelingen wird. Einmal mehr, weil das großzügig renovierte Linzer Stadion eine prachtvolle Kulisse abgibt und hier ein phantastisches Publikum existiert, und zum anderen, weil unser Team in bisher vier Spielen auf der Gugl noch nie besiegt werden konnte …“ Nun, gegen bärenstarke Jugoslawen hatte Österreich nicht den Funken einer Chance und verlor sang- und klanglos mit 0 : 3 (Pausenstand: 0 : 2) Die Kuriosität am Rande des Spiels vor 15.000 Besuchern war, dass mit Marko Elsner im Dress der Jugoslawen just der Sohn des damaligen ÖFB-Teamchefs Branko Elsner quasi gegen seinen Vater spielte. Michael Konsel,Gerhard Rodax und Manfred Linzmaier trugen erstmals den ÖFB-Adler auf der Brust. Aus Linzer Sicht stand kein Spieler im ÖFB-Aufgebot. Als lokaler Held hätte LASK–Keeper Klaus Lindenberger agieren sollen, dieser musste jedoch verletzungsbedingt passen. In späterer Folge brachte er es auf 41 Länderspiele. Und im Gästesektor beobachteten zwei SK VÖEST Linz-Legionäre, nämlich Frane Poparic und Milomir Odovic das Spielgeschehen ihrer Landsleute. Aus Respekt zu ihrem österreichischen Arbeitgeber wurden die Treffer jedoch nicht beklatscht.
- Am 31. August 1988 kam es zum freundschaftlichen Aufeinandertreffen mit dem Erbfeind Ungarn. Ein Länderspiel, das in früheren Jahren wohl nie außerhalb von Wien ausgetragen worden wäre, da in der Bundeshauptstadt gegen das Kronland oftmals ein volles Haus garantiert war. Die Begegnung endete vor 12.000 Besuchern mit einem 0 : 0. Und auch hier gibt es eine Anekdote. Zahlreiche Besucher forderten in lautstarken Sprechchören vehement den SK Vorwärts Steyr-Publikumsliebling Daniel Madlener. Teamchef Josef Hickersberger brachte den Vorarlberger jedoch erst ab der 85. Minute. Kurz zuvor wurde Toni Polster nach einem Foul an ihm im Strafraum im Zuge der Ausübung des Elfmeters dermaßen gnadenlos ausgepfiffen, dass der Schütze ganz aus dem Häuschen das Leder nur an die linke Torstange knallte. Warum Linz damals Toni Polster und dem Nationalteam samt Debütanten Gerald Glatzmayer derartig feindselig gegenüberstand, konnte nicht festgestellt werden.
- Vier Jahre später stieg erneut ein freundschaftlicher Länderkampf. Am 2. September 1992 gastierte Portugal auf der Gugl. Roman Mählich feierte sein Team-Debüt. Der von seinem Krebsleiden bereits schwer gezeichnete Teamchef Ernst Happel genoss das Linzer Gastspiel sichtlich, gab geduldig Interviews, erfüllte jedweden Autogramwunsch und setzte auf den damaligen LASK-Stürmer Andreas Ogris von Beginn an als Team-Kapitän. Die Begegnung endete freundschaftlich 1 : 1 (Pausenstand: 1 : 0) Toni Polster wurde diesmal anhand seines Treffers überschwänglich bejubelt. Und ÖFB-General Alfred „Gigi“ Ludwig meinte vor dem Spiel: „Wenn wir 21.000 zahlende Zuschauer haben, gebe ich ein Fest.“ Aus Sicherheitsgründen wurden so viele Karten aufgelegt, geworden sind es letztendlich 14.000 Besucher.
- Wiederum zwei Jahre später gastierte erneut Ungarn in Linz. Man trennte sich am 23. März 1994 vor 15.000 Zuschauern von den Magyaren neuerlich Remis, diesmal mit 1 : 1 (Pausenstand: 0 : 0) Heimo Pfeifenberger war Österreichs Torschütze gewesen. Da das Spiel von LASK-Präsident Otto Jungbauer finanziell begleitet wurde, zog dieser Umstand einen Stimmungsboykott der SK VÖEST Linz-Fans nach sich. Darüber hinaus gab es gleich vier Rote Karten – drei bei den Ungarn, eine auf der Seite Österreichs – zu bestaunen. Ein Freundschaftsspiel sieht wahrlich anders aus.
- Am 18. März 1997 traf Österreich im Zuge eines neuerlichen Freundschaftsspieles und dem ersten Länderkampf überhaupt in der Geschichte auf Slowenien. Was folgte war jedoch ein schlechtes Match. 14.500 Zuschauer erlebten eine lustlos agierende Nationalmannschaft, die mit 0 : 2 verlor. Goran Kartalija vom LASK war mit von der Partie.
- Und last but not least schloss sich dieser illustre Kreis am 14. November 2012. Just zum 20. Todestag von Ernst Happel und nach 15 Jahren Pause lud der ÖFB wieder einmal zu einem – dem letzten – Länderspiel nach Linz, Gegner war die Elfenbeinküste. Das Linzer Stadion war zuvor einer kompletten Frischzellenkur unterzogen und um über 30 Millionen Euro generalüberholt worden. Die Gugl wurde dabei merklich verkleinert und bot lediglich 14.000 Besuchern Platz. Die waren auch an jenem Abend da und erlebten einen ungefährdeten Erfolg von Didier Drogba und Co. 3 : 0 für die Ivorer lautete der Endstand.
Erneuerungs- und Renovierungsarbeiten 1984/85
Das Linzer Stadion unterzog sich ab dem Sommer 1984 einer kompletten Frischzellenkur. Da weder der LASK noch der SK VÖEST, die sich damals Woche für Woche die Gugl teilten, eine geeignete Ausweichmöglichkeit fanden, geschah dies alles während des laufenden Spielbetriebs in der Saison 1984/85. Die Aschenbahn wurde gegen eine moderne leichtathletikgerechte Laufbahn getauscht, die beiden Tore samt Rasen wurden erneuert. Die sichtbehindernden Stützpfeiler auf der Sitzplatztribüne wurden um zwei Drittel zurückversetzt und die alte Stadionuhr wurde durch eine moderne und zeitgemäße Anzeigentafel ersetzt. Diese Arbeiten waren im Sommer 1985 abgeschlossen. Die neue Anzeigetafel feierte anlässlich des 46. Linzer Derbys zwischen dem LASK und dem SK VÖEST (1 : 2) am 11. Oktober 1985 inoffizielle Premiere. Die offizielle Einweihung erfolgte einige Tage später anhand des Länderspieles Österreich vs. Jugoslawien. Im Winter 1986/87 wurde der Zaun im Bereich des Stehplatzes komplett erneuert, ebenso wurden die Wellenbrecher auf der gesamten Stehterrasse ausgewechselt. Im Frühjahr 1988 wurde im Stehplatzbereich zur neuen Anzeigetafel hin ein Sektorzubau um 40 Meter vorgenommen und im Gleichklang dessen mit der Überdachung der Gegengeraden im Stehplatzbereich begonnen. Die Fertigstellung erfolgte im Sommer 1988. Weiters wurden in diesem Jahr die alten Holzbänke im Sitzplatzbereich durch moderne orange und gelbe Schalensitze ausgetauscht. Im Sommer 1994 erfolgte die Restüberdachung im Stehplatzbereich in der Kurve hinter dem West-Tor, so dass von da an das gesamte Stadion überdacht war. Im Winter 1994/95 wurde der komplette Stehplatzbereich umgestaltet, die alten Wellenbrecher mussten weichen und ein deutsches Unternehmen montierte eine Bestuhlung für den Stehplatz, der als Klappstuhl normalerweise hochgeklappt ist und von Hand geöffnet werden kann. Jene 21.000 Menschen, die einst am Stehplatzbereich zugelassen waren, konnten in dieser Anzahl nun nicht mehr erscheinen, da dort, wo früher zwei Personen standen, ab 1995 nur mehr einer stehen oder eben sitzen konnte.
Speedway, Handball, Faustball, Leichtathletik und Musik
Der Funktion einer Mehrkampfsportstätte kam die Linzer Gugl im Laufe ihrer jahrzehntelangen Geschichte allemal nach. Beispielsweise drehten bis in die frühen 1970er Jahre hinein die Speedway-Lenker ihre zahlreichen Runden auf der staubigen Aschenbahn rund um das Hauptspielfeld. Oder aber auch der Handballsport: Das Linzer Stadion war 1966 dreimaliger Austragungsort anlässlich der letzten Feldhandball-Weltmeisterschaft. Das Finale am 3. Juli 1966 zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 15 : 15 der Endstand, verfolgten über 10.000 Zuschauer. Die BRD ging als letzter Feldhandball-Weltmeister in die Geschichte ein, Österreich holte damals, 1966, den 3. Platz. Und auch die Handball-Sektion des SK VÖEST schrieb in diesem Sport Geschichte, holten doch die Linzer Werkssportler 1971 und 1972 die letzten beiden Feldhandball-Meistertitel auf der Gugl nach Linz. Darüber hinaus gastierte der internationale Faustballsport auf der Linzer Gugl. Erstmals im Rahmen der Faustball-Europameisterschaft 1965 – Österreich wurde Zweiter – und neun Jahre später, im September 1974 mit dem dritten Platz für Österreich ebenso. All die Jahre hindurch kam es natürlich auch zu Leichtathletik-Veranstaltungen. Als absolute Großveranstaltung ging hier das sogenannte Gugl-Meeting über die Bühne, oder vielmehr über die schnelle Tartanbahn. Unglaubliche 20.000 Zuschauer waren 1988 bei der Premiere dabei und zwei Jahre später erneut, als sich in Linz kein Geringer als der mehrfache Gold-Medaillengewinner Carl Lewis (USA) die Ehre gab. Und auch die „Schnellste Sprinterin der Welt“, die aus Jamaika stammende Merlene Ottey war in den Jahren 1989, 1992, 1993 und 1995 im Linzer Stadion bei den Gugl-Meetings am Start. Nicht fehlen in der Stadion-Superlative dürfen natürlich die zahlreichen Open-Air-Konzerte, die hier über die Bühne gegangen sind. 1988 sorgte Michael Jackson mit über 40.000 entfesselnden Musikfans, die aus ganz Europa angereist waren, für einen nachhaltigen Linz-Auftritt. Oder aber 1989 Pink Floyd, die trotz strömendem Regen ihr Konzert vor gut 30.000 Besuchern samt dem berühmten Pig, dem überdimensionalen rosa Schweinderl, zum Besten gaben. Auch David Bowie (1991), Herbert Grönemeyer (2003), Genesis (2007), Die Ärzte (2009) und Pink (2010) bereicherten die Linzer Gugl anhand pompöser und glamouröser Konzert-Auftritte.
Publikumsmagnet Linzer Stadtderby
Über all dem und stets aufs Neue stand jedoch ein immer wieder stattfindender Fußballkampf. Als in den 1970iger, 1980er und 1990er Jahren der LASK als auch der SK VÖEST im Gleichklang sportlich im Oberhaus quasi Kopf an Kopf brillierten, war die Gugl immer gut besucht. Legendär klingen heute noch die Aussagen des jeweiligen Stadionsprechers der beiden Linzer Spitzenvereine im Ohr, „…am Stehplatzbereich oben doch bitteschön nicht stehen zu bleiben, sondern weiter nach unten zum Zaun hin nachzurücken, da draußen vor den Stadiontoren noch tausende Menschen an den Kassenhäuserln stehen und ebenso Einlass finden möchten!“ Oft und oft war die Gugl hoffnungsvoll mit Zuschauern zugepflastert. Und so war eben das Linzer Stadion auf der Gugl Anlaufpunkt und Sammelstelle für viele Fan-Karrieren hierzulande, egal ob das Schwarz-Weiß des LASK oder eben das Blau-Weiß des SK VÖEST – ein Stadionbesuch war zu jeder Zeit ein Erlebnis und eine willkommene Abwechslung im Grau des Schulalltages gewesen. Man musste sich durch gute Noten diesen Stadionbesuch am Wochenende aber auch immer erst verdienen. Und da wiederum am allerschönsten waren die Abendspiele, wenn man in vollen O-Bussen der Linie 45 oder anderen ESG-Einschub-Autobussen stand, sich ob der völligen Überfüllung dieser Verkehrsmittel kaum anhalten konnte, ehe man dann endlich an der Haltestelle „Stadion“ hinausspringen durfte. Von weitem schon erspähte man die vier in den dunklen Nachthimmel ragenden hell erleuchtenden Flutlichtmasten, hörte den Stadionsprecher und häkelte am Weg zum Eingang noch einmal rasch seine Mitstreiter, wenn es eben wieder einmal darum ging, die Nummer 1 in der Stahlstadt zu werden, ehe man sich in die diversen Fan-Blöcke 2 (LASK) und 3 (SK VÖEST) unterhalb der Trauerweide mischte. Ein Linzer Derby stand an, von dem es deren 74 an der Zahl in der Zeit von Herbst 1969 bis zum Frühjahr 1997 gab. Der FC Linz (Nachfolgeverein des SK VÖEST) wurde am 21. Mai 1997 aufgelöst. Und auch fanmäßig war es viele Jahre Novität in Linz gewesen, quasi Block an Block im Stadion zu stehen. Die Schwarz-Weißen, die seinerzeit fanmäßig immer weniger bestückt waren als die Blau-Weißen, bezogen im Sektor 2 Quartier. Die „VÖEST´ler“ begannen ursprünglich im 12er-Sektor in der Kurve gleich neben der Sitzplatztribüne, wanderten dann aber, um TV- und mediengerechter platziert zu sein, in den 3er-Sektor auf der Gegengerade in Höhe der Mittelauflage ab. Die jungen und begeisterungsfähigen Fans, die mit Kutte, Schal, Fahnen und Tröten ins Stadion kamen, waren beim SK VÖEST gegenüber dem LASK damals immer in der Mehrzahl, die Zuschauer und „normalen“ Stadiongeher jedoch, die fanden eher den Weg zum LASK, ob der längeren Tradition, wie es immer so schön hieß.
Und dennoch hatte die Linzer Polizei immer alle Hände voll zu tun, wenn eben wieder ein Stadtderby anstand und beide Blöcke nebeneinander platziert waren. Dies ging vom Ende der 1970iger Jahre bis zum 6. Oktober 1994 so. Von da an bezogen die „Blauen“ Linzer anhand eines 2 : 0-Erfolgs im Derby, bei dem der LASK Veranstalter war, freiwillig im Gästeblock des Linzer Stadions Stellung. Dies wurde so bis zum 31. Mai 1997 und dem letzten Linzer Stadtderby (FC Linz – LASK, 3 : 0) beibehalten. Der Grund für die Abwanderung aus dem angestammten Sektor bei „Derby-Auswärtwsspielen“ wurde von Seiten der SK VÖEST-Fans damit begründet, dass es eben besser wäre, sich nicht nur farblich, sondern auch platzmäßig vom Rivalen abzusondern. Weiters galt es ja, unzählige Transparente und Fahnen am Zaun zu montieren und auch stimmungsmäßig war im Gästesektor bei einem Derby immer die Hölle los. Und so dauerte es eben bis zum 27. August 2002, ehe es in Linz wieder ein Stadtderby gab. Der FC Blau-Weiß Linz, als Nachfolgeverein des FC Linz in der 4. Liga ins Leben gerufen, zog im Österreichischen Fußballcup den großen und für die Fans ewigen Rivalen Linzer ASK. Man fieberte dem Termin entgegen, war dieses Datum doch für viele Linzer nach 5 Jahren wieder einmal einen Besuch im Linzer Stadion wert. Und so fanden sich an einem lauen Sommerabend knapp 10.000 Besucher in der altehrwürdigen Gugl-Schüssel ein, um Zeitzeuge eines denkwürdigen Spiels zu werden. Die „Blauen“ Linzer agierten ob ihrer Fans nämlich so, als wären sie nie weg gewesen. Die Längsseite des Stadions war komplett in Blau und Weiß getaucht und die Stimmung glich einem Europapokal-Spiel. Und als dann der Sieger des Abends anhand eines 3 : 1-Erfolges auch noch FC Blau-Weiß Linz hieß, tat dies dem Jubel und der Freude absolut keinen Abbruch. Bis zum 17. April 2017 und einem 1 : 1 vor 7.400 Zuschauern fanden diese Gugl-Derbys zwischen dem FC Blau-Weiß Linz und dem LASK statt. Dann zum Ende der Saison 2016/17 stieg der LASK eine Etage höher und die Geschichte endete vorerst damit einmal hier.
Der Letzte reißt die Schüssel ab
So wie auch die Geschichte des 69-jährigen Linzer Stadions auf der Gugl wenig ruhmreich zu Ende ging. Nach endlosen und jahrelang anhaltenden Diskussionen, Überlegungen und schon hilflos wirkenden Streitereien zwischen der Politik und dem Sport betreffend Standortfrage, Um- oder Aus- oder gleich Neubau, entschied man sich für einen völligen Neubau am alten Areal. Die Abrissarbeiten begannen im Jänner 2021, der Weg in die Zukunft für den Linzer Spitzenfußball schlägt damit eine völlig neue Richtung ein.
„DANKE Linzer Gugl für die unzähligen Stunden, Tage, Wochen, Monate und letztlich Jahre in Dir. Du warst für so viele Fußballfans aller Couleurs eine sportliche Heimat, ein Treffpunkt und ein Ankerplatz. Du fehlst mir! Adieu Schüssel – es war einmal, und es war einmal schön …!“
Anmerkung: Die im Volksmund seit jeher gerne titulierte „Gugl“ – man wusste immer, dass dabei nur das Linzer Stadion auf der Gugl gemeint war – verdankt ihren Namen einem kleinen Berg, auch Kogl genannt. Dieser Berg, Linzer Bauernberg, beherbergt auf seinem Gipfel das Linzer Stadion, einst und auch im Rahmen des Neubaus in der Zukunft „auf der Gugl“.
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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