Der ÖVIH legt hier Verbesserungsvorschläge in fünf Punkten vor. Foto: © Pexels

Im nächsten Jahr – 2023 – wird es erstmals ein öffentliches Influenza-Impfprogramm für alle Bevölkerungsgruppen geben. Die Eckdaten der Vereinbarung des BMSGPK / Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und den Ländern beziehungsweise den Sozialversicherungsträgern wurden im Rahmen von Presseinformationen bekanntgegeben. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller / ÖVIH begrüßt diese Initiative. Für den ÖVIH ist dies eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. Insbesondere deswegen, weil die Durchimpfungsraten gerade bei Influenza in Österreich traditionell sehr niedrig sind und wir sehr weit von den von der WHO definierten Durchimpfungsraten entfernt sind. Dennoch sieht der Verband Optimierungsmöglichkeiten im aktuell vorliegenden Programm bei insgesamt fünf Punkten.

Ziele definieren und überprüfen

„Wichtig bei Einführung eines neuen Impfprogramms ist, dass Impfziele (z.B. Durchimpfungsraten, Akzeptanzparamenter) definiert werden und dass man regelmäßig evaluiert, ob diese auch erreicht wurden“, erklärt ÖVIH-Präsidentin Mag.a Renée Gallo-Daniel. „Wichtig ist uns hier, dass die anvisierten Durchimpfungsraten deutlich über den bisherigen liegen. Derzeit erreichen wir nur eine etwa 20-prozentige Durchimpfungsrate.“ Um diese zu erhöhen, brauche es auch entsprechende Finanzierungsmodelle sowie Rahmenbedingungen für die duale Versorgung (= öffentlicher Bereich, unter anderem mit dem Gratiskinderimpfkonzept oder Impfangeboten in öffentlichen Impfstellen sowie der sogenannte Privatmarkt).

Außerdem kann und sollte der elektronische Impfpass (e-Impfpass) für alle durchgeführte Impfungen genützt werden, um die Durchimpfungsraten zu erheben, hält der ÖVIH in seiner Stellungnahme fest. Voraussetzung: Die Dokumentation der Impfungen durch die Ärzt:innen müsse verpflichtend und alle impfenden Ärzt:innen (inklusive jener in Betrieben, Schulen, Alters- und Pflegeheimen, etc.) müssten an das e-Impfpass-System angebunden werden. 

Ausreichend Impfstoffe für Risikogruppen

Im Rahmen der Informationen zum neuen Impfkonzept für alle wurde auch die Impfstoffmenge, die beschafft werden soll, kommuniziert. Mit den geplanten Impfstoffdosen für das neue öffentliche Impfprogramm, das alle bestehenden Programme im Bereich Influenza ersetzen soll, könnten nach aktueller Planung etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung gegen Influenza geimpft werden. „Bisher wurde im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms aber bereits eine Durchimpfungsrate von etwa 20 Prozent erzielt“ weist Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH, auf einen Widerspruch hin. Er fürchtet, dass durch das neue Impfprogramm vor allem für die Kinder zukünftig weniger Impfstoffe zur Verfügung stehen könnten als bisher, mit negativen Auswirkungen auf die gesamten Durchimpfungsraten. „Zusätzlich“, erläutert Jandl, „muss man bedenken, dass Kinder als Motor der Influenza und der Influenzaübertragung gelten und eine geringere Durchimpfungsrate bei Kindern somit auch Auswirkungen auf die Gesamtbevölkerung hätte.“ Der ÖVIH fordert daher, dass für die Kinder weiterhin ausreichend Impfstoff zur Verfügung gestellt wird.

Ähnlich sei die Problematik bei der besonders gefährdeten Gruppe der Bewohner:innen von Alten- und Pflegeheimen. Auch sie dürften gemäß der aktuellen Planung zukünftig weniger Impfstoff als bisher zur Verfügung haben. Dies stehe im Widerspruch zum WHO-Ziel einer 75 %igen Durchimpfungsrate bei älteren Personen, so der ÖVIH. Die Impfstoffmenge für diese Gruppe sollte daher eher erhöht statt reduziert werden.

Mehrkosten für Impfwillige vermeiden

Ein anderes wichtiges Thema für den ÖVIH sind die Kosten für die Impfwilligen. Laut Plan soll nämlich zukünftig pro Influenza-Impfung ein Selbsthalt in Höhe der Rezeptgebühr bezahlt werden. „Das wäre eine Schlechterstellung für all jene, die bisher die verschiedenen Gratisimpfprogramme (z.B. in bestimmten Bundesländern) nutzen konnten“, stellt Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH fest. „Damit besteht die Gefahr, dass Risikopatient:innen und ältere Menschen aufgrund der Kosten auf die Impfung verzichten“, betont sie. Dieses Szenario sollte aus Sicht des ÖVIH unbedingt vermieden werden.

Aufwand gering halten

Studien haben bereits vielfach gezeigt, dass ein einfacher und niederschwelliger Zugang zu Impfungen ein wesentlicher Faktor für höhere Durchimpfungsraten ist. „Der bisherige Weg von der Arztpraxis (Rezept) zur Apotheke (Impfstoffabholung) und zurück (Impfung) sollte daher zukünftig unbedingt verkürzt werden“, fordert ÖVIH-Generalsekretär Jandl. Zum niederschwelligen Zugang gehöre außerdem, dass Ärzt:innen unabhängig von ihrer Fachrichtung impfen dürfen.

Ein anderer Vorschlag des ÖVIH bezieht sich auf die Verfügbarkeit der Impfstoffe. Der Verband regt an, ähnlich wie bei der Impfung gegen COVID-19, Möglichkeiten zu schaffen, die Impfstoffe direkt zu den Menschen zu bringen, sei es durch Impfungen im Supermarkt, in Freizeiteinrichtungen oder bei Veranstaltungen. Auch Impfungen in der Schule und am Arbeitsplatz gehörten dazu.

Versorgung mit unterschiedlichen Impfstoffen gewährleisten

„Das oberste Ziel ist immer eine optimale Versorgung der Bevölkerung über alle Alters- und Risikogruppen“, betont ÖVIH-Vizepräsidentin Haslinger einmal mehr. Dafür seien erfahrungsgemäß zwei Punkte entscheidend. Nämlich, dass der impfende Arzt/die impfenden Ärztin ausreichend viel Impfstoff zur Verfügung hat und dass er/sie den jeweils passenden Influenza-Impfstoff für seine Patient:innen wählen kann, um auf individuelle Voraussetzungen einzugehen.

Würde bei der öffentlichen Beschaffung nur auf einen Impfstoff pro Altersgruppe gesetzt werden, schränke das die Wahlmöglichkeiten der Ärzt:innen ein. „Dazu kommt, dass die Produktion von Impfstoffen sehr komplex ist und es trotz größter Bemühungen immer wieder zu Verzögerungen und Lieferschwierigkeiten kommen kann“, so Haslinger. Eine Abhängigkeit von nur einem Impfstoff pro Kategorie könne massive Probleme in der Versorgungssicherheit mit sich bringen.

„Wichtig ist, rechtzeitig Bedarf anzumelden“, erklärt die ÖVIH-Vizepräsidentin. „Sonst sind bestimmte Impfstoffe kurzfristig vielleicht nicht mehr lieferbar.“ Bei der Planung müssten somit nicht nur finanzielle, sondern auch medizinische und logistische Notwendigkeiten berücksichtigt werden.

Der ÖVIH hofft, mit dieser Stellungnahme dazu beizutragen, die optimale Versorgung der Bevölkerung mit Influenza- und in weiterer Folge auch anderen Impfstoffen zu gewährleisten. „Als Impfstoff-herstellende Industrie haben wir ein breites Wissen und sind gerne bereit, uns mit unserem Know-how einzubringen. Selbstverständlich stehen wir immer für Gespräche mit Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern zur Verfügung“, betont ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel.

Quelle: FINE FACTS Health Communication für den Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller

www.impfung.at

Und noch eine ganze Menge mehr Artikel zum Thema IMPFEN und VORBEUGUNG finden Sie – wie immer – bei uns bitte hier;

www.oevih.at

Back to Top