„Na geh, net scho wieda a Derby!“, matschgern die einen Fußball-Anhänger. „Herrlich, endlich wieder ein Derby!“, frohlocken die anderen ballverliebten Enthusiasten voller Vorfreude. Fakt ist, dass ein „großes“ Wiener Fußball-Derby, immer wieder aufs Neue ausgetragen zwischen dem FK Austria Wien und dem SK Rapid Wien seit jeher keinen kalt lässt.

In der legendären und aus Sicht der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft erfolgreichen, weil zweimal in Serie – 1978 (Argentinien) und 1982 (Spanien) – die Qualifikation für eine Fußball-Weltmeisterschaft glückte, ersten 10er Liga-Ära zwischen 1974/75 und 1981/82 der Österreichischen Fußball-Bundesliga war es so, dass man anhand von 36 ausgetragenen Spielrunden ohnehin viermal pro Saison aufeinandertraf.

In der darauffolgenden aufgestockten 16er Liga zwischen den Spielzeiten 1982/83 und 1984/85 geschah dies „nur mehr“ zweimal pro Saison.

Und in der Ära der „Oberen-, Mittleren- und Unteren-Play-Offs“ musste man sich in 22 Herbstrunden für ein und denselben „Play-Off-Bewerb“ für das Frühjahr qualifizieren, um erneut auch im Frühling gegeneinander anzutreten. Nun, wir machen kein Quiz daraus, RAPID und AUSTRIA taten dies stets bravourös und spielten auch in den Jahren 1985/86 bis 1992/93 immer viermal pro Saison gegeneinander. Ganz gleich verhielt es sich in einer neuerlichen 10er-Liga ab 1993/94 bis 2017/18, ehe die Liga 2018/19 wieder einmal reformiert wurde – in eine „Meistergruppe“ und eine „Qualifikationsgruppe“ nach 22 gespielten Runden. Hier scheiterte zuerst Rapid im Frühjahr 2019 an der Meistergruppe, in den Jahren darauf 2020 und 2021 musste die Austria „hinunter“. Folglich fanden nur zwei Derbys pro Saison statt. Seit 2021/22 und der beiderseitigen Qualifikation für die „Meistergruppe“ kreuzt man nun wieder mit dem ewig jungen Rivalen viermal in der Saison die sportlichen Klingen. Und das sehr wohl zur Freude zahlreicher Anhänger aus beiden Lagern.

Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass das große Wiener Derby zwischen Grün-Weiß (Rapid) und Violett-Weiß (Austria), erstmals gespielt am 8. September 1911 am WAC-Platz in der Rustenschacherallee in Wien II im Prater mit dem Endergebnis 1 : 4 aus violetter Sicht, bis heute sagenhafte 338 Mal gespielt wurde.

Interessant dabei zu beobachten ist ebenso, dass mit der neu erschaffenen Bundesliga ab der Saison 1974/75 auf das Hinspiel in der Woche darauf sofort das Rückspiel ausgetragen wurde. So kam es beispielsweise am 13. September 1974 im Praterstadion vor 40.000 Zuschauern zu Austria gg. Rapid (1 : 3), eine Woche später, am 21. September 1974 abermals im Prater vor nunmehr 27.000 Besuchern zu Rapid gg. Austria (2 : 0).

Das gleiche Prozedere dann im Frühjahr 1975, wobei die Austria hier den Spieß umdrehen konnte: Rapid gg. Austria (1 : 3) am 12. April 1975 vor 15.000 Zuschauern im Prater, eine Woche später am 19. April 1975 erneut im Praterstadion vor 12.000 Besuchern mit Austria gg. Rapid (1 : 0). Der gleiche Modus wurde im Herbst 1975 beibehalten: Rapid gg. Austria (1 : 1) am 27. September 1975 vor 18.000 Besuchern im Praterstadion, eine Woche später am 4. Oktober 1975 mit vertauschter Platzwahl Austria gg. Rapid (1 : 1) vor nunmehrigen 10.500 Fußball-Anhängern im Stadion.

Älteren Fußball-Anhängern ist bestimmt aber auch noch folgendes Szenario in lebhafter Erinnerung haften geblieben; Nämlich jener Umstand, als ein gewisser Hans Krankl, seines Zeichens aufstrebender junger Torjäger in den Reihen der Hütteldorfer die Austia quasi im Alleingang erledigte. Wenige Tage später allerdings nahm der FAK grimmige Revanche am SCR. Und das kam so:

Die heute allseits bekannte Bundesliga war noch nicht gegründet, die heimische Liga stand als Nationalliga mit 17 Vereinen in ihrer letzten Saison 1973/74. Am 12. April 1974 schlug für den 21-jährigen Hans Krankl eine seiner im Laufe der Karriere noch vermehrt auftretenden Sternstunden. Beim 4 : 0-Triumph in der heimischen Meisterschaft im Praterstadion vor 30.000 Zuschauern traf er viermal, perfekt aufgeteilt – zweimal vor der Pause, zweimal in der zweiten Hälfte. Rapid und Hans Krankl zerlegten die Austria im 124. Derby in sämtliche Einzelteile. Jene vier Treffer bugsierten den Rapid-Angreifer mit zwischenzeitlich 29 Toren 1973/74 auch an die zweite Stelle der Europäischen Torschützenliste, noch vor den FC Bayern München Parade-Bomber Gerd Müller.

Die violette Revanche jedoch folgte auf dem Fuße. Drei Tage später, am 17. April 1974 bat Rapid erneut die Austria zum fußballerischen Tanz, diesmal im Rahmen des ÖFB-Cup-Halbfinales, seinerzeit mit Hin- und Rückspiel ausgetragen (siehe dazu bitte ganz oben am Beginn des Textes die Eintrittskarte von damals). 22.000 euphorisierte Zuschauer erlebten im Wiener Praterstadion eine Gala in Violett. 6 : 2 für die Austria hieß es am Ende dieser denkwürdigen Partie. Die Austria, die als „Rekord-Cupsieger“ den Cup gern als „ihren“ Bewerb angibt, wenngleich der letzte Finalsieg von 2009 stammt, die letzte Endspielteilnahme aus dem Jahre 2015 zu Buche steht, setzte alles auf eine Karte und ließ Rapid nicht den Funken einer Chance, denn bereits zur Pause stand es 4 : 2. Das Rückspiel am 22. Mai 1974 im Rahmen dieses ÖFB-Cup Halfinales war nurmehr Formsache, die Austria behielt mit 4 : 1 vor 10.000 Besuchern die Oberhand, kam ins Endspiel und blieb dort gegen den SV Austria Salzburg (Hinspiel im Stadion 2 : 1 vor 11.000 Besuchern, Rückspiel in Salzburg-Lehen 1 : 1 vor 17.000 Zuschauern) mit ihrem damaligen 15. Cupsieg der Geschichte erfolgreich. Österreichischer Fußballmeister 1973/74 wurde übrigens der heute kaum mehr bekannte SK VÖEST Linz.

Und so steht nun am Sonntag, 16. April 2023 um 17 Uhr erneut ein großes Wiener Derby an, diesmal am ehemaligen Areal des Ing. Gerhard Hanappi-Stadions im nunmehrigen Weststadion zu Wien-Hütteldorf.

Aufmerksame (violette?) Statistiker wissen aus der Praxis zu berichten, dass Rapid dort gegen die Wiener Austria noch sieglos ist. 0 Siege, 6 Unentschieden bei 4 Niederlagen – gerechnet seit 23. Oktober 2016 – lautet die Horror-Bilanz der Hütteldorfer gegen die Austria auf heimischem Terrain. Ob sich daran morgen etwas ändern wird? Der geneigte Fußball-Anhänger ist gespannt und voller Vorfreude, denn ein großes Wiener Stadtderby kann genau genommen immer steigen.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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