Annie Rosar ist vor allem für ihre komischen Rollen an der Seite von Hans Moser oder Paul Hörbiger vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt geworden.Diese erste Biographie präsentiert eine Frau, die allen politischen und privaten Katastrophen zum Trotz mehr als 50 Jahre lang reüssieren konnte.

Gut 55 Jahre lag die Verlassenschaft der prominenten Volksschauspielerin und Filmlegende unbemerkt auf einem Dachboden. Nach fünfjähriger Aufarbeitung dieses zeitgeschichtlichen Schatzes geben die Autorinnen neue Einblicke in Rosars Leben und ihr kulturelles und (sozial-) politisches Umfeld. Gestützt auf ihre Tagebücher, Kalender, Briefe, Verträge, Zeitungsausschnitte, Fotos und bislang unbekannten Autographen von Heinrich Mann bis Theo Lingen wird die Zeit vom Ende der Monarchie über die wilden Zwanziger Jahre und das Naziregime bis in die Nachkriegsära aus der Sicht der von Erfolgen wie Schicksalsschlägen gezeichneten Künstlerin lebendig. Das vorliegende Buch versteht sich nicht nur als Biographie, sondern legt auch Wert auf die Herausarbeitung Annie Rosars Überlebensrezepts: Denn das Beeindruckendste am Leben der Protagonistin ist ihr Wille und das Vermögen, sich mit allen Seiten und politischen Systemen zu arrangieren – und sich erfolgreich zu behaupten.

Die Autorinnen:

Dr. Regina M. Jankowitsch, Jahrgang 1965, hat an der Universität Wien Geschichte und Politikwissenschaften und an der George Washington University/Washington DC Political Management studiert. Sie ist nach beruflichen Anfängen als Beilagenredakteurin einer Wiener Tageszeitung und PR-Beraterin seit 1999 als Executive Coach und Kommunikationstrainerin selbständig.

Annie Rüdegger-Rosar, Jahrgang 1965, arbeitet in Fuerteventura als Reiseleiterin und Yogatrainerin und in Wien als Fremdenführerin. Sie ist die Urenkelin der Schauspielerin Annie Rosar.

oepb-Rezension:

Die Redaktion hat die 328 Seiten starke und sehr emotionale Biographie gelesen und meint dazu;

Zu Beginn sei hier vermerkt, um welche besonders liebe Schauspiel-Person es eigentlich geht – Anna „Annie“ Rosar, geboren am 17. Mai 1888 in Währing, verstorben am 5. August 1963 in Wien, war eine überaus bekannte Volksschauspielerin, die man in den 1970iger und 1980er Jahren oftmals an Samstag- und / oder Sonntag-Nachmittagen ab 15h im ORF sah. Älteren Filmfreunden zumindest ist sie noch sehr lebhaft bekannt als Nebendarstellerin von Hans Moser und durch zahllose österreichische Komödien im Fernsehen. Sie war nicht nur eine prominente „Volksschauspielerin“, sondern auch eine „Filmlegende“, Mimin am Wiener Burgtheater, Theater in der Josefstadt, Volkstheater und als Gast an internationalen Bühnen.

Annie Rosar war die Tochter des Straßenbahnschaffners Michael Rosar und seiner Gattin Agnes, geborene Mikula. Sie besuchte ein Mädchen-Lyzeum und anschließend die Akademie für darstellende Kunst in Wien, danach die Akademie für dramatische Kunst in Mailand. 1910 debütierte sie am Lustspieltheater Josef Jarnos in Wien. 1911 spielte sie in München am dortigen Künstlertheater und am Schauspielhaus. 1917 trat Annie Rosar am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg als jugendliche Heldin auf. Es folgte von 1918 bis 1923 ein Engagement am Wiener Burgtheater und von 1925 bis 1938 eines am Theater in der Josefstadt. Von Max Reinhardt ermutigt, wechselte sie das Rollenfach und entwickelte sich zur beliebten Volksschauspielerin. In den Jahren von 1939 bis 1942 sowie von 1947 bis 1951 spielte sie am Wiener Volkstheater vorwiegend komische Rollen. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm sie vor allem Radio-, Film- und Fernsehtätigkeiten.

Annie Rosars aus dritter Ehe stammender einziger Sohn, der am 30. Juni 1921 geborene René Rebiczek-Rosar, fiel im Alter von nur 22 Jahren am 23. Dezember 1943 an der Ostfront.

Ihr ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 33A, Reihe 1, Grab 26). Im Jahr 1997 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) der Annie-Rosar-Weg nach ihr benannt.

Geschrieben wurde die Biografie von der Historikerin Regina Jankowitsch und der Urenkelin der Komödiantin, Annie Rüdegger-Rosar. Das Buch ist ein breitausgelegtes Lebenspanorama.

Max Reinhardt engagierte sie an das Theater an der Wien. Sie arbeitete vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg und führte ein von Erfolgen, aber auch von Schicksalsschlägen gekennzeichnetes Leben.

Die Autorinnen haben in jahrelanger Durchsicht die Tagebücher, Kalender, Briefe, Verträge, Zeitungsausschnitte, Fotos und dergleichen von Annie Rosar gesichtet. Die Unterlagen stammen aus der österreichisch-ungarischen Monarchie, den wilden Zwanziger Jahren, der Zeit des Nationalsozialismus bis in die Nachkriegsära.

Fast sechs Jahrzehnte nach ihrem Ableben entstand nun durch die Urenkelin der Künstlerin, Annie Rüdegger-Rosar, und die Historikerin Regina Jankowitsch diese sehr persönliche Biographie. Diese betont Rosars Überlebenskonzept, denn das Beeindruckendste am Leben der Protagonistin war ihr Wille und ihre Kraft, sich mit allen Seiten und politischen Systemen zu arrangieren, um sich erfolgreich zu behaupten. Doch die Gesundheit machte ihr zu schaffen. Verträge mussten storniert werden, was finanzielle Einbußen bedeutete. Ihr Arzt Viktor Frankl sprach von einem „erschreckenden Zustand“. Am 5. August 1963 starb Annie Rosar im Hanusch-Krankenhaus. Ihr letztes Wort war „Wolfgang“, der Name ihres Enkels, der ihr so viel bedeutet hatte.

Die Autorinnen führen Leben und Zeitgeschichte parallel: Habsburgermonarchie, zwei Republiken, eine faschistische Diktatur und zwei Weltkriege. Dabei ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches, historisches und kulturgeschichtliches Werk herausgekommen. Hier entstand wirklich eine wunderbare Biographie, die unter die Haut geht und in einer fein sortierten Leseecke nicht fehlen sollte.

Die Schauspielerin Annie Rosar (1888-1963)
Geschichte einer Überlebenskünstlerin
Von Regina Jankowitsch und Annie Rüdegger-Rosar
328 Seiten, gebunden
Erschienen bei böhlau

www.boehlau-verlag.com

ISBN 978-3-205-21550-9

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