Das Naturhistorische Museum Wien / NHM und die Salzwelten Hallstatt laden am Samstag, 16. und Sonntag, 17. September 2023 von 10.00 bis 17.00 Uhr zur traditionellen Veranstaltung „Archäologie am Berg“ ein und gewähren bei einem Tag der offenen Tür Einblicke in die Welt der prähistorischen Bergleute. Schwerpunktthema der heurigen Veranstaltung ist das Thema „Forschung einst und heute“.
Bildtext: Direktorin der Prähistorischen Abteilung Priv. Doz. Dr. Karina Grömer (rechts) und ein Hallstatt-Paar in rekonstruierten Gewändern aus der Zeit zwischen 1.500 und 500 v. C. Foto: © NHM Wien, Hischam Momen
Seit der Entdeckung des Gräberfeldes aus der älteren Eisenzeit (ca. 800 bis 450 v. Chr.) im Jahr 1846 ist Hallstatt weltberühmt und bis heute ist das Hallstätter Hochtal einer der interessantesten Grabungsorte für Archäologinnen und Archäologen. Durch das Salz wurde Hallstatt um 800 v. Chr. zur reichsten Gemeinschaft in Mitteleuropa. Die außerordentlichen Beigaben in den Gräbern der Bergleute zeugen eindrucksvoll von dieser Glanzzeit. Bernstein, Elfenbein und Wein aus dem Süden wurden den Verstorbenen auf die Reise ins Jenseits mitgegeben. Diese oft einmaligen Funde aus dem Bergwerk und dem Gräberfeld machen Hallstatt zu einem Schlüsselfundort für das Verständnis und die Erforschung unserer Vergangenheit und haben wesentlich zur Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe beigetragen.
Im Juni konnte die Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museum Wien einen spektakulären Fund vermelden: In einem unversehrten Brandgrab wurden ein gerippter Armreifen aus Bronze, ein Bronzemesser, ein Tierknochenfragment als Rest einer Speisebeigabe für das Jenseits sowie Teile von spiralförmigen Gewandfibeln mit – und das war die kleine Sensation – Textilresten gefunden.
„Diesen Sommer wurde zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen“, erklärt Mag. Johann Rudorfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Prähistorischen Abteilung und Leiter der Obertag-Forschungsgrabungen. „Die Funde lagen damals, absichtlich zerbrochen bzw. verbogen, auf einem kompakten Häufchen des Leichenbrandes, also der auf einem Scheiterhaufen verbrannten Menschenknochen. Beim sachten Herausheben der bronzenen Artefakte konnten an deren Unterseite noch Reste eines vermutlichen Stoffbehältnisses festgestellt werden“.
Die Funde wurden im NHM Wien fachgerecht gereinigt und restauriert und werden bei der „Archäologie am Berg“ als Highlight erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
„Ziel unserer Veranstaltung „Archäologie am Berg“ ist es, die interdisziplinäre Forschungsarbeit in Hallstatt sichtbar zu machen.“, erklärt NHM-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland. „Unter dem Motto ‚Forschung einst und heute‘ soll Spannendes zu den alten Grabungs- und Dokumentationsmethoden seit den der 1850er Jahren bis heute präsentiert werden und das sowohl ober- als auch untertage“.
An 15 Stationen stellen Wissenschafter*innen ihre brandneuen Ergebnisse vor:
Die Textilarchäologin und Direktorin der Prähistorischen Abteilung Priv. Doz. Dr. Karina Grömer wird die Herstellungstechnik des Stoffgewebes unter dem Mikroskop erfahrbar machen und erklären, wie sich unser Bild vom Aussehnen und der Mode des prähistorischen Menschen seit Beginn der Hallstatt-Forschung in den 1850er Jahren verändert hat. Mitarbeiter*innen der Zentralen Forschungslaboratorien des NHM Wien erklären, wie sich die Fund-Dokumentation und der Umgang mit Funden verbessert hat, und wie alte Funde mit neuen Forschungsmethoden durch Rasterelektronen-Mikroskopie, Röntgenfluoreszenz-Analyse und anderen modernen Technologien neu bewertet werden. Anthropolog*innen des NHM Wien erläutern, wie sich die Forschung an menschlichen Knochen mit der DNA-Analyse weiterentwickelt hat.
Die archäologische Bergwerksforschung des NHM Wien zeigt Interessierten 3D-Visualisierungen von 250 m unter Tage. „Die Originalfunde der aktuellen Grabungen in den bronze- und eisenzeitlichen Salzabbaukammern lassen die prähistorischen Lebens- und Arbeitswelten hautnah erleben“, erklärt Daniel Brander, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Prähistorischen Abteilung und Leiter der Ausgrabung und Forschung im prähistorischen Salzbergwerk, und rät Interessierten: „Schrämen Sie Steinsalz mit einem rekonstruierten eisenzeitlichen Pickel oder schöpfen Sie Salz aus unserer Sudpfanne“.
Archäozoolog*innen und Archäobotaniker*innen, die sich mit den Überresten von Tieren und Pflanzen aus den archäologischen Grabungen beschäftigen, erläutern die Nutztierhaltung und Fleischverarbeitung im Salzberg und können so die Ernährung der frühen Bergleute erforschen. Das Kuratorium Pfahlbauten wird einen Einblick in die Entwicklung der Unterwasserarchäologie, die in den Seen des Salzkammergutes sehr aktiv ist, von den Anfängen noch ohne Tauchgang bis zu den heutigen Methoden bieten. Welche Wege die Menschen damals verfolgt haben, wie mobil sie waren und wie die Salzlagerstätten überhaupt entdeckt wurden, wird eindrucksvoll in Mitmachstationen erfahrbar gemacht.
Restaurator*innen kann man beim Zusammensetzen alter Keramikscherben zu wunderschönen Gefäßen über die Schulter schauen. Die Replik eines berühmten Hallstatt-Schwertes mit einem Griff aus Elfenbein und goldglänzenden Bernsteineinlagen wird – Seite an Seite mit dem Original − erstmals vorgestellt. Das Schwert aus einem reichen Männergrab des 7. Jhs. v. Chr. stellt eines der Prunkstücke in der Schausammlung der Prähistorischen Abteilung des NHM dar und spiegelt als herausragendes Luxusobjekt die weitreichenden Kontakte der Hallstätter Eliten wider
Auch die Partner*innen des NHM Wien am Salzberg sind mit Ständen präsent:
So wird die Wildbach- und Lawinenverbauung ihre Projekte vor dem Hintergrund des Klimawandels zum Schutz der Menschen in Hallstatt vorstellen und die UNESCO Welterberegion wird sich mit dem neuen Welterbemanager Mag. Bernd Paulowitz präsentieren. Die Veranstaltung Archäologie am Berg lädt zum Mitmachen, Ausprobieren und Entdecken ein und wendet sich an Interessierte und besonders an Familien.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Zu bezahlen ist die Auffahrt mit der Salzbergbahn; Online-Ticket sowie Infos zu den Salzwelten auf www.salzwelten.at
Ein großer, kostenpflichtiger Parkplatz befindet sich unmittelbar bei der Seilbahnstation, eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen.
www.nhm-wien.ac.at/hallstatt
Quelle: NHM / Naturhistorisches Museum Wien
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