
Das Jahr 2025 markiert mehrere bedeutende Jubiläen der Republik, die die Österreichische Nationalbibliothek zum Anlass nimmt, um anhand ausgewählter Bildikonen des Zeitgeschehens und des Alltags auf die bewegte Geschichte Österreichs der letzten 100 Jahre zurückzublicken und daran zu erinnern, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen.
2025 jähren sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren, die Unterzeichnung des Staatsvertrags vor 70 Jahren und der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union vor 30 Jahren. Die aktuelle Sonderausstellung im Prunksaal lädt die Besucher*innen zu einer emotionalen Zeitreise durch die österreichische Geschichte von 1925 bis 2025 ein. Fotografien herausragender österreichischer Künstler*innen machen das Lebensgefühl der Menschen sowie die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in bewegten Jahrzehnten greifbar. Ergänzt wird die „Jahrhundertschau“ durch Plakate, Zeitungen, Zeitschriften und Einblicke in 70 Jahre Fernsehgeschichte Österreichs in Kooperation mit dem Archiv des ORF.
Die Ausstellung ist in Dekaden gegliedert und der Schwerpunkt liegt auf den visuellen Medien. Das umfangreich Begleitbuch zur Ausstellung von Hans Petschar und Michaela Pfundner erklärt die historischen Hintergründe zu den ikonischen Bildern der österreichischen Zeitgeschichte und bietet viele zusätzliche Einblicke in die umfangreichen Bildbestände der Österreichischen Nationalbibliothek.

1925–1934 Demokratische Republik. Hoffnung und Zerstörung
Die Schau beginnt im Jahr 1925. In Österreich endeten drei schmerzvolle Jahre der Hyperinflation dank einer Anleihe des Völkerbundes. Ein eindrucksvolles Wahlplakat von Siegfried Weyr visualisiert die Errungenschaften des „Roten Wien“ in den 20er Jahren.
Fotos aus dem Atelier der Madame d’Ora-Benda, Plakate und Zeitschriften vermitteln stimmungsvoll das neue Lebensgefühl der 20er Jahre: D’Ora-Benda dokumentierte den Auftritt der populären Jackson Girls in Wien und porträtierte Liesl Goldarbeiter mit Bubi-Kopf nach ihrer Wahl zur Miss Austria 1929. Sie wurde als bisher einzige Österreicherin zur „Miss Universe“ in den USA gekürt.
Der Weg in die Diktatur
Albert Hilscher und Lothar Rübelt, die berühmtesten Pressefotografen der Zwischenkriegszeit, dokumentierten ebenso wie viele anonym gebliebene Dokumentarfotograf*innen in fesselnden Schnappschüssen den Weg Österreichs in die Diktatur: Lothar Rübelts Foto am Tag des Justizpalastbrands am 15. Juli 1927 ist an Dynamik nicht zu überbieten. Ein anonymer Fotograf hielt darüber hinaus fest, wie ein Sicherheits-wachebeamter mit gezogenem Säbel gegen die Demonstrierenden vorging.
Am 4. März 1933 nutzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß die Geschäftsordnungskrise des Parlaments, um die parlamentarische Demokratie zu beenden und Österreich sukzessive in die Diktatur zu führen. Auf einem Glasnegativ ist diese verhängnisvolle Sitzung des Nationalrats festgehalten.
Albert Hilscher fing nicht nur das Elend und die Kinderarmut nach der Weltwirtschaftskrise ein, sondern auch die Februarkämpfe 1934 und die Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß durch nationalsozialistische Putschisten.

1935–1944 Zwei Diktaturen. Faschismus, Nationalsozialismus, Krieg und Terror
Mit der Implementierung der ständischen Verfassung im Mai 1934 hatte Dollfuß die letzten Schritte zur Beendigung der Demokratie in Österreich gesetzt. Sein Nachfolger Kurt Schuschnigg führte den autoritären Kurs fort und unternahm bis zum bitteren Ende im März 1938 keinerlei Anstalten, zur Demokratie zurückzukehren.
In der Ausstellung werden die Bildinszenierungen und die Propagandamaßnahmen der Diktatur unter Bundeskanzler Schuschnigg umfassend gezeigt. Eine wesentliche Voraussetzung für die Propaganda war die Gleichschaltung der Medien. Zu den wichtigsten Propagandablättern zählten die „Österreichische Woche“ und Plakate der „Vaterländischen Front“, die ebenfalls ausgestellt werden. Das Kruckenkreuz – von Ignaz Seipel 1926 erstmals verwendet – wurde als Gegenbild zum beherrschenden Symbol des Nationalsozialismus entworfen. Eine Fotografie zeigt den Appell der Vaterländischen Front auf der Schmelz am 18. Oktober 1936 in Wien mit dem Kruckenkreuz im Zentrum über einem Altar für eine Feldmesse. Das Finale für die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur kam im März 1938. Am 11. März 1938 um 15.30 Uhr trat der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zurück. In einem nationalsozialistischen Propagandafoto zeigen sich Arthur Seyß-Inquart und sein Kabinett mit Hitlergruß auf dem Balkon des Bundeskanzleramts.

Nationalsozialistischer Terror – Regime der Angst
Demütigungen, Verhaftungen, Arisierungen und Vermögensraub gehörten ab dem 12. März 1938 zum Alltag der jüdischen Bevölkerung. Ein anonymer Fotograf dokumentiert die beklemmenden Zeugnisse der Entwürdigung der Jüdinnen und Juden in Wien. Was folgte, war die Etablierung eines Regimes der Angst begleitet und umnebelt von einer ungeheuren Propagandamaschinerie.
Die Gedenkfeier zum nationalsozialistischen Juliputsch 1934 am 25. Juli 1938 in Klagenfurt zeigt die pompösen Aufbauten mit Hakenkreuz, Fahnenschmuck und riesigem Reichsadler. Im Bildvordergrund marschiert die Hitlerjugend auf.
Exilpresse als Gegenstimme
Eine Gegenstimme zur NS-Propaganda zwischen 1938 und 1945 bildete die österreichische Exilpresse im Ausland. Die Österreichische Nationalbibliothek hat auf ihrem Zeitungsportal ANNO eine Auswahl von 30 Exilzeitungen veröffentlicht. In der Ausstellung werden Originalausgaben der „Austrian Labor Information“ präsentiert. Sie bringt am 20. April 1942, zu Hitlers 53. Geburtstag, ihre erste Nummer mit dem Titel „Anti-Hitler-Magazine“ heraus.
1945–1954 Neubeginn. Wiederaufbau, Besatzung und Fremdbestimmung
1945 lag Österreich am Boden. Die internationale Hilfe und vor allem die Hilfe der Amerikaner und der Marshallplan trugen wesentlich dazu bei, dass sich die österreichische Wirtschaft wieder erholte und die Österreicher die hohen Besatzungskosten und die sowjetischen Reparationszahlungen finanzieren konnten.
Nach 1947 förderten der Marshallplan und der voll entfachte Kalte Krieg die Westorientierung Österreichs. Die Ausstellung erinnert in ausdrucksstarken Bildern an den politischen Neubeginn Österreichs, das Entstehen der demokratischen Presse, den Wiederaufbau und an die Besatzungszeit. Fotos des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders der 1950er Jahre zeigen eine Nation im Aufbruch.
Der Wiener Fotograf Wilhelm Obransky hält den politischen Neubeginn Österreichs in einer ikonischen Szene fest: Am 29. April 1945 schreiten Karl Renner, der Wiener Bürgermeister Theodor Körner und die Mitglieder der provisorischen österreichischen Regierung, umringt von einer erleichterten Menschenmenge, über den Ring und den Rathausplatz zum Parlament. Ein ebenso wichtiges Foto von Obransky zeigt im August 1945 den ersten Volksgerichtsprozess im Wiener Landesgericht mit vier Kriegsverbrechern auf der Anklagebank.
Originalausgaben der ersten österreichischen Zeitungen und der alliierten Besatzungszeitungen und Fotos der Nationalratswahl 1949 vervollständigen das Bild dieser Epoche. Ergänzt werden sie durch die beeindruckenden Fotografien des amerikanischen Informationsdienstes in Österreich, die den Wiederaufbau Österreichs während der Marschallplanjahre dokumentieren.

1955–1964 Staatsvertrag. Selbstbestimmung, Traditionalismus und Aufschwung
An einem strahlenden Sonntagmorgen des 15. Mai 1955 erfolgte die feierliche Unterzeichnung des Staatsvertrags im Schloss Belvedere in Wien. Österreich erlangte seine volle staatliche Souveränität wieder. Die „Austria Wochenschau” brachte einen Filmbericht, die Fotografen des amerikanischen Informationsdienstes und österreichische Pressefotografen, unter ihnen Erich Lessing, Harry Weber und viele andere, halten den ereignisreichen Tag fest.
Eine Bewährungsprobe für den nun wieder souveränen Staat kam 1956 mit der Revolution in Ungarn. Österreichische Fotografen dokumentierten die Aufnahme ungarischer Flüchtlinge in Österreich.
Ein weiterer medialer Höhepunkt war das Gipfeltreffen zwischen US-Präsident John F. Kennedy und dem sowjetischen Premier Nikita Chruschtschow, das 1961 in Wien stattfand und die Bedeutung Österreichs als neutraler Verhandlungsort und als Brücke zwischen Ost und West unterstrich.
Die langen 50er Jahre und die Popkultur der 60er Jahre
Die Zeit des Wirtschaftswunders und der Siegeszug der amerikanischen Massenkultur lebt in stimmungsvollen Plakaten und Fotografien in der Schau wieder auf. Nach dem Ende der unmittelbaren Nachkriegsnot kehrten die traditionellen Rollenbilder von Mann und Frau zurück. Die frühen 60er Jahre gelten als Zeit des Heiratens und Kinderkriegens: Die Babyboomer-Generation prägte das Jahrzehnt.
Die amerikanische Kultur durchdrang alle Lebensbereiche und vor allem die Jugendkultur. Da halfen alle Proteste und Polemiken gegen den amerikanischen „Schmutz und Schund“ nichts: Coca-Cola, Jeans, Lederjacken, Jazz, Boogie-Woogie und Rock’n’Roll waren stärker als jede Ideologie.
1965–1974 Zeit im Bild. Zwischen Zukunft und Vergangenheit
Die Jahre 1965–1974 stehen im Zeichen gesellschaftlicher Umbrüche. 1965 wurden die Schatten der NS-Vergangenheit mit der Affäre um den antisemitisch und nationalsozialistisch gesinnten Universitätsprofessor Taras Borodajkewycz wieder sichtbar. Ein Dokumentarfoto zeigt die Trauerfeier für den ehemaligen Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger, der von einem rechtsextremen Demonstranten niedergeschlagen und tödlich verletzt worden war.
Im März 1966 errang die die ÖVP bei den Nationalratswahlen die absolute Mehrheit. Ein an die Ästhetik der 30er Jahre erinnerndes Wahlplakat der ÖVP aus dem Wahlkampf 1970 zeigt den Spitzenkandidaten Josef Klaus mit dem Slogan „Ein echter Österreicher“. Die unterschwellig antisemitische Botschaft, die vermittelt werden sollte, war, dass der SPÖ-Kandidat Bruno Kreisky kein „echter Österreicher“ sei. Kreisky hat in seinen Memoiren darauf aufmerksam gemacht.
Bilder von Protesten gegen den Vietnamkrieg, von der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968, von den Nationalratswahlen 1970, vom Kärntner Ortstafelsturm, vom historischen Handschlag Bruno Kreiskys mit Otto Habsburg 1972 und dem Auftritt von Karl Schranz auf dem Balkon des Bundeskanzleramtes nach seiner Rückkehr aus Sapporo vergegenwärtigen prägende Ereignisse der Zeitgeschichte.
Den Bereich der Alltagskultur dokumentieren Fotos der Austropop-Legende Georg Danzer und von Udo Jürgens, der 1966 den Song Contest gewann sowie Einblicke in die Jugend- und Unterhaltungssendungen des ORF. Ergänzt werden sie von prägnanten Fotografien von Alfred Cermak, der in den 70er Jahren Gastarbeiter*innen und ihre Familien in Österreich porträtierte.
1975–1984 Ein gewisser Optimismus. Aufbruch und Widerstand
Bei den Nationalratswahlen 1975 errang die SPÖ mit Bruno Kreisky an der Spitze – wie schon 1971 – die absolute Mehrheit. Ernst Kainerstorfer fotografierte den amtierenden Bundeskanzler und seinen Herausforderer Josef Taus vor der legendären Fernsehdebatte, die Kreisky klar für sich entschied.
Die Plakate mit Bruno Kreisky, der von Margret Wenzel-Jelinek als „Elder Statesman“ porträtiert wurde, prägten das Straßenbild in Wien und sind in der Schau ebenfalls in Szene gesetzt.
Weitere zeitgeschichtliche Fotografien dokumentieren den palästinensischen Terroranschlag auf die OPEC-Zentrale in Wien, Kreiskys Nahostpolitik und seine internationalen politischen Weggefährten: den damaligen deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und den damaligen Ministerpräsidenten Schwedens, Olof Palme, die Bruno Kreisky an seinem 65. Geburtstag in Wien besuchten.

Gesellschaft im Wandel
Auch die Nationalratswahlen 1979 führten zu einem Triumph für die SPÖ-geführte Regierung. Die SPÖ konnte ihre absolute Mehrheit weiter ausbauen. Mit Johanna Dohnal wurde erstmals eine „Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen“ ernannt – ein wichtiger Schritt für die Frauenpolitik in Österreich.
Emotionale Bilder der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf 1978 und der Besetzung der Hainburger Au 1984 veranschaulichen wichtige Wendepunkte in der Umwelt- und Demokratiegeschichte.

1985–1994 Im Großen und im Kleinen. Das Ende der bipolaren Welt
Der Zerfall des Ostblocks ab 1989 und der EU-Beitritt 1995 werden in mittlerweile berühmten Bildern sichtbar gemacht: Die Außenminister Alois Mock und Gyula Horn durchschneiden 1989 in einem symbolischen Akt den Eisernen Vorhang zwischen Österreich und Ungarn, Alois Mock zeigt sich 1994 nach dem positiven Ausgang der EU-Abstimmung glückstrahlend in der Wiener Innenstadt.
Die zunehmende Polarisierung der 90er Jahre spiegelt sich in Fotografien und Plakaten wider: „Wir Österreicher wählen, wen WIR wollen! Jetzt erst recht WALDHEIM“ plakatiert die ÖVP 1986. Walter Wobrazek fotografiert ein antisemitisch beschmiertes Wahlplakat im Bundespräsidentschaftswahlkampf 1986, während . Fritz Jäger die erstmals bei der Nationalratssitzung nach der Wahl 1986 teilnehmenden Abgeordneten der Grünen festhält.
Klaus Titzer steht am 4. November 1988 vor dem Burgtheater und fotografiert eine Demonstration gegen das Stück „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard. Danach lichtet er den Autor gemeinsam mit Burgtheaterdirektor Claus Peymann auf der Bühne beim Schlussapplaus ab. Das Lichtermeer am 23. Jänner 1993 fängt Harald Schneider in einem stimmungsvollen Foto ein. Rund 300.000 Menschen versammelten sich auf dem Heldenplatz, um ein Zeichen gegen Rassismus und für ein weltoffenes Österreich zu setzen – und auch, um gegen das „Ausländervolksbegehren“ der FPÖ zu protestieren.

1995–2004 Wendepunkte. Wohin steuert die 2. Republik?
Das neue Jahrtausend brachte kontroverse Entwicklungen wie die ÖVP-FPÖ-Koalition im Jahr 2000, die darauffolgenden EU-weiten Sanktionen und die Proteste gegen die schwarz-blaue Regierung – alles in eindrucksvollen Bilddokumenten für die Besucher*innen nachvollziehbar.
APA-Fotograf Harald Schneider dokumentiert am 3. Februar 2000 die versteinerte Miene des damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil, der die beiden Parteiobmänner Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Jörg Haider (FPÖ) einen Tag vor der Angelobung der schwarz-blauen Regierung in der Präsidentschaftskanzlei empfängt.
Heinz Stephan Tesarek hält die Großdemonstration gegen die schwarz-blaue Regierung vor dem Ballhausplatz bildlich fest.
Der Veränderungen im kulturellen und gesellschaftlichen Leben dokumentieren Fotos und Plakate. So porträtiert Klaus Titzer beispielsweise Elfriede Jelinek 1989, als ihr meistverkauftes Buch „Lust“ erscheint. 2004 erhält sie den Literaturnobelpreis. Erst dann hören die Anfeindungen der FPÖ gegen sie auf.
2005–2014 Identität im Umbruch. Retrovision und neue Perspektiven
Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Staatsvertrages wurde im Mai 2005 im Marmorsaal des Oberen Belvedere die Ausstellung „Das neue Österreich“ eröffnet. Die österreichische Presse- und Modefotografin Margret Wenzel-Jelinek fand eine außergewöhnliche Perspektive und verband den historischen Raum der Unterzeichnung mit den historischen Erinnerungsbildern der berühmten Balkonszene und der jubelnden Menschenmenge im Garten des Belvedere, die auf einem Transparent groß in Szene gesetzt wurden.
Mehr noch als die Politik erregte ein österreichischer Kriminalfall massives internationales Medieninteresse: Am 23. August 2006 konnte sich die 18-jährige Natascha Kampusch nach acht Jahren von ihrem Entführer Wolfgang Priklopil befreien. APA-Fotograf Gerhard Deutsch hält am 26. August 2006 die beklemmende Szene fest, als das Entführungsopfer unter einer Decke verhüllt auf die Polizeistation Deutsch-Wagram gebracht wird.
Die politischen Verhältnisse blieben instabil. Bei den Nationalratswahlen 2006 wurde die SPÖ unter Alfred Gusenbauer trotz leichter Verluste überraschend stimmenstärkste Partei. Ein Wahlplakat zeigt den Spitzenkandidaten der SPÖ, Alfred Gusenbauer, 2006 mit seinem Slogan.
Als international besonders öffentlichkeitswirksam erwies sich 2014 der Auftritt von Conchita Wurst (Tom Neuwirth) beim 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen. Wurst negierte in ihrem/seinem Kostüm alle Geschlechtergrenzen und gewann den Wettbewerb mit „Rise like a phoenix“ – ein Foto, das um die Welt ging. Es war der erste Erfolg für Österreich seit 1966, als der damals 31-jährige Udo Jürgens mit „Merci, Chérie“ den Bewerb für sich entschied.
2015 – 2025 Die Zukunft ist ungewiss. Mutig in die neuen Zeiten?
Das Jahrzehnt von 2015 bis heute ist geprägt von Schlüsselereignissen, die in atemberaubendem Tempo die politische Landschaft und das gesellschaftliche Gefüge Österreichs verändert haben. Die Bilder vom Geschehen rufen uns die unmittelbare Vergangenheit in Erinnerung.
Der Wiener Life Ball fand im Mai 2015 bereits zum 16. Mal statt. APA-Fotograf Hans Punz fotografierte das Spektakel, das einmal mehr ein starkes Zeichen für Toleranz und Solidarität setzte.
Die Flüchtlingskrise von 2015 und Österreichs Rolle als Transit- und Aufnahmeland wird anhand von Fotos der APA-Fotografen Herbert Pfarrhofer und Robert Schlager visuell nachvollziehbar. Pfarrhofer hält eine Demonstration der Plattform „Mensch sein in Österreich“ fest, während Robert Schlager einen auf dem Pannenstreifen bei Parndorf im Burgenland abgestellten Lastwagen verewigt, in dem 71 Flüchtlinge ums Leben kamen.
Roland Schlager (APA) fotografiert den ungarischen Premierminister Viktor Orbán und Bundeskanzler Sebastian Kurz während einer Pressekonferenz nach einem Arbeitstreffen am 30. Jänner 2018 in Wien.
Walter Wobrazek setzte die ehemalige Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs, Brigitte Bierlein, ins Bild, die als erste Frau in Österreich das Amt der Bundeskanzlerin in einer interimistischen Expertenregierung von Juni 2019 bis Anfang Jänner 2020 bekleidete.
Eine fast ausgestorbene Innsbrucker Innenstadt während des ersten Corona-Lockdowns am 16. März 2020 zeigt das Foto von Markus Stegmayr, das in der Maria-Theresien-Straße, der größten Einkaufsstraße der Stadt, aufgenommen wurde. Heinz Stephan Tesarek lichtet eine der zahlreichen Demonstrationen gegen die Impfpflicht in Wien ab.
Am 12. Jänner 2023 wurde nach fünfjähriger Bauzeit das historische Parlamentsgebäude am Ring wiedereröffnet. Lois Lammerhuber begibt sich auf eine visuelle Rundreise durch das Herz der österreichischen Demokratie und fotografiert vom Parlament aus mit der Statue der Pallas Athene in Richtung Wiener Innenstadt und Präsidentschaftskanzlei. Er verewigt so ein wichtiges Symbol der Demokratie und eine historische Blickachse der Stadt.
Wahljahr 2024
Unter dem Motto „EU-Wahnsinn stoppen“ führte die FPÖ 2024 einen äußerst aggressiven antieuropäischen Wahlkampf und stellte die EU als kriegstreibende Kraft im Ukrainekrieg dar. An den Ausfahrtsstraßen Wiens und auf dem Land wurden großflächig Plakate affichiert, die die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in unverblümter Anspielung an kommunistische Vorbilder beim „sozialistischen Bruderkuss“ zeigten.
Die Nationalratswahl im Herbst 2024 brachte enorme Zugewinne für die FPÖ, die mit 28,9% und 57 Mandaten erstmals bei Nationalratswahlen stimmenstärkste Partei wurde.

Mutig in die neuen Zeiten?
Mit einem Satz aus der Bundeshymne trat Alexander Van der Bellen 2016 bei der Bundespräsidentenwahl an: Mutig in die neuen Zeiten – ohne Fragezeichen – stand auf dem Wahlplakat mit einem zuversichtlich blickenden Kandidaten.
Nachdem am 3. und 4. Jänner 2025 die Gespräche für eine Dreierkoalition, bestehend aus ÖVP, SPÖ und NEOS gescheitert waren, beauftragte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 6. Jänner FPÖ-Chef Herbert Kickl mit der Regierungsbildung und informierte die Medien und die Öffentlichkeit. Dieser Versuch scheiterte bekanntlich.
Zu Beginn des Jahres 2025 ist die Zuversicht in der Bevölkerung angesichts steigender Arbeitslosigkeit in einer anhaltenden Rezession, angesichts eines schwer defizitären Staatshaushaltes und Budgets und angesichts einer geopolitischen Bedrohungslage, hervorgerufen durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, einer breiten pessimistischen Grundstimmung gewichen.
Die Zukunft ist offen. Österreich steht am Scheideweg. Mut wird nicht nur die neue Regierung benötigen, um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bewältigen, sondern vor allem die Zivilgesellschaft, um die Grundrechte, die Medienfreiheit und die Werte der liberalen Demokratie zu verteidigen.
Quelle: Österreichische Nationalbibliothek / ÖNB
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