Am 16. Mai des Vorjahres jährte sich der Geburtstag des Tenors und Mozart-Interpreten Richard Taubers zum 120. Mal. Aus diesem Anlass erschien eine Biografie über viele neue Aspekte des Lebens und Wirkens des gebürtigen Linzers mit den zu Lebzeiten erreichten Weltstar-Erfolgen.
Richard Tauber – eigentlich Richard Denemy, geboren am 16. Mai 1891 in Linz, gestorben am 8. Jänner 1948 in London – im Berliner Sportpalast gegen Ende der 1920er Jahre, Sechstagerennen, „Sportpalastwalzer“, dann grelle Scheinwerfer auf eine Loge und der Zuruf: „Richard, sing uns ein Lied!“ Atemlose Stille, als Richard Tauber, zuvor in der Staatsoper als Tamino in Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ gefeiert, nun hier Franz Lehárs „Gern hab´ ich die Frauen geküsst“ anstimmt. Kein deutscher Tenor hatte je seine Popularität erreicht. Mit Mozart begann seine Karriere, mit Mozart – als Don Ottavio an Londons Covent Garden Opera – endete sie auch im Herbst 1947.
Richard Tauber war wohl bis in unsere heutige Zeit der wichtigste Tenor neben Enrico Caruso. Er galt in den 1920er bis 1940er Jahren als d e r Lehár und Mozart-Interpret, lebte in Berlin und liebte die Inszenierung seiner Auftritte. Tauber prägte wohl wie kein anderer das Musikgeschäft der Zwischenkriegsjahre über sein eignes Wirken hinaus. Ohne den begnadeten Belcanto-Tenor wären spätere Opernstars wie Luciano Pavarotti, José Carreras oder Plácido Domingo wohl kaum in den Stadien rund um den Erdball aufgetreten. In seinem Leben gab es aber auch dunkle Momente. „Ich will doch nur singen. Was hat das damit zu tun, dass mein Großvater Jude war?“ – so ein Ausspruch Richard Taubers nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland und dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938. Er galt detto als eines der zahllosen Opfer der niederträchtigen NS-Propaganda-Maschinerie, die versucht hatte, seine Kunst völlig und komplett auszuradieren. Seine Platten wurden ausnahmslos eingestampft, sämtliche Presseunterlagen bei der Plattenfirma Odeon zerstört.
Richard Tauber emigrierte nach Großbritannien und verlebte die Jahre des 2. Weltkrieges in England. Er trat in zahlreichen Städten zur Truppenbetreuung auf. Im Jahre 1940 wurde ihm die britische Staatsbürgerschaft verliehen. Tauber wirkte er als Dirigent beim London Philharmonic Orchestra und ein Jahr später konnte er mit seiner Operette Old Chelsea in London eine weitere Premiere feiern. Man verlieh ihm den Namen „Der Mann mit dem Monokel“ ob seines Äußeren. Richard Tauber galt als rast- und ruhelos, er arbeitete unermüdlich, gönnte seiner Stimme kaum Ruhepausen und hetzte von einem Auftritt zum nächsten.
Nach dem Krieg gab Richard Tauber im Zürich des Jahres 1946 ein Abschiedskonzert. Von nun an widmete er sich ausschließlich dem Komponieren und Dirigieren. Am 27. September 1947 setzte Richard Tauber seine Abschiedsvorstellung auf der Bühne. Er sang in London den besagten „Ottavio“ mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Josef Krips. Gegen Ende des Jahres 1947 wurde Richard Tauber in London operiert, er verstarb dort im Alter von nur 56 Jahren an Lungenkrebs. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Londoner Brompton Cemetery. Im oberösterreichischen Bad Ischl erinnert auf dem Friedhof ein Gedenkstein an ihn, ebenso in seiner Geburtsstadt Linz „auf der Gugl“ der Tauberweg.
Eine für das Jahr 1949 mit Richard Tauber geplante große Australientournee unternahm an seiner Stelle Rudolf Schock.
Diese neue Biografie erzählt eindrücklich von Richard Taubers Exil in Wien und England, berichtet von seinen Weggefährten Marlene Dietrich, Benjamino Gigli, Joseph Schmidt, den Berliner Theaterdirektoren Alfred und Fritz Rotter, Vera Schwarz, Franz Lehar, Oscar Straus und von der sinnlosen Zerstörung der Operette durch die Nationalsozialisten.
Morgen muss ich fort von hier Richard Tauber: Die Emigration eines Weltstars von Evelyn Steinthaler 232 Seiten, Hardcover, zahlreiche Abbildungen, EUR 23,00 ISBN 978-3-85286-208-8 www.milena-verlag.at Zu bestellen bitte h i e r :