“Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiter zu spielen.“, so der Salzburger Festspiele Gründervater Max Reinhardt.
Legendäre Original-Töne aus dem ORF-Archiv und historische Mitschnitte zur 100-jährigen Geschichte der Salzburger Festspiele sind auf dieser Jubiläums-CD der Edition Ö1 versammelt: Von Max Reinhardts „Rede über den Schauspieler“ und Alexander Moissi als erstem „Jedermann“-Darsteller über die ältesten erhaltenen Musikaufnahmen – wie Mozarts „Requiem“, unter der Leitung des Komponisten der Großen Festspielfanfare Joseph Messner aus dem Jahr 1931 – bis hin zu einer Fülle von Anekdoten und Erinnerungen rund um das Festival (unter anderem vom langjährigen Festspielchauffeur Paul Oberascher) und launigen Ausschnitten aus Festreden (wie jener von Carl Zuckmayer 1970) wird der dokumentarische Bogen auch mittels Zeitzeug/innen gespannt. So werden aus einer historisch chronologischen Sichtweise vor allem die ersten fünf Jahrzehnte der Salzburger Festspiele lebendig.
Das oepb meint dazu:
JEEEEEEDERMAAANNNNN ….
Schon lange bevor am 22. August 1920 erstmals aus dem Jenseits nach dem „Jedermann“ am Domplatz gerufen wurde, gab es Ideen, Festspiele in Salzburg zu veranstalten. Die Wurzeln dazu reichen bereits zurück bis ins Jahr 1842, als die Stadt ihrem Genius loci, Wolfgang Amadeus Mozart, ein Denkmal stiftete und damit die Mozartverehrung in Salzburg an Fahrt aufnahm.
Sie sind beide im selben Jahrzehnt groß geworden: Die österreichische Rundfunkgeschichte in Gestalt der „RAVAG“ und die Salzburger Festspiele. Beide Institutionen unternahmen in den 1920er-Jahren ihre ersten und gleich durchaus intensiven Gehversuche. Und sie sind von Beginn an aufeinander angewiesen.
Für die RAVAG – die „Österreichische Radio Verkehrs AG“ – bedeuteten die Konzerte und Opern ein perfektes Material für die frühen Übertragungen. Und die Salzburger Festspiele hätten ohne den internationalen Programmaustausch der jungen Rundfunkstationen in aller Welt ein um Millionen geringeres Publikum gehabt und kaum ein so internationales Renommee aufbauen können.
Als „Herz vom Herzen Europas“, so bezeichnete Hugo von Hofmannsthal, ebenso einer der Gründerväter der Salzburger Festspiele, die Stadt Salzburg. Die „wundervolle zentrale Lage und ihre landschaftlich und architektonische Pracht“ sei geradezu prädestiniert, um Salzburg zu „einer Weltkunstzentrale auf österreichischem Boden“ zu machen.
Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal intensivierten in langen Gesprächen auf Schloss Leopoldskron die Bemühungen um den Bau eines Hauses und der Abhaltung von Festspielen. Hofmannsthal veröffentlichte ab 1918 Denkschriften zur Ausrichtung der Festspiele auch dahingehend, welcher Fokus in der Programmgestaltung verfolgt werden solle: „Um was handelt es sich da, um Oper oder Schauspiel oder um Musikfeste? Um Oper und Schauspiel zugleich, denn die beiden sind im höchsten Begriff nicht voneinander zu trennen!“
Die Festspielhaus-Gemeinde erkannte schließlich, dass die Finanzierung und der Bau eines eigenen Festspielhauses wohl noch längere Zeit in Anspruch nehmen würde und beschloss daher im Juni 1920, in der zweiten Augusthälfte mit der Abhaltung der Festspiele zu beginnen. Auf einer provisorischen Bretterbühne am Domplatz, mit ausgeborgten Kostümen vom Burgtheater und aus Gasthäusern geliehenen Sesseln für das Publikum, feierten die Festspiele mit Hofmannsthals „Jedermann“ unter Reinhardts Regie, schließlich vor über 100 Jahren, am 22. August 1920 Premiere.
Diese Hör-CD stellt ein ganz wunderbares Konglomerat aus verschiedenen Erzählungen dar, wie es seinerzeit dazu kam, mit zahlreichen Ausschnitten aus Interviews von Menschen, Künstlern und Vordenkern, ohne die das ganze Spektakel wohl gar nicht möglich gewesen wäre. Eben frei aus der Geschichte von 100 Jahren Salzburger Festspielen.
Das echte Muss für jeden Klassikfan wird hier zum wahren Hör-Genuss.
100 Jahre Salzburger Festspiele
Schätze aus dem ORF Archiv
Auswahl & Zusammenstellung: Gerald Kolbe
Gesamtspieldauer: 75 Minuten
Edition Ö1 – ORF Shop
ORF-CD 820 / LC 1428
Direkt zu bestellen bitte hier:
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