Der Österreichische Fußball-Bund begeht heute sein 115. Gründungsfest und zählt somit zu den ältesten Fußballverbänden der Welt.
Am 18. März 1904 erfolgte die Gründung, ein Jahr später wurde die Mitgliedschaft beim Weltfußballverband FIFA angenommen, im Jahr 1954 folgte jene beim europäischen Fußballverband UEFA. In den Statistiken scheinen große Siege und phantastische Abschnitte in der Weltelite ebenso auf, wie herbe Enttäuschungen und bittere Niederlagen. In den Annalen des Verbandes werden zahlreiche Spieler mit Weltruf geführt, aber natürlich gab es auch Perioden, in denen die großen Persönlichkeiten fehlten. Doch eines bleibt unverändert: die Faszination für den Fußball in Österreich unter der Schirmherrschaft des ÖFB ist ungebrochen.
Dazu ÖFB-Präsident Dr. Leo Windtner: „Wir können in diesen 115 Jahren auf viele Sternstunden des österreichischen Fußballs, aber auch auf teils schwierige Phasen zurückblicken. Österreichs größter Sport-Fachverband hat in all diesen Jahren eine gewaltige Leistung für unser ganzes Land erbracht. Die hohe Wertschöpfung des Fußballsports in Österreich in den Bereichen Beschäftigung, Gesundheit und Infrastruktur ist hinlänglich belegt. So leistet gerade der Fußball im Bereich der Integration einen gewaltigen gesellschaftlichen Beitrag. In den 2.300 Vereinen mit mehr als 270.000 Aktiven Spielerinnen und Spielern erfolgt positiv gelebte Integration tagtäglich auf unseren Sportplätzen.“
Ein kurzer Abriss der Geschichte des Verbandes
Der österreichische Fußball verfügt über eine lange und ereignisreiche Historie. 1890 wurde das Spiel von englischen Gärtnern, die in Wien für die Bankiersfamilie Rothschild arbeiteten, eingeführt. Die Gärtner kickten in ihrer Freizeit mit einem Lederball herum und schon bald wurde der Sport eine interessante Alternative für die Wiener. 1894 wurden in der Hauptstadt die ersten Vereine gegründet – der First Vienna Football Club und die Cricketers. 1904 erfolgte die Gründung des Verbandes.
Wunderteam 1931 bis 1933
Eine exakte Historie mit Daten und Fakten füllt Bücher, wie also feiert man einen Jubilar? Indem in den Erinnerungen an große Teams und Persönlichkeiten geschwelgt wird! Wie beispielsweise dem so genannten „Wunderteam“, jener Mannschaft, die unter der Führung von Hugo Meisl, dem Multifunktionär, von 1931 bis 1933, die Fußballfelder Europas beherrschte. Ein 5 : 0 über Schottland bedeutete den Startschuss für den Triumphzug dieses Teams um Mathias Sindelar der damals als einer der Besten, wenn nicht als der beste Spieler der Welt eingestuft wurde. Dabei gab es Siege gegen Deutschland mit 5 : 0 und 6 : 0, oder Ungarn mit 8 : 2. Und selbst eine 3 : 4 Niederlage gegen England an der Stamford Bridge wurde von der internationalen Presse wie ein Sieg gefeiert. Der vierte Platz bei der WM in Italien 1934 des schon stark veränderten Teams, galt daher als riesige Enttäuschung.
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Dritter Platz 1954 gegen Weltmeister Uruguay
Die nächste Erfolgs-Periode des österreichischen Teams kam nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1954, als die Österreicher nicht nur zahlreiche Erfolge, sondern auch die beste Platzierung bei einer Weltmeisterschaft feiern durften. Bronze war der Lohn für Siege über Schottland, die CSSR, die Schweiz und im Spiel um Platz drei gegen den zweifachen Weltmeister Uruguay. Unvergesslich in Erinnerung bleibt dabei das 7 : 5 über die Schweiz im Viertelfinale, als die Österreicher einen 0 : 3 Rückstand wettmachten. Diese Begegnung zählt heute noch zu jenem Spiel mit den meisten Toren bei einer Fußball-WM. Das 1 : 6 gegen Deutschland im Semifinale bedeutete daher eine umso größere Enttäuschung. Wie stark die österreichischen Spieler in dieser Periode eingeschätzt wurden, zeigt ein Welt-Auswahl-Kader mit sechs Österreichern: Ernst Ocwirk, Gerhard Hanappi, Walter Zeman, Ernst Happel, Karl Stotz, Theodor Brinek.
1938 spielten 62 österreichische Profis in Frankreich
Die Österreicher sorgten auch in der internationalen Vereinsszene früh für Furore. 1905 gab es den ersten Auslandslegionär; Torwart Karl Pekarna wechselte von Wien zum schottischen Klub Rangers FC. Der Statistik zufolge spielten 1938 alleine in Frankreich insgesamt 62 österreichische Profis. Einige von ihnen wie Heini Hiltl, Gustl Jordan und Rudi Hiden nahmen die französische Staatsbürgerschaft an und spielten in der Folgezeit für Frankreich. Ernst Happel spielte ebenfalls in Frankreich und war Mitglied der FIFA-Weltauswahl, die 1953 gegen England ein Unentschieden erreichte.
1962 verzichtet der ÖFB auf die WM-Teilnahme
Dann kam die kuriose „Karl Decker-Ära“. Kurios deshalb, weil die Österreicher nach der WM-Endrunde 1958 (ausgeschieden mit nur einem Punkt gegen Brasilien, UdSSR und England), Anfang 1960 eine unglaubliche Siegesserie hinlegten (Siege über Spanien, England, Ungarn, UdSSR), aber aus finanziellen Gründen auf eine Teilnahme an der WM 1962 in Chile verzichtet wurde. Dem Team um Gernot Fraydl, Karl Stotz, Horst Nemec, Hans Buzek, Gerhard Hanappi und Karl Koller war es also verwehrt, sich bei einer WM mit den Großen ihrer Zeit zu messen. Die Begeisterung im Lande war allerdings groß. Dem 3 : 0-Erfolg gegen Spanien wohnten im Oktober 1960 im Wiener Stadion über 90.000 Zuschauer ebenso im Mai 1961 sahen fast 91.000 Zuschauer das 3 : 1 über England in Wien. Unfassbar – selbst heute noch – dass der ÖFB damals derart klamm war, um dieses Team nicht nach Chile entsenden zu können.
Länderspiele in der Provinz
Bis ins Jahr 1968 trug der ÖFB sämtliche Städte- und Länderspiele in Wien aus, ehe man 1968 erstmals dem Gang in die „Provinz“ wagte. Mit dem Länderspiel Österreich gegen Rumänien im Linzer Stadion fiel der Startschuss für weitere Begegnungen in den Bundesländern.
Legendäres Cordoba 1978
Erst 1978 gelang es wieder eine WM-Endrunde zu erreichen. Mit Cordoba (dem legendären 3 : 2 gegen Deutschland) endete eine eindrucksvolle Vorstellung einer großartigen österreichischen Mannschaft um Keeper Friedl Koncilia, Kapitän Robert Sara, natürlich Herbert Prohaska, dem späteren Jahrhundert-Fußballer und Hans Krankl, dem Torjäger, der mit seinen Treffern immer in Erinnerung bleiben wird. 2 : 1 gegen Spanien, 1 : 0 gegen Schweden lauteten die ersten Siege, ehe nach Niederlagen gegen Brasilien (0 : 1, Österreich war vor diesem Spiel bereits Gruppensieger), Holland (1 : 5, trainiert vom Österreicher Ernst Happel) und Italien (0 : 1) mit dem Erfolg über Deutschland doch noch ein mehr als versöhnliches und in allen Erinnerungen immer wieder strapaziertes Happy–End in Argentinien gelang. Dies alles geschah unter Teamchef Helmut Senekowitsch.
WM-Zwischenrunde 1982 in Spanien
Bei der WM–Endrunde 1982 in Spanien schien diese Mannschaft noch reifer. Erfolge über Chile (1 : 0) und Algerien (2 : 0) bei einer 0 : 1-Niederlage gegen Deutschland anhand eines Nichtangriffs-Paktes beider Mannschaften, brachten das Team in die Zwischenrunde, dort blieb ein 2 : 2-Unentschieden gegen Nordirland (bei einer 0 : 1-Niederlage gegen Frankreich) die einzige Ausbeute. Auch weil es bei heißen Temperaturen eine unterkühlte Stimmung gab.
1990 Italien-WM mit Josef Hickersberger
Sieben Jahre später aber erreichte die Begeisterung um Österreichs Team einen neuen Siedepunkt. Als Anton „Toni“ Polster, heftig kritisiert und bei der Hymne noch ausgepfiffen, mit drei Toren die DDR besiegte und die Mannschaft um Coach Hickersberger nach Italien schoss. Dort war allerdings auch nach der Vorrunde Endstation (0 : 1 gegen Italien, 0 : 1 gegen die CSSR, 2 : 1 gegen die USA)
Der „Wödmasta“ auf der Trainerbank
Aber die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurde durch eine faszinierende Persönlichkeit auf der Trainerbank genährt: Ernst Happel, Europacupsieger mit Feyenoord und dem HSV, Vizeweltmeister mit Holland, insgesamt mit 18 Titeln ausgezeichnet, übernahm die Nationalmannschaft und bereitete den Boden für künftige Erfolge. Interessant war, dass nach seinem Ableben am 14. November 1992 beim 0 : 0 gegen Deutschland vier Tage später in Nürnberg beide Nationen mit einem Trauerflor aufgelaufen sind.
Herbert Prohaska bringt WM-Teilnahme 1998
Die Erfolge kamen mit dem nächsten Erfolgs-Coach: Herbert Prohaska. Er führte das Team als Gruppensieger in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft nach Frankreich 1998. Wobei sich der Rekord-Internationale Andreas Herzog mit seinen Toren gegen Schweden in das goldene Buch des ÖFB bombte. Unglücklich endete dieses WM-Abenteuer nach der Vorrunde (1 : 1 gegen Kamerun, 1 : 1 gegen Chile, 1 : 2 gegen Italien).
EURO 2008 als Highlight der Geschichte des ÖFB
Dafür gab es 2002 wieder Grund zum Feiern: der ÖFB erhielt mit der Schweiz den Zuschlag zur Ausrichtung der EURO 2008 und bestand diese organisatorische Prüfung, gemeinsam mit der UEFA, mit Bravour. Wieder schied das Team dann in der EURO–Vorrunde unter Coach Josef Hickersberger unglücklich aus. (0 : 1 gegen Kroatien, 1 : 1 gegen Polen, 0 : 1 gegen Deutschland).
In diesem kurzen Abriss der langen Historie des ÖFB sind viele Geschichten und Gschichterln des ÖFB und seiner Persönlichkeiten untergegangen. Österreich konnte sich bislang siebenmal für FIFA-Weltmeisterschaften qualifizieren, zuletzt für die WM1998 in Frankreich. Die erfolgreichsten Teilnahmen waren 1954 (3. Platz) und 1934 (4. Platz). Die Amateurnationalmannschaft gewann 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin die Silbermedaille und wurde 1967 in Spanien Europameister.
Stellvertretend seien noch einmal Rekord- und Jahrhundert-Persönlichkeiten vor den Vorhang geholt:
Trainer des Jahrhunderts: Ernst Happel
Spieler des Jahrhunderts: Herbert Prohaska
Rekord-Internationaler: Andreas Herzog (103 Länderspiele)
Rekord- Torschütze: Toni Polster (44 Tore)
Quelle: Redaktion www.oepb.at
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