Foto Herbert Lehmann22. November 2011

„A New Austrian Empire?“ titelt Jancis Robinson, die weltweit einflussreichste Weinkritikerin in der Financial Times im Februar 2011. Sie stellt die Frage, ob nach dem zweifelsfreien Siegeszug österreichischer Weißweine weltweit nun die Welt schon reif für Österreichs Rotweine sei. Wer hätte das vor 25 Jahren, anno 1986, als Österreichs Weinwirtschaft am Boden lag, ohne erfolgreiche Strukturen, ohne Image, ohne Vision, gedacht? Alle bisherigen Weinvermarktungsinstitutionen, wie die Österreichische Weinwerbung (1952-1968) und der Österreichische Weinwirtschaftsfonds (1969-1986), leisteten zwar wertvolle Arbeit (Weingütesiegel, amtliche Weinkostkommission), den Weinskandal konnten sie letztendlich jedoch nicht verhindern. Die Entwicklungen 1985 und das daraus folgende neue, strenge Weingesetz 1986 machten den Weg frei für die Gründung der Österreichischen Weinmarketing Servicegesellschaft (ÖWM) „zur Förderung des Absatzes und der Qualitätsweinproduktion“.

OWM-Team v.l. Christian Dworan, Barbara Arbeithuber, Willi Klinger, Susanne Staggl, Gerhard Elze.Erfolgreiches Weinmarketing seit 1986
Die ÖWM stellte für viele den Neuanfang nach dem Weinskandal dar und verstand sich von Beginn an als unbürokratische Dachmarketing-Organisation. Wolfgang Lusak startete als erster ÖWM-Geschäftsführer mit Werbemaßnahmen zur Neupositionierung des österreichischen Weinimages. Die erfolgreiche Kampagne unter dem Slogan „Ich lade Sie ein – Ihr Österreichischer Wein“ erinnerte viele treue Weinliebhaber an die Qualität österreichischer Weine und zielte auf den heimischen Markt und das deutschsprachige Ausland ab. Unter Wolfgang Lusak (1986-1989) und Engelbert Prassl (1990) wurde damit das Vertrauen wieder aufgebaut und die Sympathie für den heimischen Wein neu belebt. Walter Kutscher (1991-1993) förderte die beginnende Internationalisierung mit Auslandspräsentationen, die unter Bertold Salomon (1994-2001) und Michael Thurner (2002-2006) erfolgreich fortgesetzt wurden. Viele Imageerfolge belohnten die Arbeit, wie das London-Tasting 2002, bei dem Österreichs Weißweine im Vergleich mit großen Burgundern und Chardonnays aus aller Welt brillierten. Unter Salomons Geschäftsführung wurden auch die Grundlagen für die Einführung herkunftstypischer Weine (DAC) gelegt. Seit 2007 leitet Willi Klinger die Geschicke der ÖWM und unter seiner Führung wurden große neue Projekte und Änderungen eingeführt. Seit seinem Amtsantritt ist ihm die Weiterentwicklung der herkunftstypischen Weine ein besonderes Anliegen. Er leitete 2009 die Einführung der neu entwickelten Werbelinie mit neuem Logo, den umfassenden Relaunch der ÖWM-Website und die Erarbeitung neuer Werbebroschüren (mit besonderem Fokus auf Wein und Essen. Seit 2009 nimmt die ÖWM auch an umfassenden Förderprogrammen der EU teil und begann 2010 mit neuen Kommunikationskanälen via Social Media. „Unsere Arbeit ist oft Guerilla-Marketing“, meint er. „Das heißt, dass wir mit einem kleinen, schlagkräftigen Team eine große Zahl von Personen betreuen und vor allem immer wieder überraschen. Besonders im Ausland ist das ausschlaggebend für ein kleines Weinland wie Österreich. Dafür ist es ungemein wichtig, immer am Puls der neuesten Entwicklungen zu sein, Trends vorzugeben, mit allen Kontakt zu halten und dabei authentisch und kreativ zu bleiben.“

Foto OWM, Harald SchifferDie größten Erfolge und Highlights
Der aussagekräftigste Beweis des Weinwunders Österreich sind die Exportzahlen der letzten 25 Jahre und deren Entwicklung hin zum Exportrekord 2010 (123 Mio. €, 62 Mio. lt.). „Noch nie hat die österreichische Weinwirtschaft eine höhere Wertschöpfung erzielt als 2010“, freut sich Willi Klinger. „Wir sehen jetzt, dass sich in den wichtigsten Exportländern unser hochwertiges Image langsam in Geschäftserfolge verwandelt“. Unterstützt wird diese Entwicklung seit Mitte der 1990er Jahre mit Presse- und Händlerreisen auf Einladung der ÖWM, die das Weinland Österreich,, die Weine und Winzer präsentieren und erklären. Ein Highlight ist die alle zwei Jahre stattfindende VieVinum (erstmals 1998), mit dem ÖWM-Besucherrekord im Jahr 2010 (850 internationale Weinspezialisten aus 43 Ländern). Seit 1999 besuchen 150 internationale Weinfachleute den Weingipfel, der in Nicht-VieVinum Jahren jeweils von der ÖWM organisiert wird. Zur Aufbauarbeit der ÖWM gehört es auch Marken zu etablieren, wie beispielsweise den G´Spritzten (seit 1995), den Jungen Österreicher (seit 1995) und den SALON Österreich Wein (seit 1988), die Staatsmeisterschaft des österreichischen Weins.

Foto OWM, Weingut WieningerDie Organisation von Österreich-Events für Winzer und lokale Weinhändler gehören zu den wichtigsten Imageveranstaltungen im Ausland. Die größten darunter sind die Prowein in Düsseldorf mit mehr als 300 Winzern und die Präsentation „Österreichs große Weine“ im Zürcher Kongresshaus mit etwa 200 Winzern und 60 Schweizer Weinhändlern. Dazu gibt es mehr als 50 weitere Präsentationen in Form von Sommelier-Workshops, Masterclasses, aber auch viele Lifestyle-Präsentation wie Austria uncorked in New York und Los Angeles. Auch weinbezogene Großveranstaltungen werden von der ÖWM regelmäßig unterstützt und sogar selbst organisiert, wie die Sommelierweltmeisterschaft 1998, das Master of Wine Symposium 2002, der OIV Kongress 2004, oder die European Wine Bloggers Conference im Jahr 2010. Für die Weinbranche liefert die ÖWM aktuelle Zahlen zur Marktentwicklung einen Exportleitfaden für Winzer und produziert Werbemittel, die über die Tochterfirma Österreich Wein Institut (ÖWI) vertrieben werden. Eine enge Kooperation besteht mit der 50% Tochter Weinakademie Österreich, die sich zu einer wichtigen Ausbildungsstätte für Winzer, Gastronomen, Weinhändler und Weinliebhaber entwickelt hat. Richtungsweisend ist die ÖWM auch in ihrem Online-Auftritt in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch, Japanisch, Mandarin-Chinesisch) und dem integrierten Servicetool für Winzer. „Als Dienstleister der Weinwirtschaft ist die ÖWM ein echtes Paradebeispiel für effiziente und zielgerichtete Arbeit“, freut sich Josef Pleil, Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes anlässlich des Jubiläums. „Besonders erfreulich ist auch, dass wir international von vielen Weinländern um die Weitsicht und Professionalität der ÖWM beneidet werden. Dazu kommt noch die notwendige Portion österreichischer Charme.“

www.oesterreichwein.at

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