SK VÖEST_never forget_Scan oepb.atAm 13. Mai 1938, zwei Monate nach dem politischen Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, erfolgte im Linzer Stadtteil St. Peter/Zizlau – weit, so glaubte man damals, außerhalb der Stadt – der Spatenstich für die späteren „Hermann-Göring-Eisenwerke Oberdonau“. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs – am 8. Mai 1945 kapitulierte die komplett aufgeriebene Deutsche Wehrmacht – hieß das größte österreichische Stahl- und Eisenwerk nach seinem Gründer, Generalfeldmarschall Hermann Göring. Der Krieg ward beendet und die Göring-Werke lagen in Schutt und in Trümmern. So machten sich viele emsige Linzerinnen und Linzer daran, ihr Werk wieder aufzubauen.

Der spätere Präsident des Klubs und langjährige Zentralbetriebsratsobmann der VÖEST-ALPINE, Nationalrat Franz Ruhaltinger, meinte einst in einem launigen Gespräch mit oepb-Chefredakteur Erwin H. Aglas anlässlich eines Interviews in Wien im Parlament, dass alle VÖEST´ler mitgeholfen hätten, das Werk mit ihren Händen aus dem sprichwörtlichen Dreck zu ziehen. Als es dann später wieder bergauf ging und er sich ein klappriges Fahrrad leisten konnte, mit dem er via Wohnblock im Stadtteil Spallerhof in die Schicht fuhr, fühlte er sich bereits als Kaiser. Das „aus dem Dreck gezogene Werk“ nannten sie VÖEST – was soviel heißt wie „Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke“.

Blick auf den VÖEST-Platz (links der Bunker) mit Aschenbahn in den 1950er Jahren. Bild: Sammlung oepb
Blick auf den VÖEST-Platz (links der Bunker) mit Aschenbahn in den 1950er Jahren. Bild: Sammlung oepb

Es ist zwar überliefert, dass während der Kriegszeit in den Anfangsjahren des Werks Sport auf breiter Basis betrieben wurde, hierüber existieren jedoch kaum schriftliche Aufzeichnungen. Und da man eben neben der harten Arbeit auch wieder Sport betreiben sollte, wurde am 26. Juli 1946, vor nunmehr 70 Jahren, der SPORTKLUB VÖEST gegründet, der damals freilich noch anders hieß. Aus den zahlreichen Betrieben fanden sich Freunde für die körperliche Ertüchtigung zusammen und so wurde die lang gehegte Idee eines Sportklubs für das Werk und die zahlreichen Werksangehörigen verwirklicht. Funktionär Otto Zemann stellte den SK Eisen und Stahl der breiten Öffentlichkeit vor. Damals, 1946, gab es lediglich die Sektion Fußball. Im gleichen Jahr kam allerdings auch noch Tischtennis hinzu. Die Spitzenfunktionen des Sportklubs – vom Präsidenten, über deren Stellvertreter bis hin zum Obmann – besetzten in den folgenden Jahrzehnten stets die Herren der obersten Werksführung, sowie der Belegschaftsvertretung.

Die Feld-Handballer des SK VÖEST im Jahre 1965 am VÖEST-Platz. Bild: Sammlung oepb
Die Feld-Handballer des SK VÖEST im Jahre 1965 am VÖEST-Platz. Bild: Sammlung oepb

Nach dem Beitritt zur ASKÖ im Jahre 1947 wurde der Vereinsname in „ASK Eisen und Stahl“ und 1948 in „ATSV Eisen und Stahl“ umgeändert. Man wollte den Verein jedoch nach außen hin öffnen und entpolitisieren.

So wurde am 10. November 1949 in einer außerordentlichen Generalversammlung die Umbenennung in SK VÖEST Linz beschlossen, gegen den Willen des damaligen Bürgermeisters Ernst Koref übrigens.

Die Mitgliederzahl in jener Anfangszeit betrug 500 Personen, steigerte sich allerdings auf 4.000 bis in Jahr 1958. In den ruhmreichen 1970er Jahren war der Zenit mit 13.000 Mitgliedern erreicht. Bis um die Jahrtausendwende pendelte sich die aktuelle Mitgliederzahl auf 7.000 Personen ein.

Seit 1948 wird ein Sportreferat betrieben. Auf Kontinuität wurde hier stets Wert gelegt. Eduard Kniebeis (1948 bis 1954), Johann Rinner (1954 bis 1981), Jürgen „Joe“ Kreuzer (1981 bis zur Jahrtausendwende), sowie NR Dietmar Keck – so die tätigen Referenten und Obmänner bis heute.

Damit die aktiven Sportler aber auch ihrer sportlichen Betätigung nachgehen konnten, mussten Sportflächen geschaffen werden. Am 12. Juni 1954 erfolgte durch Bundespräsident Dr. h. c. Theodor Körner die feierliche Eröffnung des Werkssportplatzes, dem sogenannten VÖEST-Platz. Dieser befand sich inmitten des Firmenareals, eingebettet von Hochöfen, Kokerei, Werksstraße, Gasometer und rauchenden Schloten. Das Fußballfeld mit Trainingsplätzen und Aschenbahn lag direkt am Luftschutzbunker, in dem die Duschräume und die Umkleidekabinen untergebracht waren. Just zum 50jährigen Bestandsjubiläum im Jahre 2004 wurde dieser Sportplatz geschliffen und der Bunker, da eine Sprengung unmöglich war, abgetragen. Heute befindet sich auf diesem Areal die voestalpine Stahlwelt.

Ein Linzer Derby im Handball anno 1979. Der SK VÖEST (weiße Dress) im Angriff gegen ASKÖ Linz Internorm. Spielort war die Sporthauptschule Kleinmünchen. Foto: Erwin H. Aglas / opeb
Ein Linzer Derby im Handball anno 1979. Der SK VÖEST (weiße Dress) im Angriff gegen ASKÖ Linz Internorm. Spielort war die Sporthauptschule Linz-Kleinmünchen. Foto: Erwin H. Aglas / opeb

Ebenso 1954 wurde am Weikerlsee nahe Linz eine Badeanlage für die zahlreichen Schwimmsportfreunde unter dem Namen „VÖEST-Bad“ eingeweiht. Und die Sportbaracke Hüttenwerkersaal, das letzte Überbleibsel des Sudetendeutschenlagers 41 am Linzer Bindermichl, stand ab dem Jahre 1955 den gegründeten Sektionen Boxen, Fechten, Gewichtheben, Judo, Ringen, sowie Tischtennis zur Verfügung. Im Winter 1985/86 übersiedelten große Teile des SK VÖEST in den damals neuen Stadtteil nach Auwiesen. Der Hüttenwerkersaal hatte somit ausgedient und Ende Februar 1986 wurde diese Urstätte des SK VÖEST abgerissen. Johann Rinner, im Jänner 1986, auf eine oepb-Anfrage betreffend des Abrisses des Hüttenwerkersaals: „Na ja, gerne verlassen wir diese Arena nicht. Die Abgeschiedenheit, die Gemütlichkeit, der Holzschwingboden, der Heimvorteil bei Meisterschaftskämpfen, der Jubel und die Trauer bei Staats- und Landesmeisterschaften, und Frau Kreuzmayr (die Mutter von Waterloo, der als kleiner Hansi Kreuzmayr dort auf den Matten die ersten Purzelbäume schlug) – die Kantinenfrau – all das wird nie mehr sein. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie wir damals den Kinosaal des Johann-Strauß-Kinos (vormals Lagerkino) umgebaut hatten. Der Sportbetrieb war sehr billig. Ich bin jetzt sehr neugierig, wohin nun die zahlreichen VÖESTler aus dem Raum Bindermichl, Spallerhof mit ihren Kindern hingehen werden, um Sport zu betreiben …“

Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Zeitzeugen sagen, dass jene Fußball-Elf der Saison 1971/72 noch besser als die Meistermannschaft 1973/74 war. Am Ende sprang Platz 3 heraus. Hier ein Foto-Motiv, aufgenommen am Linzer Bindermichl. Foto: Erwin H. Aglas / oepb
Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Zeitzeugen sagen, dass jene Fußball-Elf der Saison 1971/72 noch besser als die Meistermannschaft 1973/74 war. Am Ende sprang Platz 3 heraus. Hier ein Foto-Motiv eines begeisterten Anhängers, aufgenommen am Linzer Bindermichl. Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Begonnen hatte demnach alles mit der Sektion Fußball. Diese Sparte war auch Jahrzehnte hindurch das Flaggschiff der VÖEST, der späteren VÖEST-ALPINE.

Nichts desto trotz avancierte der SK VÖEST zum größten Werkssportklub in Österreich, der heute über 20 Sektionen verfügt.

Als da wären: Amateurfunk (seit 1974), Badminton (1996) Betriebsfußball (1956), Faustball (1948), Fischen (1976), Foto (1955), Gewichtheben (1947), Hundesport (1996), Judo (1954), Leichtathletik (1953), Motorsport (1950), Radsport (1990), Ringen (1947), Schach (1947), Schwimmen (1953), Sportschießen (1996), Stocksport (1975), Tischtennis (1946), Versehrtensport (1971) und Volleyball (seit 1996). Die Sektionen Boxen (1948 bis 1964), Fechten (1949 bis 1994), Fußball (1946 bis 1990), Handball (1948 bis 1984), Karate (1996 bis 2000) und Wintersport (1948 bis 2000) gelten als Sportarten a.D.

Ohne die zweifellos tollen Erfolge sämtlicher Sektionen und ihrer emsigen und treuen Sport-Kameraden samt den unzähligen Staatsmeistertiteln schmälern zu wollen – beispielsweise die x-fachen Staatsmeistertitel der sprichwörtlichen „VÖEST-Kräne“ (Sektion Gewichtheben) und dergleichen, möchten wir dennoch hier vermehrt auf zwei Sport-Sektionen des SK VÖEST Linz eingehen, die bei näherer Betrachtung sehr vieles gemeinsam haben, oder vielmehr hatten, muss hier wohl gesagt werden.

Postkarte der Meistermannschaft von 1973/74. Nach dem Titelgewinn und den beiden Spielen gegen CF Barcelona ging es Jahr für Jahr immer ein bisserl mehr bergab. Sammlung oepb
Postkarte der Meistermannschaft von 1973/74. Nach dem Titelgewinn und den beiden Spielen gegen CF Barcelona ging es Jahr für Jahr immer ein bisserl mehr bergab. Sammlung oepb

Da war einerseits die Handball-Sektion. 1948 gemeinsam mit der Sektion Faustball gegründet und von 1953 an eigenständig geführt, löste sich diese im Frühjahr 1984 urplötzlich auf. Und das, obwohl die VÖEST-Handballer in ihren besten Jahren österreichische Spitze waren – am Feld wohlgemerkt. Wie der Fußballsport, so wurde in früheren Jahren auch der Handballsport als Feldhandball ausgetragen. 11 Mann pro Team liefen auf Fußballfeldern auf, um dem Handballspiel zu frönen. Der SK VÖEST ging hier insofern in die Geschichte ein, da die Werkssportler den letzten Feldhandball-Meister Österreichs gestellt hatten, anno 1971/72. Schnelleres und athletischeres Spiel, mehr erzielte Tore aufgrund weniger Spielfeldfläche, aber auch weniger Aktive – so die Handball-Variante in der Halle. Aus der 11 wurde eine 7 und auch die Tore wurden verkleinert, das Spiel als solches somit härter und rasanter.

Der Aufstieg der Handballer schritt zügig voran. In der 2. Klasse B ging es 1948 los. 1953 der Aufstieg in die 1. Klasse. 1962 dann der erste Landesmeistertitel. Aufgrund einer Spielerrevolte vom Herbst 1962 mit dem gleichzeitigen Abgang von 17 Aktiven gelang es Trainer Ludwig „Wiggerl“ Payreder dennoch, mit seinen verbliebenen Schützlingen die Klasse zu halten. Dazu ein Zitat des seinerzeitigen Sportchefs der OÖ-Nachrichten Leo Strasser: „Trainer Payreder, bereits als Teamspieler eine Persönlichkeit des österreichischen Sports, wirkte mit fachlicher Kompetenz und aufrichtiger Menschlichkeit im Streitfall VÖEST wie ein Heilmittel. Er baute eine neue Mannschaft auf, die sich 1966 die Landesliga-Krone aufsetzen und den Aufstieg in die höchste österreichische Liga, der Staatsliga, feiern konnte.“

Drei Fan-Busse - damals war das eine ganze Menge - brachten die SK VÖEST-Fans im September 1978 ins Wiener Prater Stadion zum Auswärtsspiel gegen die Vienna. Foto: oepb
Drei Fan-Busse – damals war das eine ganze Menge – brachten die SK VÖEST-Fans im September 1978 ins Wiener Prater Stadion zum Auswärtsspiel gegen die Vienna. Foto: oepb

Der VÖEST-Handball „fuhr“ damals zweigleisig. Im Sommer spielte man am Großfeld, in die Halle wechselte man im Winter. Unter dem Dach agierten die VÖESTler an der Spitze der Landesliga, der Sprung in die Staatsliga in der Halle gelang noch nicht. 1971 wurde die Qualifikation in Krems um ein Tor verpasst. VÖEST war aber automatisch für die neu ins Leben gerufene Hallen-Staatsliga B qualifiziert. Im Freien jedoch feierten die Linzer große Erfolge. Mit 20 Punkten holte man vor Bärnbach (17 Zähler) und Union Kleinmünchen (16 Punkte) den Staatsmeister-Titel. Und das Jahr 1972 sollte überhaupt als „das goldende Jahr“ der Handball-Sektion in steter Erinnerung bleiben. Man holte am Feld den bereits erwähnten letzten Staatsmeistertitel 1971/72 und sicherte sich auch in der Handball-Staatsliga B in der Halle in dieser Saison frühzeitig die Meisterschaft. Doch, wie später auch bei den Fußballern, ging es am absoluten Zenit stehend für die Handballer von nun an nur mehr bergab. Der Mitbewerb in der Halle war groß. Man wollte mit den in der Liga von Großsponsoren betreuten Konkurrenz-Vereinen mithalten und stellte von Freizeit- auf Teilzeitsport um. Die Spieler erhielten Punkteprämien. Da aber auch die Neuverpflichtungen nicht unbedingt immer zwingende Verstärkungen für den SK VÖEST waren, blieb der von der Werksführung erhoffte Erfolg aus und man schlitterte wieder in die Staatsliga B. Der SK VÖEST war für die B-Liga zu stark, für die A-Liga zu schwach, so die Bilanz der Handball-Verantwortlichen im Werk. Man wollte mit den Geiern kreisen, konnte (oder wollte) aber kein Geld mehr dafür lukrieren. Aus, Ende und vorbei hieß es am 7. März 1984, kurioserweise dem Aschermittwoch. Pikantes Detail am Rande: Als die Fußballer des SK VÖEST am Samstag, 10. März 1984 das Stadt-Derby gegen den LASK auf der Gugl vor 11.500 Zuschauern mit 0 : 1 vergeigten, gab Handballbomber Heinz Kepplinger folgendes bekannt: „Auch wir spielen heute unser Derby gegen ASKÖ Linz Internorm. Ich werde mir auf der Dress vor dem Namen VÖEST das Wort „Ex“ setzen, denn offiziell sind wir seit 3 Tagen tot.“ Die Handballer glaubten immer, Opfer der „teuren“ Fußballer geworden zu sein. Sie verstanden die Welt nicht mehr, auch dann nicht, als ein freiwilliger Rückzug in die Landesliga von der Werksführung strikt abgelehnt wurde. Ein einziger Fußballer des SK VÖEST, so hieß es, koste mehr, als der gesamte Etat der Handball-Sektion eines Jahres ausmachen würde …

In seiner Eigenschaft als Generaldirektor der VÖEST-ALPINE ließ es sich Dkfm. Dr. Heribert Apfalter (rechts) nie nehmen, die zahlreichen SK VÖEST-Sportler persönlich anhand der Jahresabschlussfeier auszuzeichnen. In der Bildmitte der jahrzehntelange Obmann Johann Rinner. Foto: Erwin H. Aglas / oepb
In seiner Eigenschaft als Generaldirektor der VÖEST-ALPINE ließ es sich Dkfm. Dr. Heribert Apfalter (rechts) nie nehmen, die zahlreichen SK VÖEST-Sportler persönlich anhand der Jahresabschlussfeier auszuzeichnen und zu ehren. Bildmitte: der jahrzehntelange Obmann Johann Rinner. Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Apropos Fußball:

Die Geschichte des SK VÖEST manifestiert sich bei näherer Betrachtung mit dem Fußballsport! Auch wenn im Werk stets hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde und man den zahlreichen anderen überaus erfolgreichen Sektionen nicht zu nahe treten wollte, aber der SK VÖEST stand und fiel letzten Endes mit dem Fußball. Das, was beispielsweise im deutschen Leverkusen beim Pharmakonzern Bayer seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert wird, ebenso in den Niederlande beim PSV (Philipps) Eindhoven, hätte man in ähnlich gelagerter Form auch in Linz in der voestalpine beim und mit dem SK VÖEST machen können.

Die Problematik war jene, dass beispielsweise die Stahlkrise Mitte der 1980er Jahre ganz und gar nicht spurlos an den Fußballern vorüberzog. Darüber hinaus kamen (und gingen) Generaldirektoren ans Ruder, die das „ungeliebte, weil nicht ganz so erfolgreiche Kind“ Fußball-Abteilung eher gestern denn heute weggelegt haben wollten. „Die Fußballer sind zu teuer. Wie erkläre ich das den Belegschafts-Vertretern, dass wir Leute abbauen müssen, wir uns aber im Gegenzug die teuren Fußballer leisten!“, so ein oft zitierter Ausspruch von Konzern-Verantwortlichen vorgetragen. Man wollte auch hier stets nach den Sternen greifen, als es aber schief ging, wäre beispielsweise ein freiwilliger Rückzug in die 1. OÖ-Landesliga für die Werksleitung nie in Frage gekommen. Da lieber gleich weglegen, abtreten, auflösen …

Zur Geschichte:

1946 startete man als „Eisen und Stahl“ ganz unten in der 2. Klasse A. Ab der Saison 1949/50 kämpfte der „SK VÖEST“ um Punkte. Im Sommer 1951 erfolgte der Aufstieg in die 1. Klasse A. Es ritterten damals 120 Spieler um einen Startplatz beim SK VÖEST! Drei Jahre später, im Sommer 1954, erfolgte der Aufstieg in Oberösterreichs höchste Spielklasse, der Landesliga. Und wiederum vier Jahre später stand nach der Spielzeit 1957/58 mit dem SK VÖEST der Landesmeister von Oberösterreich fest. Der Aufstieg in die Regionalliga klappte – noch – nicht. Ankerbrot Wien behielt mit 1 : 4 und 2 : 0, aus Linzer Sicht, knapp die Oberhand. 1960/61 dann erneute Meister von OÖ. Diesmal ging es in die Regionalliga Mitte, damals die zweithöchste Spielklasse in Österreich, hinauf.

Zahlreiche Fußball-Stars gaben sich beim SK VÖEST ein munteres Stelldichein. Hier eine Autogrammkarte von Alberto Martinez vom Herbst 1979. Sammlung: oepb
Zahlreiche Fußball-Stars gaben sich beim SK VÖEST ein munteres Stelldichein. Hier eine Autogrammkarte von Alberto Martinez vom Herbst 1979. Sammlung: oepb

In der Spielzeit 1962/63 erfolgte die „Fusions-Ehe“ des SK VÖEST mit dem SV Stickstoff Linz, kurz SVS genannt. Höhepunkt dieser Spielgemeinschaft war im Dezember 1962 ein 4 : 2-Derbysieg auf der Gugl gegen den Linzer ASK / LASK. Doch diese Heirat mit der späteren SV Chemie Linz-Mannschaft scheiterte nach nur einem Jahr und dem Gastspiel im Oberhaus, der Staatsliga.

In der Saison 1968/69 ging es dann mit den „Koksstierlern“, wie sie im Volksmund auch gerne genannt wurden, unter Trainer Alfred Günthner, steil bergauf. Es erfolgte der Aufstieg in Österreichs höchste Spielklasse. Man zählte sich zu den besten 16 Mannschaften der Nation. Der LASK hatte wieder eine starke Konkurrenz in Linz bekommen, so hieß es damals. Man fieberte dem ersten Linzer Bruderkampf entgegen. Und – es kam, wie es für einen Newcomer kommen musste, die VÖEST kam gegen den LASK gehörig unter die Räder. „5 : 0“ stand es auf der legendären Junghans-Uhr im Gugl-Oval im August 1969 zu lesen. Doch die Mannen um ihren Trainer Günthner ließen sich nicht unterkriegen und belegten im ersten Jahr den 12. Tabellenplatz. Mit dem Abstieg hatte man nichts zu tun.

1971/72 errang der Verein den 3. Tabellenrang, bei der Europacup-Premiere schied man jedoch gleich in der ersten Runde aus – gegen SG Dynamo Dresden gab es kein Durchkommen. Jedoch gelang im Intertoto-Sommerbewerb der erste Gesamtsieg einer teilnehmenden österreichischen Mannschaft.

1973/74 dann der größte Triumph in der noch jungen Vereinsgeschichte. Unter Trainer Helmut Senekowitsch wurde der Meistertitel an die Donau geholt. Der schärfste Konkurrent um die österreichische Vorherrschaft, Wacker Innsbruck, remisierte in Graz bei Sturm, VÖEST konnte die VIENNA mit zwei Toren des Deutschen Michael Lorenz 2 : 0 besiegen und stand somit auf dem Fußball-Olymp. Der Jubel kannte keine Grenzen. Weit vor Spielschluss tummelten sich bereits hunderte VÖEST-Anhänger auf dem Rasen. Schutzzäune gab es damals noch nicht.

Im Europacup wurde dann mit dem Starensemble des CF Barcelona ein ganz dicker Fisch an Land gezogen. Mit anderen Worten, ein Match gegen Johan Cruyff, Johan Neeskens, Juan Esensi mit ihrem „General“ auf der Bank, dem Holländer Rinus Michels, um nur einige Namen der seinerzeitigen Katalanen-Truppe aufzuzählen. Einem 0 : 0 in Linz vor 26.000 Besuchern folgte eine 0 : 5-Packung in „Nou-Camp“. Dennoch war man in der Stahlstadt stolz auf seine Ballesterer und Blau-Weiß war Modefarbe in Linz.

Auf den Nachwuchs wurde stets großer Wert gelegt. Und anhand der Weihnachtsfeiern wurden die "Stars von morgen" auch schon einmal mit blau-weißen Fan-Devotionalien eingedeckt. Während man beim LASK bei Würstel und Semmerl saß, wurde anhand der Werksküche beim SK VÖEST feudal Weihnachten gefeiert. Foto: Erwin H. Aglas / oepb
Auf den Nachwuchs wurde stets großer Wert gelegt. Und anhand der Weihnachtsfeiern wurden die „Stars von morgen“ auch schon einmal mit blau-weißen Fan-Devotionalien eingedeckt. Während man beim LASK bei Würstel und Semmerl saß, wurde anhand der Werksküche beim SK VÖEST feudal Weihnachten gefeiert. Foto: Erwin H. Aglas / oepb

Im Jahr darauf konnte zwar die Meisterschaft nicht erfolgreich verteidigt werden, es reichte „nur“ zum „Vize“-Titel hinter Wacker Innsbruck. Im Europacup gab es erneut das Aus, diesmal gegen Vasas Budapest. Einem 2 : 0-Erfolg in Linz folgte in Ungarn eine 0 : 4-Klatsche.

Dennoch war 1975 ein erfolgreiches Jahr für den SK VÖEST. Der Intertoto-Sommerbewerb, vergleichbar mit dem späteren UI-Cup, konnte wieder gewonnen werden. Mit sechs Siegen aus ebenso vielen Spielen.

Es folgten zwei Spielzeiten im Mittelmaß, im Mai 1978 das Pokalfinale gegen Wacker Innsbruck, welches mit einem 1 : 1 in Linz und einem 1 : 2 am Tivoli an die Tiroler ging, ehe man im Sommer 1978 über den eigenen Schatten springen wollte, um die Gunst der Stunde zu nützen. Der LASK war nur mehr Zweitligist – die Gelegenheit war groß, in Linz wieder zur absoluten Nummer 1 zu avancieren. Der SK VÖEST angelte mit seinen damaligen Obmännern Ing. Hans Brandlmayr und Johann Rinner nach Willi Kreuz und siehe da, eben dieser – gerade noch von einer erfolgreichen Weltmeisterschaft mit dem Nationalteam aus Argentinien, wobei der siebte Gesamtrang heraussprang, heimgekehrt – übersiedelte aus Rotterdam in Holland nach Linz. Die Jubelmeldungen in den Medien über diesen geschickt eingefädelten „deal“ überschlugen sich förmlich.

Und die VÖEST-Elf war damals wirklich die Nummer 1 in Linz. Bei den Heimspielen passierten durchschnittlich 10.000 Besucher die alten Drehkreuze auf der Gugl. Im Meisterjahr taten dies immerhin 9.000 Linzerinnen und Linzer. Ein bis zur Liquidierung des Klubs nie mehr wieder erreichter Zuschauerzuspruch. Nach Beendigung der Saision 1978/79 sprang jedoch nur der 5. Tabellenplatz heraus. Eine Europapokal-Teilnahme wurde knapp verfehlt.

Der damals größte Fan-Klub des SK VÖEST, die "Blue Army ´77", am Weg zum Hauptbahnhof zu einem Auswärtsspiel im November 1979. Rechts das nicht mehr existente Cafe Goethe, im Hintergrund die Linzer Landstraße. Foto: oepb
Der damals größte Fan-Klub des SK VÖEST, die „Blue Army ´77“, am Weg zum Hauptbahnhof zu einem Auswärtsspiel im November 1979. Rechts das nicht mehr existente Cafe Goethe, im Hintergrund die Linzer Landstraße. Foto: oepb

Ein Jahr später – man schrieb 1979/80 – konnte wieder die Vize-Meisterschaft für VÖEST bejubelt werden. Der LASK, eben erst aus der 2. Bundesliga zurückgekehrt, hielt die Meisterschaft das ganze Jahr hindurch offen. Jedoch mit einem fulminanten Schlussspurt von fünf Siegen in Serie und einem 0 : 0-Remis zuletzt gegen Admira/Wacker konnte der Rivale noch überholt werden. Meister wurde zum dritten Mal in Serie der FK Austria Wien.

Im Europacup waren somit erstmals zwei Linzer Teams vertreten, es folgte jedoch wieder das Ausscheiden in Runde Eins. Der SK VÖEST scheiterte an Zbrojovka Brünn, der LASK stolperte über Radnicki Nis.

Und in den Jahren darauf folgte mehr und mehr der stete Niedergang des Werksklubs. Im Sommer 1982 trennte sich der Verein von seinen letzten Stars und setzte durchwegs nur mehr auf junge und hungrige Spieler. Ein Georg Zellhofer, Manfred Schill, Harald Zeilinger, Jürgen Werner – der spätere Manager – Günther Haizinger, Helmut Wartinger und dergleichen kamen damals unter Ferdinand Milanovich, der eine Doppelfunktion als Trainer und Manager ausübte, zum Zug.

1984/85 spielte man fast das ganze Jahr hindurch gegen den Abstieg. Die Bundesliga wurde zum x-ten Mal reformiert, von 16 auf 12 Vereine reduziert, der rettende 11. Tabellenplatz war für die VÖEST-Elf lange Zeit in weiter Ferne. Jedoch nachdem wieder einmal ein Schlußfurioso gegen Ende der Saison gestartet wurde, gab es letzten Endes doch noch den erlösenden 9. Platz in der Tabelle zu bejubeln.

Der ÖFB bedankt sich beim SK VÖEST für die Unterstützung der Länderspiel-Administration im Juni 1981 gegen Finnland (5 : 1). Sammlung: oepb
Der ÖFB bedankt sich beim SK VÖEST für die Unterstützung der Länderspiel-Administration im Juni 1981 gegen Finnland (5 : 1). Sammlung: oepb

1987/88 war eines der schwärzesten Jahre in der Vereinsgeschichte. Die Truppe stieg nach 19 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit zur höchsten Spielklasse erstmals wieder in die Niederungen der Zweitklassigkeit ab. Janos Kondert, der ehemalige LASK-Trainer, wurde verpflichtet. Doch mit der VÖEST in den UEFA-Cup zu gelangen, war ein schwieriges Unterfangen. So war das erklärte Saison-Ziel am Beginn. Es kam nur der Abstieg dabei heraus.

Nach drei mageren Jahren in der Tristesse der 2. Liga erfolgte im Frühjahr 1991 die Auferstehung. Der Verein kehrte in die höchste Spielklasse zurück. Unter dem Feldherrn Alexander Mandziara konnte die Wiedergeburt des Vereins gefeiert werden. Im Sommer 1991 erfolgte dann auch die Namensänderung in FC STAHL Linz. Die Umstrukturierungen im Werk erforderten diese Maßnahme. Die Mannschaft spielte beherzten Fußball und sorgte für die wieder zahlreicher ins Gugl-Oval pilgernden Fans für schöne Stunden in Blau-Weiß. Am Ende konnte „nur“ der 6. Tabellenplatz erreicht werden, denn die lange Saison zehrte an den Kräften.

Der Herbst 1992 jedoch war koksschwarz und furchterregend. Niemals agierte eine VÖEST-Truppe über die Dauer von 22 Meisterschaftsspielen derart lustlos, wie dies eben seinerzeit der Fall war. Nachdem auch im Frühjahr 1993 nichts weiter ging, sprang neuerlich der Abstieg am Saisonende dabei heraus. Zu dieser Zeit verabschiedete sich offiziell auch die Verstaatlichte Industrie von seinem wohl lästig gewordenen Anhängsel. Der Klub hieß ab sofort nur noch FC Linz.

Nach einem Jahr in der Zweitklassigkeit kehrte man via Relegationsspiele gegen den VSE St. Pölten wieder in die höchste Spielklasse zurück. Quasi als Draufgabe gab es noch die Teilnahme am 60. Österreichischen Pokalfinale, welches allerdings gegen die Wiener Austria mit 0 : 4 in die Hose ging.

Nach einem guten Herbst 1994 mit einem kuriosen 1 : 1 vor 15.000 Besuchern gegen Austria Salzburg – kurios deshalb, da der Keeper der Salzburger, Otto Konrad, in der Nachspielzeit mit seinem Kopftor dafür sorgte, dass es für den Aufsteiger nichts wurde mit einem Sieg gegen den Meister – folgte ein fürchterliches Frühjahr 1995. Sieglos, Niederlagenserie, 1 : 7 in Linz gegen Austria Wien, garniert mit ein paar Remis, schlitterte man in die Relegation gegen die SV Ried und verlor beide Spiele. Neuerlicher Abstieg.

Ein typisches Bild für den VÖEST-Fußball im Werk Linz vom Herbst 1981. Während es aus der Kokerei heraus zu starken Rauchentwicklungen kommt, trainieren vorne weg am Werksportplatz die Profis des SK VÖEST. Von links: Johann Leitner, Jürgen Werner, Kurt Peterstorfer, Gerhard Ulmer und Georg Zellhofer. Dazu ist eine schaurig-komische Anekdote überliefert: Als Willi Kreuz unmittelbar nach der Vertrags-Unterzeichnung im Sommer 1978 erstmals das Sportplatz-Areal inmitten des Werkes sah, getraute er seinen Augen nicht. „In dieser schlechten Luft trainieren wir? Na das kann ja heiter werden!“, dachte er bei sich. Als dann noch Trainer Ferdinand Milanovich meinte, anhand des Lauftrainings tief Luft zu holen, meinte Kreuz zu Milanovich: „Trainer, das mache ich zweimal, dann falle ich tot um!“ Darauf der Coach: „Na gut, dann keine Atemzüge machen!“ Kreuz war Profi genug und wusste, dass er unterschrieben hat, also musste er auch Leistung bringen. Und die brachte er. Auf der Linzer Gugl anhand der Heimspiele fühlte sich der „VÖEST-Willi“ sichtlich wohl. Foto: oepb
Ein typisches Bild für den VÖEST-Fußball im Werk Linz vom Herbst 1981. Während es aus der Kokerei heraus zu starken Rauchentwicklungen kommt, trainieren vorne weg am Werksportplatz die Profis des SK VÖEST. Von links: Johann Leitner, Jürgen Werner, Kurt Peterstorfer, Gerhard Ulmer und Georg Zellhofer. Dazu ist eine schaurig-komische Anekdote überliefert: Als Willi Kreuz unmittelbar nach der Vertrags-Unterzeichnung im Sommer 1978 erstmals das Sportplatz-Areal inmitten des Werkes sah, getraute er seinen Augen nicht. „In dieser schlechten Luft trainieren wir? Na das kann ja heiter werden!“, dachte er bei sich. Als dann noch Trainer Ferdinand Milanovich meinte, anhand des Lauftrainings tief Luft zu holen, meinte Kreuz zu Milanovich: „Trainer, das mache ich zweimal, dann falle ich tot um!“ Darauf der Coach: „Na gut, dann keine Atemzüge machen!“ Kreuz war Profi genug und wusste, dass er unterschrieben hat, also musste er auch Leistung bringen. Und die brachte er. Auf der Linzer Gugl anhand der Heimspiele fühlte sich der „VÖEST-Willi“ sichtlich wohl. Foto: oepb

Jürgen Werners wohl größter Schachzug in seiner Managertätigkeit war janusköpfig. Einerseits gelang es ihm, für die Zweitliga-Saison 1995/96 keinen Geringeren als Hugo Sanchez für zehn Monate zu verpflichten, andererseits war der „Vater“ dieses Realisierungs-deals Franz Grad ein trojanisches Pferd für den Verein, was sich später noch bitter rächen sollte. Nach einem fulminanten Frühjahr 1996 in der 2. Liga, welches unter Trainer Prof. Heinz Hochhauser ungeschlagen überstanden wurde, gelang als Meister der sofortige Wiederaufstieg.

Und 1996/97 stand nun die letzte Saison für den seinerzeitigen SK VÖEST, späteren FC Linz, an. Die ersten Heimspiele wurden abwechselnd mit dem Rivalen LASK in Wels am alten Union-Platz ausgetragen. Grund war die neu zu installierende Rasenheizung auf der Gugl.

Die Saison plätscherte für den FC Linz so dahin, der rettende 9. Rang, gleichbedeutend mit der Relegation gegen – voraussichtlich – den SK Vorwärts Steyr, wäre kein Problem gewesen. Genau in diese Stimmung des Findens der Truppe um seinen Kapitän Manfred Zsak, platze die Bombe.

Franz Grad, Geldgeber, aber sicher nie und nimmer Präsident des Klubs, verscherbelte den Verein an Wolfgang Rieger vom LASK. Unterstützt von Bürgermeister-Freund Franz Dobuschkonzentrierte Linz per 21. Mai 1997 die Kräfte“.

Der VÖEST-Platz im Jahre 1998. Foto: oepb
Der VÖEST-Platz im Jahre 1998. Foto: oepb

Die elegante Auflösung der einstmals stolzen Linzer Werksportler wurde geschickt kaschiert. So spielte man die letzten drei Runden nach Bekanntwerden der Eliminierung des Klubs noch trocken vom Damm, unter anderem besiegte man den verhassten Rivalen LASK per 31. Mai 1997 hochverdient mit 3 : 0, dennoch wehte der Hauch des Todes in der VÖEST-Kabine, die da jetzt FC Linz hieß.

Auch die Büroräume auf der Gugl, per 2. Mai 1994 adaptiert und vom Klub bezogen, erhielt der geächtete Rivale als Mitgift frei Haus serviert.

Der Klub sollte von nun an LASK Linz heißen und man sprach von einer Verschmelzung der Kräfte. In Wahrheit jedoch wurde ein Verein verkauft und ausgelöscht.

Im Werk krähte damals, 1997, kein Hahn mehr nach dem SK VÖEST / Sparte Fußball. Im Sommer 1990 hatte man sich vom Sportklub ausgeklinkt – aus dem SK wurde der FC VÖEST. Wiederum ein Jahr später, 1991, die Namensänderung in FC STAHL Linz – der Ostblock lässt grüßen. 1993 dann offiziell der komplette Rückzug der Verstaatlichten Industrie vom Spitzenfußball. Der FC Linz hielt sich so gesehen noch vier Saison ziemlich tapfer auf wackeligen Fußballer-Beinchen, ehe er am 3. Juni 1997 sein letztes Spiel in der Vereinsgeschichte bestritt. Ewald Brenner sollte als letzter Torschütze beim 1 : 2 in Ried in die blau-weißen Geschichtsbücher eingehen. Aus, Ende und vorbei, nach 51 Jahren.

Große Teile der blau-weißen Fangemeinde fanden beim FC Blau-Weiß Linz, vormals SV Austria Tabak Linz, eine neue Heimat. Das Auferstehungsfest am Freitag, 1. August 1997 gilt bis dato als Wieder-Geburt des blau-weißen Fußballsports in Linz. Im Werk kratzte das natürlich niemanden mehr. Man huldigte den Leitsatz: „Es war einmal, aber war es einmal auch schön?“ Tragisches Detail am Rande: der damalige Generaldirektor der voestalpine, Dr. Peter Strahammer, bekannt als nicht unbedingt glühender Freund der Fußballer, verunglückte im August 2001 anhand einer privaten Wanderung in den Bergen tödlich.

Und hier im Jahre 2003, ein Jahr, bevor er geschliffen wurde. Foto: oepb
Und hier im Jahre 2003, ein Jahr, bevor er geschliffen wurde. Foto: oepb

Heute frönt man beim SK VÖEST den bereits erwähnten 20 Sektionen – ohne der Sparte Fußball. Seit 2014 existiert allerdings wieder ein FC STAHL Linz, der zwischenzeitlich mit ESV Westbahn Linz eine Spielgemeinschaft in der 2. Klasse unterhält. Die Fußstapfen des SK VÖEST sind jedoch groß und es gibt keine Bestrebungen, schon alleine weil die finanziellen Zuwendungen nicht vorhanden sind, ein Revival der VÖEST-Fußballer anzustreben. Naturgemäß werden auch die Zeitzeugen stets weniger – der Lauf der Welt. Nichts desto trotz war der Fußballverein SK VÖEST Linz für zahllose Oberösterreicher und Linzer dereinst Heimat, Zufluchtsort, Lieb-Kind und sogar ein Teil der Familie. Man war mit seinem Verein und seinem Werk verbunden, in jeglicher Hinsicht – auch, wenn man nicht den Knochenjob an einem der Hochöfen ausüben musste. Die Erinnerung – nicht nur an Willi Kreuz und Hugo Sanchez – mit zahlreichen anderen Granaten, die in diesem Verein ihre Packeln zerrissen hatten, kann niemand auslöschen und die Phantasie ist und bleibt ohnehin ein weites Land, aus dem man nie vertrieben werden kann.

UndJa, es war einmal, und es war einmal schön!

Glück auf und Never forget!

ZEITTAFEL:

Es war unglaublich, und doch wahr, der Mexikanische Superstar Hugo Sanchez kickte von September 1995 bis Mai 1996 beim FC Linz. Bild: Autogrammkarte/Sammlung oepb
Es war unglaublich, und doch wahr, der Mexikanische Superstar Hugo Sanchez
kickte von September 1995 bis Mai 1996 beim FC Linz. Bild: Autogrammkarte/Sammlung oepb

26. Juli 1946: Vereinsgründung in Linz unter dem Namen „Eisen und Stahl“. Die Vereinsfarben wurden mit schwarz-weiß festgesetzt.

Sommer 1949: Namensänderung in „SK VÖEST Linz“.

Sommer 1951: Aufstieg in die 1. Klasse.

12. Juni 1954: Sportplatzeröffnung im Herzen der VÖEST/Werksgelände durch Generaldirektor Walter Hitzinger.

Sommer 1954: Aufstieg in die höchste Oberösterreichische Spielklasse, die Landesliga.

1957/58: Oberösterreichischer Fußballmeister „SK VÖEST Linz“.

1960/61: Oberösterreichischer Fußballmeister „SK VÖEST Linz“. Weiters gelang in diesem Jahr der Aufstieg in die Regionalliga, der heutigen Erste Liga.

1962/63: „Heirat“ des SK VÖEST mit dem SV Stickstoff Linz. Diese Fusion scheiterte nach einjährigem Gastspiel in der damaligen Staatsliga, der heutigen Bundesliga.

1968/69: Aufstieg als Meister der Regionalliga in die Staatsliga, der höchsten Österreichischen Liga.

1969/70: 12. Platz – Staatsliga.

1970/71: 6. Platz – Staatsliga.

1971/72: 3. Platz – Staatsliga.

Sommer 1972: Intertoto-Sieger „SK VÖEST Linz“ – der spätere UI-Cup. Dieses Kunststück gelang zuvor noch keiner österreichischen Mannschaft. Gleichzeitig wurden die Vereinsfarben auf blau-weiß geändert.

12. September 1972: 1. Runde UEFA-Cup: Dynamo Dresden – SK VÖEST   2 : 0

27. September 1972: Rückspiel: SK VÖEST – Dynamo Dresden   2 : 2

Eine Bomben-Truppe war die Vize-Meister-Mannschaft des SK VÖEST Linz von 1980, hier vor der Saison 1980/81. Sammlung oepb
Eine Bomben-Truppe war die Vize-Meister-Mannschaft des SK VÖEST Linz von 1980, hier vor der Saison 1980/81. Sammlung oepb

1972/73: 5. Platz – Staatsliga

Sommer 1973: 3. Platz im Intertoto-Bewerb

1973/74: 1. Platz – Staatsliga/Österreichischer Fußballmeister „SK VÖEST Linz“

Sommer 1974: 2. Platz im Intertoto-Bewerb

18. September 1974: 1. Runde Meister-Cup: SK VÖEST – CF Barcelona   0 : 0

2. Oktober 1974: Rückspiel: CF Barcelona – SK VÖEST   5 : 0.

1974/75: 2. Platz – 1. Division/Vizemeister.

Sommer 1975: Intertoto-Sieger „SK VÖEST Linz“ mit dem Kunststück – 6 Spiele, ebensoviele Siege.

17. September 1975: 1. Runde UEFA-Cup: SK VÖEST – Vasas Budapest   2 : 0.

1. Oktober 1975: Rückspiel: Vasas Budapest – SK VÖEST   4 : 0.

1975/76: 6. Platz – 1. Division.

Sommer 1976: 3. Platz im Intertoto-Bewerb.

1976/77: 5. Platz – 1. Division. Der Nachwuchs-Mannschaft im „Unter 21“-Bewerb gelingt in dieser Spielzeit die Meisterschaft einzufahren.

1977/78: 5. Platz – 1. Division.

2. Mai 1978: ÖFB-Pokalfinale/Hinspiel: SK VÖEST – Wacker Innsbruck   1 : 1.

6. Mai 1978: Rückspiel: Wacker Innsbruck – SK VÖEST   2 : 1.

Gesichtet am Wiener Zentralfriedhof! Ein Fan-Aufkleber des verblichenen SK VÖEST. Foto: oepb
Gesichtet 2015 am Wiener Zentralfriedhof! Ein Fan-Aufkleber des verblichenen SK VÖEST. Foto: oepb

Sommer 1978: Der SK VÖEST angelt nach einem fetten Fisch und zieht Willi Kreuz, den Mittelfeldstrategen der österreichischen Nationalmannschaft, eben erst aus Argentinien von der Weltmeisterschaft heimgekehrt, von Feyenoord Rotterdam an Land.

1978/79: 5. Platz – 1. Division.

1979/80: 2. Platz – 1. Division/Vizemeister.

Sommer 1980: 3. Platz im Intertoto-Bewerb.

17. September 1980: 1. Runde UEFA-Cup: Zbrojovka Brünn – SK VÖEST   3 : 1.

1. Oktober 1980: Rückspiel: SK VÖEST – Zbrojovka Brünn   0 : 2.

1980/81: 6. Platz – 1. Division.

Sommer 1981: „Gerhard Hanappi-Fairness-Pokal“ für den SK VÖEST Linz.

September 1981: Siegfried Bauer´s 25-Meter-Bombe ins Kreuzeck zum 1 : 0 gegen Austria Salzburg beim 3 : 2-Heimsieg wird von einer unabhängigen Jury in der Sendung „Sport am Montag“ zum Tor des Monats September gekürt.

1981/82: 8. Platz – 1. Division

Sommer 1982: Der SK VÖEST trennt sich von seinen alternden Stars und setzt in der neu geschaffenen Sechzehner-Liga nur mehr auf die Jugend.

1982/83: 8. Platz – 1. Division/ Gerald Haider wird, nachdem er in dieser Saison dreizehnmal auf Torholz klopfte,  mit 18 Volltreffern Dritter in der Torschützenliste hinter Bozo Bakota vom SK Sturm Graz und Hans Krankl von RAPID Wien.

1983/84: 12. Platz – 1. Division. Der SK VÖEST „wandert“ aufgrund des geringen Zuschauer-Interesses von Linz nach Wels aus und kickt dort unter anderem gegen den SC Eisenstadt, Austria Klagenfurt, Wiener Sportklub, Austria Wien und SC Neusiedl.

1984/85: 9. Platz – 1. Divison. Der SK VÖEST ist wieder ein „Linzer“ Klub. Von nun an keine Heimspiele mehr in Wels.

Herbst 1985: 9. Platz – Zwölferliga – Gang in das „Mittlere-Play-Off“.

Frühjahr 1986: 2. Platz – Mittleres-Play-Off – Klassenerhalt. Der Nachwuchsmannschaft im „Unter 21“-Bewerb gelingt im „Mittleren-Play-Off“ der Gewinn der Meisterschaft.

Herbst 1986: 5. Platz – Zwölferliga – „Oberes-Play-Off“.

Frühjahr 1987: 8. Platz – Oberes-Play-Off.

Fahnenparade im Sektor 3 am Stehplatz des Linzer Stadions im Frühjahr 1981. So wurde damals das Fanwesen des SK VÖEST aktiv er- und gelebt. Foto: oepb
Fahnenparade im Sektor 3 am Stehplatz des Linzer Stadions im Frühjahr 1981.
So wurde damals das Fanwesen des SK VÖEST aktiv er- und gelebt. Foto: oepb

Herbst 1987: 9. Platz – Zwölferliga – Gang in das „Mittlere-Play-Off“

Frühjahr 1988: 5. Platz – Mittleres-Play-Off – Abstieg nach 19jähriger Bundesligazugehörigkeit. Der Nachwuchs-Mannschaft im „Unter 21“-Bewerb gelingt im „Mittleren-Play-Off“ der Gewinn der Meisterschaft.

Herbst 1988: 8. Platz – Zwölferliga – 2. Division – Gang in das „Abstiegs-Play-Off“.

Frühjahr 1989: 1. Platz – Abstiegs-Play-Off – 2. Division. Der Nachwuchs-Mannschaft im „Unter 21“-Bewerb gelingt im „Abstiegs-Play-Off“ der Gewinn der Meisterschaft.

Herbst 1989: 3. Platz – Zwölferliga – 2. Division. Aufstieg ins „Mittlere-Play-Off“.

Dezember 1989: Jürgen Werner´s „Piola“-Fallrückzieher zum 1 : 0 beim 2 : 0-Heimsieg gegen die WSG Wattens in Traun wird von den Zusehern der Sendung „Sport am Montag“ via Telefon-Anrufen zum Tor des Monats Dezember gekürt.

Frühjahr 1990: 5. Platz – Mittleres-Play-Off – daher kein Aufstieg und somit Verbleib in der 2. Division.

Sommer 1990: Vereinsumbenennung in „FC VÖEST Linz“. Die Fußballsektion wird von den verbleibenden 16 Sportsektionen des Sportklubs ausgegliedert.

Herbst 1990: 2. Platz – Zwölferliga – 2. Division. Aufstieg ins „Mittlere-Play-Off“.

Frühjahr 1991: 1. Platz – Mittleres-Play-Off – daher Aufstieg und Rückkehr in die 1. Division.

Sommer 1991: Vereinsumbenennung in „FC STAHL Linz“ aufgrund der Umstrukturierungen im Werk Linz.

Herbst 1991: 4. Platz – Zwölferliga – „Oberes-Play-Off“

Als Bengal-Fackeln im Block noch geduldet und erlaubt waren. Hier am 23. November 1991 beim Spiel FC STAHL Linz (vormals SK VÖEST) gegen die Vienna. Foto: oepb
Als Bengal-Fackeln im Block noch geduldet und erlaubt waren. Hier am 23. November 1991 beim Spiel FC STAHL Linz (vormals SK VÖEST) gegen die Vienna. Foto: oepb

Frühjahr 1992: 6. Platz – Oberes-Play-Off

Sommer 1992: 3. Platz im Intertoto-Bewerb

Herbst 1992: 11. Platz – Zwölferliga – Gang in das „Mittlere-Play-Off“

Frühjahr 1993: 6. Platz – Mittleres-Play-Off – Abstieg in die 2. Division

Sommer 1993: Dritte Vereinsumbenennung im vierten Jahr. Die VÖEST-Alpine AG zieht sich offiziell als Hauptsponsor zurück, der Vereinsname kürzt sich automatisch auf FC Linz.

1993/94: 2. Platz – 2. Bundesliga. Der Nachwuchs-Mannschaft gelingt im „Unter 20“-Bewerb der Gewinn der Meisterschaft.

6. Juni 1994: 60. ÖFB-Pokalfinale in Wien: Austria Wien – FC Linz   4 : 0.

10. Juni 1994: 1. Relegationsspiel: VSE St. Pölten – FC Linz   1 : 2.

13. Juni 1994: 2. Relegationsspiel: FC Linz – VSE St. Pölten   3 : 2, somit Aufstieg in die 1. Bundesliga.

1994/95: 9. Platz – 1. Bundesliga.

21. Juni 1995: 1. Relegationsspiel: FC Linz – SV Ried   0 : 2.

24. Juni 1995: 2. Relegationsspiel: SV Ried – FC Linz   1 : 0, somit Abstieg in die 2. Bundesliga.

1995/96: 1. Platz – 2. Bundesliga, mit der Novität eines ungeschlagenen Frühjahres.

September 1995: Nach Willi Kreuz 1978 der zweite Superstar beim Verein – Hugo Sanchez. Der Mexikaner trägt einen Großteil dazu bei, daß nach nur einem Jahr im Mai 1996 neuerlich der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelingt.

Herbst 1996: 9. Platz – 1. Bundesliga. Die Heimspiele gegen Austria Wien, Austria Salzburg, SV Ried und Admira-Wacker werden wieder in Wels ausgetragen. Aber diesmal wegen des Einbaus einer Rasenheizung auf der heimischen „Gugl“.

21. Mai 1997: Franz Grad, Geldgeber, Mäzen und Totengräber in einer Person, nimmt sich das Recht heraus, den FC Linz im 51. Lebensjahr über Nacht auszulöschen. Die anfänglich als Fusion titulierte Verschmelzung war bei näherer Betrachtung eine elegante Liquidierung des SK VÖEST Linz von einst. Der Klub beendete die Saison an neunter Stelle liegend in der Zehnerliga der 1. Bundesliga.

Quelle: oepb

Bitte beachten Sie auch diese Geschichten:

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Erwin Fuchsbichler

Jürgen Müller

Frane Poparic

www.bundesliga.at

www.skvoest.at

www.linz.at

 

 

 

 

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