Über 1 Million Menschen in Österreich sind fettleibig, die Tendenz seit Jahren steigend. Die Folgen der Adipositas sind schwerwiegend – für die Betroffenen ebenso wie für das Gesundheitssystems. Das Adipositas Zentrum im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien, Vinzenz Gruppe, im 6. Bezirk bietet ein umfassendes Therapieangebot, welches jetzt um die „Coping School“ erweitert wurde. In einem tagesklinischen Gruppenprogramm lernen Betroffene medizinisch begleitet, ihren Umgang mit dem Essverhalten, der körperlichen Bewegung, aber auch, sich von den eigenen Gedanken und Gefühlen positiv beeinflussen zu lassen. Das nachhaltige Ziel besteht zusätzlich zur Gewichtsreduktion darin, die Lebensqualität langfristig durch eigene Maßnahmen positiv zu verändern.
Jeweils dienstags für einen Zeitraum von acht Wochen, trifft sich die Gruppe aus 8 bis 10 Personen in der neuen tagesklinischen „Coping School“ im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien, die Primaria Univ.-Doz.in Dr.in Monika Graninger, Leiterin der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik entwickelt hat. „Adipositas hat viele verschiedene Ursachen. In der neuen Coping School für Adipositas gehen wir auf die Ursachen ein und bieten Betroffenen ein ganzheitliches Behandlungsprogramm. Ziel ist es, die eigenen Ressourcen zu stärken und so aus der negativen Übergewichtsspirale zu kommen.“, erklärt Primaria Graninger die neue Therapieform. Der erste Turnus startete im Sommer, Absolvent Robert Janka ist begeistert: „Ich habe schon viel ausprobiert um mein Gewicht zu reduzieren, und ich war anfangs sehr skeptisch gegenüber dem psychotherapeutischen Teil und auch mit „Diäten“ hatte ich ausreichend Erfahrung. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich dieses Programm mitmachen durfte. Denn die Coping School hat mich bestens bei meiner Lebensstiländerung unterstützt.“
Der Ärztliche Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Wien und Leiter des Adipositas Zentrums, Univ.-Prof. Dr. Alexander Klaus, freut sich, über den Ausbau des Zentrums: „Individuelle Beratung und Therapie und die Nachhaltigkeit der Behandlung sind uns besonders wichtig. Mit der Coping School können wir Menschen bereits ab einem BMI von 30 behandeln und so spätere Eingriffe möglicherweise vermeiden.“ Elisabeth Jäger, Präsidentin der Adipositas Selbsthilfegruppen ergänzt: „Wir freuen uns sehr über das neue Angebot der Coping School. Damit hat das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien einen Puzzlestein in der Behandlung von Menschen mit Adipositas hinzugefügt.“ Und der Bezirksvorsteher Mariahilf Markus Rumelhart zum neuen Angebot: „Medizinische Versorgung und Therapien auf hohem Niveau orientieren sich nach dem Bedarf der Menschen. Daher passt das Krankenhaus der Barmherzigen Schwester seine Leistungen immer wieder an und ist für den innerstädtischen Bereich einer wachsend Stadt von großer Bedeutung.“
Speziell entwickeltes Programm der „Coping School“
Die Coping School startet mit einer internistischen Untersuchung im Adipositas Zentrum, sowie einem therapeutischen Gespräch. Danach erlernen die Betroffenen auf verschiedenen Ebenen Bewältigungsstrategien für das krankhafte Übergewicht. Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils, für Betroffene geht es oft auch darum wieder in Bewegung zu kommen und sich mit ihrem Körper zu versöhnen. Der Schwerpunkt des Bewegungsprogrammes liegt mit Kraft-Ausdauer-Training im Muskelaufbau. Adipositas entsteht durch ein Ungleichgewicht von zugeführter und verbrauchter Energie. Muskelzellen verbrauchen mehr Energie als normale Zellen und fördern den Stoffwechsel. Bei der Umsetzung des Bewegungsprogramms wird gezielt auf die individuellen Möglichkeiten der TeilnehmerInnen geachtet. Die spezielle Diätberatung erfolgt beim gemeinsamen Kochen, sowie in einem eigens für die Coping School entwickelten Genuss- und Geschmackstraining.
Unter dem Motto „Qualität statt Quantität“ überdenken die TeilnehmerInnen ihr Essverhalten und lernen neue Ideen für wahren Genuss. Denn auch übergewichtige Menschen dürfen und sollen genussvoll und ohne schlechtes Gewissen essen. Mit den Psychotherapeutinnen können die TeilnehmerInnen in einer Gruppe von Menschen mit ähnlichen Problemen frei und offen über sich und ihre Schwierigkeiten, Ängste und Sorgen, aber auch über ihre Erfolge und Ressourcen sprechen. Die negative Abwärtsspirale soll unterbrochen werden. Gleichzeitig wird die soziale und emotionale Kompetenz der Teilnehmer gestärkt. Wie in einem Coaching erlernen sie neue Möglichkeit und Strategien, mit Problemen umzugehen, sowie neue Fertigkeiten im Umgang mit schwierigen Emotionen und Situationen. Denn oft setzen übergewichtige Menschen das Essen als Problemlöser oder Belohnung ein.
Die Coping School im Adipositas Zentrum wendet sich an Menschen mit einem BMI ab 30, sowie an Menschen vor oder nach einem adipositaschirurgischen Eingriff. Am Ende der Coping School erfolgt eine abschließende internistische Untersuchung. Bei Bedarf ist die Weiterbetreuung in der internistischen Adipositas Ambulanz möglich. Ein regelmäßiges Gruppentreffen für die Absolventinnen und Absolventen der Coping School ist geplant.
Neue Nachsorgebroschüre nach bariatrischer Operation
Bei einem BMI von mehr als 40 ist die bariatrische Operation eine der möglichen Therapieoptionen. Derzeit werden jährlich rund 150 chirurgische Eingriffe im Adipositas Zentrum im KH Barmherzige Schwestern Wien durchgeführt. „Nach einem adipositaschirurgischen Eingriff ist es äußerst wichtig, die postoperative Stoffwechselveränderungen eines oft über Jahrzehnte bestehenden adaptierten Systems in ein neues Gleichgewicht zu führen.“, betont Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin. Dabei geht es um ein neues Gleichgewicht im Zucker-, Fett- und Knochenstoffwechsel, den Ausgleich möglicher Mängel (z. B. Vitamine) sowie den Umbau von Fett in Muskelgewebe. Um die Patienten bestmöglich auf ihr neues Stoffwechselgleichgewicht einzustellen, bedarf es einer sorgfältigen Nachsorge über mehrere Jahre. Unterstützt werden die Patientinnen und Patienten dabei von der neuen Nachsorgebroschüre des Adipositas Zentrums. Diese umfasst wie ein Mutter-Kind-Pass wichtige Informationen, Ernährungsrichtlinien, sowie eine Liste der notwendigen Untersuchungen nach einer bariatrischen Operation. Das Zentrum für Adipositas bietet zusätzlich regelmäßige diätologische Gruppenschulungen nach einer bariatrischen Operation.
Adipositas Assistentin als erste Ansprechperson
Individuelle Behandlungen stehen im Adipositas Zentrum im Vordergrund. Mit Diplomschwester Birgit Emathinger berät und betreut eine eigene Assistentin die Betroffenen auf ihrem Therapieweg. „Menschen mit Adipositas haben viele Fragen zu den verschiedenen Therapien, in der Erstberatung nehme ich mir Zeit, diese Fragen zu beantworten und in Ruhe über die Möglichkeiten im Zentrum zu informieren.“, berichtet DGKS Birgit Emathinger. In der Erstberatung erhebt sie den aktuellen Status und plant mit den Patienten gemeinsam den Therapieweg.
Infoabend am 16. März 2016 um 18 Uhr zu den Angeboten im Adipositas Zentrum
Das Adipositas Zentrum bietet ein breites und umfassendes Therapieangebot für Menschen mit krankhafter Fettleibigkeit. Interessierte erhalten bei einem Infoabend am Mittwoch, 16. März, 18 Uhr, im Festsaal des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Wien, 1060 Wien, Stumpergasse 13, einen Überblick und können dabei Fragen stellen.
Anmeldung zu den Ambulanzen sowie zur Coping School Adipositas unter 01/59988- 2106 (Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr).
Über das Zentrum für interdisziplinäre Adipositas Therapie
Das Adipositas Zentrum im Krankenhaus Barmherzige Schwestern Wien ist mit jährlich rund 400 stationären Aufenthalten, 1.200 Besuchen in den verschiedenen Adipositas Ambulanzen sowie 600 Beratungsgesprächen der Adipositas Assistentin eine der größten Spezialeinrichtungen für krankhaft fettleibige Menschen in Österreich. Ein interdisziplinäres Behandlungsteam aus Innerer Medizin, Chirurgie, Anästhesie, Radiologie, Physikalischer Medizin, Psychotherapie, Diätologie, Klinischer Psychologie und speziell geschulten Pflegekräften arbeitet seit 2011 eng zusammen und bietet Betroffenen ein breites Behandlungsspektrum auf höchstem medizinischem Standard. Die gesamte Ausstattung des Zentrums ist auf die Bedürfnisse adipöser Menschen abgestimmt.