CD Cover ALLES THEATER von Egon FriedellHeinz Marecek liest anhand einer Hörbuch-CD „Alles Theater“ – von Egon Friedell;
Aphorismen, Sketches und Szenen, ausgewählt und gestaltet von Oscar Deleglise;

Unter „Alles Theater“ werden nicht nur allein die Gebräuche, Sitten und Unsitten, die beim Theater nun einmal anzutreffen sind, parodiert, sondern es wird auch die überaus interessante Frage aufgeworfen, warum mit dem Theater eigentlich so viel Theater betrieben wird. Egon Friedells (1878 – 1938) Essays, Satiren und Humoresken sind hervorragende, brillante und auch bezaubernde Parodien, die „Charme mit Perfidie und Bosheit mit Takt“ (Zitat: Peter Haage) zu verbinden wissen. Diese wurden im Laufe der Zeit aus Wiener Tageszeitungen und Programmheften entnommen, manche von ihnen sind in den Jahren zwischen 1905 und 1914 in Jacobsohns „Schaubühne“ entstanden, alle wahre Kabinettstücke der Persiflage, beißender und zugleich umwerfend komischen Satirik. Egon Friedell weist zweifelsohne mit „seiner kosmischen Phantasie, die Maßstäbe aller menschlichen Dinge zu verzerren und zu verrücken, um sie eben dadurch in ihren wahren Dimensionen aufleuchten zu lassen“ – wie er über Johann Nepomuk Nestroy schrieb – eine unleugbare geistige Verwandtschaft mit dem von ihm entdeckten zweiten Nestroy auf.

War und ist Wien eigentlich eine Theaterstadt? Egon Friedell beantwortete diese Frage in seiner ihn auszeichnenden typischen und zynischen Art: „Wenn man unter einer Theaterstadt eine Stadt versteht, in der alles „Theater“, das heißt nichts echt und tief, sondern alles Schminke und Oberfläche, ist, eine Stadt, in der Tag und Nacht Komödie gespielt wird: dann ist Wien die Theaterstadt schlechthin.“ Die österreichische Kaiserin Maria Theresia sah das einst milder: „Spectacle müssen sein, ohne dem kann man nicht in so einer großen Residenz bleiben“.

Über Egon Friedell:
Eigentlich Egon Friedmann, geboren am 21. Jänner 1878 in Wien; † 16. März 1938 ebenso in Wien, war ein österreichischer Journalist und Schriftsteller, der als Dramatiker, Theaterkritiker und Kulturphilosoph hervortrat. „Die Krisis der europäischen Seele von der schwarzen Pest bis zum Weltkrieg (1914-18)“ nannte er im Untertitel sein auf drei Bände angewachsenes Riesenfeuilleton „Kulturgeschichte der Neuzeit“ (1927-32), eine Sammlung von Polemiken gegen Zeitgenossen wie Sigmund Freud und impressionistisch zusammengestellten Einblicken in die europäische Geistesgeschichte. Außerdem wirkte er als Schauspieler, Kabarettist und Conférencier. Egon Friedell trug Masken. Selbst wenn er Monokel und Elfenbeinstock ablegte. Leben hieß Inszenieren. Er spielte nicht nur mit Hans Moser und Heinz Rühmann, er spielte immer. Als Egon Friedmann geboren, gab er die Figur des Universalgelehrten Friedell. Überaus tragisch sein Tod: Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland in den März-Tagen des Jahres 1938 rieten ihm Freunde zur Flucht. Friedell blieb in seinem geliebten Wien und harrte starr vor Angst der Dinge. Als SA-Leute auf der Suche nach dem „Jud Friedell“ an seiner Wohnungstüre in Währing, Gentzgasse 7, klopfen, sprang er kurzerhand aus dem Fenster im 3. Stock. Dabei ist überliefert, dass er zuvor noch die unten anwenden Passanten ob seines nahenden Aufpralls lauthals warnte, damit diese zur Seite gehen mögen …

Über Heinz Marecek:
Heinz Marecek, geboren am 17. September 1945 in Wien, ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur und Kabarettist, der das Reinhardt-Seminar absolviert hatte. Er hatte Engagements an der Volksoper, dem Theater der Jugend und am Landestheater in Graz. In den Jahren von 1971 bis 1998 war er Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt. Heinz Marecek spielte unter anderem an diesem Haus den Liliom in Ferenc Molnárs gleichnamigem Stück, den Kasimir in „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horváth, den Jura im „Konzert“ von Hermann Bahr, den Weinberl in Johann Nestroys „Einen Jux will er sich machen“, den Dr. Maurer in Arthur Schnitzlers „Weites Land“ und den Puck im „Sommernachtstraum“ von Wiliam Shakespeare. Er wirkte mit in „Pottasch und Perlmutter“, „Charleys Tante“, „Hurra, ein Junge“ uvam. Marecek inszenierte auch an der Volksoper das Musical „Kiss me Kate“ und am Volkstheater „Die Dame vom Maxim“. Im Theater in der Josefstadt führte er Regie bei: „Das Veilchen“, „Pension Schöller“, „Raub der Sabinerinnen“, „Lampenfieber“ usw. Aber auch im Fernsehen kam er wunderbar zur Geltung anhand der Filme und Serien: „Der Bockerer“, „Schwejk und Der Narr von Wien“, „Die liebe Familie“, „Das Ringstraßenpalais“, „Die Neue“ und „SOKO Kitzbühel“. Heinz Marecek ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes.

Dazu das oepb:

Heinz Marecek zuhören zu dürfen, ist immer wieder ein Genuss und es bereitet Freude – der Zuhörer gewinnt aber auch immer wieder aufs neue den Eindruck, dass es ihm große Freude bereitet – wenn er pointiert über leider schon oft vergessene Philosophen, Schauspieler oder Literaten erzählt. Marecek hält in Referat-ähnlicher Geschichten-Form das Gestern fest und bereitet es für die nachfolgenden Generationen herrlich auf. Wenn er munter darauf los plaudert, entsteht immer wieder der Eindruck, dass er die längst verstorbenen Großen der österreichischen Kultur- und Theater-Szenerie erst kürzlich im Kaffeehaus zu einem netten Plausch getroffen hat. Man kann froh sein und darf sich glücklich schätzen, dass es einen wie ihn gibt, der das längst Vergangene hoch hält und quasi veredelt für die Nachwelt. Und der älteren Generation spricht er aus der Seele, da diese sich gerne an längst vergangene Zeiten zurückerinnern. Marecek´s große Vielseitigkeit ist daher unbezahlbar und von einem unschätzbarem Wert!

ALLES THEATER von Egon Friedell
gelesen von Heinz Marecek
Hörbuch-CD
ISBN: 7-17281-90620-3
erschienen bei: Preiser Records
www.preiserrecords.at

Inhalt der CD:
1) Zur Psychopathologie des Schauspielers
2) Rezept der Kritiker
3) Wozu noch Theaterkritik?
4) Meine Nestroy-Vorstellung
5) Der Hund von Baskerville
6) Als ich Regisseur war
7) Was ist eine Tournée?
8) Warum ich nicht Theaterdirektor geworden bin
9) Abschied von der Bühne

Zu bestellen bitte direkt hier:

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