Walter Schachner (weiße Dress) beim erfolgreichen Torschuss. Aus Österreich gegen Portugal vom 15. November 1978 (1 : 2). Foto: © oepb
Walter Schachner (weiße Dress) beim erfolgreichen Torschuss. Aus Österreich gegen Portugal vom 15. November 1978 (1 : 2). Foto: © oepb

Am morgigen Samstag, 18. Juni, trifft bekanntlich die ÖFB-Auswahl im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2016 um 21 Uhr in Paris auf Portugal. Beide Nationen stehen unter Druck, denn weder das 0 : 2 der Österreicher gegen Ungarn war in jener Art und Weise des Zustandekommens vorhersehbar, noch das 1 : 1-Remis der stolzen Portugiesen gegen Island. Für Österreich könnte ein etwaiges Unentschieden zu wenig sein und so hofft man im ganzen Land auf einen vollen Erfolg gegen Portugal.

Statistiken sind, so weiß man, meist ohnehin nur Schall und Rauch. Aber da gerade Fußballspieler überaus abergläubisch sind und auch die Euphorie in Rot-Weiß-Rot noch nicht so rasch abebben sollte, könnte man sich doch an der bisherigen Spiel-Statistik gegen die ehemalige Seefahrer-Weltmacht aufbauen. Die ist nämlich mit 3 Erfolgen und 5 Unentschieden bei 10 Spielen erfolgreich. Auch die dabei erzielte Tor-Differenz von 19 : 11 spricht klar für Österreich.

Matchkarte vom 15. November 1978. Sammlung: oepb
Matchkarte vom 15. November 1978. Sammlung: oepb

Zur Geschichte:

Es dauerte bis zum 26. Jänner 1936, ehe man erstmals in der Geschichte auf Portugal traf. Die ÖFB-Auswahl gewann in Porto vor 25.000 Zuschauern mit 3 : 2. Am 23. November 1952 dann das zweite Länder-Match, abermals in Porto. Diesmal erlebten 50.000 Besucher ein 1 : 1. Beide Spiele hatten freundschaftlichen Charakter.

Ein Jahr später dann der große Triumph! Österreich schlug im Rahmen der WM-Qualifikation für die Schweiz 1954 die Portugiesen im Wiener Praterstadion mit einem unglaublichen 9 : 1. Es handelte sich am 27. September 1953 vor euphorisierten 55.000 (bis 60.000, die genauen Zahlen schwanken hier) Fußball-Anhängern um den höchsten Erfolg einer ÖFB-Auswahl, der erst am 30. April 1977 mit einem 9 : 0 über Malta nochmals überboten wurde. Das Rückspiel, diesmal in Lissabon, schien eine klare Sache für Österreich zu sein? Wohl kaum, die Tordifferenz vom Hinspiel zählte nämlich nichts und jeder Sieg Portugals hätte ein drittes und entscheidendes Spiel nach sich gezogen. Nun, Österreich erkämpfte am 29. November 1953 vor 65.000 Menschen ein 0 : 0 und reiste zur Fußball-WM-Endrunde 1954 in die Schweiz. Dort wurde man Dritter. Dies ist der bis heute größte Triumph in der ÖFB-Geschichte.

Faksimile KURIER vom 3. September 1992. Österreich und Portugal trennten sich in Linz 1 : 1.
Faksimile KURIER vom 3. September 1992. Österreich und Portugal trennten sich in Linz 1 : 1.

Es dauerte wieder viele Jahre, ehe Portugal und Österreich neuerlich aufeinander trafen. Im Rahmen der EM-Qualifikation für Italien 1980 lud die Argentinien-Generation am 15. November 1978 zum Hinspiel. 65.000 Zuschauer sorgten für einen ohrenbetäubenden Krach im alten Prater, als Walter Schachner das vorgelegte 0 : 1 durch Nene in der 71. Minute ausgleichen konnte. Katzenjammer herrschte jedoch nach 90 Minuten, Alberto traf zum 1 : 2. Es war dies der erste Erfolg Portugals gegen Österreich im 5. Aufeinandertreffen. Grimmig und wild entschlossen reiste man zum Rückspiel. Gestärkt von Erfolgen gegen England (4 : 3) und Norwegen (4 : 0), sowie gegen Ungarn mit 3 : 1 schossen am 21. November 1979 Kurt Welzl und abermals Walter Schachner die Treffer der Österreicher, die damit in Lissabon über 70.000 Zuschauer ins Tal der Tränen bugsierten. Die Revanche war geglückt, Österreich blieb auf der Iberischen Halbinsel mit 2 : 1 erfolgreich. Dennoch fehlte in der Qualifikationsgruppe 2 ein einzelner Punkt, Österreich wurde Zweiter, nach Italien 1980 reiste Belgien und verlor dort erst im Endspiel gegen Deutschland mit 1 : 2.

Matchkarte vom 13. November 1994. Sammlung: oepb
Matchkarte vom 13. November 1994. Sammlung: oepb

Wiederum einige Jahre später traf man binnen 12 Monaten gleich zweimal auf Portugal – in freundschaftlicher Hinsicht. Am 4. September 1991 verfolgten lediglich 5.000 Fans in Porto ein 1 : 1, am 2. September 1992 sahen immerhin 14.000 Zuschauer im Linzer Stadion ein weiteres 1 : 1. Österreich wurde damals von Ernst Happel betreut, der nur zwei Monate später seinem Krebsleiden erliegen sollte.

Blick auf die Blöcke C und D im Wiener Prater. Austrianer und RAPIDler zauberten am 11. Oktober 1995 die erste gemeinsame ÖFB-Fan-Choreografie ins weite Rund. Foto: oepb
Blick auf die Blöcke C und D im Wiener Prater. Austrianer und RAPIDler zauberten am 11. Oktober 1995 die erste gemeinsame ÖFB-Fan-Choreografie ins weite Rund des Ernst Happel-Stadions. Foto: oepb

Zwei Jahre darauf hieß es neuerlich die Klingen kreuzen, diesmal im Zuge der EM-Qualifikation für England 1996. Das Hinspiel unter Teamchef Herbert Prohaska am Atlantik am 13. November 1994 verlor man vor 25.000 Zuschauern in Lissabon mit 0 : 1. Zum Rückspiel 11 Monate später pilgerten am 11. Oktober 1995 44.000 Zuschauer in den Wiener Prater, die sich grün und blau über den Ausgleich von Paulinho ärgerten. Peter Stöger brachte zuvor Rot-Weiß-Rot in Front. Am Ende reichten 16 Punkte in der Qualifikationsgruppe 6 nicht zur Teilnahme an der Fußball-EM 1996 in England.

Faksimile FAN POST Nr. 7 / November 1995. Österreich und Portugal trennten sich in Wien 1 : 1. Die erste Choreografie einer österreichischen Fan-Kurve wurde an jenem Abend praktiziert.
Faksimile FAN POST Nr. 7 / November 1995. Österreich und Portugal trennten sich in Wien 1 : 1. Die erste Choreografie einer österreichischen Fan-Kurve wurde an jenem Abend praktiziert.

Und so zogen neuerliche 21 Jahre ins Land, ehe man nun wieder mit Portugal in den Ring steigen wird. Die Vorzeichen sind ungleich leichter oder schwerer denn der früheren Jahre. Österreich braucht einen Sieg. Wie dieser zu schaffen sein wird, hat die derzeitige National-Elf bereits bewiesen. Was aber unabdingbar sein wird, ist nicht nur der Glaube an die eigene Stärke, sondern auch der absolute Wille zum vollen Erfolg. Vom „schönen Herumscheißerln“ mit der Kugel, wie dies beispielsweise sehr gerne Marko Arnautovic seit einigen Partien an den Tag legt, wird nicht viel zu gewinnen sein. Es ist jeder einzelne der Herren Stars gefragt und auch gefordert. Der olympische Gedanke sollte morgen Abend schubladisiert werden, denn es wäre durchwegs auch einmal angebracht, dass Österreich „mitten drin“ bleibt und nicht „nur dabei“ ist.

„Glück auf!“

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