Drei Ulmer auf einem Bild, die dem Österreichischen Fußballsport ihren Stempel aufdrückten. Von links Fritz Ulmer, Gerhard Ulmer in der Mitte, sowie Andreas Ulmer. Foto-Collage: oepb

Andreas Ulmer (* 30. Oktober 1985 in Linz) absolvierte bis zur Stunde 402 Spiele in der höchsten Spielklasse Österreichs. Er hat damit seinen Status als Bundesliga-Legende weiter einzementiert. Wenn er heute Abend im ÖFB-Länderspiel in Linz gegen Estland aufläuft, wäre dies auch sein 33. A-Länderspiel für Österreich.

 Das frisch verheiratete Ehepaar Ingrid und Gerhard Ulmer im Jahre 1979 in Linz. Im Oktober 1985 sollte sich Söhnchen Andreas einstellen. Foto: © oepb

Die Aufnahme in den Bundesliga-Legendenklub (durch 400 Spiele, 100 Tore oder 7 Meistertitel inklusive Einsatz) ist dem Salzburger Kapitän durch das Meistertitel-Kriterium bereits vor langem gelungen: Er ist bei 12 Titelgewinnen mit dem FC Red Bull Salzburg zum Einsatz gekommen (und war ohne Einsatz Teil der FK Austria Wien-Meistermannschaft 2005/06), damit ist er unangefochtener Rekordmeister unter den Spielern.

Mit seinem 400. BL-Einsatz wurde Andreas Ulmer nun zur „doppelten Legende“ und damit Teil einer höchst exklusiven Auswahl: zwei Kriterien zu erfüllen, ist vor ihm nur acht anderen Spieler gelungen: Ernst Baumeister, Kurt Garger, Leo Lainer, Mario Haas, Christian Keglevits, Christian Mayrleb, Erich Obermayr und Ivica Vastic.

Gerhard Ulmer (1978, rechts am Ball), der Vater von Andreas Ulmer, war jahrelang eine Stütze der SK VÖEST Linz-Abwehrreihe. Gegen Hans Krankl spielte Gerhard Ulmer am liebsten. Foto: © oepb

Über Asten, Linz und Hollabrunn in die Bundesliga

Für die frühe Fußballbegeisterung des jungen Andreas Ulmer sorgte nicht zuletzt schon die familiäre Vorbelastung: Vater Gerhard Ulmer (* 16. Jänner 1957, Abwehrspieler) absolvierte von 1977/78 bis 1985/86 219 Bundesliga-Spiele / 2 Tore für den SK VÖEST Linz, sein Onkel Fritz Ulmer (* 12. Jänner 1948, Stürmer) war aktiver Teil der SK VÖEST Linz-Meistermannschaft von 1973/74, die sich den letzten Meistertitel vor der Bundesliga-Gründung sichern konnte. Fritz Ulmer, der seinerzeit beim SK VÖEST-Anhang Publikumsliebling auf der Linzer Gugl war, kam zwischen 1969 und gleichbedeutend mit dem Oberhaus-Aufstieg des SK VÖEST Linz und der Saison 1976/77 auf 216 Spiele für die Linzer Werksportler und traf dabei 75mal ins Schwarze.

Auch Andreas Ulmer hinterließ seine ersten fußballerischen Spuren in Oberösterreich, er spielte in den Nachwuchsabteilungen des SK Asten und vom LASK. Später wechselte er in die damalige Frank-Stronach-Akademie der Wiener Austria nach Hollabrunn. Über die Nachwuchsschmiede der Veilchen gelang ihm schließlich der Sprung in den Erwachsenenfußball der Violetten, wo er zumeist in der Amateurmannschaft – zunächst in der Regionalliga Ost und später in der 2. Liga – zum Einsatz kam. Unter dem Trainer-Duo Peter Stöger/Frenkie Schinkels feierte Andreas Ulmer beim 5 : 1-Heimsieg in der letzten Runde gegen Admira/Wacker am 29. Mai 2005 schließlich sein Bundesliga-Debüt, zwei weitere Bundesliga-Kurzeinsätze für die Veilchen sollten in der Saison 2006/07 folgen.

Der 37-Spiele-Mann

Zu Beginn der Saison 2008/09 wechselte Andreas Ulmer zur SV Ried und gehörte bei den Innviertlern auf Anhieb zum Stammpersonal. In 22 Spielen für die Rieder versäumte Ulmer keine einzige Spielminute und erzielte beim 1 : 0-Heimerfolg gegen den SK Rapid Wien auch sein erstes Bundesliga-Tor. Die konstant starken Leistungen des Außenverteidigers erregten die Aufmerksamkeit des damaligen Salzburg-Sportdirektors Heinz Hochhauser, der Ulmer in der Winterpause an die Salzach holte. Auch beim FC Red Bull Salzburg wurde Ulmer von Beginn an zur Stammkraft und verpasste im Frühjahr auch für die Salzburger kein Spiel. Da die Roten Bullen im Frühjahr noch ein Nachtragsspiel aus dem Herbst zu absolvieren hatten, kam Ulmer in dieser Saison als einziger Spieler in der Bundesliga-Geschichte zu 37 Einsätzen in einer Saison – und absolvierte jede einzelne Spielminute. Zum Ende der Saison konnte er seinen ersten von bis dato 12 Meistertiteln mit den Salzburgern feiern.

Ein typischer Fritz Ulmer im Dress des SK VÖEST Linz, der sich als Stürmer bullig in Szene zu setzen verstand. Hier auf der Simmeringer Had im Jahre 1972 gegen zwei Abwehrspieler des 1.SSC. Foto: © oepb

Faire Salzburger Legende

Aus Andreas Ulmer und dem FC Red Bull Salzburg wurde eine stabile Langzeitbeziehung und Ulmer zur Stammkraft unter sämtlichen Salzburg-Trainer. Egal, ob diese Co Adriaanse, Huub Stevens oder später Adi Hütter, Marco Rose oder Jesse Marsch hießen: Die linke Abwehrseite beackerte stets Andreas Ulmer. Das hat sich auch unter dem heutigen Trainer Matthias Jaissle nicht geändert. Den Übergang zum intensiven Pressing-System der Salzburger vor rund zehn Jahren unter dem heutigen Teamchef Ralf Rangnick hat Ulmer nahtlos geschafft und lässt auch mit mittlerweile 37 Jahren und trotz der intensiven Spielweise der Salzburger keine Verschleißerscheinungen erkennen. Besonders auffallend ist, dass Ulmer kaum Gelbe Karten erhält. In seiner gesamten Karriere war er nur einmal Gelb-gesperrt, in der Saison 2006/07 bei den FK Austria Wien Amateuren in der 2. Liga. In der höchsten Spielklasse hat er nie mehr als vier Gelbe Karten pro Saison erhalten und wurde – ebenfalls wenig für einen Verteidiger mit einer derart hohen Anzahl an Spielen – nur zweimal mit Rot des Feldes verwiesen.

In Salzburg zuhause – in Europa unterwegs

Seine Qualitäten stellt Ulmer auch auf dem internationalen Parkett unter Beweis. Kurz nach seinem Wechsel nach Salzburg debütierte er im Februar 2009 im Österreichischen Nationalteam und wurde knapp vor Schluss der 0 : 2-Niederlage im Freundschaftsspiel gegen Schweden von Teamchef Karel Brückner für Marko Arnautovic eingewechselt. 31 weitere Einsätze in Rot-Weiß-Rot sollten folgen, wobei er insbesondere in der Qualifikation zur EM 2020 einen Stammplatz in der Mannschaft von Franco Foda hatte und bei der Endrunde auch in den Vorrundenspielen gegen Nordmazedonien und die Niederlande zum Einsatz kam.

Auf Klubebene ist Andreas Ulmer höchst erfolgreich in Europa unterwegs und absolvierte bis dato 132 Spiele in internationalen Bewerben – einem UEFA-Cup-Spiel mit der Wiener Austria ließ er 131 Europacupbegegnungen mit Red Bull Salzburg folgen, die ihn unter anderem ins Europa League-Halbfinale und viermal in die Champions League-Gruppenphase führten, die er vergangene Saison auch überstehen und ins Achtelfinale gegen den FC Bayern München einziehen konnte.

Rekordmann Andreas Ulmer

Seit 2018 führt der zweifache Familienvater den FC Red Bull Salzburg als Kapitän aufs Feld. Damit ist er nicht nur der 35. Spieler, der diese Schallmauer durchbricht, sondern ist mittlerweile einer von nur fünf in der Bundesliga-Geschichte (mit Erich Obermayr, Heribert Weber, Michael Baur und Leo Lainer), die 250 Siege feiern konnten. Seine 13 Meistertitel (12 davon mit Einsatz) sind Österreich-Rekord, seine 375 Spiele für die Roten Bullen Vereinsrekord.

Wer ist der bessere Ulmer

In früheren Jahren wurde in Linz zu Hause bei den Ulmers sehr gerne gescherzt, wer denn der bessere Ulmer sei: Onkel Fritz, Papa Gerhard oder eben der Andi Ulmer. Nun, diese nackten Zahlen hier beantworten wohl auch diese Frage ein für alle Mal.

Linzer Legenden im Jahre 2014 unter sich. Im Bild von links: LASK-Trainer Adolf Blutsch, Gerhard Ulmer und Erwin Fuchsbichler (beide SK VÖEST Linz). Foto: Andreas Maringer/cityfoto

Um in den Bundesliga-Legendenklub aufgenommen zu werden, muss man eines von drei Kriterien erfüllen: 400 Spiele, 100 Tore oder 7 Meistertitel inkl. Einsatz in der entsprechenden Saison. Gewertet werden die Leistungen in der höchsten Spielklasse ab der Bundesliga-Gründung 1974 – unabhängig davon, ob sie für einen oder mehrere Klubs erbracht wurden. Aktuell sind 54 Spieler und drei Trainer Teil des Bundesliga-Legendenklubs, neun Spieler haben gleich zwei Kriterien erfüllt.

Zur kompletten Übersicht des Bundesliga-Legendenklubs: 

https://www.bundesliga.at/de/statistik/legendenklub/

oepb.at – In eigener Sache

Wenn die Österreichische Fußball-Bundesliga die Saison 2023/24 als 50-jährige Jubiläumssaison ausruft, dann darf dabei nicht vergessen werden, dass in Österreich seit 1911/12 regelmäßig Meisterschaft gespielt wird und es seit 1949/50 eine Gesamt-Österreichische Fußballmeisterschaft gibt. Wir werden hier in regelmäßiger Unregelmäßigkeit an Protagonisten der österreichischen Fußball-Landschaft erinnern, abseits der allseits bekannten Spieler-Größen. An Fußballer, die heute teilweise leider bereits vergessen sind, die aber dennoch der Liga und den Vereinen, für die sie aktiv waren, ihren Stempel aufgedrückt haben.

Quelle: Redaktion www.oepb.at

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www.bundesliga.at

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