Erdig, urig, ehrlich und Vitasek! Andreas Vitasek ist (und bleibt) eben Andreas Vitasek, wie eh und je, ein verspielter Erzähler mit dem richtigen Gefühl fürs Timing. Trockenhumorig, selbstironisch, spitzbübisch, eloquent und überaus witzig.
In „Sekundenschlaf“, seinem zwölften Soloprogramm, erzählt er genau zwölf Geschichten, die im Verlauf eines Jahres passiert und geschehen sind. In dieser Zeit lief er zwar nicht „wie ein kabarettistischer Vampir“ umher, wurde jedoch „etwas hellhöriger“ für allfällig verwendbares Material. Geändert hat er seine Arbeitsweise: „Früher habe ich nur Notizen gemacht und damit gleich geprobt. Jetzt habe ich das erstmals fertig ausformuliert und schließlich fertige Kurzgeschichten gehabt, die man vermutlich auch so veröffentlichen hätte können. Damit habe ich aber jetzt die Zusatzarbeit gehabt, das für die Bühne wieder reduzieren müssen.“
Auf dem DVD-Cover ist der Kabarettist als spitzbübisches Raffael-Engerl abgebildet. Ein Indiz dafür, dass seine Figur den „Sekundenschlaf“ nicht überlebt hat.
Eine kabarettistische Navigationshilfe zwischen Wirklichkeit und Traum, Gestern und Morgen, Himmel und Hölle: Andreas Vitasek traumwandelt in seinem 12. Solo „Sekundenschlaf“ auf ganz dünnem Eis der Realität mit ihren Sollbruchstellen, Gewinnwarnungen und Paradigmenwechseln. Auf seiner Tour de Farce durch die seelische Provinz trifft er Cerberus, den Höllenhund, versucht, einen WLAN-Verstärker zu kaufen, besucht seine Ahnen und Namensvettern, erinnert sich an sein Europa, pflanzt Wunderbäume, erklärt die richtige Art, Harakiri zu verüben, und verliert vorübergehend sein Herz.
Geschichten und Anekdoten vom Schutzengerl bis zum Mops, Erlebtes und Erdachtes von der „Bank meines Vertrauens“ bis zu Sisyphus, den man sich als glücklichen Menschen vorstellen müsse: Sie sind satirisch und bissig, poetisch und sentimental, gespickt mit politik-, wirtschafts- und gesellschaftskritischen Seitenhieben.
Und nun, mit 57 Jahren, wurde ihm in der U-Bahn ein Sitzplatz angeboten. Mit einer derartigen Niederlage muss man erst einmal fertig werden. „Ich steig eh gleich aus“, habe er geantwortet – und sei ausgestiegen. Zwei Stationen vor dem Ziel. Aber Vitasek vermag sich selbst zu trösten: Man vertraue doch eher dem erfahrenen Chirurgen, auch wenn dieser schon ein wenig zittrig ist – und nicht dem Jungarzt, der nur daran denkt, welchen Porsche er kaufen soll.
Ein Thema: die Zeit. Ihre subjektive Wahrnehmung: Wo sind eigentlich die letzten zehn Jahre hingekommen? Wie ist das mit dem chinesischen Fluch „Mögest du in interessanten Zeiten leben?“ Warum wird alles immer schneller? „Kaum hat man sich mit seinem neuen iPhone angefreundet, gibt’s schon wieder ein neues Modell.“
Und absolut „Vitasek“-like meint er weiter: „Stundenlang versonnen in die Grillglut starren, in der Linken eine Dose Budweiser, in der Rechten eine hellblaue Fliegenklatsche, das ist burgenländisches Tai Chi.“ „…und wenn Sie ein paar Birken sehen und darunter einen gelangweilten Mops, der mir irgendwie ähnlich sieht, dann sind Sie schon am richtigen Weg.“
Fazit: Ein gemütlicher Abend der so richtig zum Lachen einlädt und einmal mehr das Zwerchfell nachhaltig zum Erbeben bringt.
DVD / Produktinformation
Bild: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Anzahl Disks: 1
Lauflänge: 121 Minuten
EAN-Nr. 9006472027027
Studio: Hoanzl Vertrieb GmbH
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Andreas Vitasek wurde am 1. Mai 1956 in Wien-Favoriten geboren. Seit gefühlten Ewigkeiten ist er als Kabarettist und Schauspieler („Müllers Büro“, 1986) aktiv, später gesellte sich dann auch noch der Regisseur hinzu. Ab 1974 studierte Vitasek Theaterwissenschaften und Germanistik in Wien. In den Jahren 1978 bis 1980 besuchte er die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris. Seit 1981 arbeitet er als Kabarettist, Schauspieler und Regisseur. Er lebt und arbeitet in Wien und im Südburgenland.
Kabarett:
1981 „Spastic Slapstik“
1983 „Die sieben Leben des Max Kurz“
1984 „Fahrt ins Blaue“
1986 „Andere Umstände“
1987 „Was bisher geschah“
1991 „Wieder allein“
1993 „Unterwegs“
1994 „Bilanz“
1997 „Kurzzugende“
1998 „Seine schönsten Erfolge, Teil zwei“
1999 „Pscht!“
2002 „Doppelgänger“
2004 „Eine Nacht im Ronacher“
2005 „Taxi, Tod & Teufel“
2006 „My Generation“
2010 „39,2° – Ein Fiebermonolog“
2012 „War da was?“
2014 „Sekundenschlaf“
Theater:
* Schauspiel:
1987 Buss in „Zappzarapp“ (Wolfgang Deichsel)
1987 Clov in „Endspiel“ (Samuel Beckett)
1988 Jakob in „Der Büchsenöffner“ (Victor Lanoux), mit Camillo Schmidt
1988 Snowball in „Farm der Tiere“ (George Orwell)
1990 Guido Trüb in „Haus der Temperamente“ (Johann Nestroy)
1990 Valerio in „Leonce und Lena“ (Georg Büchner)
1991 Apollo in „Wer einen Fuß stiehlt, hat Glück in der Liebe“ (Dario Fo)
1995 Kleinmann in „Tod“ (Woody Allen)
1998 Nedoschil in „Der Steuerfahnder“ (Fritz Schindlecker)
2001 Behringer in „Die Nashörner“ (Eugène Ionesco)
2001 Estragon in „Warten auf Godot“ (Samuel Beckett)
2002 Frosch in „Die Fledermaus“ (Johann Strauß Sohn)
2002 „Shakespeares gesammelte Werke leicht gekürzt“
2004 Franz in „Haus, Frauen, Sex“ (Margrit Schreiner)
2007 Handley in „Schöne Bescherung“ (Anthony Neilson)
2007 Weinberl in „Einen Jux will er sich machen“ (Johann Nestroy), Volkstheater Wien
2009 Arthur in „Umsonst“ (Johann Nestroy), Volkstheater Wien
2010 Rappelkopf in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ (Ferdinand Raimund),
Volkstheater Wien
2012 Tom in 2Lisa“ (Thomas Glavinic), Rabenhof Theater Wien
* Regie:
1991 „Fräulein Julie“ (August Strindberg), Volkstheater Wien
1991 „Prelude to a Kiss“ (Craig Lucas), Schauspielhaus Wien
1992 „Goldberg-Variationen“ (George Tabori), Stadttheater St. Gallen
1993 „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (Ödön von Horváth), Stadttheater Baden
1993 „Der Widerspenstigen Zähmung“ (William Shakespeare), Kl. Theater Salzburg
1996 „Gott“ (Woody Allen), Volkstheater Wien
2001 „Der alte Mann mit der jungen Frau“ (Johann Nestroy), Schauspielhaus Graz
Filme:
1982 „Café Malaria“, Regie: Niki List
1986 „Müllers Büro“, Larry, Regie: Niki List
1986 „Unser Mann in Bangkok“, Regie: Andreas Gruber
1986 „Die Dreckschleuder“, Regie: Niki List
1987 „Mozart und Meisel“, Mozart, Regie: Peter Hajek
1988 „Sternberg – Shooting Star“, Regie: Niki List
1989 „Bodo – Eine ganz normale Familie“, Nicky
1992 „Tage der Rosen“, Museumswärter
1994 „Der exekutierte Mensch, Regie: Kurt Ockermüller
1996 „Ein fast perfekter Seitensprung, Regie: Reinhard Schwabenitzky
1997 „Eine fast perfekte Scheidung“, Regie: Reinhard Schwabenitzky
1998 „Helden in Tirol“, Anwalt, Regie: Niki List
1999 „Fink fährt ab“, Fink, Regie: Harald Sicheritz
1999 „Eine fast perfekte Hochzeit“, Regie: Reinhard Schwabenitzky
2001 „Dolce Vita & Co“, , Toni, Regie: Erhard Riedlsperger
2002 „Brüder“, Adrian Stadler, Regie: Wolfgang Murnberger, Buch: Uli Brée
2003 „Brüder II“, Adrian Stadler, Regie: Wolfgang Murnberger
2003 „MA 2412 – Die Staatsdiener“, Regie: Harald Sicheritz
2005 „Brüder III – Auf dem Jakobsweg“, Adrian Stadler, Regie: Wolfgang Murnberger
2005 „Novotny & Maroudi“, Regie: Leo Bauer
2006 „Jenseits“, Regie: Stefan Müller
2006 „Crazy Race 3 – Sie knacken jedes Schloss“
2008 „Und ewig schweigen die Männer“ Regie: Xaver Schwarzenberger
2010 „Vitasek?“, Buch: Uli Brée & Andreas Vitásek, Regie: Rupert Henning
2011 „Kebab mit Alles“ – TV-Film, Regie: Wolfgang Murnberger
2013 Tatort „Zwischen den Fronten“, Gerichtsmediziner
Auszeichnungen:
1984 Österreichischer Kleinkunstförderungspreis für „Fahrt ins Blaue“
1986 Salzburger Stier
1987 Österreichischer Kleinkunstpreis Hauptpreis für „Andere Umstände“
1997 Ybbser Spaßvogel
2006 Sonderpreis für herausragende darstellerische Leistungen beim Fernsehfilm-Festival
Baden-Baden für „Brüder III – Auf dem Jakobsweg“
2007 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
2007 Österreichischer Kabarettpreis für „My Generation“
2010 Karl-Skraup-Preis, Publikumspreis
2011 Cornichon, Schweizer Kabarett-Preis
2014 Österreichischer Kabarettpreis für „Sekundenschlaf“
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