Am 15. März 1938 gab Adolf Hitler vom Altan der Neuen Burg aus den „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich bekannt. Im Haus der Geschichte Österreich (hdgö), an diesem zentralen Platz der Republik angesiedelt, ist die Auseinandersetzung mit diesem vulnerablen Ort der Zeitgeschichte ganzjährig ein Thema. Der neu gestaltete Themenbereich „Erinnern: Die Gegenwart der NS-Vergangenheit“ lädt ab 14. März 2023 zur vertiefenden Beschäftigung ein.

Am 15. März jährt sich die „Anschluss“-Rede Adolf Hitlers zum 85. Mal. Mehr als 200.000 Menschen jubelten ihm bei seiner Ansprache auf dem Altan der Neuen Burg vom Heldenplatz aus zu. Die Fläche über dem Haupteingang war schon zuvor dafür genützt worden, zu größeren Menschenmassen zu sprechen. Mit März 1938 wurde der Altan zum Symbol für die nationalsozialistische Geschichte des Landes und für den Ausgangspunkt der Gewaltgeschichte des Zweiten Weltkriegs sowie der Shoah, denn gleichzeitig mit der „Anschluss“-Kundgebung begannen die Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung.  
 
Schon mit den ersten Überlegungen für die Errichtung des hdgö war die Idee eines anderen Umgangs mit diesem vulnerablen Ort der österreichischen Zeitgeschichte verbunden. Der sogenannte „Hitler-Balkon“ ist heute nicht zugänglich. Wie wichtig er gerade für Überlebende ist, zeigte zuletzt der Wunsch der Zeitzeugin Erika Freeman, den Altan betreten zu wollen. Das hdgö regt bereits seit der Eröffnung des Museums zum Nachdenken über den Umgang mit diesem kontaminierten Ort an. Vor dem Ausgang zum Altan fragt das Museum nach der Meinung der Besucher*innen: Soll er für die Öffentlichkeit geöffnet werden oder lieber nicht? Bislang haben mehr als 118.000 Menschen ihre Stimme abgegeben, 101.633 sprechen sich für eine Öffnung aus.

Digital sammelt das Museum seit 2019 Ideen: Wenn dieser Ort öffentlich zugänglich wäre, wie sollte er genutzt werden? Interessierte können ihre Vorschläge im Online-Projekt „Der Balkon, eine Baustelle“ hochladen und über ihre Favoriten abstimmen. Insgesamt wurden bereits rund 400 Ideen und über 8.500 Voting-Stimmen abgegeben.
 
„Die internationale Auseinandersetzung mit Gedächtnisorten geht neue Wege. Auch in Österreich könnten wir solche beschreiten. Das hdgö ist gesetzlich definiert ein Diskussionsort, und diese Rolle nehmen wir auch zum Thema des Altans wahr. Wir regen eine öffentliche Debatte zu einer Öffnung an und stehen moderierend und begleitend gerne mit unserer Expertise zur Verfügung“, sagt hdgö-Direktorin Monika Sommer

Der neu gestaltete Themenbereich „Erinnern: Die Gegenwart der NS-Vergangenheit“ ist ab 14. März 2023 in der hdgö-Hauptausstellung zu sehen. Hier zeigt das Museum, dass die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ein laufender Prozess ist, der sich nicht abschließen lässt. Was bedeutet Erinnern an den Nationalsozialismus? Welcher Handlungsbedarf ergibt sich daraus für die Gegenwart? Am 16. März um 18 Uhr stellt Kurator Stefan Benedik in einer Führung die neuen Zugänge des hdgö zu Fragen des Erinnerns und der Kontinuitäten vor.

Quelle: Haus der Geschichte Österreich / HdGÖ

Foto: © Klaus Pichler

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Das Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ)  

Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeitgeschichtliche Museum der Republik und organisatorisch an die Österreichische Nationalbibliothek angebunden. Angesiedelt am geschichtsträchtigen Heldenplatz in der Neuen Burg, bietet das HdGÖ in seinen Ausstellungen Einblicke in die wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bis ins Heute. Außergewöhnliche Objekte, teils noch nie gezeigte Dokumente und interaktive Medienstationen machen Zeitgeschichte für Klein und Groß erlebbar – in historischen Räumen mit zeitgemäßer Architektur und Gestaltung.  Viele Fragen und Themen der österreichischen Zeitgeschichte mit Blick auf Gegenwart und Zukunft werden in Themenführungen, Workshops und Veranstaltungen diskutiert. Für alle, die unterwegs oder zu Hause neugierig auf Geschichte sind: Eigene Web-Ausstellungen, aktuelle Schwerpunktthemen und interaktive Bildersammlungen bieten unter www.hdgoe.at immer wieder Neues aus der Vergangenheit.

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