Cornelia Gurlitty, Ohne Titel, Wilna, 1917 – The Vilna Gaon Museum of Jewish Histor

Die Ausstellung beleuchtet die Seelenverwandtschaft der expressionistischen Grafikerin Cornelia Gurlitt und des expressiven Malers Anton Kolig. Lang verborgene Arbeiten von Cornelia Gurlitt, deren Œuvre noch nie in diesem Umfang in Österreich gezeigt wurde, und frühe Werke von Anton Kolig werden erstmals in einen künstlerischen Dialog gerückt.

Cornelia Gurlitt (1890–1919), Tochter des Dresdner Kunsthistorikers Cornelius Gurlitt und Schwester des Kunsthistorikers Hildebrand Gurlitt, „Hitlers Kunsthändler“, war eine ebenso talentierte wie ambitionierte Grafikerin des deutschen Expressionismus. Cornelia war an der Ostfront in Wilna (heute Vilnius) als Krankenschwester im Ersten Weltkrieg stationiert und schuff dort – stark geprägt von den Ereignissen des Krieges und einer unerfüllten Liebe – eindringliche Zeichnungen und Druckgrafiken.

„Zeichnen und Malen waren für Cornelia Gurlitt nie nur bloßes Wiedergeben von Ereignissen. Es war auch ein Versuch, die Unmittelbarkeit der Erlebnisse und Erfahrungen zu kompensieren und von etwas zu berichten, von dem nicht ohne Gefährdung des eigenen Selbst erzählt werden kann.“, so Kurator Hubert Portz.

 
Ausstellungsansicht, Cornelia Gurlitt & Anton Kolig, 2023 im Lentos Kunstmuseum Linz. Foto: © Reinhard Haider

Im Jahr 1919 beging die begabte Künstlerin, die einer angesehenen Familie entstammte, mit nur 29 Jahren Selbstmord. Den Aufstieg ihres Bruders Hildebrandt in die höchsten Kreise der nationalsozialistischen Kunstbürokratie sollte sie nicht mehr erleben. Die Gründe für den Suizid der Künstlerin bleiben im Dunkeln, aktuelle Forschungen verweisen auf eine unglückliche Liebesbeziehung zum Literaten Paul Fechter. „Mit jeder, die ich verließ starb ein Stück meiner Seele“, heißt es in Paul Fechters Liebesroman Die Gärten des Lebens zwanzig Jahre nach Cornelia Gurlitts Suizid. War es eine tragische Liebe zu dem ebenfalls in Wilna stationierten Kunstkritiker und Schriftsteller, welche die Künstlerin so früh in den Tod trieb?

„Das Leben und das Schaffen von Cornelia Gurlitt, der Cousine des Lentos Gründers Wolfgang Gurlitt, ist in diesem Umfang in Österreich eine Neuentdeckung. So geheimnisvoll wie Cornelias Leben ist auch ihr ebenso expressives wie symbolisches Werk. Ihre kleinformatigen Arbeiten sind – hier zeigt sich die Seelenverwandtschaft zu Kolig – ein einziger Aufschrei einer verwundeten Seele. Cornelia und Anton mussten Leben und Karriere dem Krieg opfern.“, erzählt Elisabeth Nowak-Thaller, Kuratorin.

In Anton Koligs (1886–1950) offizieller Biografie bleibt Cornelia Gurlitt, die er 1913 in Paris oder Dresden, wo sich der Maler aufhielt, kennenlernte, bislang unsichtbar. Sein Erstes Selbstbildnis aus dem Jahr 1915 schenkte er der treuen Freundin und ihr widmete er eines seiner expressiven Hauptwerke, Klage. Als Dank und Andenken an Cornelia nimmt Kolig 1919 das Gemälde Frau mit Fächer in Angriff, das er lebenslang an seiner Seite bewahren sollte. Viel ist über die Beziehung zwischen den beiden Künstler*innen, die eine Seelenverwandtschaft verband, nicht bekannt. Beide wurden jedoch geprägt von den Kriegsgräuel des Ersten Weltkrieges. Cornelia und Anton begegneten täglich Verwundeten, erlebten menschliches Leid und Tod an der Front oder direkt in Lazaretten, Cornelia in Wilnius als Krankenschwester, Anton als Soldat im Notreservespital in Klagenfurt.

Anton Kolig, Bildnis eines Soldaten (Andreas Berlanda), um 1916. Sammlung Dr. Otmar Rychlik, Niederösterreich

„Die Ausstellung folgt unserer Serie an unbekannten weiblichen Positionen – wie schon Ida Maly, Friedl Dicker-Brandeis oder Emmy Haesele – deren Werk viel zu lange die entsprechende Würdigung verweigert wurde. Um einen neuen Blick auf das Werk von Cornelia Gurlitt zu werfen, bietet sich das Lentos als Nachfolgeinstitution der Neuen Galerie, die von Cornelias Cousin Wolfgang Gurlitt begründet wurde, in besonderer Weise an. Eine Gegenüberstellung mit frühen Arbeiten Anton Koligs zeigt die tief empfundene Seelenverwandtschaft beider Künstler*innen auch auf einer stilistischen Ebene.“, berichtet Hemma Schmutz, Direktorin Lentos Kunstmuseum.

„Das Lentos thematisiert in der Ausstellung Cornelia Gurlitt & Anton Kolig nicht nur das Werk einer bis dato wenig bekannten, aber äußerst begabten Künstlerin, sondern zeigt auch Arbeiten eines des bedeutendsten Vertreters des österreichischen Expressionismus. Eine Schau die mit hochkarätigen Leihgaben aus Museen in der Schweiz und Litauen auch internationale Strahlkraft besitzt.“, freut sich Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft der Stadt Linz

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern, Vilna Gaon Jewish State Museum und privaten Leihgeber*innen entstanden. Im Zuge der Laufzeit werden zwei Spezialfürhungen mit den Kurator*innen Hubert Portz und Elisabeth Nowak-Thaller sowie Anton-Kolig-Experten Otmar Rychlik angeboten. Die Schau Cornelia Gurlitt & Anton Kolig. Reise der Herzen ist von 5. Mai bis 13. August 2023 im Lentos Kunstmuseum Linz zu sehen.

Quelle: Museen der Stadt Linz GmbH

www.lentos.at

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