Frauen und junge Mädchen werden zu Terroristinnen und zu Selbstmordattentäterinnen. Frauen, die bis dato in der Geschichte eigentlich immer das Leben schenkten, nehmen es nun. Ihr eigenes und das der Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld – im Zuge von wandelnden Zeitbomben. Sie sprengen sich kurzerhand in die Luft und töten dabei nicht nur sich selbst, sondern auch viele ihrer Mitmenschen. Frauen, die wissen und wußten, was sie tun und taten – oder etwa nicht? Frauen, die am Leben hängen sollten, oder eben mit diesem bereits abgeschlossen hatten. Frauen, die sich einfach ,nur´ rächen wollten. Weil man ihnen das genommen hatte, was ihnen lieb war – den Vater, den Bruder, den Gatten, die Kinder.
Der 10jährige Krieg in Tschetschenien hatte seine tiefen Spuren und klaffende Wunden hinterlassen. Die Russen waren das Feindbild. Und sie taten auch nichts dagegen, daß sich dies ändern sollte.
Der 10jährige Krieg in Tschetschenien hatte seine tiefen Spuren und klaffende Wunden hinterlassen. Die Russen waren das Feindbild. Und sie taten auch nichts dagegen, daß sich dies ändern sollte. Ganz im Gegenteil – sie überfielen die tschetschenischen Dörfer, plünderten die Häuser, steckten diese in Brand und verschleppten die Männer, weil sie meinten, daß es sich dabei um Rebellen handelte. Auf bestialische Art und Weise, die nicht einmal ein Tier imstande ist, seinem ärgsten Widersacher zuzufügen, wurden diese Männer gequält, gefoltert und schließlich mit dem Tod von dieser Qual ,erlöst´.
Zurück blieben die Frauen, die Mütter, die jungen Gattinnen, die in ihrem Leben keinen Sinn mehr sahen. Und sie wurden somit selbst zu Opfern jener, die diese Frauen in späterer Folge benützten, als lebendige ,Leichen´ für die Vergeltungsschläge.
Wenn einem Menschen alles genommen wird, was ihm lieb und wertvoll ist, wenn er Haus, Hof und seine allerliebsten Mitmenschen verliert, dann ist er leicht steuerbar. Wenn man ihm eintrichtert, daß nur die Blutrache – vergossen mit dem eigenen Fleisch und Blut – die wahre Rache ist, dann kann der Mensch dies auch schon einmal glauben. Tabletten und Pharmazeutika tragen das ihre dazu bei und der andauernde Hinweis, dann in einer anderen, in einer besseren Welt, bei Allah und dem geliebten verlorenen Menschen zu weilen, dies trieb diese Frauen, die sie in Rußland als ,Schwarze Witwen´ bezeichnen, so weit, um an das Äußerste zu gehen und diese Anschläge, die in der Zeit von 2000 bis 2003 1.500 Menschenleben und unzählige Verletzte forderten, zu verüben.
,Urteilt nicht über die Attentäterinnen – urteilt über jene, die sie dazu trieben, soweit zu gehen.´
Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, recherchierte die Jung-Autorin Julia Jusik – selbst Russin – ein Jahr lang in Tschetschenien quasi vor Ort und spürte die Hinterbliebenen und Angehörigen der ,Schwarzen Witwen´ auf, um die Hintergründe zu erfahren. Julia Jusik begab sich damit aber auch auf sehr dünnes Eis, denn der FSB (Föderaler Sicherheitsdienst) – vormals KGB – sah ihre Recherchen nur sehr ungern und sie stellte dabei fest, daß der russische Geheimdienst sehr viel wußte, die Möglichkeit hatte, vieles zu verhindern, es dann aber doch nicht tat. Warum nur?
Das Buch avancierte in Rußland zum Bestseller, obwohl es verboten wurde. Im Herbst 2004 kam die deutschsprachige Version auf den Markt. Der Leser wird schonungslos mit den Hintergründen konfrontiert und kann sich nach der Lektüre selbst seinen Reim darauf machen, warum eben diese Frauen zu Terroristen wurden und ob es nun vorbei ist, oder ob die Gefahr nach wie vor lauert – in vollbesetzten Autobussen, in U-Bahn-Schächten, in öffentlichen Einrichtungen …
Das Werk gibt die Antworten auf die Fragen, die in Rußland niemand stellt.
Die Bräute Allahs – Selbstmordattentäterinnen aus TschetschenienVon Julia Jusik ISBN 3 85326 373 9
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